Wenn die Zukunft auserzählt ist, widmet man sich eben der Vergangenheit. Mit DOOM: The Dark Ages bringen id Software Licht in die sagenumwobenen Ursprünge des legendären Slayers und entführen uns in ein von Krieg zerrüttetes Dark-Fantasy-Reich voller Monster und Magie. Was auf dem Papier ganz gut klingt, entpuppt sich in der Praxis aber vor allem spielerisch als krasser Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger.


Entwickler: id Software
Publisher: Bethesda Softworks
Plattform: PC | XBOX Series X|S | PlayStation 5
Veröffentlichungsdatum: 15. Mai 2025
Preis: ab 79,99€*
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB


Zur Hölle, nochmal!
Auf der Suche nach neuen Energiequellen zur Aufrechterhaltung ihrer sterbenden Zivilisation entdeckte das hochtechnisierte Volk der Maykr einst den Planeten Argent D’Nur. Deren Bewohner hüten seit jeher das Geheimnis der Wraiths – machtvollen Entitäten, die mit ihrer Kraft selbst gewaltigste Maschinen antreiben können. Ein Pakt wurde geschlossen, der den mit der Zeit als Göttern verehrten Maykrn im Austausch gegen ihr technisches Wissen zumindest einen Anteil der begehrten Ressource zusichert. In der Folge breiteten sich die Argenta weit über die Grenzen ihres Planeten aus.

Zu dieser Zeit strandet auch ein namenloser Marine auf Argent D’Nur, dem nach äonenlangem Kampf gegen die Mächte der Hölle endlich die Flucht gelungen ist. Wortkarg und wütender als Heidi Reichinnek macht sich der Fremdling schnell einen Namen in der hiesigen Arena und steigt alsbald in die Ränge der Night Sentinels auf – einer elitären Kriegerkaste, die primär zum Schutz der Wraiths gegründet worden ist und den allgemeinen Glauben an die Maykr als Götter ablehnt. Als der Höllenprinz Ahzrak mit seinen Legionen auf Argent D’Nur einfällt, wird der mittlerweile als Slayer bekannte und kräftig aufgemotzte Kämpfer von den Ketten seiner Herren gelassen, um den gehörnten Schurken aufzuhalten…
Unwissenheit kann manchmal ein Segen sein
Das Versprechen seitens id Software, mit DOOM: The Dark Ages den bisher storylastigsten Beitrag zur Reihe zur leisten, erfüllt sich leider nur bedingt. Zwar wird die je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad mindestens zwanzig Stunden umfassende Kampagne mit zahlreichen, in Echtzeit gerenderten und solide vertonten Zwischensequenzen begleitet, vielschichtige Charaktere oder gar Dialoge darf man jedoch nicht erwarten. Das große Problem ist in meinen Augen, dass die Geschichte insgesamt nur wenig Neues zum bestehenden Kosmos beiträgt. Hier wird nämlich lediglich das nacherzählt, was man am Rande von DOOM: Eternal mitsamt dessen beiden DLCs bereits in Erfahrung bringen konnte. Wer den Titel nicht gespielt hat, wird in Hinblick auf die vielen Hintergründe komplett im Regen stehen gelassen. Eine angemessene Zusammenfassung oder zumindest ein entsprechendes Kompendium fehlen leider.
Die Flugbestie ist nicht nur schnell und agil, sondern verfügt auch über ein durchschlagskräftiges Rückengeschütz. Ein idealer Begleiter für die offeneren Areale, in denen sich Missionsziele in beliebiger Reihenfolge absolvieren lassen.

Der Mech begräbt ganze Dörfer unter seinen gewaltigen Füßen und würde mit seinen tödlichen Hieben selbst Bud Spencer mühelos auf die Matte schicken. | Beide Bilder: PlayStation 5 Pro

So fühlt sich The Dark Ages am Ende ein bisschen wie die Verfilmungen vom Hobbit an: Trotz dünner Prämisse überlang und keineswegs eine essentielle Bereicherung für das bereits Bestehende. Hinzu kommt ein relativ blasser Oberfiesling, der abseits seines markanten Äußeren vollkommen austauschbar rüberkommt. Und auch die Geschichte an sich bleibt mit Ausnahme eines kleinen Twists zur Mitte vorhersehbar. Die beiden Vorgänger (bzw. Nachfolger, je nachdem wie man es betrachten möchte) haben da deutlich mehr Abwechslung geboten und bewiesen, dass eben auch ein DOOM inhaltlich mehr bieten kann als stumpfes Ballern. Über den Verlauf von zweiundzwanzig Kapiteln erkunden wir überwiegend zu Fuß verschiedene Welten, dürfen gelegentlich aber auch auf dem Rücken einer furchterregenden Bestie durch die Lüfte fliegen oder am Steuer eines gewaltigen (!) Mechs turmhohe Dämonen verprügeln. Schade nur, dass es abseits davon nur wenige, wirklich epische Momente gibt.
DOOM 1.5
Kein Wunder also, dass der Motivation spätestens nach einem guten Dreiviertel merklich die Luft ausgeht. Das liegt auch daran, dass The Dark Ages deutlich weniger spielerische Abwechslung als Eternal offeriert. Die kreativ-blutigen Glory Kills beispielsweise wurden auf zwei harmlose Abfertigungsmanöver mit Faust und Fuß zusammengestrichen. Und selbst auf höheren Schwierigkeitsstufen geht euch quasi nie die Munition aus. Das Waffenarsenal hat bis auf den extrem coolen Vernichter – eine Faustwaffe, die zermahlene Schädelknochen in tödliche Projektile verwandelt – sowie die wuchtige Kettenkugel kaum Neues zu bieten und orientiert sich für meinen Geschmack etwas zu konservativ an Schrotflinten, Plasmawaffen und Co.

Gleichzeitig heben sich die nach und nach freischaltbaren Zweitwaffen einer jeden Kategorie zu wenig von den Primärvarianten ab, was sich auch nach den jeweiligen Aufrüstungen nicht ändert. Die bekommt man gegen Gold sowie gefundene Edelsteine und erweitern den Spielstil zwar sinnvoll, machen dabei innerhalb der jeweiligen Kategorie aber trotzdem nicht genug Unterschied aus. So fühlen sich die zusätzlichen Schießprügel eher nach Quantität, weniger nach Qualität an. Gleiches gilt für die überschaubare Anzahl an Gegnertypen, die man mit Ausnahme der sich duplizierenden Hexen einfach stumpf über den Haufen ballern kann. Bonusschaden und Co. bestimmter Waffentypen entfallen, Draufhalten genügt. Viel mehr Finesse verlangen einem auch die wenigen Bossgegner im Spiel nicht ab.

Lediglich der komplett neue Schild bringt etwas frischen Wind ins Geschehen. Der praktische Beschützer reflektiert nämlich nicht nur bestimmte Schadensarten und wirft diese effektvoll auf Gegner zurück, sondern schneidet sich dank seiner Sägezähne auch wie Butter durch die feindlichen Linien – oder kann sehr große Gegner zumindest kurzzeitig betäuben. Präzises Blocken grüner Geschosse aktiviert einen von mehreren frei wählbaren Boni, die euch zusätzlich im Kampf unterstützen und ein kurzes Zeitfenster für Konter schaffen. Falls euch doch mal Munition, Rüstung oder Gesundheit auszugehen drohen, könnt ihr mit einem kräftigen Nahkampfangriff, welche hier die Funktion der Kettensäge aus vorherigen Teilen nachahmen, in Windeseile wieder auffüllen. Auch dafür steht neben drei verschiedenen Waffen eine Vielzahl von Aufwertungen bereit.

Dank der intuitiven Bedienung geht das alles gut von der Hand, ohne den taktischen Einschlag von Eternal fühlt sich das Gameplay in The Dark Ages dennoch mehr wie ein DOOM 1.5 und damit wie ein ordentlicher Rückschritt an – zumal sich der Slayer merklich behäbiger bewegt und gelegentlich viel zu zahm rüberkommt. Im Grunde hat man hier alles über den Haufen geworden, was den letzten Eintrag im Franchise so gut gemacht hat. Anstatt darauf aufzubauen, wurde alles so weit wie möglich vereinfacht oder gar vollständig zurückgefahren. Mit dem frei konfigurierbaren Schwierigkeitsregler wird sichergestellt, dass wirklich jeder den Abspann erreicht, wobei man andererseits natürlich auch eine extrem fordernde Herausforderung erhalten kann, wenn man diese denn wünscht. Wirklich mehr Spaß hat uns die aber auch nicht gemacht.
Höllisch gute Technik
Bei so viel Kritik kommt man nicht umher anzunehmen, dass DOOM: The Dark Ages am ehesten ein Showcase für die Möglichkeiten der brandneuen id Tech Engine 8 ist. Und zumindest dahingehend liefert der Titel auch voll ab. Die neueste Version des hauseigenen Grafikmotors kann nicht nur deutlich größere Gegnerhorden darstellen, sondern auch sehr viel umfangreichere Welten. Dazu gibt es mit Ray-Traced Global Illumination eine aktuelle Technik für realistisch ausgeleuchtete Areale, die uns zuletzt auch schon innerhalb von Assassin’s Creed Shadows in Staunen versetzt hat. Realistisch zerstörbare Umgebungen und eine zeitgemäße Partikelkulisse hat die Engine ebenfalls mit an Bord. Zwischenlader entfallen komplett, lediglich zu Kapitelbeginn muss einmal kurz geladen werden – und das dauert gerade mal so lange wie ein Augenzwinkern.

Das Spiel nutzt all diese Möglichkeiten gekonnt aus. So wechseln sich linearer strukturierte Areale mit sehr viel weitläufigeren Leveln ab, in denen ihr eure Ziele in beliebiger Reihenfolge abarbeiten könnt. Die detaillierte und stets von Anfang an verfügbare AutoMap sorgt dafür, dass ich euch in den angenehm abwechslungsreich gestalteten Welten nicht verirrt. Das alles scheint aber auch seinen Preis zu haben, denn vergleicht man das noch auf der Vorgängerversion programmierte DOOM: Eternal mit dem aktuellsten Ableger, fällen die Visuals überraschend matschig aus. Bis zu 1440p gibt es auf PlayStation 5 und XBOX Series X, dynamische 1800p peilt die PlayStation 5 Pro an – richtig sehen kann man davon aber nichts.

Außerdem ist die Bildrate auf maximal 60 Bilder pro Sekunde beschränkt, was zwar mit Ausnahme extrem effektlastiger Szenen nahezu durchgehend funktioniert, im Vergleich zur Current-Gen-Version von DOOM: Eternal, welche immerhin über einen Modus für 120-Hertz-Displays verfügt hat, einen weiteren Rückschritt darstellt. Generell denke ich, dass man vor allem aus der PlayStation 5 Pro deutlich mehr hätte rausholen können. Denn so am Ende ihrer Kapazitäten ist die aktuelle Generation nun wirklich noch nicht.
Größere Fehler sind uns über die Dauer unseres Vorabtests nicht aufgefallen. Auf PlayStation 5 Pro wurde uns eine Trophäe nicht korrekt verliehen, außerdem mussten wir einen Bosskampf neustarten, nachdem dieser zu glitchen begann und dadurch nicht mehr angreifbar wurde. Ebenso hat uns die permanente Meldung über bereits entdeckte Schreine generft. Und ohne Hinweise darauf, dass eine reguläre Rückkehr in das gegenwärtige Gebiet nicht möglich ist, bleibt Fans von Sammelobjekten und Co. nur der komplette Neustart des Levels. Davon abgesehen erwartet euch zum offiziellen Start eine überwiegend saubere Erfahrung.
Genau für solche Spiele ist PSSR doch gemacht worden. Wir haben es hier also mit einem weiteren Titel aus der Großfamilie von Microsoft zu tun, welche die Möglichkeiten der gegenwärtig stärksten Konsole am Markt einfach nicht ausnutzen möchte. Zumindest auf den Konsolen bleibt The Dark Ages weit hinter meinen Erwartungen zurück und zeigt erst auf Hochleistungsrechnern, wozu die Engine wirklich imstande ist.

Fast noch mehr stört mich, dass der Soundtrack – immerhin eines der zentralen Markenzeichen der Reihe – sich über den gesamten Spielverlauf so sehr im Hintergrund aufhält. Auch dafür habe ich den Vorgänger nochmal herangezogen. Im Ergebnis fehlt The Dark Ages nicht nur die Brillanz eines Mick Gordon, der nach undurchsichtigen Streitigkeiten mit den Leuten bei id Software und Bethesda nicht erneut verpflichtet worden ist, sondern generell eine wirklich wahrnehmbare musikalische Präsenz. Erinnerungswürdige Leitmotive vernimmt man höchstens zum Ende hin, aber selbst dann agiert der Score anhaltend zu sehr im Hintergrund. Da bietet Eternal eine um Welten bessere Erfahrung und hat zudem noch den Vorteil, dass die über den Lautsprecher des DualSense wiedergegebenen Sounds nicht regelmäßig brutal übersteuern. Letzteres hat uns so sehr genervt, dass wir das Feature erstmals in einem Spiel komplett deaktivieren mussten.

„Mit DOOM: The Dark Ages haben id Software und Bethesda die erste große Enttäuschung dieses Jahres abgeliefert. Warum man die exzellente, mit DOOM: Eternal etablierte Gameplayformel hier wieder auf absolutes Minimum zusammengestrichen hat, ist mir schleierhaft. Der taktische Anspruchs des Vorgängers geht damit leider zugunsten einer oft komplett generischen Spielweise vollständig verloren. Ebenso lassen sich anhaltende Schwächen beim Storytelling nicht von der Hand weisen und auch bei Waffen und Gegnern setzt man zu sehr auf Masse statt Klasse. Als Erweiterung für den ursprünglichen Reboot von 2016 hätte ich das alles verschmerzen können. Aber wenn der fast fünf Jahre alte Vorgänger abseits technischer Verbesserungen fast alles besser macht und dazu auf Konsolen auch noch insgesamt besser ausschaut, kann man das nicht kommentarlos hinnehmen. Schade, aber diese uninspiriert und aufgeweicht umgesetzte Vorgeschichte hat die Spielerwelt nicht gebraucht.“


- Fantastische Beleuchtung
- Epische Panoramen
- Dichte Partikel- und Effektkulissen
- Abwechslungsreiche, weitläufige Areale
- Gelungen eingefangene Dark-Fantasy-Atmosphäre
- Ladezeiten praktisch nicht vorhanden
- Brachiale Action am Fließband
- Solide Abwechslung aus regulären Shooter-, Flug- und Mechpassagen
- Gut gemachte Zwischensequenzen
- Zweiundzwanzig umfangreiche Kapitel
- Detailliertes Kartenmaterial
- Tutorials gut ins Spielgeschehen eingebunden
- Schwierigkeit völlig frei konfigurierbar
- Übersichtliches, aber effektives Aufwertungs- und Meisterschaftssystem
- Gute deutsche Sprecher
- Aufgeräumte, übersichtliche Menüs
- Durchgehend zugängliche, angenehm intuitive Bewegung über sämtliche Peripherie hinweg

- Konsolenfassungen bleiben unterhalb ihrer Möglichkeiten (speziell PlayStation 5 Pro)…
- …und verfügen nur über einen Grafikmodus
- Erzählerisch allenfalls Durchschnittskost
- Hintergründe werden kaum bis gar nicht erklärt
- Uninteressante, vorhersehbare Geschichte inklusive Charakteren
- Slayer tritt bis zum Finale überraschend zahm auf…
- …und bewegt sich deutlich weniger agil als gewohnt
- Überwiegend belanglose Ballerei…
- …welche die taktische Komponente des Vorgängers komplett missen lässt…
- …wodurch sich das Spielprinzip rasend schnell abnutzt
- Massiv kastrierte Glory-Kill-Mechanik
- Punkte ohne Rückkehr werden nicht gekennzeichnet…
- …was besonders für Jäger von Sammelobjekten schnell ärgerlich werden kann
- Waffenarsenal bis auf zwei Ausnahmen mehr Masse als Klasse…
- …und mit zu vielen altbekannten Schießprügeln
- Schwacher Soundtrack…
- …dem es fast durchgehend an Wiedererkennungswert und Präsenz mangelt
- DualSense-Lautsprecher neigt zum Übersteuern

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Bethesda Softworks zur Verfügung gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
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