Landwirtschafts-Simulator 25

Bauern aller Länder, vereinigt euch! Mit dem Landwirtschafts-Simulator 25 kehren Giants Software nach dreijähriger Pause zurück und haben allerlei Versprechungen im Gepäck. Den sinnvollen Verbesserungen stehen aber weiterhin alte Probleme gegenüber – und eine beispiellose Einsteigerunfreundlichkeit. 

Entwickler | Publisher: Giants Software

Plattform: PC | PlayStation 5 | XBOX Series X|S

Veröffentlichungsdatum: 11. November 2024

Preis: ab 49,99€*

Altersfreigabe: ab 0 Jahren

Metacritic | OpenCritic


Echtgeldinhalte
Ungeschnitten


Need for Seed

Es ist schon seltsam: Über die Jahre habe ich mich mutig den schwersten Spielen entgegengestellt, nahezu jeden Titel aus dem Hause FromSoftware platiniert und selbst die größten Gurken innerhalb meiner Laufbahn als Redakteur konsequent zu einem Ende gebracht. Bei vielen Mails, die mich zum Landwirtschafts-Simulator 25 erreicht haben (denn wir versuchen, Leserwünsche IMMER umzusetzen, egal wie fies wir die Publisher dafür nerven müssen), dachte ich mir zunächst: “Ach, das könnte doch ganz spaßig werden!” Seitdem habe ich viele Stunden hinter dem Steuer zahlloser Traktoren, Erntemaschinen und Co. verbracht. Und tatsächlich: Wenn man den Dreh erstmal raus hat, entwickelt das Spiel eine erschreckende Sogwirkung, frei nach dem Motto “Nur noch das eine Feld abmähen, dann geht’s aber in die Heia”. 

Opa Walter ist zu alt, um seine Farm weiter betreiben zu können. Nach einem viel zu kurzen Tutorial liegt es nun an uns, sein Lebenswerk weiterzuführen. | PC, 4K, max. Settings

Das große Problem ist nur: Wenn man die komplexen spielerischen Simulationsabläufe nicht bereits aus einem früheren Ableger kennt, steht man als Anfänger lächerlich schnell vor dem Problem eines gewaltigen Sandkastens voller Möglichkeiten, von dem man mangels entsprechender Instruktionen allerdings völlig überfordert ist. Zwar haben die Macher die Karriere dieses Jahr in eine kleine Geschichte eingebunden, die einem allerdings nicht einmal im Ansatz einen Bruchteil von dem erklärt, was hinter dem scheinbaren Idyll des Farmerdaseins noch alles auf einen lauert. Und darum geht’s: Opa Walter wird langsam zu alt für die beschwerliche Hofarbeit, sein Sohn – ein klassischer Anzugträger – hat an der Übernahme des Betriebs kein Interesse, jetzt soll der Enkel übernehmen. Eine deutsche Sprachausgabe gibt’s übrigens nicht, gesprochen wird ausschließlich Englisch, dass stellenweise wie mit K.I. generiert klingt. Immerhin wurden die Texte sauber lokalisiert, damit man im Gewitter der Fachbegriffe nicht gänzlich untergeht.  

Bevor wir das Feld mit neuem Saatgut überziehen können, müssen wir zunächst die Reste der vorherigen Ernte beseitigen – das geht via einfachem Knopfdruck wahlweise übrigens wie alles andere auch aus der Egoperspektive. | PlayStation 5 Pro

Im gut halbstündigen Tutorial dürfen wir unser erstes Feld für eine frische Aussaat präparieren, Weizen ernten und anschließend im Kippanhänger ausliefern. Danach sind wir ganz auf uns allein gestellt. Für Veteranen sicher eine gute Sache, für Einsteiger mit kurzem Geduldsfaden aber eine absolute Vollkatastrophe. Was man gerade am besten anbauen sollte, ist dank übersichtlichem Erntekalender schnell geklärt. Auch einen Handel für Saatgut kann man zügig ausmachen. Und ein bisschen Geld haben wir zum Glück auch noch auf der hohen Kante. Bis man sich aber mit dem gewaltigen Fuhrpark auseinandergesetzt hat und das richtige Gerät für den richtigen Job gefunden hat, können bereits ein paar Stunden vergehen. Und natürlich spielen auch das Wetter und andere Faktoren eine gewichtige Rolle. All das erklärt einem das Spiel nicht. 

Made in Japan

Stattdessen müssen wir uns jedes Mal wieder an den Erntehelfer Ben wenden, der uns auf Wunsch zwar mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für sämtliche der fünfundzwanzig verschiedenen Nutzpflanzen im Spiel versorgt, aber nicht mit laufenden Einblendungen. Es bleibt einem also nur, Screenshots zu erstellen, sich Notizen zu machen oder den Bildschirm mit dem Mobiltelefon abzufotografieren. Und ich finde, das alles sollte einfacher gehen können und einfacher gehen müssen! So bietet der Titel nämlich wie auch die Vorgänger bestes Potenzial, neue Kunden effektiv abzuschrecken. Schade ist das allein deswegen, weil die LS-Community mit eine der freundlichsten im Netz ist und außerdem ein Quell der Kreativität, wenn es um die Erschaffung neuer Mods geht. Gemeinsam einen Hof im Mehrspielermodus aufzubauen macht jede Menge Spaß, aber wenn man so konsequent versäumt, die Neuzugänge durch völlig unterentwickelte Tutorials abzuholen, wird die Community auf lange Sicht so kümmerlich wachsen, wie meine ersten Versuche beim Reisanbau. 

Der Panzerwandler ist nur eine von vielen Maschinen im Spiel. Optisch und mechanisch stehen die LEGO-Versionen ihren Vorbildern in nichts nach. | PC, 4K, max. Settings

Der wartet nämlich auf der brandneuen Karte Huntan Panai, die vor den Kulissen eines charmanten Dorfes in Ostasien spielt und sogar mit antiken Tempelanlagen, verschneiten Berggipfeln und einem tollen Hafenpanorama lockt. Die rundum erneuerte Wasser- und Schattendarstellung kann zwar nie verstecken, dass die Reihe technisch immer noch hemmungslos veraltet ist, eine gewisse malerische Atmosphäre lässt sich trotzdem nicht absprechen. Aber zurück zum Reis, denn die beliebte Beilage wächst nur auf tiefgelegten, gefluteten Feldern und erfordert einige zusätzliche Arbeitsschritte. Wer sich lieber als Viehzüchter versuchen will, kann neben den bereits bekannten Arten nun Wasserbüffeln, Ziegen und Lämmern beim Wachsen zusehen und aus der Milch anschließend teuren Käse herstellen, den wir dann entweder beim lokalen Händler oder über den eigenen Dorfladen an den Mann bringen. Spinat, Erbsen und Grüne Bohnen feiern ebenfalls ihr Debüt und auch das gezeitenfeste Gewächshaus darf sich über ein paar Neuzugänge freuen. 

Heiß auf Reis: Der Anbau des asiatischen Dauerbrenners erfordert viel Arbeit, besondere Voraussetzungen und eigene Maschinen. | PlayStation 5 Pro

Die beiden übrigen Karten fühlen sich dagegen etwas zu vertraut an. Zielonka kennt man bereits aus der Platinum Edition des Vorgängers und das in Nordamerika gelegene Riverbend Springs kann die altgediente Formel der Reihe ebenfalls nicht revolutionieren. Platz, um dort unseren ganz persönlichen Traum vom Farmerleben zu verwirklichen, gibt es aber genug. Warum sich in so einer abgelegenen Ecke Ostasiens aber keine Asiaten auf den Straßen tummeln, wissen nur die Entwickler. Generell ist auf den Straßen und Wegen wenig los. Gerade genug, damit man sich nicht völlig verlassen fühlt, aber viel zu wenig, um angemessen lebendig zu wirken. Der Landwirtschafts-Simulator 25 fühlt sich dahingehend ebenso wie beim Ernteablauf immer noch viel zu statisch an. Wunderbar detailliert werden dafür die über vierhundert enthaltenen Fahrzeuge von zahlreichen namhaften Herstellern der Branche dargestellt. Und auch die Kleidung für unseren im – wenngleich umfänglich immer noch sehr überschaubaren – Charaktereditor erstellten Farmer wird von diversen Markennamen beigesteuert. 

Und täglich grüßt der Kornkäfer

Deutlich dynamischer geht es beim Wetter zu, denn die Entwickler haben das bestehende System visuell ordentlich aufgemotzt. Im Ergebnis ist man damit zwar immer noch weit entfernt von einer gänzlich zeitgemäßen Präsentation, aber die stand bei der Reihe ohnehin nie im Vordergrund des Geschehens und gemessen daran kann man auf jeden Fall von einer Verbesserung sprechen. Auch bei den Reflektionen legt der Titel ein Stück zu, was man besonders bei Regen gut sehen kann. Verbesserungen finden seit jeher im Kleinen statt und so ist es auch dieses Mal. Dass die Fahrzeugreifen nun realistische Furchen ziehen und die mit zunehmendem Einsatz schmutzigeren Vehikel nun am Ende eines langen Arbeitstages zur Entspannung mit dem Hochdruckreiniger wieder auf Hochglanz bringen kann, sind dafür gute Beispiele. Und auch die bisher noch extrem fehleranfälligen Erntehelfer verrichten jetzt endlich zuverlässig ihren Dienst auf dem Feld. 

Jetzt aber schnell: Während im Hintergrund ein Tornado tobt, versuchen wir hektisch, wenigstens ein bisschen was von unserer Ernte zu retten. | PC, 4K, max. Settings

Viele Baustellen abseits der Grafik sind dafür zum Ärger vieler erhalten geblieben. Die katastrophale Kranbedienung beim Holztransport ist nur ein Problem von vielen, besonders genervt hat mich auch das teils seltsame Fahrverhalten sowie die allgemein fehleranfällige – oder stellenweise schlicht nicht vorhandene – Physik. Objekte wie Zäune, Spielgeräte und Co. sind im Landwirtschafts-Simulator 25 nämlich unzerstörbar. Wenn es trotzdem mal zur Kollision kommt, wird das Fahrzeug im schlimmsten Fall komplett durch die Luft geschleudert. Und selbst, wenn auf den Straßen nur wenig los ist, kommt es immer wieder zu seltsamen Unfällen durch waghalsige Überholmanöver seitens der computergesteuerten Vehikel. 

Die PC-Version leidet nach vielen Berichten der Community gegenwärtig unter einer schwankenden Performance und flackernden Texturen. Beobachtungen, die sich in unserem Test leider bestätigt haben. Auch die Interaktion mit der Umgebung zeigt sich anhaltend fehleranfällig – und zwar über sämtliche Plattformen. Das können wir unserer Wertung nicht unberücksichtigt lassen.

Es ist schwer zu erklären, wie man all das in drei Jahren Entwicklungszeit entweder nicht bemerken, oder schlicht nicht ausreichend beheben konnte. Zugegeben, kein Ableger hat je einen sauberen Start hingelegt. Oft hat es im Anschluss Monate und viel Arbeit seitens Entwicklern und Moddern gebraucht, bis man den Eindruck eines halbwegs fertigen Produktes gewinnen konnte. Aber genau solche Sachen sorgen dafür, dass man stets mit einer gewissen Belustigung auf diese doch so engagierte Community blickt und einfach nicht verstehen will, warum sich die Leute das alle Jahre wieder antun. Der Landwirtschafts-Simulator an sich hat mittlerweile eine so große Eigendynamik entwickelt, dass eingesessene Fans ihn wahrscheinlich trotzdem kaufen. Es wäre nur schön, wenn unsereins das irgendwann auch einmal im Wertungsspiegel wiedergeben könnte. 

Wasserbüffel und Ziegen sind aufgrund ihrer Milch eine wertvolle neue Einnahmequelle. Unfassbar niedlich sind sie auch noch! | PlayStation 5 Pro

In Hinblick auf die Konsolenfassungen ist es beispielsweise unverständlich, dass das Spiel dort alternativlos auf 30 Bilder pro Sekunde festgelegt ist. Klar, hier geht es nicht um schnelle Reaktionen, weshalb das erstmal kein ganz großes Problem ist – und immerhin, aufgelöst wird in nativem 4K. Aber ein alternativer Leistungsmodus dürfte ebenfalls einigen Anklang finden, weil die meisten Spieler sich mittlerweile an die magische Sechzig gewöhnt haben und nur schwerlich wieder zurück zu den Verhältnissen der Last-Gen-Hardware finden. Ebenso muss man auf der Konsole weiterhin auf Mods als zentrale Lebensader der Reihe verzichten. So muss man leider sagen, dass der Titel viel von seinem wahren Potenzial weiterhin nur auf dem PC zeigen kann, obwohl die Bedienung mit Gamepad außerordentlich gut von der Hand geht. 

“Je mehr Zeit ich mit dem Landwirtschafts-Simulator 25 nach langer Pause verbracht habe, desto mehr erinnere ich mich wieder an die seltsame Faszination, die dieses Spiel mit der Zeit auf mich ausübt. Wenn man irgendwann soweit ist, den Erntekalender auswendig zu kennen und mit diesem Wissen beim Sonntagessen im Familienkreis staunende Blicke zu ernten, ist die Transformation zum virtuellen Farmer bereits weit fortgeschritten. Bis man dann selber Schnaps brennt und sich im Keller an der Viehzucht versucht, ist der Weg in der Regel nicht mehr weit. Der aktuelle Ableger bietet viele sinnvolle Neuerungen zugunsten mehr Anbauvielfalt und einer verbesserten Präsentation, leidet aber immer noch an ärgerlichen Problemen bei der Kollisionsabfrage und lässt Anfänger dank fehlender Tutorials zu sehr auf sich gestellt zurück. Die Konsolenfassung ist dank nicht mehr zeitgemäßer Bildratenbegrenzung und fehlendem Support für Mods einmal mehr nicht zu empfehlen.”

  • Hohe spielerische Tiefe…
  • …welche jedweden Aspekt der Landwirtschaft detailliert abbildet
  • Motivierender Spielfluss mit immensem Suchtpotenzial
  • Über vierhundert lizensierte, detailverliebt nachgebildete Maschinen
  • Huntan Panai bringt viel frischen Wind in die Gebietsauswahl
  • Gewohnt spaßige Mehrspielerkomponente
  • Sinnvoll erweiterte Anbau- und Zuchtpalette
  • Wetter, Jahreszeit und Co. mit spürbaren Auswirkungen auf die Erträge
  • Erntehelfer endlich nicht mehr nutzlos
  • PC-Version mit gewohnt umfangreichem Mod-Support
  • Sauber lokalisierte deutsche Texte
  • Gute Bedienung über sämtliche Plattformen
  • Unterstützt eine Vielzahl von Lenkrädern
  • Geschichte innerhalb der Karriere hat kaum mehr als eine Alibifunktion
  • Einsteiger werden dank nicht einmal im Ansatz angemessener Tutorials rasch völlig überfordert
  • Erntehelfertipps können nicht angepinnt werden
  • Grafische Präsentation insgesamt alles andere als zeitgemäß
  • Nur Ostasien fühlt sich als Gebiet wirklich neu an…
  • …die Suche nach den Asiaten dauert jedoch unvermindert an
  • Zahlreiche Bugs
  • Extrem fehleranfällige Kollisionsabfrage
  • Schreckliche, ausschließlich englischsprachige Vertonung
  • Anhaltend mittelmäßiges Fahrverhalten
  • Weitestgehend entvölkerte Gebiete
  • Konsolenfassungen alternativlos auf 30 Bilder pro Sekunde beschränkt…
  • …und ohne Mod-Support

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von GIANTS Software zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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