Assassin’s Creed Shadows

Nicht alle Schattenseiten sind schlecht

Für Ubisoft geht es um alles oder nichts. Nach einigen teuren Flops steht der französische Spielegigant finanziell kurz vor dem Aus. Umso mehr liegt es nun an einer der erfolgreichsten Franchisen, den strauchelnden Karren kurz vor dem Abgrund doch noch zum Halt zu bringen. Assassin’s Creed Shadows MUSS einfach ein Erfolg werden. Ein immenser Druck, dem das Meuchelabenteuer im feudalen Japan als Fazit nach ausgiebigem Test möglicherweise nicht gewachsen sein könnte…

Entwickler: Ubisoft Quebec

Publisher: Ubisoft

Plattform: PC | PlayStation 5 | XBOX Series X|S

Veröffentlichungsdatum: 20. März 2025

Preis: ab 69,99€*

Altersfreigabe: ab 18 Jahren

Metacritic | OpenCriticIMDB


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            玉磨がかざれば光なし。- Wenn man den Edelstein nicht schleift, hat er keinen Glanz.                                                                                                                                     

                                                                                                              Altes, japanisches Sprichwort

瀬戸際に立たされた国 | Ein Land am Abgrund

Wir schreiben das Jahr 1579, Japan befindet sich in den letzten Zügen der Sengoku-Zeit. In einem verheerenden Bürgerkrieg kämpfen zahlreiche Feldherren erbittert um die Gesamtherrschaft über das Reich der aufgehenden Sonne. Nun endlich scheint ein Ende der blutigen Auseinandersetzungen in Sicht zu sein, denn nach vielen erfolgreichen Schlachten stehen dem ruchlosen Daimyō Oda Nobunaga nur noch wenige verbliebene Feinde im Weg. Als er mit seinen Truppen in die rebellierende Provinz Iga einfällt, nutzt eine Bande geheimnisvoller Maskierter die Gunst der Stunde und stiehlt den dort von Ninja-Meister Fujibayashi Nagato gehütetes Kästchen mit offensichtlich kostbaren Inhalt. Tochter Naoe kann nur noch hilflos mit ansehen, wie ihr Vater von den Dieben getötet wird und schließt sich den Assassinen an, um seine Mörder zur Strecke zu bringen.

Naoe will an sich für den Tod ihres Vaters rächen und stellt ihre Fähigkeiten dafür bereitwillig in den Dienst der Assassinen. | PlayStation 5 Pro, Ausgeglichener Grafikmodus

Ein halbes Jahr vor diesen Ereignissen findet der junge Afrikaner Diogo als Sklave portugiesischer Jesuiten ebenfalls seinen Weg nach Japan, wo er aufgrund seiner Statur und exotischen Hautfarbe schnell das Interesse von Oda erweckt, der ihn entgegen aller Gepflogenheiten zum Samurai ausbilden lässt und ihm seinen neuen Namen Yasuke verleiht. Nach zahlreichen Schlachten an der Seite seines Herrn plagen Yasuke wird aber selbst dem loyalen Samurai klar, dass die Brutalität seines Herrn viele neue Feinde schafft. Und die planen insgeheim tatsächlich längst, den verhassten Schlächter zu erledigen. Bald wird klar: Obwohl die Herkunft von Naoe und Yasuke nicht unterschiedlicher sein könnte, eint sie doch ein gemeinsames Ziel. 

Der Samurai Yasuke dient Oda treu. Dass der Feldherr sich gnadenlos durch das Land metzelt, gefällt aber nicht jedem. | PlayStation 5 Pro, Ausgeglichener Grafikmodus

Und dieses bildet die Grundlage für ein gut fünfzig Stunden umfassendes Abenteuer, welches serientypisch historische Persönlichkeiten und Schauplätze mit einer gehörigen Dosis Fiktion mischt, dabei auch komplexe Themen wie Sklaverei und Rassismus nicht außen vor lässt. Im Kern erzählt Assassin’s Creed Shadows aber eine klassische Rachegeschichte, wie sie nahezu jeder andere Ableger innerhalb der bald zwanzig Jahre umfassenden Serienhistorie auch schon erzählt hat – wenn auch mit geringfügig anderen Parametern. Und genau das ist das große Problem, denn selbst die mit wenigen Ausnahmen hervorragend inszenierten Zwischensequenzen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Macher hier insgesamt wieder nur Altbekanntes neu aufgekocht haben.

Während der Belagerung von Iga stehlen Mitglieder der Onryou einen kostbaren Familienbesitz. Dass die damit nichts Gutes im Schilde führen, muss man fast nicht erwähnen. | PlayStation 5 Pro, ausgeglichener Modus

Dabei sind Yasuke und Naoe zwei grundsympathische Charaktere, die beide über gänzlich unterschiedliche Hintergrundgeschichten verfügen und sich im Spielverlauf immer wieder mit ihren ganz eigenen Dämonen aneinandergeraten. Wie schon bei den Vorgängern müssen uns vor dem großen Showdown erst um einige niedergestellte Schurken kümmern. Dass davon leider nur die wenigsten wirklich brauchbar vorgestellt werden, ist schade. Unter seiner schicken Oberfläche verbirgt sich am Ende weitestgehend eben doch die altbekannte Ubisoft-Formel, von der sich das Unternehmen trotz erkennbarer Bemühungen einfach nicht zu lösen vermag. Damit fehlt dem Spiel in meinen Augen genau jene spielerische Abwechslung, die einem Ghost of Tsushima einfach um Welten besser gelingt.

国境に満ちた世界 | Eine Welt voller Grenzen

Trotzdem kommt das Spiel insgesamt durchdachter und strukturierter daher als noch Assassin’s Creed Valhalla, welches ich irgendwann auf halbem Wege entnervt abgebrochen habe, weil mich das ewige Abfarmen der immer gleichen, langweiligen Aktivitäten irgendwann zu Tode genervt hat (von den quälend überzogenen Götterpassagen will ich dabei gar nicht erst anfangen). Zwar muss man auch Shadows den Vorwurf machen, dass es in Sachen Nebentätigkeiten immer noch zu viel repetitive Beschäftigungstherapie bietet, ganz so schlimm wie bei Eivors Abenteuer ist es dieses Mal aber zum Glück nicht. Das liegt auch daran, dass die Welt im Vergleich zu England deutlich kleiner ausgefallen ist und sich mehr an der Größe eines Assassin’s Creed Origins orientiert. Aus dem Ruder geraten fühlt sich hier lediglich noch der Abspann an, der (kein Witz) ganze zwei Stunden dauert. 

Was auf den ersten Blick wie eine opulente Welt mit hoher Bewegungsfreiheit aussieht, wird in der Praxis immer wieder durch unnötige Limitierungen im Gelände gestört. | PlayStation 5 Pro, ausgeglichener Modus

Und schön ist es ja, das feudale Japan. Sogar wunderschön, keine Frage. Es lohnt sich nur nie so richtig, auf Entdeckertour abseits der vorgegebenen Wege zu gehen, weil man dort in der Regel einfach nichts findet außer Flora und Fauna. Und wo Kassandra und Co. selbst höchste Bergmassive mühelos erklimmen konnten, rutschen die beiden Neuzugänge schon bei der kleinsten Steigerung auf den Boden der Tatsachen zurück. Dass das mit Origins eingeführte, stark vereinfachte Klettersystem immer noch an den denselben bekannten Kinderkrankheiten leidet und sich nicht immer so verhält, wie ich es als Spieler gerne möchte, erschwert die Flexibilität zusätzlich. Und das permanente Suchen nach Zielen kann einem selbst im hinweisgestützten Modus schnell die Zornesröte ins Gesicht treiben.

静かで致命的 | Lautlos und tödlich

Schon in Assassin’s Creed Syndicate durften wir in Gestalt von Jacob und Evie Frye gleich zwei Charaktere mit unterschiedlichen Ansätzen steuern. Funktioniert hat das damals leider nur bedingt, was maßgeblich daran gelegen hat, dass sich die Zwillinge am Ende doch nur sehr marginal voneinander unterschieden haben. Shadows gelingt die Separierung wesentlich besser. So bevorzugt Naoe einen eher lautlosen Ansatz, für den ihr ein ganzes Arsenal an Shinobi-Werkzeugen wie Rauchbomben und Wurfmesser zur Verfügung stehen, während Yasuke eher den direkten Weg bevorzugt und es aufgrund seiner gesteigerten Kraft sehr viel leichter mit mehreren Gegnern gleichzeitig aufnehmen kann. Dabei geht es übrigens regelmäßig extrem blutig zu, abgetrennte Gliedmaßen und Blutfontänen inklusive. Dem großen Kurosawa hätte das sicher gefallen!

Naoe hat ein gegnerisches Fort infiltriert. Von einem hochgelegenen Punkt aus können wir Gegner markieren, Gelegenheiten auskundschaften und um richtigen Moment lautlos zuschlagen. Die Wachen im Hof umgehen wir mithilfe unseres nützlichen Kletterhakens problemlos. | PlayStation 5 Pro, ausgeglichener Modus

Während man abseits einiger vorgeschriebener Momente jederzeit frei zwischen den beiden Helden wechseln kann, hat mir das Spielen mit Naoe mit Abstand am meisten Spaß gemacht, weil sich die junge Kunoichi mehr auf die klassischen, lautlosen Tugenden der Serie besinnt, während ihr Gegenstück die Wände lieber einreißt, als sie zu erklimmen. Yasuke ist ein klassisches Muskelpaket, dessen limitierte Mobilität inklusive der offensiven Spielweise sich einfach nicht so recht in die Tugenden des Assassinenhandwerks einfügen will. Daher ist es auch ganz gut, dass der Figur im Spiel nur eine ausgiebige Nebenrolle zukommt und der Fokus in weiten Teilen auf Naoe liegt. Einen großen Teil ihrer Fähigkeiten habe ich allerdings nur selten eingesetzt, weil sich die Gegner immer noch viel zu leicht überlisten lassen, frei nach der Devise: Aus den Augen, aus dem Sinn. 

Yasuke hält wenig von Heimlichkeit und bevorzugt die direkte Konfrontation. Eine Spielweise, die sich leider sehr schnell abnutzt. | PlayStation 5 Pro, ausgeglichener Modus

Dankbarerweise präsentieren sich auch die Talentbäume dramatisch aufgeräumter und überschaubarer als in Valhalla. Sechs an der Zahl stehen jedem Charakter zur Verfügung, die dafür notwendigen Punkte gibt’s ganz klassisch über Levelaufstiege. Leider haben es die Macher anhaltend nicht in den Griff bekommen, im Kampf gegen mehrere Gegner gleichzeitig für die nötige Übersicht zu sorgen. Das klassische Blocken-und-Kontern-Prinzip sorgt nämlich immer noch für jede Menge Frust, weil man je nach Gegneranzahl einfach nicht richtig abschätzen kann, aus welcher Richtung der nächste Angriff folgt. Das ist bei Yasuke ein Grundproblem, wird für Naoe aufgrund ihrer sehr viel geringeren Anzahl an Lebenspunkten aber schnell zur Todesfalle und ist nur ein Grund mehr, lieber auf Lautlosigkeit zu setzen.

キャンプバトル | Lagerkämpfe

Seit seiner Ankündigung stand Assassin’s Creed Shadows im Zentrum eines immer radikaler ausgefochtenen Kulturkampfes. So richtig mit Ruhm hat sich dabei wie so oft keine Partei bekleckert. In Japan erheben nicht nur Spieler, sondern sogar hochrangige Politiker Vorwürfe gegen Ubisoft aufgrund der im Spiel möglichen Zerstörung kultureller Stätten sowie dem Plündern von Gräbern. Gleichzeitig stehen schon seit längerem Vorwürfe im Raum, dass die Macher bei der Recherche mit fragwürdigen Historikern zusammengearbeitet haben, um vor allem die Bedeutung von Yasuke in einem etwas positiveren Licht erscheinen zu lassen, als es in Wirklichkeit eigentlich der Fall gewesen ist. 

Kritik gab es für das Spiel im Vorfeld reichlich – auch aus Japan. Der wohlgenährte weibliche Kampfmönch Yaya entstammt wohl eher den Wunschträumen westlicher Programmierer mit Hang zu Pronomen. | PlayStation 5 Pro, ausbalancierter Modus

Sogar dazugehörige Artikel auf Wikipedia sollen umgeschrieben worden sein, um das gewünschte Narrativ bestmöglich zu unterstützen. Kritischen Stimmen wurde wie üblich mit der Rassismuskeule begegnet. Zugegeben, ein ideologischer Einschlag lässt sich nicht bestreiten. Alleine die grottenschlecht inszenierten Romanzen, für die einem das Spiel überwiegend homosexuelle und nicht-binäre Kandidaten aufdrücken will (die es so damals unter Garantie nicht gegeben hat), lassen einen unangenehm aufhorchen. Auf der anderen Seite ist das alles komplett optional und wirkt sich auch nicht auf den spielerischen Verlauf aus. Auf genderneutrale Texte, wie sie die Menüs alternativlos nutzen, kann ich aber gut und gerne verzichten.

Das Beten an Schreinen verleiht einem temporäre Boni, das Plündern von Tempelanlagen bringt einem dafür überwiegend Ärger ein – in diesem Fall vom japanischen Premierminister persönlich. Upps. | PlayStation 5 Pro, ausgeglichener Modus

Ferner kann man argumentieren, dass es sich bei dem Spiel ja um ein fiktives Werk handelt und einem gewisse Freiheiten deswegen durchaus zustehen. Wenn sowas aber derart aufgesetzt rübergebracht wird wie hier, dann kann man beim besten Willen nicht mehr von einem erzählerischen Mehrwert sprechen, sondern vom forcierten Implementieren einer Agenda. Und genau dieses Vorgehen hat in Teilen maßgeblich dazu beigetragen, dass ähnlich gestrickte Titel wie Dragon Age: The Veilguard bei der Spielerschaft gnadenlos untergegangen sind. Es wird sich zeigen, ob die Spieler darauf dieses Mal ähnlich reagieren.

カントリーハウス | Ein Haus im Grünen

Ihr kennt das alle: Da seid ihr den ganzen Tag lang unterwegs um das Land vom Bösen zu befreien, habt unzählige Feinde abgemeuchelt und möchtet nun den verdienten Feierabend bei einem schönen Schluck Sake genießen, doch sämtliche Gasthäuser sind belegt oder entsprechen nicht euren hygienischen Standards. Kein Problem, sagt sich Assassin’s Creed Shadows und stellt euch zum ersten Mal innerhalb der Reihe die Möglichkeit zur Verfügung, ein persönliches Domizil ganz nach eigenen Wünschen zu errichten, von dem aus ihr Spione als Kundschafter oder Güterbeschaffer aussenden und sogar ein paar zusätzliche Boni freischalten könnt.

Die Sims lassen grüßen: Mit dem Baumenü können wir nicht nur Gebäude frei in der Umgebung parken, sondern diese auch miteinander verbinden. Für tonnenweise Dekorationsobjekte ist ebenfalls gesorgt. | PlayStation 5 Pro, ausgeglichener Modus

Die grundlegenden Mechaniken dahinter sind leicht zu erlernen, ein entsprechendes Tutorial führt euch nach und nach ins japanische Bauhandwerk ein. Der Platz ist zwar nicht unbegrenzt, reicht aber völlig aus, um die wichtigsten Gebäude hochzuziehen. 

Die für die Errichtung notwendigen Ressourcen halten sich bei Basisgebäuden noch in überschaubaren Grenzen, spätestens bei den ersten Upgrades wird die Sache aber teuer. Dann bleibt nur noch geduldiges Farmen, oder der Gang zum rein zufällig nicht mehr nur mit kosmetischen Inhalten angefüllte Echtgeldshop, bei dem ihr die notwendigen Materialien für ein paar zusätzliche Euro ebenfalls erwerben könnt. Im Grunde ist das klar als Pay-2-Shortcut zu werten, aufgrund des spielerisch überschaubaren Mehrwerts des Basisbaus sehen wir aber gerade noch so von einer zusätzlichen Abwertung ab. 

Alles in allem ist das System eine nette Ergänzung, mit der man locker ein paar zusätzliche Stunden Spielzeit obendrauf rechnen darf, die euch für eure Bemühungen regelmäßig mit nützlichen Ressourcen entlohnt. Und da eure Basis angenehm autonom agiert, werdet ihr auch nicht dauerhaft gezwungen, laufende Aktivitäten für eine forcierte Rückkehr zu unterbrechen.

冬を待っています | Warten auf den Winter

Eine weitere Neuerung in Assassin’s Creed Shadows ist der taktische Einsatz verschiedener Jahreszeiten. Die meisten Festungen sind gut bewacht und wenn man nicht gerade wie Yasuke einfach das Haupttor niederreißt, ist ein alternativer Ansatz gar nicht mal verkehrt. Im Winter hängen beispielsweise Eiszapfen an den Decken, die wir auf die darunter befindlichen Patrouillen fallen lassen können. Und ein zugefrorener See lässt sich natürlich auch viel einfacher überqueren.

Vom Frühling…

Im Frühjahr findet man Reisbauern bei der Arbeit auf den Feldern wieder. Überall herrscht reges Treiben. Im Grunde allerbeste Urlaubsstimmung.

…bis zum Winter

Im Winter liegt dasselbe Areal unter einer dickten Schneedecke begraben. Tolles Detail: Sobald die Sonne sich zeigt, beginnt der Schnee langsam in Echtzeit zu schmelzen. | Beide Bilder: PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Dafür haben die Macher das bisherige System zum problemlosen Wechsel zwischen Tag und Nacht gestrichen, was ein bisschen ärgerlich ist, da man dem Assassinenhandwerk in der Vergangenheit sehr viel leichter nachgehen konnte, weil sich die meisten Wachen schlafengelegt haben. Um die Jahreszeiten zu wechseln, müssen wir zunächst gewisse Grundvoraussetzungen erfüllen. Also insgesamt alles ein bisschen komplizierter, als es für meinen Geschmack nötig gewesen wäre. Dafür wird für das Auge einiges geboten, denn die Welt wird durch das System fast vollständig transformiert, wodurch sich jeder Schauplatz immer wieder gänzlich neu entdecken lässt. 

現代への飛躍 | Sprung in die Moderne

Technisch gibt es dieses Mal eine ganze Menge zu besprechen, denn ohne die bisherigen Limitierungen einer Portierung für die Konsolen der letzten Generation kann die in vielerlei Hinsicht erweiterte, hauseigene Anvil Engine endlich ihr wahres Potenzial ausschöpfen und nutzt vor allem die Stärken der PlayStation 5 Pro voll aus. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass das Basismodell oder gar die XBOX Series X viel schlechter aussieht. Die rudimentären Unterschiede bei der Auflösung fallen dabei gar nicht so sehr ins Gewicht, zumal ALLE Konsolen von einer dynamischen Auflösungsskalierung Gebrauch machen und mit Ausnahme der XBOX Series S lediglich auf 4K hochskalieren.

Lange Erklärungen leicht gemacht: Ubisoft liefert ein praktisches Sheet zur Darstellung der einzelnen Konsolenfassungen. Ein kleiner Lichtblick, wenn man bedenkt, dass der Publisher sämtliche unserer offiziellen Anfragen zum Spiel ignoriert hat.

Das liegt vor allem daran, dass das Spiel nach System und Konfiguration von Raytracing gestützte Beleuchtung nutzt, was ordentlich Rechenleistung fordert. Die PlayStation 5 Pro ist die einzige Konsole, die das im Leistungsmodus auch außerhalb der instanzierten Basis nutzen kann, während im Grafikmodus noch verbesserte Reflexionen dazukommen, die aber keinen wirklichen visuellen Mehrwert offerieren. PlayStation 5 und XBOX Series X steht Raytracing in Form von Global Illumination neben dem ausgeglichenen Modus ausschließlich im Grafikmodus zur Verfügung, alle anderen Modi nutzen eine statische Variante, was im direkten Vergleich deutlich schlechter aussieht, worunter auch die Farbgebung ordentlich zu leiden hat.

Derart realistische Lichtstimmungen bleiben ausschließlich leistungsstarken Rechnern oder den Grafikmodi der meisten Konsolen vorbehalten. Die PlayStation 5 Pro bietet hier die einzige Ausnahme. | PlayStation 5 Pro, ausgeglichener Modus

Wir haben zum Vergleich jeweils ein Bild aus sämtlichen Modi der PlayStation 5 Pro erstellt. Da der Wechsel zwischen den Modi leider etwas umständlich ist und das Spiel dabei immer die komplette Umgebung neu laden muss, unterscheiden sich sowohl die Kameraperspektiven als auch die Platzierung des Charakters in jedem Bild geringfügig voneinander. Die teils unterschiedliche Farbgebung resultiert aus den unterschiedlichen Tageszeiten. Für einen Vergleich sollten das Material aber mehr als ausreichend sein:

Grafik

Im Grafikmodus wird die höchstmögliche Auflösung genutzt, was vor allem im Vergleich zum Leistungsmodus für ein deutlich schärferes Bild sorgt. Außerdem kommt hier eine besonders rechenintensive Berechnung der Haare zum Einsatz, die auf der XBOX Series S vollständig fehlt.

Ausgeglichen

Der ausgeglichene Modus richtet sich vor allem an Besitzer eines VRR-Displays mit 120 Hertz. Er vereint das Beste aus Grafik- und Leistungsmodus unter seiner Haube und spielt sich dank überwiegend stabilen 40 Bildern pro Sekunde auch sehr angenehm.

Leistung

Der Leistungsmodus sieht insgesamt immer noch gut aus, muss aber abseits der Zwischensequenzen auf physikalisch korrekt berechnete Haare verzichten, darüber hinaus einige Abstriche bei Textur- und Schattenauflösung, ebenso aber auch der Zeichendistanz und Vegetationsdichte hinnehmen.

Alles in allem sind die Konsolenfassungen von Assassin’s Creed Shadows sehr gelungen, der Verzicht auf eine abgespeckte Last-Gen-Fassung angesichts des Gezeigten vollkommen nachvollziehbar. Die XBOX Series S bildet mit Abstand das Schlusslicht in Sachen grafische Gesamtqualität und lässt keine richtige Current-Gen-Stimmung aufkommen, gut spielbar ist der dort ausschließlich auf 30 Bilder pro Sekunde beschränkte Titel aber trotzdem. Alle anderen Konsolen leiden unabhängig vom gewählten Modus unter kaum wahrnehmbaren Einbrüchen, die vor allem bei zu schnellen Kamerabewegungen auftreten. Davon abgesehen gibt es allerdings nichts zu bemängeln. 

Die Zwischensequenzen wurden aufwändig in Szene gesetzt und punkten mit glaubhaften Gesichtsausdrücken und flüssigen Animationen. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Jeder Modus hat seine Daseinsberechtigung, meine persönliche Empfehlung ist der ausgeglichene Modus, weil der am wenigsten Kompromisse eingehen muss und damit wahrscheinlich in einer deutlich besseren Position als Friedrich Merz ist. Ubisoft Montreal ist es gelungen, eine wunderschöne und dichte Welt zu erschaffen, die sich zu jedem Zeitpunkt lebendig anfühlt. Vor allem die dynamischen Wetterwechsel sind eine wahre Augenweide. Und spätestens, wenn man zum ersten Mal einen Blick auf die vielen eindrucksvollen Panoramen im Spiel erhascht, mag man gar nicht mehr damit aufhören, den implementierten und gut ausgestatteten Fotomodus zum Einsatz zu bringen. 

Die PC-Version macht von dem bei Spielern sei Jahren umstrittenen Kopierschutz Denuvo Gebrauch, der im anhaltenden Verdacht steht, die Leistung stark zu beeinflussen. Immerhin: Nutzer, die sich den Titel auf Steam zulegen, müssen im Anschluss daran keinen weiteren Launcher installieren.

PC-Besitzer dürfen sich auf eine rundherum geglückte Portierung freuen, deren absolut vorbildliches Konfigurationsmenü inklusive Vorschau und Benchmark auch schwächeren Konfigurationen ausreichend Möglichkeiten für ein vernünftiges Spielerlebnis bietet. Sämtliche aktuellen Technologien inklusive DLSS 4, Frame Generation und Co. werden unterstützt. Für ein natives Erlebnis mit maximalen Details verlangt euch das Spiel aber einiges ab: Wer nicht mindestens eine RTX 4090 im Gehäuse arbeiten lässt, sollte sich von der infernalen Kombination aus höchsten Auflösungen und maximalem Raytracing unbedingt fernhalten. Die zusätzliche Entwicklungszeit hat sich übrigens gelohnt, denn Assassin’s Creed: Shadows ist das mit Abstand fehlerfreieste Erlebnis innerhalb der Reihe. Da haben wir seinerzeit mit Unity ganz andere Dinger erlebt. 

Der Grafikmodus der PlayStation 5 Pro fügt dem Spiel konsolenexklusives Raytracing für Spiegelungen hinzu. Ein gewaltiger Unterschied zu den regulären Screen Space Reflections gibt’s aber nicht. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Ein bisschen Kritik zum Abschluss gibt’s aber natürlich trotzdem. So agieren die NPCs innerhalb der Städte relativ statisch und stehen überwiegend stur in der Gegend herum. Im Basisareal und während der Zwischensequenzen schalten alle Konsolen stur auf 30 Bilder pro Sekunde, was ziemlich unsaubere Übergänge zur Folge hat. Und weder die englische, noch die deutsche Vertonung konnten mich wirklich überzeugen. Sehr wohl aber die des immersiven Zusatzmodus, wo ausschließlich Portugiesisch und Japanisch gesprochen wird. Der Soundtrack ist zu Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig und erinnert sehr an die Untermalung von Insomniac’s Spider-Man-Titeln, ist mir aber mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Ein Gamepad ist quasi verpflichtend, wobei der DualSense nicht nur mit seinem haptischen Feedback glänzt, sondern auch den Lautsprecher regelmäßig sinnvoll einsetzt. 

„Bei aller visuellen Pracht, die Assassin’s Creed: Shadows zweifellos zu bieten hat, stolpert der Titel am Ende etwas zu oft über den chronischen Mangel an Innovation, der sich überall dahinter verbirgt. Weder ist es den Machern gelungen, erzählerisch frische Impulse zu setzen, noch bietet die offene Welt ausreichend Anreize dafür, von den vorgegebenen Pfaden abzuweichen. Erschwerend hinzu kommt, dass die Immersion immer wieder von kulturellen Widersprüchen aller Art gebrochen wird. Und auch den Wechsel zwischen Yasuke und Naoe hätte man stellenweise deutlich besser lösen können. Was bleibt, ist im Grunde wenig mehr als ein weiterer, generischer Eintrag im Franchise, welcher spielerisch zwar immer wieder positiv durchscheint, insgesamt aber zu sehr in veralteten Formeln verharrt, um der Reihe abseits der tollen Technik einen dringend notwendigen Sprung nach vorne zu ermöglichen.“

  • Detailverliebte Nachbildung des feudalen Japans
  • Viele atemberaubende Panoramen
  • Wunderschöne Beleuchtung dank Raytracing (Plattform- und Modusabhängig)
  • Dichte Effektkulisse
  • Realistische Wettereffekte inklusive opulenter Übergänge
  • Belebte Städte
  • Jahreszeiten wirken sich nicht nur auf die Optik, sondern auch auf die Taktik aus
  • Sympathische, nachvollziehbar geschriebene Helden…
  • …die sich sowohl spielerisch als auch in Sachen Persönlichkeit angenehm voneinander unterscheiden
  • Überwiegend toll animierte Charaktere, vor allem während der Zwischensequenzen
  • Gut fünfzig Stunden umfassende Hauptgeschichte…
  • …und circa dreißig zusätzliche Stunden an Nebeninhalten
  • Fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
  • …mit optional zuschaltbaren Hilfen
  • Mehrere Lösungsansätze durch eine Vielzahl verschiedener Werkzeuge (nur Naoe)
  • Aufgeräumte Talentbäume
  • Facettenreicher Fotomodus
  • Weitestgehend fehlerfrei
  • Hervorragende japanische und portugiesische Sprecher (nur im immersiven Modus)
  • Schnörkellose Bedienung mit sämtlichen Gamepads
  • Geschichte folgt im Kern derselben Racheprämisse wie die zahllosen Vorgänger…
  • …und lässt große Überraschungen vollständig vermissen
  • Arg langwieriger Einstieg
  • Einige durchwachsen inszenierte Charaktere…
  • …und überwiegend blasse Bösewichte
  • Dialogentscheidungen wirken sich kaum wahrnehmbar auf den Spielverlauf aus
  • Yasuke spielt sich im Vergleich zu Naoe deutlich stoischer und wird rasch langweilig
  • Nebeninhalte fühlen sich schnell repetitiv an
  • Mitunter quälend lange Suche nach bestimmten Zielen, auch im hinweisgestützten Modus
  • Nerviger Ressourcengrind beim späteren Basisbau…
  • …der als Alternative zum langwierigen Farmen nur die Abkürzung über Echtgeldtransaktionen offeriert
  • Stufenempfehlungen nicht immer zutreffend
  • Abseits der vorgegebenen Pfade nur wenig zu entdecken
  • Lächerlich schlecht und aufgesetzt inszenierte Romanzen mit unangenehm identitätspolitischem Einschlag
  • Stellenweise eklatant respektloser, anmaßender Umgang mit der japanischen Kultur 
  • NPCs verhalten sich etwas zu generisch
  • Gegner lassen sich oft viel zu leicht überlisten
  • Parcoursmechanik leidet anhaltend an altbekannten Problemen
  • Bildratenbedingt holprige Übergänge zwischen Spiel und Zwischensequenzen
  • Unpräzise Maus- und Tastatursteuerung
  • Experimentelle musikalische Untermalung wirkt in vielen Momenten schlicht deplatziert
  • Englische und deutsche Vertonungen schwanken qualitativ stark

Sämtliche Rezensionsexemplare sind von uns auf eigene Kosten gestellt worden.

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