Wissen, wann man aufhören sollte – eine besonders in Hollywood weit verbreitete Schwierigkeit. Denn anders lässt es sich nicht erklären, warum Francis Ford Coppola sechzehn Jahre nach Der Pate – Teil II noch einen dritten Teil hinterherschieben musste. Das Werk wurde wurde zwar erneut für zahlreiche Oscars© nominiert, ging bei der Preisverleihung aber komplett leer aus und wurde auch von den Kritikern eher gemischt aufgenommen. Und auch der Ende 2020 veröffentlichte Recut, angefertigt vom Altmeister höchstselbst, macht aus Der Pate – Teil III trotz umständlicher Namensgebung noch keinen neuen Film. Innerhalb der kürzlich erfolgten Neuauflagen als Blu-Ray Remastered und 4K darf das Finale der Saga rund um die Corleones natürlich trotzdem nicht fehlen.
Studio und Vertrieb: Paramount Pictures
Regie: Francis Ford Coppola
Erscheinungsjahr: 1990
Darsteller: Al Pacino, Diane Keaton, Sofia Coppola, Andy Garcia und andere
Der Film
Gute zwanzig Jahre sind vergangen, seit Michael Corleone (Al Pacino) nach den Ereignissen rund um Hyman Roth abermals gnadenlos mit seinen Feinden abgerechnet und dabei auch vor der eigenen Familie nicht Halt gemacht hat. Als Konsequenz seiner Taten haben sich Frau und Kinder endgültig von ihm abgewandt und auch sein geliebter Adoptivbruder Tom Hagen ist längst an Krebs verstorben. Dennoch ist es dem Mafiaoberhaupt gelungen, die Familiengeschäfte von seinem neuen Hauptsitz in New York aus mit der Zeit fast vollständig zu legalisieren. Jetzt wird Michael für seine Wohltätigkeitsarbeit von der Kirche ausgezeichnet und zum ersten Mal seit zwanzig Jahren versammelt sich die gesamte Familie zu einem ausgiebigen Fest. Der ergraute Pate will das seltene Wiedersehen nutzen, um sich mit Ex-Frau Kay (Diane Keaton) auszusöhnen und sich gleichzeitig seinem entfremdeten und mittlerweile erwachsenen Sohn Anthony anzunähern, der eine vielversprechende Karriere als Rechtsanwalt aufgeben will, um seinen musikalischem Ambitionen zu folgen.
Lediglich Tochter Mary (Sofia Coppola) pflegt seit dem großen Bruch ein ungebrochen inniges Verhältnis zu Papa Michael und kümmert sich in dessen Namen um sämtliche wohltätigen Belange. Das Ziel Michaels, seine Familie in den höheren Gesellschaftskreisen der Stadt zu etablieren, scheint endlich in greifbare Nähe gerückt zu sein. Als jedoch der ungestüme Vincent Mancini (Andy Garcia), ein unehelicher Sohn seines lange verstorbenen Bruders Sonny, auf der Bildfläche auftaucht, stellen sich Michael auf den Zielgraden seiner Bemühungen bisher ungeahnte Schwierigkeiten entgegen. Denn Vincent hat scheinbar das Temperament seines Vaters geerbt und sich mit dem mächtigen Mobster Joey Zasa (Joe Mantegna) angelegt, der mittlerweile das ehemalige Einflussgebiet der Corleones in New York kontrolliert und aus seiner Abneigung gegenüber dem “Bastard” keinen Hehl macht. Nachdem Vincent dem verhassten Zasa beim befohlenen Bruderkuss stattdessen ins Ohr beißt, nimmt Michael den Jungspund unter seine Fittiche, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Dabei kommt Vincent mit der Zeit auch Mary näher, was dem Paten natürlich gar nicht gefällt.
Als Michael die Gelegenheit erhält, sich mit vielen Millionen bei einer von Korruptionsvorwürfen geplagten vatikanischen Immobiliengesellschaft einzukaufen und seine Geschäfte dadurch endgültig aus der Kriminalität herauszuführen, wollen auch die übrigen Mafiapaten ein Stück vom Kuchen abhaben, um über die Gesellschaft Geldwäsche betreiben zu können. Michael verspricht den Gangstern stattdessen hohe Abfindungen und gibt gleichzeitig seinen Rücktritt aus der Welt des organisierten Verbrechens bekannt, lässt dafür aber einen wutentbrannten Joey Zasa fast komplett leer ausgehen. Eine blutige Auseinandersetzung ist die Folge, in deren Konsequenz sämtliche Bemühungen Michaels doch noch zu scheitern drohen. Schnell wird klar, dass im Hintergrund jemand sehr viel Mächtigeres die Fäden zusammenhält und fest entschlossen ist, den kompletten Besitz der Corleones an sich zu reißen und Michael dabei endgültig unter die Erde zu bringen. Als die Identität des geheimnisvollen Hintermannes endlich gelüftet wird, ist es beinahe schon zu spät, um die sich anbahnende Katastrophe noch abzuwenden…
Die Rezension
Verbrechen lohnt sich nicht – kaltes Essen aufzuwärmen aber auch nicht. Dennoch blieb Francis Ford Coppola Anfang der Neunziger Jahre nichts anderes übrig, als sich nach dem verheerenden finanziellen Misserfolg von Einer mit Herz auf das Angebot seitens Paramount einzulassen, ein drittes Mal in die Welt der Familie Corleone zurückzukehren. Und das, obwohl die Saga nicht nur in den Augen Coppolas als abgeschlossen galt. Über fünfzig Millionen Dollar Budget stellte das Label dem Regisseur für die Umsetzung zur Verfügung, wobei ein guter Teil wahrscheinlich dafür draufging, Al Pacino, Diane Keaton und Talia Shire als einzig verbliebene Darsteller aus den Vorgänger zu einer erneuten Mitwirkung zu motivieren. Lediglich Robert Duvall erkannte, dass das Projekt primär finanzielle Aspekte verfolgte und lehnte ab, einmal mehr in die Rolle von Tom Hagen zu schlüpfen, der dann von Coppola und Co-Writer Mario Puzo (dem ursprünglichen Schöpfer der originalen Buchvorlage) einfach aus dem Drehbuch geschrieben wurde.
Und obwohl die Macher einmal mehr ihr Gespür für eine hochkarätige Besetzung bewiesen und mit Andy Garcia, Joe Mantegna und dem legendären Eli Wallach ein absolutes Starensemble um sich versammelten, konnte der fertige Film Fans und Kritiker am Ende bei weitem nicht mehr so überzeugen wie die kultgewordenen Vorgänger. Bei einer Laufzeit von erneut knapp drei Stunden und zahlreichen Längen wurde schnell offensichtlich, dass Der Pate – Teil III nichts essentiell Neues zur Reihe beitragen konnte. Dass bis zur Legalisierung der Familiengeschäfte noch über zwanzig Jahre vergehen würden, ist schon fragwürdig genug. Dass sich Michael in dieser Zeit auch noch ohne nähere Begründung vom gnadenlosen Mörder zum Versöhner gemausert hat, passt überhaupt nicht zu der bisherigen Darstellung des Charakters. Dementsprechend fällt es einem als Zuschauer sehr schwer, im mit Bürstenschnitt auftretenden Al Pacino jene Figur wiederzuerkennen, die einst selbst den eigenen Bruder kaltblütig über den Jordan geschickt hat. Und Sofia Coppola wirkt mit ihrer Rolle als Mary, die innerhalb des Films durchaus eine zentrale Rolle spielt, zu jedem Zeitpunkt komplett überfordert. Mit Ausnahme des epischen Finales bietet Der Pate – Teil III – das muss man leider so sagen – kaum einen sinnbringenden Mehrwert und wirkt über weitere Strecken uninspiriert und gleichzeitig auch sehr langatmig inszeniert.
Letzteres muss wohl auch Regisseur Coppola bewusst gewesen sein, denn Anfang 2020 wurde bekannt, dass er an einer neuen Schnittfassung des Films zum dreißigsten Geburtstag des Films arbeiten würde und diese unter dem ursprünglich bevorzugten – aber damals nicht durchsetzungsfähigen – Titel Mario Puzo’s The Godfather, Coda: The Death of Michael Corleone neu zu veröffentlichen. Und so geschah es dann auch. Die neue Fassung schafft zwar keinen komplett neuen Film und rettet diesen daher auch nicht aus dem gehobenen Mittelmaß, nimmt aber an vielen Stellen einige dringend nötige Kürzungen in der Handlung vor. So fällt nicht nur die überlange Einleitung weg, sondern auch einige für unnötige Dialogpassagen. Neues Material gibt es nur sehr wenig, insgesamt läuft die Neufassung sogar knapp zwanzig Minuten kürzer als Kinofassung und Director’s Cut, dafür fühlt sich das Gesamtwerk aber runder erzählt an. Das etwas offenere Ende ist diskussionswürdig, dafür ist nun endlich wieder die ursprünglich wesentlich blutigere Mordsequenz an Don Altobello im Film enthalten. Alles in allem gute Verbesserungen, ein Wunder darf man vom Recut aber wirklich nicht erwarten.
4K UHD und Blu-Ray Remastered: Das Bild
Den dritten Teil für ein neues Zeitalter zu restaurieren entpuppte sich als wesentlich einfachere Angelegenheit, da man Anfang der Neunziger bereits technisch weit genug fortgeschritten war, um das Originalnegativ in annehmbaren Zustand für die Nachwelt zu konservieren. Auf dessen Basis wurde dann ein neuer Scan in 4K angefertigt und anschließend über Wochen und Monate umfangreich restauriert und mit neuem Color Grading versehen. Letzteres natürlich erneut im Sinne der ursprünglichen Vision von Kameramann Gordon Willis, der bereits den Vorgängern einen einzigartigen Look verpasste. Auf Blu-Ray Remastered und 4K UHD liegt der Film nunmehr in insgesamt drei verschiedenen Schnittfassungen vor, nämlich der Kinofassung, dem Director’s Cut und natürlich der neuen Coda-Version – und nur die hat einen eigenen Datenträger spendiert bekommen, während sich die alten Fassungen via Seemless Branching eine Disc teilen. Und hier zeigt sich bereits anhand der neuen Blu-Ray, dass der Film innerhalb der Erstauflage in High Definition an vielen altbekannten Problemen gelitten hat, angefangen bei einem falschen Bildformat, dass im Rahmen der Neuauflage wieder auf das korrekte 1,85:1 eingestellt worden ist.
Die alte Blu-Ray (Slider ganz Rechts) taucht nahezu jede Szenerie erbarmungslos in Rottöne, von Natürlichkeit keine Spur mehr. Das neue Master, hier in Form der 4K UHD (Slider ganz Links) stellt dieselbe Szene farblich neutraler und sehr viel differenzierter dar, außerdem passt die dunklere Kontrastgebung viel besser zum dunklen Ambiente. Man beachte auch, wie viel besser das neue Master bei Constanzias Halsschmuck auflöst.
Zum einen ist da die inkonsequente Farbgebung. Ja, auch Der Pate – Teil III wird farblich bewusst von Rot- und Gelbtönen dominiert, agiert diesbezüglich über das alte Master aber sehr inkonsequent und taucht gnadenlos Szenen in den Farbtopf, wo das eigentlich gar nicht angemessen wäre. Gleichzeitig merkt man dem Vorgänger das stellenweise veraltete Encoding an. Die allgemeine Bildschärfe des Films ist generell besser als jene der über zwanzig Jahren alten Vorgänger, das sollte keinen verwundern. Aber sie ist eben auch nicht wirklich durchgehend überzeugend geraten, manche Szenen wirken teilweise wirklich arg soft. Und die unstetige Körnung produziert stellenweise ziemliche Unruhen, erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass die Körnung wie schon beim zweiten Teil eingefärbt dargestellt wird und die ohnehin schon deutlichen Unruhen dadurch sogar noch verstärkt. Das kann im Worst Case dazu führen, dass im Hintergrund auch mal merklich wahrnehmbare Artefakte entstehen. Die neue Blu-Ray und das ihr zugrunde liegende Master machen das alles sehr viel besser. Nicht nur, dass das Filmkorn hier bereits feiner und völlig farbneutral dargestellt wird, auch die allgemeine Farbgebung präsentiert sich spürbar neutraler, während fast sämtliche Masterschäden erfolgreich bereinigt worden sind. Und auch bei der Detailwiedergabe kitzelt die Blu-Ray Remastered in nahezu jeder Szene mehr aus dem Material heraus.
Farbrauschen und eine bereits unschön ins Pinke abrutschende alte Blu-Ray (Slider ganz Links) – wie viel besser es aussehen kann, beweist die Neuauflage (Slider ganz Links): Sichtbar wahrnehmbare Highlights bei den Blumen, gesunde Hauttöne und neutral dargestellte Umgebungen. Dafür geht dort allerdings Durchzeichung verloren, gut zu erkennen am Hosenbein rechts im Bild. Das passt allerdings besser zum grundlegenden Stil der Reihe.
Einige weichere Einstellungen sind zwar erhalten geblieben, wahrscheinlich weil die damals schon genau so auf 35mm Analogfilm gebannt worden sind, aber das kann man verzeihen. Es ist wirklich eindrucksvoll, dass man den damals erst fünfzigjährigen Pacino ebenso wie Talia Shire und Diane Keaton auf alt geschminkt hat und die Befürchtung, dass sich diese Tricks mit dem neuen Master leicht entlarven lassen könnten, haben sich glücklicherweise nicht erfüllt. Die neue Blu-Ray liefert hier wirklich überall einen Mehrwert, bleibt in Sachen Kontrastdarstellung aber weiterhin erbarmungslos: Die für die Reihe charakteristischen, tiefsatten Schwarzanteile bleiben der Veröffentlichung natürlich weiterhin erhalten. Die nativ auflösende 4K UHD zeigt dank erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision dann, dass es noch besser geht. Nochmals feinere Körnung, differenziertere Farben, intensivierte Primärtöne und auch das Herauskitzeln der wirklich letzten verbliebenen Details innerhalb der visuellen Intention seitens der Macher machen die höherpreisige Fassung zur gegenwärtig bestmöglichen Option, um den Abschluss der Saga im Himkino angemessen genießen zu können.
4K UHD und Blu-Ray Remastered: Der Ton
Da der Pate – Teil III erst 1990 veröffentlicht wurde und hierzulande zumindest schon im Stereoformat abgemischt werden konnte, konnte man beim später für die DVD-Premiere angefertigten Upmix im Format Dolby Digital 5.1 bereits auf eine brauchbare Basis zurückgreifen und musste nicht abermals komplett neu synchronisieren. Das hier ist jedoch einer der ganz seltenen Fälle, wo ich mir das wirklich gewünscht hätte, denn gerade wenn man die vorherigen Filme mit Lutz Mackensy als Sprecher für Al Pacino gesehen hat, fühlt sich der dritte Teil mit Gottfried Kramer erschreckend fremd an. Ich verstehe das Problem, dass Mackensy – selbst mittlerweile im hohen Alter angelangt und immer noch ungebrochen aktiv – über eine sehr jung klingende Stimme verfügt, die nicht wirklich auf den weit über sechzig Jahre alten Michael im Film passt. Aber zu der Zeit wurde Pacino bereits mehrfach von dessen heutigem Stammsprecher Frank Glaubrecht synchronisiert und durch Kramer hat die deutsche Fassung in dessen Szenen immer einen unschönen TV-Charakter.
Lässt man diesen Kritikpunkt einmal beiseite, kann die damals erstellte Tonspur auch heute noch überzeugen. Besonders der Shootout bei der Konferenz der Mafiapaten punktet mit guter Räumlichkeit und Dynamik, auch die finale Szene im Opernhaus kommt richtig gut rüber und die Dialoge sind durchgehend gut verständlich. Die englische Spur im TrueHD-Format ist da nur marginal kraftvoller, obwohl beide Spuren im Vergleich zu heutigen Produktionen (mit Ausnahme der grundsätzlich kernschwachen Disney-Abmischungen) natürlich nicht das Wasser reichen können. Neue Dialoge enthält der Recut übrigens nicht, weshalb man trotz der zahlreichen Umschnitte, Kürzungen und den kleinen Erweiterungen nicht auf eine wahrscheinlich mehr als auffällige Nachvertonung innerhalb der deutschen Fassung angewiesen war.
Die Extras
Das umfangreiche Bonusmaterial der kombiniert günstigeren Trilogie vom März 2022 fehlt bei der uns vorliegenden Neuauflage im Steelbook leider bis auf den auch an Bord der 4K UHD untergebrachten Audiokommentar des Regisseurs samt neuer Einleitung für die Coda-Version. komplett. Schade.
Dass sich Franchis Ford Coppola dreißig Jahre nach der Erstveröffenlichung von Der Pate – Teil III erneut seinem ungeliebten Kind angenommen und dem leider nicht völlig gelungen Abschluss der Familiensaga nochmal eine neue Schnittfassung spendiert hat, ist definitiv eine gute Idee gewesen. Der Recut macht aus dem Film zwar längst noch keinen verspäteten Klassiker, strafft die Handlung aber an den richtigen Stellen und lässt die allgemeine Botschaft des Films durch das alternative Ende noch intensiver rüberkommen. Blu-Ray Remastered und 4K UHD enthalten alle drei Schnittfassungen auf Basis eines taufrischen Masters, dass nicht nur viele alte Beschädigungen entfernt, sondern gleichzeitig mit mehr Details, besseren Farben und vor allem einer sauberen Körnung überzeugt und daher einen guten Mehrwert im Vergleich zu den bisherigen Veröffentlichungen offeriert. Der dazu inhaltsgleiche Ton geht auch heute noch absolut in Ordnung, wobei man über die Synchronbesetzung von Al Pacino definitiv streiten kann. Leider muss der Film in seiner neu aufgelegten Variante als Steelbook auch dieses Mal auf umfangreiches Bonusmaterial verzichten.”
Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Paramount Pictures zur Verfügung gestellt worden.
©2022 M-Reviews.de
Hinterlasse jetzt einen Kommentar