RAIDOU Remastered: The Mystery of the Soulless Army

Ein dämonisches Vergnügen

Nur noch die Ältesten erinnern sich an jene vergangenen Tage, als Remaster erst viele Jahre und nicht gefühlt bereits Monate nach Erstveröffentlichung auf den Markt geworfen wurden. ATLUS zeigen mit der Neuauflage des im Westen damals relativ wenig beachteten SMT-Spin-offs RAIDOU Remastered: The Mystery of the Soulless Army, wie es richtig geht und haben das PS2-Kleinod nicht nur optisch, sondern auch spielerisch ordentlich aufgewertet.  

Entwickler: ATLUS

Publisher: SEGA

Plattform: PC | PS4 | PS5 | XB1 | XBS | NS | NS2

Veröffentlichungsdatum: 19. Juni 2025

Preis: ab 49,99€*

Altersfreigabe: ab 16 Jahren

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Zu Beginn der Dreißigerjahre befindet sich die Welt im industriellen Wandel. So auch das lange Zeit extrem isolationistische Japan, wo die Moderne vor allem in der Hauptstadt mehr und mehr im Begriff ist, die traditionelle Kultur zu verdrängen. Im Kampf für einen bisher ungekannten Wohlstand bildet sich jedoch nicht nur Ehrgeiz und Tatendrang heraus, sondern immer wieder auch negative Emotionen wie Neid und Angst. Der perfekte Nährboden für die Dämonen in uns allen, die nur darauf warten, sich außerhalb ihrer Wirtskörper zu manifestieren, wenn sie erst stark genug dafür sind. Um dieser gefährlichen Bedrohung habhaft zu werden, wurde ein weltweit agierender Geheimbund gegründet, dessen Mitglieder sich die Dämonen untertan machen können und sie im Kampf gegen ihre eigene Spezies einsetzen.

Die mysteriöösen Männer in Rot stehen immer wieder mit Entführungsfällen in Verbindung. Wer die Bösewichte anführt und was der Plan dahinter ist, erfahren wir erst im Verlauf des Spiels. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Getarnt als junger Oberschülerdetektiv schlüpfen wir in die Gestalt des schweigsamen Raidou Kuzunoha, der unmittelbar nach erfolgreichem Abschluss seiner Prüfung zum Dämonenbeschwörer nachf Tōkyō entsendet wird, um dort dem zunehmenden Verschwinden von Zivilisten und der Präsenz geheimnisvoller Männer in roten Kutten nachzugehen. Zur Seite stehen uns dabei die kesse Zeitungsjournalistin Tae, der chronisch verschuldete Schürzenjäger Narumi, sowie unser Mentor Gouto – ein sprechender Kater. Als unsere erste Klientin vor unseren Augen von den Rotmänteln verschleppt wird, ahnen wir noch nicht, dass wir damit mitten in eine Verschwörung von gewaltigem Ausmaß hineingeraten sind, denn im Hintergrund werkelt ein totgeglaubter Abtrünniger zusammen mit hochrangigen Regierungsvertretern an einem ultimativen Plan, die Grenzen des Kaiserreiches mithilfe von Supersoldaten über den gesamten Globus zu spannen und geht dabei bereitwillig über Leichen…

Bei unseren Ermittlungen müssen wir regelmäßig mit Einheimischen sprechen, die für Informationen oftmals irgendeine Gegenleistung einfordern. Gesprochen wir ausschließlich Englisch oder Japanisch, dafür gibt es sauber übersetzte Texte. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Was folgt, ist eine über zwölf umfangreiche Kapitel umfassende Detektivgeschichte in angenehm düsterem Ambiente, die einen alleine gute zwanzig bis dreißig Stunden beschäftigt. Große Twists und schockierende Enthüllungen solltet ihr auf dem Weg zum Abspann zwar nicht erwarten, langweilig wird das Gebotene andererseits aber nie, was neben den abwechslungsreich gestalteten Schauplätzen auch den gut geschriebenen Dialogen mitsamt den dazugehörigen Charakteren zu verdanken ist. Würde der chronisch stumme Protagonist dazwischen nicht wie ein Fremdkörper aus längst vergangenen Tagen wirken, fiele einem abseits der Technik gar nicht auf, dass die Erstveröffentlichung bereits gute siebzehn Jahre auf dem Buckel hat. 

Komfort ist König

Das liegt zu großen Teilen auch daran, dass ATLUS das fast vergessenes Werk um zahlreiche moderne Features erweitert haben. Zum Beispiel das praktische Detektivjournal, mit dem wir nicht nur sämtliche Tutorials jederzeit erneut aufrufen, sondern uns auch über die bisherigen Ereignisse informieren können. Die übersichtliche Minimap inklusive Markierungen aktueller Ziele und Orte von Interesse hilft dramatisch bei der Orientierung in den vielverzweigten Gebieten und neben vielen neuen Titeln werden diese jetzt automatisch verliehen, wenn man ein gewisses Maß an Vertrauen angesammelt hat. Darüber hinaus ist die Nutzung der Heilerin jetzt umsonst und mit einem neuen, einfachen Schwierigkeitsgrad müsst ihr euch nie Sorgen um euer Ableben machen. Außerdem wurde das Speichersystem komplett modernisiert und besuchte Orte können mithilfe der Schnellreise ohne Umwege direkt erneut besucht werden.

Fans von Persona und Co. dürften mit dem Fusionssystem bestens vertraut sein. Das Remaster macht es euch noch einfacher, schnell zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Der Kern des Gameplays liegt dagegen weiterhin im sammeln, trainieren und fusionieren von Dämonen. Mit über fünfzig Neuzugängen aus dem Shin-Megami-Tensei-Kosmos wächst das bestehende Roster auf über einhundertzwanzig Kreaturen an, die uns nicht nur im Kampf zur Seite stehen, sondern dank einzigartiger Fähigkeiten auch unschätzbare Verbündete bei unseren Ermittlungen sind. Wer noch ein paar Euro übrig hat, kann sich kleinere Pakete mit zusätzlichen Dämonen kaufen und erhält Zugang zu drei Trainingsdungeons, in denen wir sehr viel leichter an Geld, Erfahrung und Treuepunkte kommen als irgendwo sonst im Spiel. Aber keine Sorge: Auch ohne diese Zusatzinvestitionen kommt man problemlos durch das Abenteuer, weshalb wir deswegen nicht abwerten. Sehr wohl aber für die chronisch unübersichtliche Reisekarte mit ihren vielen versteckten Orten, bei denen man nie genau weiß, wie man sie eigentlich erreichen soll. 

Und da dachte ich, das Sphärobrett in Final Fantasy X wäre kompliziert gewesen. Gegen die unübersichtliche Weltkarte dieses Spiels ist das aber gar nichts! | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Das Fusionssystem orientiert sich nun mehr an aktuelleren Vertretern des Franchises und offeriert neben einer Suchfunktion endlich auch eine Möglichkeit, Fusionen wieder rückgängig zu machen. Erstmals könnt ihr mehrere Dämonen gleicher Art lagern und nutzen, Fähigkeiten vererben eure Sammlung mit neuen Items dauerhaft stärken oder mit Skillbüchern Talente vermitteln, die ein Dämonen auf regulärem Wege nicht erlernen würde. Reguläre Gefechte finden weiterhin in instanzierten und je nach Gegneranzahl leider anhaltend knapp bemessenen Arealen statt. Leichte Angriffe laden eure MAG auf, welche die Dämonen zur Ausführung ihrer Angriffe benötigen, während schwere Angriffe mehr Schaden machen, dafür aber selbst kräftig am MAG-Vorrat zehren. Unter anderem in den vielen kurzen Nebenmissionen verliehene Materialien lassen sich in der Schmiede zu immer mächtigeren Waffen aus drei Kategorien verarbeiten. 

In den kleinen Kampfarealen kann es gerade bei größeren Dämonenansammlungen schon mal etwas unübersichtlich werden. Wenigstens dürfen wir die Kamera hier frei bewegen. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Wer Gegner vor Kampfbeginn mit einem Hinterhalt überrascht, darf sich über einen Überraschungsvorteil freuen und auch Munition für den Revolver füllt sich nun nach jedem Kampf automatisch auf und muss nicht extra nachgekauft werden. Gleichzeitig wurden neue Bewegungen wie der Dash eingefügt, mit denen ihr euch schneller über die Arena bewegen könnt, während mit dem Teufelsbann ein mächtiger Finisher seinen Weg ins Spiel gefunden hat. Und der mächtige Spirit Slash kann die komplette Gegnerhorde von der Map fegen, muss aber über längeren Zeitraum aufgeladen werden. Praktisch: Erfahrung und Treuepunkte gibt’s nun nicht mehr nur für die aktiven Dämonen, sondern für die komplette Party, was den Grind signifikant verkürzt. In der Summe geht das eigentlich weit über das hinaus, was einem die meisten Hersteller für gewöhnlich als Remaster andrehen wollen. 

Dämonenzähmen leicht gemacht – aber nur, wenn euer Level mindestens ebenbürtig ist! Wählt ihr dazu noch den richtigen Dialog, treten die ikonischen Monster eurem Team sogar mit wertvollen Boni bei. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Jedes dieser Elemente trägt anteilig dazu bei, dass sich RAIDOU Remastered: The Mystery of the Soulless Army insgesamt wie ein sehr modernes und vor allem wesentlich runderes Spiel anfühlt, welches Einsteigern einen optimalen Start bietet, Kennern des Originals aber auch zahlreiche neue Features. Ärgerlich ist bei all dem Komfort nur, dass sich die Kamera sich nicht frei bedienen lässt und auch das implementierte Aufschaltsystem für Ziele mehr schlecht als recht funktioniert. So findet man sich während der Navigation durch die einzelnen Gebiete viel zu oft toten Winkeln wieder, dann wieder neigt die Perspektive mitunter genau dann zum Umschalten, wenn man ein verstecktes Item aufsammeln will und in engen Gassen läuft man immer wieder ungewollt gegen Wände. 

Nicht toll, aber trotzdem hübsch

Technisch fußt die Neuauflage auf der Unity Engine und obwohl man dem Spiel seinen Ursprung visuell immer noch zu jedem Zeitpunkt deutlich ansehen kann, hat der leichte Cel-Shading-Einschlag irgendwie doch einen Hauch von Zeitlosigkeit an sich. 

Augen auf beim Fassungskauf! Die Version für Nintendo Switch ist zwar aufwärtskompatibel zu ihrem Nachfolger, erhält dort aber keinerlei Verbesserungen, auch ein entsprechendes Upgrade ist nach aktuellen Stand nicht geplant. Falls ihr das Spiel auf der Nintendo Switch 2 mit allen damit verbundenen Vorteilen genießen wollt, achtet beim Kauf unbedingt darauf, die richtige Plattform zu wählen.

Die in diesem Rahmen überwiegend detailliert gestalteten Umgebungen bestechen mit stark aufgebohrten Texturen, lediglich die angemessen vielen Passanten auf den Straßen wirken optisch aus der Zeit gefallen. Beleuchtung, Spiegelungen und Schatten gewinnen keinen Preis, runden den Gesamteindruck aber gut ab. Die Macher haben in meinen Augen alles aus dem Remaster rausgeholt, was möglich gewesen ist. 

Obwohl man der Grafik deutlich ansieht, dass man es hier im Kern mit einem Titel aus der Ära der PlayStation 2 zu tun hat, ist den Machern eine sehr atmosphärische und vor allem authentische Spielumgebung gelungen, die zudem angenehm belebt wirkt. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Für unseren Test hat uns SEGA freundlicherweise ein Exemplar für die PlayStation 5 zur Verfügung gestellt. Obwohl das Spiel keinerlei offizielle Upgrades für die PlayStation 5 Pro aufweist, lässt sich der Grafikmodus dort durchgehend in nativen 4K und flüssigen 60 Bildern pro Sekunde spielen. Der Leistungsmodus peilt dieselbe Bildrate an, muss sich jedoch mit 1080p begnügen. Ein Unterschied, der nicht nur in unserer Gegenüberstellung gut zur Geltung kommt. Das Basismodell zeigt sich da schon deutlich wankelmütiger in der Bildrate, weswegen der Leistungsmodus hier mitunter die bessere Wahl darstellt. Über die häufigen Zwischenlader kann man getrost hinwegsehen, da diese in der Regel nicht länger als ein Augenzwinkern dauern. 

Qualität Leistung
Auf der PlayStation 5 PRO lässt sich das Spiel im Qualitätsmodus mit durchgehend 60 Bildern pro Sekunde bei nativer 4K-Auflösung spielen. Der Leistungsmodus richtet sich eher an Besitzer des Basismodells und garantiert auch dort geschmeidige Bildraten, allerdings zu dramatischen Abstrichen bei der allgemeinen Wiedergabequalität. Gut zu sehen unter anderem daran, dass sämtliche Charaktere ohne ihren Schatten auskommen müssen.

Die Menüs präsentieren sich zugänglich und aufgeräumt, dazu gibt es sauber lokalisierte deutsche Texte, während man fehlende Sprachpassagen für die wahlweise englische oder japanische Vertonung nachträglich vervollständigt hat. Auch der stilistisch unverkennbare Soundtrack wurde neu abgemischt und klingt besonders über eine passende Heimkinoanlage oder hochwertige Kopfhörer angenehm frisch. Die Bedienung mit Gamepad geht hervorragend von der Hand, lediglich das haptische Feedback des DualSense hätte man noch etwas umfangreicher ausnutzen können. Das ist aber wirklich Meckern auf hohem Niveau. 

„Zugegeben, ich habe mich erst spät in Shin Megami Tensei und vor allem Persona verliebt. Seitdem stürze ich mich jedoch begeistert auf jeden neuen Titel, der auch nur ansatzweise in ähnliche Kerben schlägt. RAIDOU Remastered: The Mystery of the Soulless Army ist daher perfektes Sommerfutter für mich. Die spannende Detektivgeschichte macht kombiniert mit dem unverbrauchten Setting sowie den brauchbar geschriebenen Charakteren bis zum Schluss viel Laune. Dazu gibt es ein zugängliches, aber gleichzeitig auch tiefgehendes Fusionssystem, welches in Sachen Umfang für die Neuauflage nochmal kräftig aufgestockt worden ist. Ursprung und Alter lassen sich zwar trotz technischer Verbesserungen zu keinem Zeitpunkt verbergen, in Kombination mit den zahlreichen Qualitäts- und Komfortverbesserungen fühlt sich die Erfahrung aber trotzdem überraschend frisch an – wäre da nur nicht diese chronisch zickige Kamera- und Zielschaltung!“

  • Abwechslungsreiche, detaillierte Areale
  • Schnörkellos erzählte, angenehm kurzweilige Detektivgeschichte
  • Teils wunderbar schrullige Charaktere
  • Mindestens 25 Stunden Spielzeit
  • Umfangreiches Fusionssystem bei gleichzeitig angenehmer Zugänglichkeit
  • Dramatisch erweitertes Dämonenroster
  • Jeder Dämon verfügt über eine eigene Persönlichkeit
  • Motivierendes, überwiegend zeitloses Kampfsystem
  • Nützliche Herstellungskomponente
  • Fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
  • Zahllose sinnvolle Modernisierungen beim Gameplay
  • Gute englische und japanische Sprecher
  • Sauber lokalisierte Texte
  • Toll aufbereiteter Soundtrack
  • Gute Bedienung via Gamepad
  • Fairer Preis
  • Alter und Ursprung trotz Verbesserungen jederzeit erkennbar
  • Stummer Protagonist fällt unangenehm auf
  • Stoische Kamera, vor allem bei der Navigation durch enge Areale
  • Nebenmissionen oft eher belangloses Beiwerk
  • Frustanfälliger Zielwechsel
  • Kämpfe häufig unübersichtlich
  • Kampfareale könnten größer sein
  • Reisekarte unnötig verworren

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von SEGA zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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