Horizon: Zero Dawn Remastered

Manchmal hat man ein wenig das Gefühl, dass sich das Portfolio der aktuellen Konsolengeneration überwiegend aus Remastern zusammensetzt. Nun hat es Horizon: Zero Dawn “erwischt”: Der Auftakt zum millionenschweren Franchise hat mittlerweile fast acht Jahre auf dem Buckel und wurde jetzt für PC und PlayStation 5 kräftig aufpoliert. Wir sind pünktlich zum Release erneut mit Aloy losgezogen, um die Welt zu retten.

Entwickler: Guerilla Games | NIXXES

Publisher: PlayStation Publishing LLC

Plattform: PC | PlayStation 5

Veröffentlichungsdatum: 31. Oktober 2024

Preis: 49,99€*

Altersfreigabe: ab 12 Jahren

Metacritic | OpenCritic | IMDB


Echtgeldinhalte
Kostenloses Upgrade
Ungeschnitten


Alles auf Anfang

Falls ihr die letzten Jahre in einer abgeschiedenen Höhle im Wald verbracht habt, hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung der Geschichte: Irgendwann in der Zukunft wird die Erde nach einer verhängnisvollen Katastrophe von gewaltigen Maschinenwesen beherrscht. Auf Basis der wenigen Überlebenden konnte die menschliche Zivilisation zwar fortbestehen, befindet sich gesellschaftlich und technologisch aber wieder in der Steinzeit. Zwischen den einzelnen Stämmen herrscht ein fragiler Frieden, die Gefahr durch Banditen und Co. ist allgegenwärtig und wer kann, verlässt sein Heimatdorf und lässt sich in der prächtigen Handelsmetropole Meridian nieder. In genau dieser Welt ist auch Aloy aufgewachsen. Als Ausgestoßene weitestgehend isoliert und von ihrem Ziehvater Rost in der Kunst des Kampfes und der Jagd geschult, werden wir als Sucherin ausgesandt, um eine uralte Prophezeiung zu erfüllen. Dabei gelangen wir nicht nur der Vergangenheit der Welt, sondern auch unserer eigenen auf die Spur.

Zugegeben, das Modell der jungen Aloy wirkt auf mich auch im Remaster etwas gruselig. Alles andere kann jedoch visuell voll überzeugen, hier mit besonderem Fokus auf die detailreiche Kleidung von Ziehvater Rost. | PlayStation 5, Leistungsmodus

Und das ist lediglich der Beginn eines knapp dreißig Stunden umfassenden Abenteuers, wenn man die hier natürlich ebenfalls enthaltene Erweiterung The Frozen Wilds dazuzählt. Komplettisten dürften dank zahlloser Nebenmissionen und lohnenswerter Sammelobjekte locker doppelt so lange beschäftigt sein. Falls ihr euch in der Originalversion bereits in einem laufenden Durchgang befindet, könnt ihr den bisherigen Progress zum Spielstart problemlos übernehmen, das funktioniert allerdings nicht plattformübergreifend und auch bereits erhaltene Erfolge werden nicht übernommen. Fast fünfundzwanzig Millionen Exemplare konnte der Titel über sämtliche Systeme absetzen, dazu gab’s zahlreiche wichtige Auszeichnungen und noch mehr Traumwertungen. Auch im Angesicht des noch besseren Nachfolgers versteht es die detailverliebte offene Welt mit ihrem unverbrauchten Setting und vielen frischen Ideen, Spieler mühelos in ihren Bann zu ziehen. Die sympathische Heldin tut ihr übriges dazu. 

Die eindrucksvolle Weitsicht sorgt in Szenen wie dieser für beste Urlaubsstimmung. Im Hintergrund sieht man nicht nur den südlich gelegenen Dschungel, sondern auch die Meridian. Sämtliche Orte können anhaltend ohne Zwischenladen betreten und erkundet werden. | PlayStation 5, Leistungsmodus

Für Fans von Assassin’s Creed und Co. ist Horizon: Zero Dawn ebenso Pflichtprogramm wie für alle, die Wert auf eine lebendige und glaubwürdige Spielwelt mit hohem Fokus auf Kampf und Erkundung legen. Dabei macht das Spiel immer noch einiges besser als so manch aktuellerer Titel und sieht selbst in der ursprünglichen Version anhaltend klasse aus, wenn man ein wenig Distanz zum Fernsehschirm wahrt.

Gerade einmal zehn Euro müsst ihr für das Upgrade auf PlayStation 5 und PC hinblättern, wenn ihr das Original bereits wahlweise in physischer oder digitaler Form besitzt. Außerdem wird auf PC einmal mehr zwangsläufig ein PSN-Account vorausgesetzt, obwohl das Spiel nicht über eine Mehrspielerkomponente verfügt.  

Wer sich vielleicht gerade erst eine PlayStation 5 gekauft habt oder wenigstens die letzten Tage bis zur Veröffentlichung der PlayStation 5 Pro zählt, erhält mit dem Remaster eine perfekte Einstiegsgelegenheit in gleichermaßen einzigartiges wie faszinierendes Epos, welches eine ganze Generation maßgeblich mitgeprägt hat und auch in Zukunft noch einiges von sich hören lassen wird – unter anderem in Form des kommenden LEGO Horizon Adventures, dass wir selbstverständlich zeitnahe für euch besprechen werden. 

Schöner wird’s nicht!

Für das Remaster zeichnen sich einmal mehr die mittlerweile fest zu Sony gehörenden Portierungsspezialisten von NIXXES verantwortlich, die bereits bei der PC-Version des Originals federführend gewesen sind und auch dem Sequel eine eindrucksvolle Umsetzung spendiert haben. Dabei hat das ebenfalls in den Niederlanden ansässige Studio eng mit den ursprünglichen Schöpfern von Guerilla Games zusammengearbeitet. Das Ziel war, Horizon: Zero Dawn auf die technische Stufe der Fortsetzung zu heben. Und dieses Unterfangen ist definitiv gelungen, denn gegen die überarbeitete Neuauflage kommen einem die bisher noch so zeitlos hübsch anmutenden Erstveröffentlichungen sowohl auf PC als auch PlayStation 5 plötzlich gar nicht mehr so attraktiv vor. 

Kleine Verunreinigungen auf der Haut bildet das Remaster ebenso klar ab wie Muttermale und sogar feinste Härchen am Gesichtsrand. | PlayStation 5, Leistungsmodus

Ein richtiges Upgrade ist für die aktuelle Konsole aus dem Hause Sony ohnehin nie erschienen, lediglich die Bildrate wurde nachträglich für ein flüssiges Erlebnis in Kombination mit den Vorzügen des Grafikmodus der PlayStation 4 entsperrt. Echtes 4K gab es hier jedoch anhaltend nicht, stattdessen wurde die Auflösung mithilfe von Checkerboarding künstlich hochgerechnet, was zwar nicht ganz schlecht aussieht, aber eben noch ein gutes Stück weit von einem nativen Erlebnis entfernt ist. Ein weiteres Problem des Originals ist die mittelmäßige Kantenglättung, wodurch gerade in mit dichter Vegetation durchzogenen Gebieten zahllose Unruhen entstehen. Für alles andere mangelte es dem System schlicht an Leistung, was sich natürlich an manchen Stellen auch sichtbar auf die Darstellung von Texturen, Schatten sowie Distanzdarstellung und allgemeiner Objektdichte auswirkt.    

Der Sägezahn zählt zu den gefährlichsten Gegnern im Spiel, kann mit entsprechenden Fähigkeiten aber dazu gebracht werden, an unserer Seite zu kämpfen. | PlayStation 5, Leistungsmodus

Das Remaster setzt an all diesen und weiteren Punkten an. Alleine durch die nochmal komplett modernisierte Beleuchtung wähnt man sich häufig in einem komplett anderen Spiel. Schönere dynamische Übergänge zwischen Tag und Nacht inklusive Wetterwechseln präsentiert abseits des Sequels gegenwärtig kein anderes Spiel. Wenn sich im Morgengrauen langsam die Sonne hinter dem Gebirge zeigt und die gesamte Welt in ein malerisches Licht inklusive realistischer und hochauflösender Schatten taucht, entsteht auch nach dem zehnten Mal noch beste Gänsehautstimmung. Zumindest dahingehend kann auch das Original immer noch überzeugen, erreicht aber zu keinem Zeitpunkt dieselbe, magische Atmosphäre. Hinzu kommt, dass das aus dem Nachfolger implementierte Wolkensystem dem des Originals weit überleben ist. Die hässlich anmutenden Gewässer sehen nun deutlich realistischer aus und laden viel eher zu einer ausgiebigen Schwimmtour ein. 

Texturen
Wo das Original selbst am PC oft nur flache Untergründe bot, verfügt das Remaster über einen glaubwürdigen Untergrund.
Objekte
Die Auslage der Händler wurde opulent mit diversem Gemüse bestückt. Da bekommt man doch sofort Appetit auf ein leckeres Ratatouille, oder?
Beleuchtung
Egal, ob bester Sonnenschein, prasselnder Regen oder eisiger Schnee: Die Kombi aus überarbeiteter Beleuchtung, dynamischem Wetter sowie dem Wolkensystem des Nachfolgers sieht einfach bildschön aus.
Vegetation
Selbst reingezoomt offenbart die Flora eine Vielzahl von Details, die man so im Original nicht zu sehen bekam. Für die tollen Bilder sorgt übrigens der implementierte Fotomodus.
Gewässer
Die alte Version präsentierte sich hier trüb und statisch, im Remaster bereichert das generalüberholte Wasser die Glaubhaftigkeit der Welt enorm. | Alle Bilder: PlayStation 5, Leistungsmodus

Wer sich bevorzugt im Dickicht oder urbanen Gegenden aufhält, kann sich ebenfalls freuen, denn auch die sehen dank komplett überarbeiteter Texturen und Objekten ebenfalls schöner als je zuvor aus. Wo die Marktstände von Meridian im Original noch spärlich mit eher mau aufgelöstem Gemüse bestückt gewesen sind, findet man dort im Remaster schmackhaft in Szene gesetzte Waren. Die flachen, matschigen Bodentexturen von einst weichen hochauflösenden Neuschöpfungen, über die sich facettenreiche Muster und authentisch dargestellte Beschädigungen ziehen, während Waldböden von Wurzeln und Laubwerk übersät sind, wodurch eine bisher ungekannte Dreidimensionalität entsteht. Im Gesamteindruck offeriert das Remaster eine glaubwürdigere, immersivere Welt, in die man sich noch einmal gänzlich neu verlieben kann. NIXXES haben hier wirklich keinen Stein auf dem anderen gelassen, gleichzeitig aber das Kunststück vollbracht, den Charme des Originals vollständig zu erhalten. 

Aloy ist nicht nur im Nahkampf brandgefährlich, sondern auch auf Distanz, wie der befallene Verwüster am eigenen Maschinenleib erfahren muss. | PlayStation 5, Leistungsmodus

Auch die Charaktere haben ordentliche Upgrades erhalten. Nicht nur, dass man an der Kleidung ganz neue Feinheiten wahrnehmen kann, sondern auch bei den Gesichtern. Dass je nach Lichteinfall selbst feinste Haare sichtbar werden, hat mich schon beim Sequel tief beeindruckt und sieht hier anhaltend grandios aus. Das Remaster bildet selbst kleinere Hautunreinheiten und Muttermale messerscharf ab. Kombiniert mit den verbesserten Animationen samt Mimik sowie den abwechslungsreicheren Kameraperspektiven innerhalb der Dialoge entsteht ein oftmals verblüffend realistischer Eindruck, der nicht mehr ganz weit entfernt vom Fotorealismus ist. Ladezeiten sind auf der PlayStation 5 bis auf die wenigen Sekunden beim ersten Start praktisch nicht vorhanden, hier müsst ihr ebenso wie am PC knappe hundert Gigabyte Speicher für die Installation freischaufeln. 

Ein kleines, aber willkommenes Detail: Im Remaster bleibt Schnee für eine Weile an der Kleidung der Charaktere hängen. | PlayStation 5, Leistungsmodus

Der Leistungsmodus der PlayStation 5 nutzt dynamische Skalierung, pendelt sich aber im Schnitt bei Weiten um die 1800p ein und liefert nahezu durchgehend flüssige 60 Bilder pro Sekunde, während der Grafikmodus die Bildrate halbiert, dafür aber bei stabil in nativem 4K auflöst. Wenn man nicht direkt vor dem Fernseher steht, sind die Auflösungsunterschiede im Grunde nicht auszumachen. Und weil es keine anderen qualitativen Unterschiede gibt, sehen wir gar keinen Grund, euch etwas anderes als den Leistungsmodus zu empfehlen. Am PC gilt: Wer den Nachfolger problemlos spielen konnte, wird auch mit dem Remake keine Probleme haben, da die Systemanforderungen nahezu identisch sind und das Spiel dort mit allen modernen Features inklusive DLSS und Co. aufwartet, die man als anspruchsvoller Enthusiast von einer gelungenen Portierung erwarten würde. 

In der Abenddämmerung sehen selbst verfallene Ruinen einladend aus. Wer die Landmarks im Spiel korrekt identifiziert, kann abwägen, wo genau die Handlung angesiedelt ist. | PlayStation 5, Leistungsmodus

Während die Bedienung mit Maus und Tastatur immer noch gut von der Hand geht, kommt mit dem Support des DualSense eine weitere Komponente für zusätzliche Immersion ins Spiel. Besonders die haptischen Trigger werden toll ausgenutzt und liefern beim Spannen des Bogens spürbaren Widerstand. Die zahlreichen optionalen Komfortfunktionen des Sequels hat man hier ebenfalls untergebracht und bei insgesamt sechs fair ausbalancierten Schwierigkeitsstufen sollte niemand Probleme damit haben, den Abspann zu erreichen. 

Hinweis: Mit der Veröffentlichung der PlayStation 5 Pro wird das Remaster um weitere Verbesserungen bereichert. Wir werden den bestehenden Artikel zeitnahe erweitern, unsere gegenwärtigen Eindrücke beziehen sich dementsprechend auf das Basismodell. 

“Die Anzahl guter wie sinnvoller Remaster lässt sich an zwei Händen abzählen. Horizon: Zero Dawn ist beides geworden. Neue Inhalte gibt es zwar keine, aber alles, was das Original so gut gemacht hat, findet man auch hier – nur eben in visuell dramatisch aufgehübschter Form. Die Welt an der Seite von Aloy auf diese Weise noch einmal ganz neu entdecken zu können, dürfte die Neuauflage auch für Kenner interessant machen, aber auch für Neulinge gibt es keine bessere (und schönere) Gelegenheit, ins stetig weiter wachsende Franchise einzusteigen. So und nicht anders muss ein Remaster aussehen.”

  • In jedweder Hinsicht visuell fantastisch modernisierte Erfahrung
  • Anhaltend tolles, unverbrauchtes Setting mit hervorragendem Charakter- und Storytelling
  • Erweiterung “The Frozen Wilds” ohne Aufpreis enthalten
  • Angenehm fehlerfreie Umsetzung
  • Saubere Performance, sowohl am PC als auch auf der Konsole
  • Zahlreiche optionale Komfortfunktionen
  • Bestehende Fortschritte im Original können problemlos ins Remaster übertragen werden
  • Kostengünstiges Upgrade für Besitzer der Erstveröffentlichung auf PlayStation 5
  • Hervorragende Einbindung sämtlicher DualSense-Features
  • PC-Version mit PSN-Zwang
  • Bereits freigeschaltete Erfolge aus dem Original nicht übernehmbar
  • Mit knapp fünfzig Euro für ein fast pures Grafikupgrade etwas teuer

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von PlayStation Publishing LLC zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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