Nach einem fast schon akuten Overkill an Isekai war die Diagnose vom Arzt klar: „Exe, Sie müssen unbedingt eine Pause einlegen und sich einem anderen Thema zuwenden! Verbringen Sie mehr Zeit mit Ihrer Freundin!“ Und weil es Freundinnen eben nicht auf Rezept gibt (und ich in dem Fall wahrscheinlich überhaupt nicht so viel Anime schauen würde), entschied ich mich kurzerhand dafür, eine zweite Meinung einzuholen. Glenn Litbeit ist allerdings nicht der Arzt, den ich erwartet hätte. Willkommen in der abstrusen Welt von Monster Girl Doctor!
Produktion: Arvo Animation
Vertrieb: Crunchyroll
Erscheinungsjahr: 2020
Veröffentlichungstermin: ab 12. Januar 2023
Format: Blu-Ray | DVD
Preis: ab 45.99€
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Die erste Staffel
Nach einem hundertjährigen Krieg zwischen Menschen und Monstern – von dem heute kaum noch einer weiß, warum er eigentlich ausgebrochen ist – ist nun endlich Frieden angebrochen und die verschiedenen Spezies leben harmonisch miteinander. Dr. Glenn Litbeit hat sich als einer der wenigen Menschen auf die medizinische Versorgung von Monstern spezialisiert und führt zusammen mit seiner Assistentin, der Schlangenfrau Sapphee eine unauffällige Praxis in der Hauptstadt. Dass die schon seit geraumer Zeit klammheimlich in ihren Chef verliebt ist, beeinträchtigt die Zusammenarbeit kaum…wenn man davon absieht, dass Sapphee es gar nicht gerne sieht, wenn Glenn seine Patienten etwas zu gründlich abtastet und dabei nicht selten durch „Zufall“ erogene Zonen berührt.
Als Glenn von seiner Mentorin gebeten wird, sich dem Fall der hochgestellten Zentaurendame und Gladiatorin Tisalia anzunehmen, die bereits seit einem Monat kein Duell mehr gewinnen konnte, nimmt er den Auftrag gerne an – was in der wohl komischsten Zwangsbehufung aller Zeiten resultiert. Dagegen ist der Fall der singenden Meerjungfrau, die durch ihren zu langen Aufenthalt an Land immer schwächer wird, fast schon leicht aufzuklären. Komplizierter wird es, als der aus Einzelteilen zusammengeflickten Leibwächterin Kunai plötzlich mehr und mehr ihrer Gliedmaßen abhandenkommen.
Aber das ist erst der Anfang einer Reise, auf der Harpyien und Riesenspinnen mit Mörderbrüsten Glenn immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Nur gegen Tisalia, die seit ihrer Behandlung fest entschlossen ist, den Arzt zu ihrem Gatten zu machen, findet auch der brillante Mediziner partout kein Gegenmittel. Am Ende eines Tages zählt für den sympathischen Doc jedoch nur das Wohl seiner Patienten. Da ist es umso besser, in einer Welt zu leben, die weder Kassen- noch Privatpatienten kennt…aber offenbar sehr berührungsempfindliche Monster. Ob das so viel besser ist, muss natürlich jeder für sich entscheiden!
Die Rezension
Nach Jahren in der Branche dachte ich eigentlich, ich hätte alles gesehen. Und ja, vielleicht hätte ich mir im Vorfeld den Klappentext etwas genauer anschauen sollen. Dann wäre meine Überraschung wahrscheinlich geringer ausgefallen als in dem Moment, wo mir zum ersten Mal eine schwangere Minotaurenfrau begegnet ist, die lasziv aufstöhnt, während sie untersucht wird. Oder Untote, die lasziv aufstöhnen, wenn man ihnen die Gliedmaßen wieder annäht. ODER HARPYIEN, DIE LASZIV AUFSTÖHNEN, WENN…ihr könnt es euch denken. Nach der ersten Überraschung und der festen Überzeugung, es hier mit einer ganz seltsamen Form von Ecchi zu tun zu haben, hat sich meine Meinung über Monster Girl Doctor aber sehr schnell zum Positiven gewandt.
Was auf den ersten Blick nämlich wie das Paradies für Sodomisten klingt (no offense, werte Saarländer), ist in Wirklichkeit eine sehr humorvolle, wenngleich in ihrer Darstellung auch etwas arg übertriebene Geschichte über Völkerverständigung und Toleranz, bei der Humor niemals zu kurz kommt. Ein sympathischer Protagonist, herrlich schräge Sidekicks und mit viel Liebe zum Detail designte Monster aller Art resultieren in einem kunterbunten Abenteuer der etwas anderen Art, welches für ein jüngeres Publikum allerdings kaum geeignet ist. Leider ist die Serie nach zwölf Folgen bereits an ihrem Ende angelangt, eine Fortsetzung scheint gegenwärtig nicht geplant zu sein, weswegen man nicht umhin kommt, sich den Manga aus der Feder von Yoshino Origuchi und Zton zuzulegen, sofern man wissen möchte, wie die Geschichte endet.
Die Blu-Rays
Crunchyroll veröffentlicht die komplette Staffel aufgeteilt auf zwei Volumes im Heimkino, wobei jede Blu-Ray mit sechs Episoden als Transfer in nativem 1080p bestückt worden ist. Dass wir es hier mit einer relativ neuen Produktion zu tun haben, sind die Erwartungen in Bezug auf die Bildqualität natürlich entsprechend hoch. Zum Glück wird man hier nicht enttäuscht, denn dank der exzellenten Schärfe werden selbst feine Details und Konturen optimal herausgearbeitet, wovon hier in erster Linie die wirklich fantastischen gestalteten Kreaturen profitieren. Farblich beginnt die Serie fast sepiabetont innerhalb der Stadt Lindwurm, wenn sich der Mittelpunkt des Geschehens dann aber später ins Ländliche verlagert, normalisiert sich das Geschehen mehr und öffnet gleichzeitig mehr Raum für farbliche Highlights. Auch im Kontrastbereich liefern die Blu-Rays eine starke Performance ab, weshalb man hier einmal mehr von einer makellosen Veröffentlichung aus dem Hause Crunchyroll sprechen darf.
Auch beim Sound gibt es nichts auszusetzen, sowohl die deutsche als auch die japanische Tonspur liegen jeweils im verlustfreien Format DTS-HD MA 2.0 vor und lassen abseits der fehlenden Räumlichkeit aufgrund des limitierten Stereoformats keinerlei Wünsche bei Dialogverständlichkeit, Klangdynamik und allgemeiner Abmischung offen. Für die Originalspur liegen wie immer sauber lokalisierte deutsche Untertitel bei, die man jederzeit auf Wunsch zuschalten kann. Anders als bei anderen Veröffentlichungen bin ich hier aber nicht gänzlich von der deutschen Synchronfassung überzeugt, da mit einige Sprecher im Original einfach besser gefallen haben. Überwiegend ist den Verantwortlichen aber eine ordentliche Lokalisierung geglückt, weshalb das lediglich als persönliche Anmerkung zu verstehen ist und nicht als universell gültige Kritik.
Die Extras
Für knapp fünfundvierzig Euro pro Volume bekommt man jeweils eine Blu-Ray im klassischen Keep Case samt Pappschuber. Damit ist die Verpackung zwar etwas stabiler als die knickanfälligen Digipaks, macht im Regal aber auch weniger her. Der mit der ersten Volume ausgelieferte Sammelschuber beseitigt dieses Problem, das dröge Innenleben muss man aber wirklich vergessen wollen, um komplett glücklich damit zu sein.
Wirklich außerordentlich ist, dass jeder Volume ein über sechzig Seiten starkes Booklet beiliegt, was gemessen an den sonst etwa sechzehn- bis zwanzigseitigen Begleitbüchern ziemlich aus der Masse heraussticht. Die zweite Volume enthält noch ein Faltposter, während sich an Bord der ersten Volume noch titelfreie In- und Outros eingefunden haben. Alles in allem gibt es deutlich besser ausgestattete Serien, aber andererseits auch genug, wo wesentlich weniger bis gar keine Extras vorhanden sind.
„Wenn Dr. Litfield zur Untersuchung schreitet, können Dr. House, Dr. Frank und wie sie nicht alle heißen locker einpacken. Monster Girl Doctor ist die etwas andere Arztserie, soviel steht fest. Hier nehmen bevorzugt Monster aller Arzt auf dem Behandlungstisch Platz und mittelalterliche Elemente treffen auf schrägen Humor und einen – zugegeben etwas gewöhnungsbedürftigen – Hauch Ecchi. Wem diese Mischung zusagt, sollte sich dringend eine Überweisung nach Lindwurm ausstellen lassen und sich schonmal für die Untersuchung freimachen. Die dazugehörigen Blu-Rays liefern ein erstklassiges Bild mit sehr gutem Ton und überraschend dicken Booklets, die aber in Sachen Aufmachung gemessen am Preis mehr hätte bieten müssen.“
Copyright: „©Yoshino Origuchi, Zton/SHUHEISHA, Lindworm Medical Association. All rights reserved.“
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Crunchyroll zur Verfügung gestellt worden.
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