Der Traum vom All hat die Menschheit seit jeher angetrieben, über ihren eigenen Horizont herauszuwachsen. Gibt es irgendwo da draußen Leben, oder zumindest andere bewohnbare Planeten? Und während wir in der Gegenwart noch davon träumen, irgendwann einmal den Mars zu besiedeln, geht Bethesda mit seinem neuesten Streich einen ganzen Schritt weiter und öffnet mit Starfield die Tore zu einem ganzen Universum voller Möglichkeiten. Nach acht Jahren Entwicklungszeit ist das exklusiv für PC und XBOX Series X|S erhältliche Mammutprojekt endlich fertig. Ob es die riesigen Erwartungen erfüllen kann, klärt unser umfangreicher Test für alle Versionen.
Zukunftsmusik
Im 23. Jahrhundert hat sich die Menschheit längst über die Grenzen unseres Sonnensystems ausgebreitet und erfolgreich andere Planeten kolonialisiert. Dass es dabei früher oder später zu Streitigkeiten kommen würde, war abzusehen. Zwanzig Jahre sind seit dem großen Kolonialkrieg vergangen, zwischen den im Kern immer noch verfeindeten Parteien herrscht ein fragiler Frieden. Mit derartigen Auseinandersetzungen haben wir als einfacher Minenarbeiter nichts am Hut. Als wir bei der Arbeit in einer gerade freigelegten Höhle auf ein uraltes Artefakt stoßen und bei Berührung Zeuge einer seltsamen Vision werden, bekommen wir nicht nur prompt Besuch von einem Mitglied der Entdeckergruppe Constellation, sondern auch von einer Bande Weltraumpiraten, die sich beide aus ganz unterschiedlichen Gründen für unseren Fund interessieren. Kaum sind die Plünderer abgewehrt, sollen wir den begehrten Gegenstand höchstpersönlich im Hauptquartier der Constellation in der futuristischen Metropole Neu Atlantis abliefern – ein Raumschiff für unsere Reise bekommen wir samt Robo-Begleiter praktischerweise gleich mit dazu.
Klar, dass das nur der Beginn einer Reise durch die gesamte Galaxie ist, denn unser Artefakt ist nur eines von vielen und die Führungsriege der Constellation ist fest davon überzeugt, dass sich für die Suche nach den restlichen Stücken niemand besser eignet als wir (was zugegeben etwas seltsam anmutet, nachdem man sich gerade erst kennengelernt hat). Weil aber wirklich jeder Job besser ist, als tief unter der Erde unter Lebensgefahr irgendwelches Erz aus den Wänden zu schmelzen, stimmen wir zu. Und das ist eigentlich im Groben schon alles, worum sich die Hauptgeschichte von Starfield dreht. Über knapp dreißig Stunden bereist ihr das Universum, legt euch mit allerlei Fraktionen an und entscheidet dabei immer selbst, wie ihr die daraus resultierenden Probleme am besten angeht. Denn wie es sich für ein klassisches Action-RPG gehört, muss der Weg zum Ziel nicht automatisch mit Waffengewalt beschritten werden. Ganz ohne Schießereien werdet ihr den Abspann zwar nicht erreichen können, mit Heimlichkeit und ein bisschen Überredungskunst könnt ihr die ansässigen Bestatter aber nachhaltig entlasten.
Dabei offenbart sich im Gesamtbild aber erneut die chronische Schwäche von Bethesda, seine Spiele mit einem gleichermaßen innovativen wie abwechslungsreichen roten Faden zu versehen. Gefühlt dient die Suche nach den Artefakten nur dazu, euch von einem Planeten auf den nächsten zu führen. Erzählerische Tiefe, spannende Twists…all das sucht man hier vergebens. Starfield möchte betont bodenständig sein und verzichtet in seinem Universum ganz bewusst auf Außerirdische und Co., das kann ich respektieren und an sich ist das ja auch mal eine gute Idee. Wenn man es aber nicht schafft, Spielern im Rahmen der selbst auferlegten Grenzen eine packende und vor allem glaubwürdige Handlung zu präsentieren, wünscht man sich nach einigen Stunden dann doch, dass sich die Macher mehr an Mass Effect oder Halo orientiert hätten. Nicht nur in Bezug auf die Geschichte an sich, sondern auch in Hinblick auf die Charaktere. Anders als zum Beispiel bei einem Garrus Vakarian oder einer Tali’Zorah, an die man sich auch noch Jahre nach dem Durchspielen erinnert, hat man die Darstellerriege in Starfield mitsamt seinem chronisch stummen Protagonisten wahrscheinlich schon kurz nach dem Abspann wieder vergessen.
Der Appetit kommt beim Essen
Ähnlich wie in The Elder Scrolls V: Skyrim und Fallout 4 entfaltet sich die motivierende Komponente in Starfield außerhalb der Hauptaufgabe. Nebenmissionen erhalten wir hier fast im Minutentakt, sei es durch zufällig mitgehörte Gespräche oder als zusätzliche Verdienstmöglichkeit bei Personen, mit denen wir ohnehin etwas zu besprechen haben. Die Macher sorgen grundsätzlich dafür, dass unser Logbuch immer gut gefüllt bleibt. Innovationspreise gibt es für diese Aufgaben zwar auch keine zu gewinnen, manche der darüber erzählten Geschichten entpuppen sich aber als wesentlich vielschichtiger inszeniert, als alles, was einem innerhalb der zentralen Artefaktsuche aufgetischt wird. Besonders glänzen können dabei die einzelnen Fraktionen, denen wir im Verlauf des Spiels beitreten können. Jede einzelne bietet eine komplett eigene, durchdacht erzählte Missionsreihe mit interessanten Charakteren, in denen tatsächlich sowas wie Spannung aufkommt. Egal, ob wir uns beispielsweise nebenbei als Söldner verdingen, einem religiösen Kult beitreten oder für ein Industriekonglomerat spionieren, hier bietet Starfield die erzählerische Qualität, die man innerhalb der Hauptgeschichte so schmerzlich vermisst.
Gerade deswegen hat man schnell zwanzig Stunden Spielzeit und mehr angehäuft, ehe man sich überhaupt wieder der eigentlichen Geschichte zuwendet – und das auch nur, wenn man sowieso gerade zufällig in der Nähe des nächsten Ziels ist. Alleine mit dem Ausbau des eigenen Raumschiffes kann man sich lange beschäftigen, ein passender Händler wartet in jedem Dock und hat gleichzeitig auch eine Auswahl komplett neuer Modelle für jeden Bedarf parat. Nicht mehr gebrauchte Schiffe nimmt der Mitarbeiter selbstverständlich gerne in Zahlung. Weil ihr im Spielverlauf regelmäßig neue Crewmitglieder anheuern könnt, sollte denen natürlich ausreichend Raum zur Verfügung stehen. Übrigens: Auch eure Besatzung versorgt euch regelmäßig mit neuen Missionen und offeriert sich bei ausreichend Sympathie sogar als potenzieller Hochzeitskandidat. Praktische Auswirkungen auf das Spielgeschehen haben diese Bindungen zwar nicht, trotzdem ist es eine nette Idee. Dabei solltet ihr jedoch bedenken, dass jedes Mitglied über einen eigenen Moralkompass verfügt und entsprechend unterschiedlich auf eure Taten reagiert – was dem einen gefällt, muss beim anderen nicht zwangsläufig auf die gleiche Zustimmung stoßen.
Aber auch eine schlagkräftige Bewaffnung ist wichtig, denn Auseinandersetzungen mit gegnerischen Schiffen gibt es immer wieder, bei denen sich die Macher nicht ganz unauffällig von Star Citizen, Wing Commander und Co. inspirieren ließen. Die Weltraumgefechte in Starfield nehmen im Vergleich zum Rest zwar eher eine untergeordnete Rolle ein und stellen per se nie eine große Herausforderung dar, fügen sich aber trotzdem gut ins Setting ein. Frei damit durch den Weltall düsen ist aber nicht drin, denn um von einem Ort zum nächsten zu gelangen, müsst ihr zwangsläufig die Sternenkarte zur Schnellreise aufrufen. Die ist zwar leicht zu bedienen und lässt sich sogar direkt über das Missionsmenü praktisch vorkonfigurieren, offenbar auf der anderen Seite aber auch ein weiteres Problem des Spiels, nämlich die Tatsache, dass jede Freiheit ihre Grenzen hat. Das beginnt im All und endet auf den insgesamt eintausend Planeten, mit denen das Spiel so aggressiv beworben wird. Wer sich damit eine Art zweites No Man’s Sky erhofft hat, wo man die ebenfalls prozedural generierten Planeten einmal komplett umwandern kann, rennt hier bereits nach relativ kurzer Zeit gegen eine unsichtbare Wand und wird darauf hingewiesen, aus Gefahrengründen doch bitte wieder umzukehren. Via Jetpack lassen sich nicht nur größere Entfernungen bequem zurücklegen, sondern auch anderweitig unpassierbare Orte erreichen – ein Fahrzeug wie es einem Mass Effect zur Verfügung stellt, wäre ebenfalls eine gute Idee gewesen, mit dem Düsenrucksack am Rücken bewegt es sich aber auch sehr komfortabel.
Und generell gibt es wenig Gründe, auf Planeten zu landen, die nichts in irgendeiner Form in die Geschichte eingebettet worden sind, denn mehr als ein paar leere Silos findet man dort selten. Dafür aber eine Menge freien Grund zur Bewirtschaftung. Und genau hier kommt das Feature zum Außenpostenbau ins Spiel! Das funktioniert in der Praxis ähnlich wie das Bauen in Fallout 4 und wartet mit einem ähnlich komplexen Tool auf, entpuppt sich aber dank Vogelperspektive wesentlich übersichtlicher. Die Außenposten dienen aber nicht als einfache Basis für euch und eure Crew, sondern können für einen rentablen Nebenverdienst an Währung und kostbaren Ressourcen zum Craften wertvoller Hilfsgüter sorgen. Bauen könnt ihr diese Anlagen auf fast jedem Planeten, woraus mit der Zeit ein ganzes Handelsnetzwerk entsteht. Das Feature steht euch relativ früh im Spiel zur Verfügung, um es effektiv nutzen zu können, benötigt ihr aber eine Menge Geld und Materialien, die euch zu diesen Zeitpunkt wahrscheinlich noch fehlen. Aber auch das ist etwas, mit dem man abseits von allem anderen viele Stunden verbringen kann. Abseits davon und bei allen erwähnten Spielen wird aber offensichtlich, dass sich Starfield in nahezu jedem Segment bei Titeln verschiedener Mitbewerber bedient hat, ohne dabei aber je deren jeweilige Brillanz und spielerische Tiefe zu erreichen. Auch das ist irgendwie ganz klassisch Bethesda.
Der Teufel steckt im Detail
Bei allen bisher angemerkten Kritikpunkten macht Starfield trotzdem eine Menge Spaß, wenn man sich erstmal dafür geöffnet hat und den drögen Prolog hinter sich gebracht hat, der auch spielerisch zunächst sehr wenig Flexibilität erlaubt. Denn anfangs verfügt unser Held maximal über ein paar Perks, die wir ihm vorher über den Charaktereditor zugewiesen haben. Der eigentliche Talentbaum, der uns in fünf verschiedenen Bereichen von physischen bis intellektuellen Aspekten einigen Raum für Spezialisierung offeriert, verlangt für neue Freischaltungen nämlich nicht nur den Einsatz klassischen, beim Stufenaufstieg verliehenen Talentpunkte, sondern auch das Erfüllen verschiedener Aufgaben. So können wir etwa erst dann einen Punkt in mehr Tragekapazität investieren, wenn wir ein paar Kilometer mit fast vollem Gepäck gesprintet sind. Über den Sinn davon kann man streiten, ich persönlich hätte auf diese zusätzliche Voraussetzung gut verzichten können, andere sehen darin möglicherweise einen bedeutsamen Beitrag zur Rollenspielkomponente des Spiels. Egal, ob ihr euren Charakter als strahlenden Helden oder finsteren Schurken aufbaut, am Ende der Hauptgeschichte steht euch mit New Game Plus frei, einen erneuten Durchgang auf Basis aller bisherigen Errungenschaften zu wagen, der zudem mit einem sehr interessanten Twist aufwartet, über den wir hier aber kein weiteres Wort verlieren werden.
Was mir dagegen hier weit besser als in Fallout 4 zusagt, ist das Gunplay. So überschaubar das verfügbare Arsenal von Pistolen bis zu Laserkanonen auch sein mag, jede Waffe fühlt sich im Handling angenehm verschieden an, auch das Trefferfeedback verdient lobenswerte Erwähnung und mit den richtigen Mods kann man an einer der vielen verfügbaren Werkbänke auch aus einer schnöden Maschinenpistole ein extrem tödliches und einzigartiges Instrument basteln. Die anfängliche Munitionsknappheit ist schnell vergessen, mächtige Gegner können nicht nur edle Schießprügel droppen, sondern auch seltene Anzüge. Ein zusätzlicher Slot für Nebenwaffen bietet Platz für Sprengstoffe wie Granaten und Minen. So begrenzt wie die Gegnervielfalt ist übrigens auch deren Intelligenz, die maximal über durchschnittlichem Kanonenfutter agiert und selbst auf höheren der insgesamt fünf Schwierigkeitsstufen nicht an taktischem Vorgehen interessiert ist. Dazu gesellen sich die altbekannten Fehler wie Aussetzer bei Physik und Clipping. Nicht in dem Maße, wie bei früheren Bethesda-Titeln, vorhanden sind sie aber definitiv. Trotzdem muss man sagen, dass die Spieleschmiede gemessen am Gesamtumfang des Titels gute Arbeit bei der Qualitätskontrolle geleistet hat. Verheerende Gamebreaker sind mir über den gesamten Testzeitraum keine begegnet, maximal ein-zwei Totalabstürze traten über sämtliche Plattformen auf.
Ich bin fest davon überzeugt, dass viele der gegenwärtig existierenden Bugs mit zukünftigen Patches weitestgehend ausgebessert werden. Dann nimmt man sich hoffentlich auch einem der größten Probleme der gegenwärtigen Version (unsere Rezension beinhaltet bereits alle via Day-One-Patch ausgelieferten Korrekturen) an, nämlich der dramatisch asynchronen deutschen Synchronfassung. Während es bei der Sprecherqualität keinen Grund zur Kritik gibt – die machen ihren Job nämlich allesamt richtig gut -, sind die Lippenbewegungen dort derart out-of-sync, dass man sich fragen muss, wie das im Vorfeld der Veröffentlichung unbemerkt bleiben konnte. Die englische Originalspur ist davon nicht betroffen. Und auch die zahlreichen Tooltips könnten für meinen Geschmack weniger aggressiv auftreten, oftmals ziehen sich die eingeblendeten Hinweistafeln noch in Gespräche rein und verschwinden einfach viel zu spät wieder. Allesamt Kleinigkeiten, die man in der Summe aber nicht unbeachtet lassen darf. Ein Drama, wie wir es damals zum Launch von Cyberpunk 2077 hatten, bleibt uns zwar erspart, über die kommenden Wochen und Monate muss Bethesda aber definitiv am Ball bleiben. An den Moddern – für die Starfield dank perfekter Unterstützung ein unglaublicher Spielplatz der Möglichkeiten darstellen dürfte – sollte das jedenfalls nicht hängenbleiben.
Die Welt der Zukunft, die Technik der Gegenwart
Wenn ich dem Spiel eine wirklich herausragende Eigenschaft attestieren müsste, wäre das wohl sein Design, welches man am ehesten als eine Art futuristischen Retrolook betiteln könnte – in Fachkreisen nennt man sowas ein Oxymoron. Bei der Gestaltung haben sich die Macher sehr vom Look der NASA-Technik aus den Sechzigern inspirieren lassen, der realistische Bezug fügt sich perfekt ins Setting ein und erinnert sehr angenehm an Klassiker wie Alien. Auf gewisse Weise modern, gleichzeitig durch langen Gebrauch ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. Während Städte wie Neu Atlantis so sauber rüberkommen wie die Prequels von Star Wars, hat man bei Akila City das Gefühl, durch eine Stadt zu wandern, die in ihrer Art irgendwo zwischen dem Wilden Westen und einer Müllhalde ansiedelt. Und Neon erinnert sehr an die Kulissen von Blade Runner. Diese handgebauten Städte strotzen nur so voller Details, an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Man merkt sehr gut, wo in Starfield ausschließlich prozedural generierte Inhalte dargestellt werden und wo man wirklich per Hand gearbeitet hat. Wenn letzteres nur häufiger der Fall wäre…aber immerhin: Auch die Schiffe und deren Interieur sehen klasse aus, gleiches gilt für einen Großteil der Innenräume samt Einrichtung.
Die lässt sich in Teilen natürlich auch stehlen, aber seid gewarnt: Selbst in der Zukunft betrachtet man Diebstahl als Vergehen und ahndet das entsprechend. Die neue Creation Engine 2 von Bethesda lässt bei ihrer Premiere kräftig die Muskeln spielen. Bei Objektdetails, Beleuchtung, Effekten und Weitsicht spielt das Grafikgerüst in der Oberliga mit. Dafür wird jedoch auch entsprechend viel Hardwareleistung verlangt. Kein Wunder also, dass selbst die Version für XBOX Series X auf maximal 30 Frames pro Sekunde beschränkt ist und auf Basis von 1440p auf 4K hochskaliert, während die schwächere Series S 900p als Ausgangspunkt nutzt. Wer Starfield in seiner vollsten Pracht am PC inklusive nativem 4K und maximalen Details genießen will, muss die derzeit bestmögliche Hardware unter der Haube haben. Selbst mit einer RTX 4090 sind auf dem Level nicht permanent 60 Frames pro Sekunde oder gar mehr drin. Aber keine Sorge: Dank zahlreicher Feinsteinstellung läuft das Spiel auch auf Mittelklassehardware gut und pendelt sich auf mittleren bis hohen Details etwa auf dem Niveau der Series S ein. DLSS wird aufgrund der bevorzugten Optimierung für AMD-Karten nicht offiziell unterstützt, stattdessen kommt FSR2 zum Einsatz. Sichtbare Unterschiede liegen zwischen den Konsolen speziell bei der Auflösung der Schatten, einer eingeschränkten Weitsicht und der Beleuchtung, allesamt immense Performancefresser. Aber auch in der Form sieht das Spiel klasse aus und unterschreitet die Zielbildrate allenfalls innerhalb großer Städte und während effektreicher Effekte um wenige Punkte.
Ein ganz großes Manko bleiben dagegen die Animationen der Charaktere. Während spielrelevante Figuren zumindest über einigermaßen Ausdruckskraft verfügen, wirken die zahlreichen Nicht-Spielercharaktere im Vergleich wie Zombies. Und verhalten sich überwiegend auch so. Wenn man beispielsweise eine Weile das Geschehen in Neu Atlantis beobachtet, sieht man schnell, dass die Figuren dort völlig planlos ihre Runden drehen und sich dabei teilweise bewegen, als hätte man ihnen das obere Ende der Wirbelsäule an den Steiß getackert. Diese immense visuelle Diskrepanz wird auch in Händlergesprächen extrem offensichtlich zur Schau gestellt und ist eine der wenigen Aspekte, die komplett aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Grundsätzlich sollte eine so auf Immersion aufgebaute Welt nicht nur um den Spieler, sondern auch außerhalb davon existieren können – der neueste Streich von Larian Studios hat eindrucksvoll gezeigt, wie es geht. Starfield gelingt dieses Kunststück innerhalb seiner RPG-Elemente zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise zufriedenstellend.
Während die grafische Präsentation einen nicht immer ganz zufriedenstellen kann, überzeugt der von Inon Zur komponierte Soundtrack zum Spiel voll und ganz. Filmreif, anders kann man es nicht beschreiben, die restliche Effektkulisse muss sich da qualitativ kaum unterordnen. Die Bedienung geht sowohl mit Maus und Tastatur als auch mit Gamepad exzellent von der Hand, lediglich bei der Menüführung klappt es am PC nicht ganz so gut. Generell hätten manche Menüs, besonders die Reisekarte, etwas übersichtlicher gestaltet werden können. Knapp 100 Gigabyte verschlingt das Spiel auf eurer Festplatte. Angesichts der bereits erwähnten häufigen Nachlader ist eine schnelle SSD am PC absolute Pflicht, um nicht bereits nach kurzer Zeit genervt Alt und F4 drücken zu müssen.
„Ist Starfield das nächste große Ding, ein Must Play und klarer Anwärter auf das Game of the Year 2023, über das man auch in vielen Jahren noch ähnlich euphorisch sprechen wird wie über ein The Elder Scrolls V: Skyrim? Mein Fazit nach über sechzig Stunden Spielzeit ist: Nein. Dass das Spiel zu jeder Sekunde die Handschrift von Bethesda und insbesondere Todd Howard trägt, ist dabei Fluch und Segen zugleich. Denn was nützen über tausend Planeten, wenn 98% davon fast nichts von Interesse zu bieten haben? Wozu eine ganze Galaxie bauen, wenn man zwangsläufig ohne Schnellreise nirgendwo hingelangen kann? Und wieso überall Freiheit vorgaukeln, wenn es am Ende doch so viele Grenzen gibt? Starfield ist spielerisch seltsamerweise abseits der uninteressanten Hauptgeschichte mitsamt ihren zahlreichen Charakteren am besten. Wer das akzeptieren kann und sich für das Setting begeistern kann, ist nach einem trägen Einstieg hier genau richtig. Auf alle anderen wartet ein immer noch ein mit überwiegend klasse Artdesign aufwartendes Weltraumabenteuer mit zahlreichen kleinen und manch großen Makeln. Nie ganz schlecht, aber oft überambitioniert und nicht konsequent durchdacht. Ein Spiel, dass viel mehr sein will, als es eigentlich ist, in kleinerem Maßstab aber so viel mehr hätte sein können.„
- Fantastisches, detailverliebtes Artdesign
- Glaubwürdige Zukunftskulisse
- Lebendige, atmosphärisch und abwechslungsreich gestaltete Städte
- Tolle Licht- und Effektkulisse
- Solide Craftingkomponente
- Gelungenes Gunplay
- Aufgeräumte, gut durchdachte Talentbäume
- Umfangreicher Charaktereditor
- Dreißig Stunden lange Hauptgeschichte…
- …und tonnenweise Nebenmissionen
- Interessante Fraktions- und Begleiterquests
- Motivierender Außenpostenbau
- Großes Kontingent an individualisierbaren Schiffstypen
- Solide inszenierte Weltraumgefechte
- Hohe spielerische Freiheit…
- …welche den Wiederspielwert erhöht
- New Game Plus
- Fünf Schwierigkeitsgrade
- Laden und Speichern jederzeit möglich
- Filmreifer Soundtrack
- Gute deutsche Sprecher
- Sauber lokalisierte deutsche Untertitel
- Zugängliche Bedienung über sämtliche Eingabegeräte
- Funktioneller Fotomodus
- Hervorragender Mod-Support
- Schwache Hauptgeschichte ohne nennenswerte Höhepunkte
- Stummer Protagonist nicht mehr zeitgemäß
- Tausend Planeten, aber fast nichts zu sehen
- Immense visuelle Diskrepanz zwischen NPCs und spielrelevanten Charakteren
- Permanentes Nachladen nervt schnell
- Ständiger Zwang zur Schnellreise
- Viele künstliche Grenzen
- Inhaltliche Qualität der Nebenmissionen schwankt stark
- NPCs wandern in der Regel ziellos durch die Gegend
- Zäher Einstieg
- Schwache Gegner-K.I.
- Streitbare, forcierte Zusatzherausforderungen bei der Talentverteilung
- Geringe Gegnervielfalt
- Überschaubares Arsenal
- Viele kleine Bugs
- Teils überfüllte und | oder fummelige Menüs
- Deutsche Sychronfassung komplett asynchron
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Bethesda Softworks zur Verfügung gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar