Die Rezension
Altmeister und Halloween – Schöpfer John Carpenter ist in meinen Augen immer dann am Besten, wenn er gegen alle Umstände gezwungen ist, aus wenig möglichst viel zu machen. Mit einem Budget von knapp unter 10 Millionen U.S. Dollar konnte Carpenter zwar nicht aus den Vollen schöpfen, hatte aber trotzdem genügend Mittel, um Stephen King´s Roman als Film umsetzen zu können, wobei ein Großteil des Budgets hauptsächlich für zahlreichen im Film zum Einsatz gebrachten Autos draufgegangen ist. Mit gutem, aber nicht zeitlosen Ergebnis und einem ambitionierten Cast junger Schauspieler stellt Christine einen wunderbar düsteren Horrorfilm um des Mannes zweitbestes Stück dar, der seinerzeit sicher dafür verantwortlich war, dass Zuschauer nach dem Kino mit Vorsicht in ihr Auto stiegen.
Gut gealtert ist der Film optisch zwar nicht, in seiner Thematik bleibt er aber dennoch einzigartig. Ein vom Bösen besessenes Auto mit mörderischem Eigenleben als Filmschurke wäre doch angesichts der Tatsache, dass man mittlerweile jeden Mist neu aufkocht, mal wieder eine schöne, erfrischende Sache. Dabei lebt Christine atmosphärisch nicht mal von übermäßig viel Gewalt, sondern eher von den dunklen Bildern und der gruseligen Präsenz des 58er Plymouth Fury, der übrigens nicht konsequent im Film verwendet wurde, sondern sich den Platz mit ähnlichen Fabrikaten teilen musste, was man gelegentlich auch erkennen kann. Wirklich gruseln wird man sich vor Christine heute wohl nicht mehr. Aber das spannende Finale, der tolle Soundtrack von Regisseur Carpenter selbst und die unwiderstehliche Schönheit des sinistren Autos selbst machen den Film auch heute noch sehenswert.
Die UHD
Für das Jubiläum und die damit verbundene UHD wurde der Film in nativem 4K neu vom Originalnegativ abgetastet. Das Ergebnis profitiert in erster Linie vor allem von dem erweiterten Farbraum und HDR10. Bereits die erste Einstellung von Christine auf dem Werkband besticht durch ein so knalliges Rot, dass das überwiegend zu helle Bild der längst erhältlichen Blu-Ray sofort vergessen ist. Der Trend setzt sich dann über die gesamte Laufzeit von knapp 110 Minuten fort. Kleidungsstücke wie Dennis´ Jacke erstrahlen in satten Farbtönen, auch die Vegetation um das Haus des Bruders präsentiert sich in exzellentem Grün. Freuen darf man sich ferner über einen starken Detailzugewinn. Vieles bisher ungesehene, besonders in hellen Momenten, kommt nun erstmals richtig zum Vorschein. Bedenkt man die Kinoqualität des Jahres 1983, kann man wohl davon ausgehen, dass der Film zumindest in dieser Hinsicht nie besser ausgesehen hat als auf der UHD.
Auch die Kontraste überflügeln das Level der Blu-Ray deutlich. Die hier viel kräftigeren Schwarzwerte stellen den intendierten Look des Films wieder her und geben sich meistens fein nuanciert, was dem dunklen Film sehr gut tut, gelegentlich verschwinden dadurch aber kleinere Details, die auf der Blu-Ray noch sichtbar waren. Die Schärfe schwankt ebenso gelegentlich mal etwas hin und her, nicht alle Einstellungen sind auf gleichem guten Niveau. Dasselbe gilt für das Filmkorn, welches die meiste Zeit sehr angenehm wirkt, ab und an aber heftige Präsenz zeigt und in Folge für ein unangenehmes Rauschen sorgt. Bedenkt man aber das Alter des Originalnegativs, hat man hier gut daran getan, diese Dinge nicht unnötig durch den Einsatz von Filtern zu korrigieren – das Ergebnis wäre deutlich mehr Kritik ausgesetzt gewesen. Denn der Filmfan möchte seine Klassiker so erleben, wie er sie kennt und wie sie gemacht wurden. Deshalb will ich dafür auch keinen Punktabzug geben. Denn wie gesagt, der Klassiker von John Carpenter sah im Heimkino nie besser aus und ist alleine wegen der exzellenten Farben schon ein Upgrade wert.
Ein kleines Upgrade hat hier auch der deutsche Ton erfahren, der statt Dolby Digital nun seine DTS – Premiere auf der UHD feiert – allerdings leider abermals nur in Stereoformat und dementsprechend ohne Raumklangelemente oder Ansprechmöglichkeiten für den Subwoofer. Bitter, wenn man bedenkt, dass bereits der Blu-Ray eine verlustfreie englische DTS-HD MA 5.1 – Spur beilag. Denn die macht auf der UHD Platz für eine neu abgemischte Dolby Atmos – Spur. Die überflügelt die vorherige Spur zwar nur minimal, da sie manchen Szenen etwas mehr Räumlichkeit nach oben hin verleiht, ist aber alles in allem in Sachen Dynamik, Klarheit und Effektverteilung drastisch über dem Angebot für deutschsprachige Zuschauer. Aber dieses ist zumindest qualitativ etwas hochwertiger als die alte Dolby – Abmischung, wenngleich es dem Alter entsprechend trotzdem eher auf ein leicht dumpfes Hörvergnügen hinausläuft.
Bei einer Anniversary Edition erwartet man als Käufer meistens auch einen Haufen Bonusmaterial. Den bekommt man auch geboten – sofern man die Veröffentlichung aus den Vereinigten Staaten importiert. Denn nur dann bekommt man zusätzlich zur UHD auch die Blu-Ray von 2015 mitgeliefert, die ebenfalls neu aufbereitet worden ist und weit über eine Stunde an Extras an Bord hat (allerdings nur in Standardauflösung), darunter auch einen hörenswerten Audiokommentar. Da diese Blu-Ray hier aber komplett fehlt, wird man hierzulande leider in Sachen Extras komplett außen vor gelassen. Abseits des sehr guten Bildes entpuppt sich die Jubiläumsausgabe dementsprechend leider als herbe Enttäuschung.
Fazit
„Wie die meisten Carpenter – Filme hat auch Christine erst einige Jahre gebraucht, um eine loyale Fangemeinde um sich zu versammeln, der den Film als Kultklassiker verehrt. Für wahren Horror sorgt der Streifen zwar 35 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung nicht mehr, kann aber atmosphärisch und inhaltlich trotzdem noch einiges reißen. Die UHD bietet dabei die vorerst definitive Veröffentlichung in Sachen Bild, welches der Blu-Ray von 2015 deutlich überlegen ist und in erster Linie durch sattere Farben und Kontraste punktet, dabei aber auch deutlich mehr Details offenbart. Schade, dass der Ton trotz kleinem Upgrade weiterhin nur Mittelmaß im Vergleich zum Originalton ist. Und auch der komplette Wegfall der Extras lassen die Jubiläumsveröffentlichung in einem eher schlechten Licht erscheinen. Wem es aber nur um ein bestmögliches Bild geht, kann hier guten Gewissens zugreifen.“
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