4K UHD | Blu-Ray Remastered: Steiner – Das Eiserne Kreuz

Basierend auf dem internationalen Besteller von Willi Heinrich schuf Sam Peckinpah im Jahre 1977 mit Steiner – Das Eiserne Kreuz einen rauen Antikriegsfilm rund um eine desillusionierte Gruppe deutscher Soldaten, die zum Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges verzweifelt um ihr Überleben im Feindesgebiet kämpfen. Eine dazugehörige Blu-Ray kursiert bereits seit langer Zeit, kann qualitativ nach heutigen Maßstäben aber nicht mehr überzeugen. Grund genug für STUDIOCANAL, sich dem streitbaren Klassiker anzunehmen und dem Film eine neue Auswertung als Blu-Ray Remastered und erstmals auch 4K UHD zu spendieren. 

 

Studio und Vertrieb: STUDIOCANAL

Erscheinungsjahr: 1977

Darsteller: James Coburn, Maximilian Schell, David Warner, James Mason, Klaus Löwitsch und andere

Veröffentlichungstermin: 03. August 2023

Format: 4K UHD | Blu-Ray | DVD

Preis: ab 12.99€

Altersfreigabe: ab 16 Jahren




Der Film

1943 beginnt sich das Blatt im Zweiten Weltkrieg allmählich gegen die Deutschen zu richten. Der Einmarsch in Russland und der damit einhergehende Zwei-Fronten-Krieg hat sich als grandioser Fehlschlag entpuppt und die Reihen der Wehrmacht massiv dezimiert. Auf der Taman-Halbinsel an der Westgrenze zum heutigen Russland befindet sich eine Gruppe deutscher Soldaten auf dem Rückzug. Darunter ist auch der alternde Unteroffizier Rolf Steiner (James Coburn), der gemeinsam mit seinem Stoßtrupp während einer Patrouille auf einen feindlichen Posten trifft und diesen im folgenden Kampf bis auf einen Kindersoldaten komplett ausgeschaltet. Entgegen besseren Wissens nimmt sich die Gruppe des Jungen an und bringt ihn zurück in ihr Lager. Dort trifft währenddessen der Aristokrat von Stransky (Maximilian Schell) ein, welcher sich freiwillig an die Front hat versetzen lassen, um sich in den letzten Zügen des Krieges das Eiserne Kreuz zu verdienen. 

Immer an vorderster Front: Unteroffizier Steiner kämpft verbittert an der Seite seiner Einheit gegen die Russen. | Blu-Ray Remastered

Mit seinem arroganten Verhalten eckt der immer wie aus dem Ei gepellte Hauptmann, der zudem ohne jegliche Kampferfahrung ist, schnell bei den restlichen Truppen an. Als Stransky von Steiner fordert, den Kindersoldaten zu erschießen, ist das nur der Beginn einer beispiellosen Feindschaft im Schützengraben. Denn Steiner durchschaut genau, dass der neue Hauptmann im Kern völlig inkompetent und lediglich auf seine Karriere versessen ist. Dass an der Front täglich mehr Männer sinnlos für die Verteidigung einer menschenfeindlichen und faschistischen Ideologie sterben, kümmert Stransky nicht. Beim nächsten Angriff der Russen auf die deutsche Stellung traut sich der Feigling nicht aus dem Bunker, gibt im Nachhinein jedoch vor, den Gegenangriff persönlich geleitet zu haben, um sich die begehrte Auszeichnung zu erschleichen. Sein heimlich homosexueller Adjutant wird zur Zeugenaussage gepresst und auch Steiner soll durch eine Beförderung angeregt zu seinen Gunsten aussagen.

Hauptmann von Stransky hat sich aus Frankreich an die Ostfront versetzen lassen, um sich dort zu profilieren. In Wahrheit verbirgt sich hinter dem arroganten Aristokraten ein Feigling ohne Kampferfahrung. | Blu-Ray Remastered

Der regeneriert sich währenddessen in einem nahegelegenen Erholungsheim von einer erlittenen Verletzung, wo er inmitten einer scheinbar idyllischen Umgebung auf dramatische Weise mit den teils schwer verstümmelten Soldaten konfrontiert wird und einmal mehr die Sinnlosigkeit des Krieges begreift. Dennoch ist er fest entschlossen, zu seiner Einheit zurückzukehren, wo er Stransky entgegen seiner Erwartungen unbehelligt ins Messer laufen lässt. Von der Angst getrieben, aufgrund der Aussage von Steiner vor einem Kriegsgericht zu landen, greift der geschasste Hauptmann zu drastischen Mitteln und sorgt er dafür, dass Steiner mitsamt seiner Truppe einen Rückzugsbefehl nicht erhält und damit unweigerlich den Russen in die Hände fällt. Doch der Feldwebel und seine Männer geben nicht auf und wagen eine abenteuerliche Odyssee durch Feindesland. Als sich die verhassten Männer inmitten einer feindlichen Übermacht erneut gegenüberstehen, zeigt Steiner seinem Rivalen auf die einzig wahre Weise, „wo die Eisernen Kreuze“ wachsen… 

Die Rezension

Bereits in der Vorproduktion war abzusehen, dass die Verfilmung von Willi Heinrichs Bestseller, der unter anderem auf dessen eigenen Erfahrungen im Krieg basierte, einige Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Die englisch-deutsche Koproduktion sollte ursprünglich ein Budget von vier Millionen Dollar zur Verfügung gestellt werden, wovon aber zu Beginn lediglich ein Bruchteil zur Verfügung stand und die englische Crew ohne finanzielle Vorleistung nicht arbeiten wollte. Als die Dreharbeiten dann 1976 an Schauplätzen in Slowenien, Kroatien und Jugoslawien begannen, fehlte auch noch ein Großteil der von den Jugoslawen vorher versprochenen Ausrüstung aus original Kriegsbeständen, welche dem Film ein authentisches Antlitz verleihen sollten. Ein weiteres Problem war der Regisseur selbst: Zwar war Sam Peckinpah mit The Wild Bunch im Jahr 1969 ein internationaler Überraschungserfolg gelungen, der vor allem mit seiner schonungslosen Härte auf sich aufmerksam machte, in den Folgejahren erlag Peckinpah aber immer mehr seiner Alkoholsucht und konnte weder kreativ, noch anderweitig an den Erfolg vergangener Zeiten anschließen. 

Eingekesselt von einer Übermacht kämpfen die Soldaten in den Schützengräben verzweifelt um ihr Überleben. | Blu-Ray Remastered

Dadurch und bedingt durch die übrigen Schwierigkeiten geriet die Produktion immer weiter in Verzug. Nachdem der Regisseur sich episodenhaft komplett dem Pflaumenschnaps ergab und im Anschluss mehrere Tage lang ausfiel, ging den Geldgebern irgendwann die Asche aus und der Film drohte kurz vor seiner Fertigstellung doch noch gecancelt zu werden. Hauptdarsteller James Coburn soll darüber derart verärgert gewesen sein, dass er gemeinsam mit dem Co-Produzenten das Set verließ. So entstand das völlig improvisiert und überstürzt wirkende Ende. Die innerhalb von nur fünf Wochen angefertigte Schnittfassung überwachte der Regisseur nicht nur unter dem Einfluss von Alkohol, sondern auch noch von jeder Menge Kokain – wilde Zeiten damals. Die finale Fassung erinnert dabei sehr an The Wild Bunch und zeichnet sich durch eine fast schon quälende Ruhe zwischen den effektreichen Actionsequenzen aus. Während sich in den Vereinigten Staaten nur wenige Zuschauer für Steiner – Das Eiserne Kreuz interessierten, da dort zeitnahe Star Wars in den Kinos anlief und einen völlig unerwarteten Hype auslöste, mauserte sich der Film in Westdeutschland zu einem der meistgesehenen Produktionen des Jahres. Auch im restlichen Europa waren die Kritiken positiv. 

Bei der Flucht durch Feindesland geraten Steiner und seine Männer an eine Gruppe russischer Soldatinnen. | Blu-Ray Remastered

Heute gilt der Film als einer der besten Antikriegsfilme aller Zeiten, der sehr lange gebraucht hat, um sich über seine problematische Produktion hinweg zu erheben. Die schonungslos gezeigte Gewalt inmitten eines sinnlosen Krieges und nicht zuletzt eine schonungslose Abrechnung mit falschen Idealen resultieren in einer erschreckend realistischen Erinnerung daran, dass die Ansichten jener, die einen Krieg beginnen und ebenso jener, die ihn letztendlich austragen müssen, oft völlig auseinandergehen. Denn zwischen den erbarmungslosen Schlachten zeigt Peckinpah die Deutschen nicht als heroische Recken im Kampf für ihren Führer, sondern als verdrecktes und desillusioniertes Kanonenfutter, dass nur noch davon träumt, dass das alles endlich irgendein Ende findet. Darin erinnert der Film in seinen besten Momenten sehr an den unsterblichen Im Westen nichts Neues. Und obwohl Steiner – Das Eiserne Kreuz am Ende nur noch wenig mit der literarischen Vorlage zu tun hat und gerade die psychologischen Aspekte nicht so sehr ergründet, wie es hätte möglich sein können, sind angefangen bei Darstellern und Effektarbeit ausreichend Qualitäten vorhanden, um auch heute noch einen gewissen Eindruck zu hinterlassen. Die völlig überflüssige Fortsetzung – ohne Beteiligung von Peckinpah, Schell und Coburn – kann man dagegen getrost auslassen. 

4K UHD und Blu-Ray Remastered: Das Bild

Im Kern ist die alte Blu-Ray gar nicht mal schlecht, wenn man bedenkt, dass die Erstauflage bereits 2011 unter dem damaligen Label von Kinowelt veröffentlicht worden ist. Die Schärfe ist insgesamt grundsolide, das Bild verfügt über eine leichte Körnung und ist frei von gröberen Verschmutzungen und Beschädigungen. Lediglich die Farbgebung kann unter dem Aspekt moderner Sehgewohnheiten nicht mehr mithalten. So passt die ausgewaschen-erdige Palette prima zum Szenario, der allgegenwärtige Grünstich dagegen nicht. Es mangelt dem alten Master einfach komplett an Differenzierung, was im weiteren Verlauf sogar noch verstärkt rüberkommt, wenn sich die Einheit durch ein Waldgebiet schlägt, wo das Blattwerk in ungesundes Neongrün getaucht wird. Für die Neuauflage hat STUDIOCANAL einen taufrischen Transfer in nativem 4K von ursprünglichen 35mm-Originalnegativ gezogen, im Anschluss flossen knapp zweihundertvierzig Stunden zusätzliche Arbeit in die umfangreiche Aufbereitung. Einmal mehr mit hervorragenden Ergebnissen, wie bereits die Blu-Ray Remastered zeigt. 

Alte Blu-Ray (Kinowelt) Blu-Ray Remastered (STUDIOCANAL)
Gut, aber es geht besser: Die neue Blu-Ray (Slider ganz links) liefert mehr Definition, neutralere Farben und eine bessere Durchzeichung in dunklen Bereichen. Die Erstauflage (Slider ganz rechts) kommt dagegen nicht an. 

Nicht nur, dass die neue Scheibe ein gutes Stück definierter rüberkommt und sogar kleinere Flicken an den Uniformen erkennbar macht, auch farblich wird nun viel besser differenziert. Statt grünlich-kränklicher Gesichter gibt es nun gesunde Hauttöne und allgemein kommt die erdige Saturierung nun so zur Geltung, wie sie ursprünglich angedacht war – nicht in allen Momenten, aber den allermeisten. In dieser Form ein sehr gutes Beispiel dafür, welch gravierenden Einfluss die Farbgebung auf die Wahrnehmung und Wirkung eines Films haben kann. Einige nicht ganz scharfe Aufnahmen, die seinerzeit eben einfach bereits in dieser Form so gedreht worden sind, kann die Neuauflage zwar auch nicht wundersam ausbessern, dafür hat man sich viel Mühe gegeben, manche der arg verrauschten Einstellungen unauffällig zu stabilisieren, ohne dabei den ursprünglichen Look des Films zu gefährden, was tatsächlich auch extrem gut gelungen ist. Generell kommt die Körnung hier ganz anders rüber als noch über die alte Blu-Ray, einfach natürlicher und dabei doch nie aufdringlich. Im Kontrastbereich legt die Neuauflage ebenfalls nochmal zu, allerdings fallen die Unterschiede hier eher gering aus. 

Hier tendiert die alte Blu-Ray (Slider ganz rechts) zu sehr ins Gelbliche. Die Neuauflage (Slider ganz links) bringt neutralen Oberflächen wie dem Kittel der Schwester das Weiß zurück, während der Rest der Einstellungen einmal mehr dramatisch an Differenzierung hinzugewinnt. 

Die 4K UHD gibt den Film in nativem 4K wieder und verfügt zusätzlich über Support für HDR10, Dolby Vision und einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020. Allzu große Sprünge macht die limitierte Scheibe aber nicht mehr. Die Farben werden nochmals intensiviert, der Grünanteil erneut zurückgefahren, was die Differenzierung innerhalb der Veröffentlichung weiter verbessert. Die ohnehin schon angenehme Körnung profitiert zusätzlich von der höheren Auflösung, auch die letzten Details werden aus dem Master herausgekitzelt und die kraftvollen Schwarzanteile punkten gemessen am Alter des Films mit überraschend guter Durchzeichnung. Wer den Film in bestmöglicher Qualität zu sichten gedenkt, wird mit der 4K UHD klasse bedient, angesichts der wirklich tollen Blu-Ray muss man sich aber auch nicht grämen, wenn man am Ende mit der Blu-Ray Vorlieb nehmen muss.  

4K UHD und Blu-Ray Remastered: Der Ton

Wesentlich enttäuschender sieht es dagegen bei der Audioausstattung aus. Wo die alte Blu-Ray immerhin noch eine eine deutsche Stereospur im verlustfreien Format DTS-HD MA 2.0 verfügte, gibt es innerhalb der Neuauflage nun ein Downgrade auf die originale Monospur in Form von PCM 2.0. Im Kern betrachtet geben sich die beiden Spuren im direkten Vergleich aber nicht viel, denn schon die damalige Fassung war ziemlich arm an Dynamik und hatte in Hinblick auf die Synchronisation diesen typischen, leicht blechernen Klang, während innerhalb der Kampfszenen kaum mehr als undifferenziertes Krachen zu hören ist. 

Gegen die russischen Panzer können die Infanteristen nur wenig ausrichten. Leider klingt das Spektakel angesichts veralteter Tonspuren nicht so gut, wie es aussieht. | Blu-Ray Remastered

All das hängt sowohl der deutschen als auch der englischen Fassung weiterhin an. Eine komplette Neuabmischung wäre hier wirklich wünschenswert gewesen, gerade die konsequente Abwesenheit des Subwoofers sowie einer vollwertigen räumlichen Kulisse nehmen dem Film einiges an Immersion. Gemessen am tatsächlichen Alter habe ich aber in der Vergangenheit schon Schlimmeres gehört. Etwas lauter als bisher bleiben die Dialoge allesamt gut verständlich, richtiger Genuss kommt hier bei aller Liebe jedoch niemals auf. 

Die Extras

Freuen darf man sich auf eine ganze Reihe neuer Featurettes, denn STUDIOCANAL hat offenbar nicht nur tief in den Archiven gewühlt, sondern sogar neue Inhalte anfertigen lassen. Interessant ist primär der brandneue Audiokommentar des deutschen Regisseurs und Filmhistorikers Mike Siegel, der sich sowohl an Bord der Blu-Ray als auch der 4K UHD wiederfindet und wahlweise in Deutsch und Englisch vorliegt. Ebenfalls neu an Bord sind eine Handvoll Artworks, die man damals zur Promotion des Film erstellt hat sowie einige bisher unveröffentlichte Bilder von den Dreharbeiten, die alternativ auch in einer nachträglich eingefärbten Variante vorliegen.  

Der Schrecken des Krieges als Momentaufnahme: Was die Soldaten auf beiden Seiten erlebt und gesehen haben, wird ihnen zuhause wohl keiner glauben – wenn sie es denn je dorthin zurück schaffen. | Blu-Ray Remastered

Alle darüber hinaus bereits bekannten Featurettes der Erstveröffentlichung von 2011 sind mit Ausnahme des Featurettes zur damaligen Restaurierung – welche hier ja ohnehin nicht von Belang ist – auf einer separaten Blu-Ray untergebracht worden. Hier sei einem besonders die Auseinandersetzung mit Sam Peckinpah und seinen inneren Dämonen wärmstens empfohlen. Kombiniert kommt da einiges an sehenswertem Material zusammen und man kann guten Gewissens sagen, dass STUDIOCANAL hier wieder einmal sehr vorbildlich bei der Sonderausstattung zu Werke gegangen ist. 

„Es hat viele Jahre gedauert, bis Steiner – Das Eiserne Kreuz die weltweite Anerkennung erhalten hat, die er verdient. Das unter sehr problematischen Bedingungen hergestellte Antikriegsdrama von 1977 kombiniert brachiale und gleichermaßen brutale Schlachtszenen mit langen, fast schon quälend ereignislosen Momenten und zeichnet gerade dadurch einen realistischen Einblick in den Alltag des Krieges nach. Die psychologische Tiefe der literarischen Vorlage erreicht der Film dabei aber nicht. Während die Erstrestauration von 2011 schon in vielen Belangen punkten konnte, konserviert die Neuabtastatung in 4K den streitbaren Klassiker endgültig für eine neue Ära und legt sowohl in Sachen Definition als auch Farbgebung und Laufruhe erheblich zu. Der altbackene Ton ist kein Genuss für die Ohren, dafür warten Blu-Ray Remastered und 4K UHD mit interessanten neuen Extras auf, die man sich als Fan keinesfalls entgehen lassen sollte.“


Quelle Bildmaterial: ©1977 Rapid Film GmbH | Terra Filmkunst GmbH | STUDIOCANAL FILMS Ltd. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von STUDIOCANAL zur Verfügung gestellt worden.

©2023 M-Reviews.de

1 Kommentar

  1. na hauptsache der deutsche Ton ist endlich mal synchron zwischen der 41 und 47 Filmminute bzw. auch bei ~01:32:41, Zeitangaben beziehen auf 23,976p…. Viele Studios sind einfach unpreffessionell und bieten nur minderwertige Umsetzungen lieblos auf dem deutschen Markt an…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*