God of War Ragnarök | Jetzt mit Nachtest zur PC-Version

Der Nachfolger zu einem der erfolgreichsten Reboots in der Videospielgeschichte setzt die epische Geschichte rund um Götterschlächter Kratos und seinen Sohn Atreus gelungen fort und konnte zum Release absolute Traumwertungen einheimsen – übrigens auch bei uns. Knapp zwei Jahre später veröffentlicht Sony God of War Ragnarök endlich auch am PC. Dafür haben wir unseren bestehenden Test nochmals überarbeitet. 

 
 
 
 
 
 

Publisher: Sony Computer Entertainment | PlayStation Publishing LLC

Plattform: PC | PlayStation 4 | PlayStation 5

Veröffentlichungsdatum: ab 09. November 2022

Preis: ab 49.99€*

Altersfreigabe: ab 18 Jahren


Ungeschnitten
Kostenloses Upgrade
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Nach dem Winter kommt das Feuer

Am Ende einer langen und beschwerlichen Reise ist es Kratos in Begleitung von Sohnemann Atreus gelungen, die Asche seiner verstorbenen Frau im Reich der Riesen zu verstreuen und damit deren letzten Wunsch zu erfüllen. Bei ihren Abenteuern durch die Welten der nordischen Mythologie hat das Duo eine Schneise der Verwüstung durch den Stammbaum der alten Nordgötter gezogen. Der Tod von Baldur hat Fimbulwinter eingeläutet, die Vorstufe zu Ragnarök, dem prophezeiten Ende aller Tage. Midgard liegt seitdem unter tonnenweise Eis und Schnee begraben, auch die übrigen der neun Welten von Yggdrasil spüren die Auswirkungen der nahenden Katastrophe. Gerade deswegen will sich Kratos lieber bedeckt halten – der ehemalige griechische Kriegsgott weiß nur zu gut, welche Konsequenzen es hat, wenn man sich mit den Metawesen anlegt. Gleichzeitig aber auch, dass man weder seiner Vergangenheit, noch dem Schicksal dauerhaft entkommen kann. 

Donnergott Thor ist alles andere als gut auf Kratos zu sprechen und fordert den Spartaner zum Kampf. | PlayStation 5, klassischer Grafikmodus

Damit soll er Recht behalten, denn als eines Tages Thor, seines Zeichens Gott des Donners und loyaler Vollstrecker von Papa Odin vor der Tür steht, um die stetig grummelige Fahlhaut für den Tod seiner beiden Söhne zur Rechenschaft zu ziehen, drohen sich die schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten. Zumindest scheint es so. Doch der Allvater höchstselbst macht Kratos ein zwielichtiges Friedensangebot und ist bereit, nicht nur Vergangenes zu vergessen, sondern sogar die anhaltenden Streitigkeiten mit Baldurs Mutter Freya aus der Welt zu schaffen, wenn sich der Spartaner zukünftig aus den Angelegenheiten der Götter heraushält und Atreus aufhört, weitere Nachforschungen über Ragnarök anzustellen. Kratos lehnt ab und entschließt sich nach einem ersten Kräftemessen mit Thor widerwillig dafür, seinen Sohn bei der Suche nach Tyr zu unterstützen. Dem nordischen Kriegsgott ist ebenso wie Atreus eine wichtige Rolle innerhalb von Ragnarök prophezeit worden und sollte eigentlich längst das Zeitliche gesegnet haben. Doch der Junior ist fest vom Gegenteil überzeugt und erhofft sich bei seiner Suche gleichzeitig Antworten auf die vielen offenen Fragen zu dessen eigener Identität als letzter Spross der Riesen…

Im Zwergenreich Svartalfheim erhoffen sich Vater und Sohn Hinweise auf den Verbleib Tyrs. | PlayStation 5, klassischer Leistungsmodus

Wie gerne würde ich euch noch mehr von der filmreif inszenierten Geschichte erzählen. Doch das würde bedeuten, euch um eines der wohl besten Abenteuer der jüngeren Videospielgeschichte zu bringen, welches seinen schon fantastischen Vorgänger zwar nicht in jeder, sehr wohl aber in vielerlei Hinsicht übertrifft. Den Machern ist es nicht nur gelungen, abermals eine packende Geschichte zwischen Vater und Sohn vor der Kulisse des drohenden Weltuntergangs zu erzählen, sondern auch die Nuancen dazwischen perfekt zu treffen. Der schwelende Konflikt zwischen Kratos und Atreus ist dabei nur einer von vielen Aspekten, welcher innerhalb der knapp fünfundzwanzigstündigen Story glaubwürdig herausgearbeitet wird. Es geht auch um den Verlust geliebter Menschen und die Spuren, die dieser auf beiden Seiten hinterlassen hat. Um Freunde an den ungewöhnlichsten Orten. Epische Schlachten in monumentalem Ausmaß. Und letztendlich auch darum, loslassen zu lernen. Themen, die man in einem früheren God of War wenn überhaupt allerhöchstens an der Oberfläche ankratzen konnte und mit dem Reboot endlich mehr in den Mittelpunkt gerückt sind, vertieft Ragnarök gekonnt und lässt all das auf einen gewaltigen Climax zusteuern, der nicht nur Fans der Reihe – auch dank der vielen interessanten Nebencharaktere – noch lang in Erinnerung bleiben wird.

Die schwierige Beziehung zwischen Kratos und Atreus wird im Verlauf der toll geschriebenen Geschichte immer wieder auf die Probe gestellt. | PlayStation 5, klassischer Leistungsmodus

Ein paar kleinere Längen im Storytelling, mehr kann man God of War Ragnarök inhaltlich kaum anlasten. Dafür entschädigt einen das Spiel mit viel Fanservice. Nicht nur, dass die Zwerge nun eine wesentlich umfangreiche Rolle innerhalb der Geschehnisse einnehmen, auch beim Gegnerdesign kommt das Sequel wesentlich vielfältiger als der Vorgänger daher und auch die gewohnt abwechslungsreichen Areale offerieren weitaus mehr Erkundungsfreiheit. Zudem darf man sich auf ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten freuen, die aber nicht aufgesetzt wirken, sondern allesamt einem logischen Zweck dienen. Begleitet wird all das von einer gewohnt exzellenten Vertonung. Ein Großteil der bekannten deutschen Sprecher ist wieder mit an Bord, wer will wechselt bequem auf die ebenbürtige englische Fassung oder entscheidet sich einfach für eine gänzlich andere Länderfassung – sogar auf Japanisch klingt das Spektakel richtig gut. Dazu liefert Bear McCreary erneut einen pompösen Soundtrack, der sowohl die leisen, aber auch lauten Momente gelungen untermalt. Wer den Vorgänger verpasst hat, bekommt im Hauptmenü eine kurze Zusammenfassung angeboten. Die ist allerdings ziemlich oberflächlich geraten und daher absolut kein brauchbarer Ersatz für einen persönlichen Durchgang, welchen ich euch dringend empfehlen möchte, ehe ihr Hand an Ragnarök legt.

In Blut gebadet

Auf den ersten Blick hat sich am Kampfsystem nichts wesentliches geändert. Kratos nutzt auch dieses Mal eine Mischung aus Axt und Chaosklingen, um ein wahres Feuerwerk der Verwüstung unter den zahlreichen mythischen Kreaturen anzurichten, die töricht genug sind, sich ihm in den Weg zu stellen. Atreus hilft uns aus der Distanz mit seinem Bogen aus und nutzt sein neues Geschossarsenal, um Gegnern mit verschiedenen Statuseffekten zu belegen. Wer gehofft hat, vielleicht das ein oder andere Upgrade aus dem Vorgänger übertragen zu können, wird aber enttäuscht: Alle Spieler fangen in Sachen Talenten, Rüstung und Upgrades wieder bei Null an. Mit dem Unterschied, dass man die ikonischen Kettenmesser jetzt sehr viel früher im Spiel nutzen kann. Jede Waffe verfügt über eigene Talentbäume, neue Fähigkeiten schaltet man klassisch mit im Kampf verdienten Erfahrungspunkten frei, wobei die stärkeren Fähigkeiten erst mit der Zeit zugänglich sind. Etwas weniger Großzügigkeit bei der Ausgabe dieser Punkte hätte dem Pacing aber gutgetan, denn so lassen sich die Talentbäume von Kratos und Atreus weit vor dem Finale problemlos komplettieren.

Egal ob mit Chaosklingen oder Axt: Kratos zerlegt seine Gegner wie immer effektvoll in blutige Einzelteile. | PlayStation 5, klassischer Grafikmodus

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Griffe, die uns temporär nützliche Boni verleihen und eine ganze Palette Runen, die bei Aktivierung mächtige Spezialangriffe entfesseln. Deren Abklingzeit definiert sich ebenso wie Nahkampfschaden, Abwehr und Co. durch die Statuswerte der zahlreichen Rüstungssets. Die basteln wir uns bei Abgabe der dafür nötigen Materialien bei Brok und Sindri. Leider haben es die Macher bei der Anzahl der Ressourcen wieder mal maßlos übertrieben und auch die unübersichtlichen Menüs für Herstellung und Inventarverwaltung tragen dazu ihren Teil dazu bei, dass man inmitten von Hacksilber, Lederfetzen und Metallen schnell den Faden verliert. Einige der besten Sets im Spiel bekommt man ausschließlich als Belohnung für abgeschlossene, teils sehr fordernde Nebenmissionen, von denen es im Spiel angenehm viele gibt. Mein Tipp: Wartet besonders in den ersten zehn Stunden des Spiels mit Rüstungsupgrades und großen Investitionen in die zwergische Schmiedekunst. Nicht selten erhaltet ihr wenig später ein deutlich überlegeneres Set, habt dann aber keine Materialien mehr für zusätzliche Upgrades in der Tasche. 

Atreus verlässt sich bevorzugt auf Pfeil und Bogen, teilt aber auch im Nahkampf ordentlich aus. | PlayStation 5, klassischer Grafikmodus

Die Waffen leisten einem dabei nicht nur in Kämpfen gute Dienste, sondern kommen auch immer wieder bei den zahlreichen Umgebungsrätseln zum Einsatz, unter anderem dürfen wir mit den Eiskräften der Axt jetzt Wasserströme einfrieren und diese dadurch zu unseren Zwecken umleiten, um zum Beispiel stillgelegte Aufzüge in Bewegung zu setzen. Wer da mal Probleme mit dem Weiterkommen hat, erhält nach einer gewissen Zeit automatisch gute Hinweise darauf, wie sich die aktuelle Knobelpassage lösen lässt. Mit dem Chaosklingen ziehen wir weit entfernte Objekte heran oder schwingen uns über anderweitig unpassierbare Abgründe. Erstmals dürfen wir im Verlauf der Geschichte auch Atreus durch einige Abschnitte steuern. Der Filius schmeißt zwar nicht ganz so effektiv die Prügel raus wie sein strenger Vater, bringt mit seinem einzigartigen Fertigkeitenset und dem Fokus auf Fernkampf aber eine angenehm abwechslungsreiche Komponente in die Gefechte. Dabei beweisen die Entwickler nicht selten ein gutes Gespür für Humor: Wenn Atreus im Stillen darüber sinniert, wie Kratos wohl auf manche seiner Aktionen reagieren würde, entlockt einem das öfter mal einen kleinen Lacher. 

Zu Beginn wirken die Menüs für Herstellung und Inventarverwaltung noch übersichtlich. Das ändert sich aber schnell zum Negativen. | PlayStation 5, klassischer Grafikmodus

Einige der Gegnertypen kennt man bereits aus dem Vorgänger, darunter Licht- und Dunkelalben, ebenso aber auch die nervigen Nachtmahre. Die Entwickler von Santa Monica Studio haben sich die Kritik am Vorgänger zu Herzen genommen und die vorhandene Palette kräftig erweitert. So bekommen wir es im Verlauf der Geschichte jetzt unter anderem mit den brandgefährlichen Elitekriegern aus Asgard zu tun, die Kratos mit Bifröst belegen können, einem neuen Statuseffekt, der bei erneuten Treffern eine verheerende Explosion auslösen kann, die uns ordentlich Lebensenergie kostet. Dank facettenreicherer Encounter fühlt sich jeder Kampf einzigartig an und stellt uns immer wieder vor neue taktische Herausforderungen. Besonders auf höheren der insgesamt fünf verschiedenen Schwierigkeitsgrade muss man geschickt blocken und ausweichen, um nicht nach wenigen Sekunden erbarmungslos aus den Lederpuschen gekloppt zu werden. Das Kampfsystem funktioniert insgesamt sehr gut, die RPG-Komponente fügt sich brauchbar ins Geschehen ein und die effektgewaltigen Kombos samt Finisher sorgen im Zusammenspiel mit der gelungenen Einbindung der DualSense-Features dafür, dass sich jeder ausgeteilte Schlag wuchtig anfühlt. 

Die Bosskämpfe fordern einem besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden viel taktisches Geschick ab. | PlayStation 5, klassischer Leistungsmodus

Die teils abstruse Brutalität eines God of War III erreicht Ragnarök zwar auch dieses Mal nicht, hat das aber andererseits auch gar nicht nötig. Im direkten Vergleich zum Vorgänger dürfen sich Gorejunkies aber trotzdem auf eine sichtbar härtere Gangart freuen, ohne dass es das Spiel dabei übertreibt. Lediglich den Bossgegnern geht es meistens ziemlich blutig an den Kragen. Was das angeht, haben die Entwickler ebenfalls kräftig aufgestockt, so dass es Kratos und Atreus nun weitaus häufiger mit den besonders starken Elitebestien zu tun bekommen – manche davon findet man nur abseits der Hauptgeschichte, darunter auch einige extrem starke Kaliber, die schweißtreibende Erinnerungen an die Begegnung mit Sigrun wecken.

Ein Vorgeschmack auf Walhalla

God of War Ragnarök erschien vorerst gegenwärtig exklusiv für PlayStation 4 und PlayStation 5. Der Hauptfokus bei der Entwicklung lag dabei auf der Last-Gen-Konsole, auf PlayStation 5 lockt das Spiel mit höheren Auflösungen, besserer Detaildarstellung und Bildraten bis zu 60 Frames pro Sekunde. Die verbaute Hochgeschwindigkeitsfestplatte senkt sämtliche Ladezeiten auf ein absolutes Minimum, auch wenn diese so oder so grundsätzlich gut kaschiert worden sind. Was den Entwicklern da auf erneuter Basis der eigens für das Reboot erschaffenen Engine gelungen ist, kann sich nicht nur sehen lassen, sondern zählt gegenwärtig mit zum Besten, was Konsolen grafisch zu bieten haben. Hochdetaillierte Texturen, egal wohin man blickt. Wunderschöne Panoramen. Brillant ausgeleuchtete Szenarien und eine eindrucksvolle Partikelkulisse…lediglich in Sachen Mimik hängt das Spiel den gegenwärtigen AAA-Konkurrenten minimal hinterher. Was die ganze Sache besonders eindrucksvoll macht: Die PlayStation 4 steht ihrem großen Bruder qualitativ in kaum einer Hinsicht nach!

Dank des Schlittengespanns lassen sich auch größere Strecken im vereisten Midgard schnell bewältigen. | PlayStation 5, klassischer Grafikmodus

Was andere Entwickler wenn überhaupt nur mit massiven Abstrichen erreichen, schafft Santa Monica Studio hier scheinbar mühelos: Selbst in den rechenintensivsten Szenen ausnahmslos flüssige 30 Frames pro Sekunde und mehr zu erreichen, ohne dabei unter eine Mindestauflösung von 1080p zu wandern. Die PlayStation 4 PRO schafft im Auflösungsmodus Werte zwischen 1440p und 1656p, wirkt dadurch eine gute Ecke knackiger und erlaubt sich trotzdem keinerlei Bildrateneinbrüche. Im Leistungsmodus gerät die veraltete Hardware dann aber doch an ihre Grenzen. Aufgelöst wird hier zwischen 1080p und 1656p, dafür wird die Bildratenbegrenzung aufgehoben. Richtig überzeugt hat mich diese Option aber nicht, dafür sind die Bildraten einfach zu unstetig. Hinzu kommt, dass ältere Modelle aus der letzten Konsolengeneration unter der Volllast quasi turbinenartigen Lärm von sich geben. Falls dem so ist, solltet ihr dringend über eine professionelle Reinigung oder den Austausch der Wärmeleitpaste nachdenken – ihr würdet euch wundern, was für Wunder das bewirken kann. 

Die liebevoll gestalteten Charaktere strotzen nur so voll Detailreichtum. Sämtliche Zwischensequenzen werden in Echtzeit gerendert. | PlayStation 5, klassischer Grafikmodus

Auf PlayStation 5 stehen satte sechs Grafikmodi zur Auswahl, die wir uns natürlich allesamt genau für euch angesehen haben. Mein persönlicher Favorit ist der einfache Leistungsmodus mit dynamischer Auflösung zwischen 1440p und 2160p bei durchgehend geschmeidigen 60 Frames pro Sekunde. Wer Schönheit mehr Stellenwert als Performance einräumt, ist mit dem Grafikmodus gut bedient. Bei immer noch wunderbar spielbaren (und einmal mehr völlig stabilen) 30 Frames pro Sekunde wird hier kompromisslos in nativem 4K aufgelöst. Dazwischen warten noch eine Menge zusätzlicher Modi auf euch, die man am ehesten als Mittelding zwischen Leistung und Qualität bezeichnen kann. Der Grafikmodus mit HFR-Support wagt sich auflösungstechnisch in höhere Sphären vor, 1800p bis 2160p sind hier möglich, wobei die Bildrate auf 40 Frames pro Minute beschränkt ist, was sich zuletzt immer wieder als guter Kompromiss entpuppt hat. 

Weitläufe Panoramen, abwechslungsreiche Welten: God of War Ragnarök zählt zu den schönsten Konsolenspielen aller Zeiten. | PlayStation 5, klassischer Grafikmodus

Spider-Man: Miles Morales und Horizon: Forbidden West profitieren unter anderem bereits von diesem System, welches in kürzester Zeit viele Anhänger unter jenen gewonnen hat, die nicht zu viel Bildrate auf Kosten visueller Qualität opfern wollen. VRR-taugliche Fernseher erhalten eine zusätzliche Option, das Ganze mit entfesselter Bildrate laufen zu lassen, was im Test überraschend gut funktioniert hat. Für die jeweiligen Leistungsmodi gelten dieselben Grundvoraussetzungen, mit dem Unterschied, dass dort nie höher als 1440p aufgelöst wird, dafür Werte jenseits der 60 Frames ermöglich werden. Die PlayStation 5 profitiert zudem von höher aufgelösten Texturen und besserer Distanzdarstellung. Im direkten Vergleich mit der PlayStation 4 sind die Unterschiede aber wirklich marginal. Da fragt man sich, wie viel besser das Spiel noch hätte aussehen können, wenn es exklusiv für die Current Generation entwickelt worden wäre.

Das Warten hat sich gelohnt

Zwei Jahre nach meiner ursprünglichen Rezension hat sich meine Meinung zum Spiel im Grunde nur marginal verändert. Die später bekannt gewordene Verbindung zwischen den Entwicklern und dem zuletzt immer mehr in den Fokus der Spieler geratenen Consulting Agency Sweet Baby Inc., deren Kernkompetenz überwiegend im forcierten Inkludieren von Identitätspolitik in Videospielen liegt, mag dem Ruf des Titels den ein oder anderen Riss verpasst haben. Dennoch: So sehr man über die Besetzung mancher Rollen und die bis zum Reboot ungeahnt fürsorgliche Seite von Kratos auch streiten kann, God of War Ragnarok ist und bleibt ein in nahezu jedweder Hinsicht hervorragendes Spiel – auch am PC. Für die Portierung zeichnet sich dasselbe Team wie schon schon beim Vorgänger aus, neben Santa Monica Studio als ursprünglichem Entwickler hat auch die kleine kanadische Spieleschmiede Jetpack Interactive wieder ihren Teil zum Gelingen beigetragen. 

Messerscharfes Gemetzel: Der PC vereint sämtliche Vorzüge aller Modi auf Konsole, plagt sich momentan aber mit einigen Problemen. | PC, 4K, Ultra Settings, natives TAA

Der Vorteil einer späten Umsetzung auf Basis eines ursprünglich primär für Last-Gen-Hardware konzipierten Spiels ist, dass sich die Hardwareanforderungen zumeist in angenehmen Grenzen halten. God of War Ragnarök bildet da zum Glück keine Ausnahme und lässt sich bereits mit halbwegs aktueller Mittelklassehardware auf dem Grafikniveau der PlayStation 4 PRO absolut flüssig spielen. Eine RTX 2060 Super oder ein gleichwertiges Gegenstück von AMD reichen dafür bereits mehr als aus, auch bei Prozessor und Arbeitsspeicher ist der Titel im Vergleich zu aktuelleren Veröffentlichungen angenehm genügsam, fordert dafür aber satte 190 Gigabyte Speicher auf eurer Festplatte ein. Eine SSD sollte es schon sein, anderenfalls müsst ihr euch auf ähnlich lange Ladezeiten wie seinerzeit auf der PlayStation 4 einstellen. Gegenwärtig scheint es Probleme mit der Optimierung des Grafikspeichers zu geben, besonders Besitzer einer Karte mit vier Gigabyte scheinen von dem Problem betroffen zu sein. 

Optionen I
In den Optionen wird wirklich alles geboten, was der moderne PC-Enthusiast erwartet. Lediglich die Übergänge zwischen den Settings hätte man fließender gestalten können.
Optionen II
Moderne Skalierungsmethoden sorgen dafür, dass ihr auch mit etwas schwächerer Hardware nicht zu viele sichtbare Kompromisse bei der Grafikqualität eingehen müsst.
Barrierefreiheit
Dank umfangreicher Zusatzfunktionen können auch Menschen mit Einschränkungen das Spiel problemlos genießen.
Gameplay
Features wie die Möglichkeit, sich beim Knobeln weniger Tipps anzeigen zu lassen, sind gegenwärtig exklusiv in der PC-Version verfügbar, sollen aber zeitnahe auf Konsolen nachgereicht werden.

Neben rudimentären Einstellungen liefert euch das angenehm umfangreiche Optionsmenü eine Vielzahl von Optionen zur Feineinstellung. Vier Presets helfen euch bei einem schnellen Start, aber auch individuelle Konfigurationen sind möglich. Temporäres Anti Aliasing ist als Standard eingestellt, alternativ werden neben DLSS und AMD FSR 3.1 auch Intel XeSS als mächtige Tools zur dynamischen Skalierung zur Verfügung gestellt. Zwar hätte ich mir ein vollumfangreiches Benchmark gewünscht, wie es viele Spiele längst anbieten, immerhin wird euch der aktuelle Speicherverbrauch direkt im Menü angezeigt und die visuellen Änderungen lassen sich am Hintergrund ebenfalls einigermaßen ausmachen. 

Sony verlangt für den Spielstart auf dem PC einen PlayStation-Network-Account. Die Gründe dafür sind uns angesichts der reinen Einzelspielererfahrung gegenwärtig nicht klar. Der Zwang ist besonders ärgerlich für jene, die in den zahlreichen Ländern leben, wo Sony die Erstellung eines Accounts nicht zulässt. Im europäischen Raum müssen wir uns darüber allerdings nicht sorgen und wer bereits einen Account über die reguläre PlayStation betreibt, kann diesen problemlos am PC nutzen.

Die bereits auf der PlayStation sehr vorbildlich implementierten Optionen zur Barrierefreiheit sind hier natürlich ebenfalls mit an Bord. Vollständigen Support für den DualSense samt haptischer Features liefert die PC-Version ebenso, alternativ ist aber auch ein komplettes Schema für den XBOX Controller enthalten. Bei der Verwendung von Maus und Tastatur kommt es momentan zu Problemen bei der Kamerabedienung und das Soundmenü erkennt mein Heimkinosystem nicht und legt mich alternativlos auf den Stereomodus fest. Das sind alles Dinge, an denen noch gearbeitet werden muss. 

Die Liebe zum Detail bei Kleidung und Umgebungstexturen kommt auf dem PC noch besser zur Geltung als auf der PlayStation 5. | PC, 4K, Ultra Settings, natives TAA

Obwohl die PC-Version keine neuen Assets spendiert bekommen, sieht God of War Ragnarök hier immer noch verdammt gut aus – und das, obwohl zwei Jahre in der Videospielbranche eine ziemlich lange Zeit sind. Auf höchsten Settings kann sogar der reguläre Grafikmodus der PlayStation 5 nicht mehr ganz mithalten, die Unterschiede sind aber sehr gering und insgesamt lohnt sich der Kauf für Besitzer der Portierung nur, wenn man das Sequel bisher noch gar nicht gespielt hat oder keine Kompromisse zwischen Qualität und Performance eingehen möchte. Gemessen am Alter finde ich den Preis von knapp fünfzig Euro aber etwas zu happig angesetzt.

„Den überschaubaren Kritikpunkten der PlayStation-Versionen fügt die nunmehr nachgereichte PC-Portierung zum Glück nur wenig hinzu. Ein paar Patches zur Fehlerbehebung sind wohl notwendig – besonders im Hinblick auf die Grafikspeicherprobleme – alles in allem bekommt ihr am Rechenknecht dasselbe epische Erlebnis wie auf den Konsolen geboten. Ob es sich dafür allerdings lohnt, erneut gute fünfzig Euro hinzublättern, muss jeder für sich selbst entscheiden. Das gilt übrigens auch für den nicht nachvollziehbaren Zwang zum PSN-Account. Allem Gemecker zum Trotz findet ihr auf dem PC gegenwärtig kein besseres Action-Adventure vor der Kulisse Nordischer Mythologie. Ich bin gespannt, ob die kommende PlayStation 5 PRO das Konto wieder ausgleicht!“

  • Grandiose Grafik und Atmosphäre
  • Detailverliebte Kulissen, Charakter- und Kreaturendesigns
  • Eindrucksvolle Licht- und Effektkulisse
  • Filmreife Geschichte
  • Überwiegend klasse in Echtzeit gerenderte Zwischensequenzen
  • Nahezu perfekter Mix aus Action, Dramatik und gut eingestreutem Humor
  • Sympathisches Vater-Sohn-Duo
  • Vielschichtige, glaubwürdig geschriebene Charaktere
  • Facettenreiche Welten mit vielen Augenöffnern
  • …die Erkunden stets angemessen belohnen
  • Mindestens zwanzig Stunden Spielzeit
  • Zahlreiche Nebenmissionen und optionale Bosskämpfe…
  • Tonnenweise Sammelkram mit vielen Hintergrundinfos zum nordischen Setting
  • Epische, abwechslungsreiche Kämpfe
  • Verschiedene Sets, Griffe und Co. ermöglichen ein hohes Maß an Spezialisierung
  • Atreus bleibt ein nützlicher Helfer im Gefecht
  • …und darf erstmals auch eigene Abenteuer erleben
  • Fünf gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
  • Exzellente Sprecher
  • Packender Soundtrack
  • Zugängliche Bewegungs- und Gefechtssteuerung
  • Unglaublich gut optimierte PlayStation-4-Version
  • Gute Implementierung der DualSense-Features (nur PlayStation 5)
  • Stellenweise ausdruckslose Gesichter
  • Kleinere Längen im Storytelling
  • Unübersichtliche Inventar- und Herstellungsmenüs
  • Viel zu viele verschiedene Ressourcen
  • Etwas zu großzügige Ausschüttung an Erfahrungspunkten wirkt sich unschön auf’s Pacing aus
  • Kleinere Bugs
  • Zusammenfassung bisheriger Ereignisse allenfalls sehr knapp
  • Identitätspolitische Inhalte in Form von Forced Diversity
  • PC-Version mit unnötigem PSN-Zwang…
  • …und gegenwärtig noch kleineren bis mittelschweren Problemen
  • Portierung für ein knapp zwei Jahre altes Spiel relativ teuer

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Sony Computer Entertainment zur Verfügung gestellt worden.

©2022 M-Reviews.de

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