4K UHD | Halloween H20

Eine verhängnisvolle Nacht im Jahre 1978 machte die damals blutjunge Jamie Lee Curtis zur Ikone des Horrorfilms – und John Carpenters Halloween als dazugehörigen Film gleich mit. Nach unzähligen, mit der Zeit immer abstruseren Fortsetzungen, wollte man 1998 mit Halloween H20 pünktlich zum Jubiläum an die ersten beiden Teile anknüpfen. Paramount veröffentlicht den Film hierzulande nun erstmals als 4K UHD. 

 

Vertrieb: Paramount Pictures

Erstveröffentlichung: 2000

Darsteller: Jamie Lee Curtis, Josh Hartnett, Michelle Williams, LL Cool J, Joseph Gordon-Levitt und andere

Veröffentlichungstermin: 05. Oktober 2023

Format: 4K UHD

Preis: 34.99€*

Altersfreigabe: ab 16 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Zwanzig Jahre sind vergangen, seit Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) nach der Konfrontation mit ihrem mordlustigen Bruder Michael Myers während der Schreckensnacht von Haddonfield gerade so mit dem Leben davongekommen ist. Seitdem fehlt von dem Serienkiller jede Spur. Getrieben von der Angst, dass der Schatten mit der weißen Gruselmaske irgendwann zurückkehrt, um sein blutiges Werk zu vollenden, ist Laurie mit neuer Identität in Kalifornien untergetaucht. Dort leitet sie unter dem Namen Keri Tate die renommierte Hillcrest-Privatschule, die auch ihr siebzehnjähriger Sohn John (Josh Hartnett) besucht. Der weiß zwar bestens über seinen unrühmlichen Onkel Bescheid, fühlt sich jedoch von seiner klammernden, zunehmend tabletten- und alkoholabhängigen Mutter in der Blütezeit seiner Jugendjahre massiv eingeschränkt, worüber es immer wieder zu lauten Auseinandersetzungen kommt. 

Auch zwanzig Jahre später ist die Angst vor einer Rückkehr von Michael Myers immer noch omnipräsent im Alltag der untergetauchten Laurie Strode. | 4K UHD

Als sich die gesamte Schulbelegschaft an Halloween zu einem mehrtätigen Ausflug davonmacht, bleibt John klammheimlich mit einigen Freunden zurück, um seine anstehende Volljährigkeit feucht-fröhlich einzuläuten. Und auch Laurie, die eine Affäre mit ihrem Kollegen Will eingegangen ist, erhofft sich ein paar entspannte Momente in trauter Zweisamkeit. Lediglich Wachmann Ronny (LL Cool J) hütet wie gewohnt das Tor und versucht, nebenbei seine Karriere als Schriftsteller voranzutreiben. Doch Lauries Ängste sollten nicht unbegründet sein, denn pünktlich zum Jubiläum taucht Michael aus der Versenkung auf, um auch die letzten Mitglieder seiner Familie ins Jenseits zu befördern – und dazu gleich jeden, der ihm bei seinem Vorhaben über den Weg läuft. Während sich die Schulflure bald blutrot färben, entschließt sich Laurie dazu, dass die Zeit des Weglaufens endgültig vorbei ist und stellt sich ihrem Bruder entschlossen zum Kampf…

Die Rezension

Willkommen in den Neunziger Jahren, wo Kinoplakate überwiegend nur noch aus Köpfen bestanden und das Horrorgenre dank Filmen wie Scream ein unerwartetes Revival erfuhr. Nachdem sich Wes Cravens Schocker spätestens mit dem Sequel nicht als einfache Eintagsfliege entpuppt hatte, gingen sämtliche Studios dazu über, längst begraben geglaubte Gruselikonen aus der Schublade zu holen und einmal mehr auf das horrorhungrige Kinopublikum loszulassen – erst Recht, da solche Filme in der Regel überaus günstig produziert werden konnten. Und Miramax, die sich als Geldgeber von Scream bereits ein goldenes Näschen verdient hatten, verfügten mit den Rechten an Halloween praktischerweise noch über einen weiteren, potenziellen Goldesel. 

Immer noch lautlos, immer noch extrem tödlich: Michael trachtet den letzten Mitgliedern seiner Familie nach dem Leben. | 4K UHD

Der musste jedoch erstmal kräftig entstaubt werden, denn nach dem kultigen Original driftete die Reihe über die Folgejahre immer mehr in übernatürlichen Schwachsinn ab, ehe der katastrophale sechste Teil das Franchise für lange Zeit endgültig begrub. Dafür engagierte man Scream-Schöpfer Kevin Williamson, welcher sich dazu entschied, die Teile 3-6 vollständig zu ignorieren und näher am Ursprung anzusetzen, wo Okkultismus und anderer Mumpitz glücklicherweise noch keine Rolle spielten. So schlug man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, denn einerseits musste man den Zuschauern nicht ganze sechs Filme im Vorfeld erklären, andererseits konnte man sich dadurch wieder auf den Kern der Reihe besinnen, nämlich die ewige Auseinandersetzung zwischen Michael Myers als Inkarnation des puren Bösen und seiner Familie. Eigentlich sollte John Carpenter wieder Regie führen, doch der hegte auch Jahrzehnte nach dem Original immer noch einen massiven Groll gegenüber dem Produzenten und so ging der Posten schließlich an Genreveteran Steve Miner. 

Johns Freundin Molly schwänzt den Klassenausflug ebenfalls und ahnt nicht, welch folgenreiche Nacht diese Entscheidung mit sich bringt. | 4K UHD

Dem Erfolg tat das keinen Abbruch, denn im Fahrwasser der laufenden Welle spielte Halloween H20 fast das fünffache seiner Kosten wieder ein. Genug, um vier Jahre später mit dem leider wieder völlig verhunzten Halloween: Resurrection einen neuen Nagel in den Sarg der Reihe zu treiben. Und auch das erste Reboot unter Federführung von Rob Zombie kann man abseits der visuellen Ästhetik komplett vergessen. Erst 2018 sollte ein erneuter Wiederbelebungsversuch endlich den erwünschten Erfolg bringen, die weitere Zukunft von Michael Myers ist gegenwärtig offen. Rückwirkend betrachtet ist Halloween H20 ein handwerklich solide gemachter Film, mit dem klassischen Look seiner Ära versehen und einer Jamie Lee Curtis, die ihrem Ruf als »Scream Queen« einmal mehr gerecht wird. In einem Gastauftritt zu sehen ist übrigens Janet Leigh, die seinerzeit schon in Hitchcocks unvergessenem Meisterwerk Psycho legendär aus dem Leben geschieden ist und ganz nebenbei auch noch die Mutter von Curtis gewesen ist, was durchaus annehmbar beweist, dass Talent vererbt werden kann. 

Wenn kein Kürbis da ist, um zur Laterne umgearbeitet zu werden, bedient man sich eben dessen, was man sonst so finden kann. | 4K UHD

Ein bisschen Kritik muss sich der Film aber trotzdem gefallen lassen, besonders nach heutigen Maßstäben. Das große Problem von Halloween H20 ist nämlich sein unausgegorenes Tempo. Bis überhaupt etwas nennenswertes passiert, dauert es nämlich eine ganze Stunde. So lange nimmt sich der Film Zeit, seine Charaktere zu etablieren, nur um diese dann innerhalb weniger Minuten nach und nach um die Ecke zu bringen. Und so richtig kreativ sind die Morde leider auch nicht. Michael Myers ist wie Jason Vorhees eher ein physischer Charakter, verfügt aber zumindest hier nicht über dessen sinistre Kreativität, sondern nutzt ausschließlich sein bevorzugtes Küchenmesser. Wuchtig in der Ausführung, aber eben schnell arm an Abwechslung. Trotzdem verbleibt am Ende immer noch ein überdurchschnittlich guter Beitrag zur ursprünglichen Reihe, die damit nach vier extrem wirren Ablegern wieder mehr zu ihren ursprünglichen Stärken zurückfinden konnte.

4K UHD: Das Bild

Nicht gut, nicht schlecht – so lässt sich die Blu-Ray auf technischer Ebene am ehesten zusammenfassen. Warme, erdige Paletten stellen bereits in den ersten Sekunden die Weichen für den weiteren Fahrplan des Films, was nicht nur gut zur Kulisse von Kalifornien passt, sondern auch Erinnerungen an das ähnlich eingefärbte Original hervorruft. Dabei übertreibt es die Blu-Ray gelegentlich mit den Rotanteilen, wodurch besonders die Gesichter in manchen Szenen wirken, als würden die dazugehörigen Charaktere kurz vor einem Herzkasper stehen. Highlights wie das Grün der Pflanzen im Hintergrund des Wachhäuschen werden aber überraschend gut herausgearbeitet. Richtig scharf ist das Bild dabei nie, den vielen dunklen Szenen mangelt es teils arg an Durchzeichnung und generell sind die Schwarzanteile nicht die Besten. Hinzu kommen Momente, wo einen das Gefühl nicht loslässt, dass hier seinerzeit in irgendeiner Form gefiltert worden ist, hinzu kommen gelegentliche Artefakte. 

Bei der Blu-Ray (Slider ganz rechts) lässt sich die Mittagszeit noch gut ausmachen. Die deutlich dunklere 4K UHD (Slider ganz links) ist da nicht mehr ganz konkret und verstärkt den ohnehin schon ungesund gesund wirkenden Hautton im Gesicht von John. 

 Eine Neuauflage ist also überfällig gewesen und zumindest im Ausland schon länger erhältlich, nämlich ursprünglich vom amerikanischen Edellabel Shout! Studios, die sich auch für den Scan in nativem 4K vom ursprünglichen 35mm-Originalnegativ verantwortlich zeigten, jedoch lange Zeit ausschließlich den englischsprachigen Markt bedient haben, ehe man 2023 mehrere Lizenzabkommen mit anderen Anbietern – darunter auch Paramount – geschlossen hat, die das bestehende Master inklusive erweitertem Farbraum nach Rec.2020, HDR10 und Dolby Vision nun einfach übernommen haben, was sich im direkten Vergleich rasch bestätigen ließ. Und so richtig toll wird es damit leider auch nicht, denn die 4K UHD legt in Sachen allgemeine Bildschärfe beziehungsweise Detailwiedergabe nur minimal zu. Lediglich die Laufruhe wird auflösungsbedingt ordentlich verbessert, lediglich eine angenehm feine Körnung gewährt einen anhaltend natürlichen, analogen Look. 

Einen deutlich sichtbaren Auflösungsunterschied bietet die 4K UHD (Slider ganz links) leider nicht. Dafür passt wärmere Farbgebung hier besser zur Szene, die Decke am linken Bildrand verliert dagegen an Neutralität. 

Farblich präsentiert sich die Neuauflage etwas ausgeglichener, fährt vor allem die Rotanteile etwas runter und beseitigt auch den gelegentlich auftretenden Grünstich der Blu-Ray zugunsten einer besseren Differenzierung. Die Schwarzanteile wirken kraftvoller, weil die 4K UHD aber insgesamt noch ein Stückchen dunkler daherkommt als die bisherigen Veröffentlichungen, ist damit in kritischen Szenen wenig gewonnen. Man kann wohl nur davon ausgehen, dass das Ausgangsmaterial schon nicht das Beste gewesen ist, denn anders lässt sich kaum erklären, warum der Transfer so sehr hinter den Erwartungen zurückbleibt. In dieser Form fast ausschließlich für Großbildschirme lohnend, hält sich der Mehrwert für Besitzer der Erstauflage zu sehr in Grenzen, um von einem konsequenten Upgrade in sämtlichen Belangen sprechen zu können. Da die Veröffentlichung zudem streng limitiert ist und bereits jetzt zu horrenden Preisen im Netz angeboten wird, sollte man sich die Anschaffung umso genauer überlegen.

4K UHD und Blu-Ray Remastered: Der Ton

Schelte, die Dritte: Wie zuletzt häufig zu beobachten, hat Paramount auch bei Halloween H20 nicht auf die bereits bestehende – und zugegeben eher mittelmäßige – Masterspur von Miramax | STUDIOCANAL zurückgegriffen, sondern wieder nur ein Downgrade in Form einer deutschen Tonspur im Format Dolby Digital 5.1 auf die Scheibe gepresst. Die präsentiert sich in der Abmischung ähnlich frontlastig und im direkten Vergleich sogar einen Ticken leiser, bietet dafür jedoch solide Bässe, von denen besonders der präsente Soundtrack profitiert. 

Ronny bewacht Tag und Nacht das Schultor, möchte aber lieber als Autor von Schundromanen groß rauskommen. | 4K UHD

Die Stimmverständlichkeit ist durchgehend gut, alles in allem klingt die komplette Spur aber grundsätzlich etwas dumpf, was sich hörbar auf die deutschen Sprecher auswirkt. Unter diesem Problem litt aber schon die DVD und seitdem hat sich dahingehend offenbar nichts geändert, was den Zustand einer lieblosen Gesamtumsetzung nur zusätzlich unterstreicht. Der englische Originalton verbleibt als verlustfreie Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1 auf dem Silberling und klingt in jeder Hinsicht kraftvoller und einfach dynamischer. 

Die Extras

Anhaltend schlechte Nachrichten gibt es beim Bonusmaterial, denn eine ähnlich großzügige Bestückung wie beim Release von Shout! Studios hat Paramount ebenfalls verzichtet und lediglich die bekannten Inhalte der bisherigen Veröffentlichungen beigefügt. Und die finden sich dann ausschließlich an Bord jener Blu-Ray, die bereits seit geraumer Zeit im Umlauf ist und daher nicht vom neuen Master profitiert. Alle Extras liegen ausschließlich in Standardauflösung vor. Trailer, Teaser, ein kurzer Blick hinter die Kulissen und ein Musikvideo…substanziell ist nichts davon und passt diesbezüglich prima zum restlichen Release. 

„Nach vielen missglückten Fortsetzungen, die sich inhaltlich und qualitativ allesamt stetig von John Carpenters legendärem Original von 1978 entfernten, stellt Halloween H20 einen der besseren Beiträge zum langlebigen Franchise rund um den maskierten Messermörder Michael Myers – puh, sagt das fünf Mal hintereinander – dar, der alleine durch die Rückkehr von Jamie Lee Curtis einen Blick wert ist, aber eine gefühlte Ewigkeit braucht, um endlich in die Gänge zu kommen. Ein ähnliches Problem plagt die 4K UHD, die beim Bild leider nur geringe Verbesserungen bietet und die vielen Schlaglöcher der Blu-Ray leider grundsätzlich nicht gut genug ausbessert, um den Kauf wirklich lohnenswert zu machen. Der anhaltend schwache, hier zusätzlich abgespeckte Ton sowie eine überschaubare Anzahl hinterlassen ebenfalls keinen guten Eindruck. Vielleicht müssen dafür ganz im Sinne des Films nochmal zwanzig Jahre vergehen. Hoffen sollte man es jedoch eher nicht.“


Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Paramount zur Verfügung gestellt worden.

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