Seit Jahren fordern Fans immer wieder eine vollwertige Neuauflage von Red Dead Redemption, doch Publisher Rockstar Games hat sich bisher stur gestellt. Ende letzten Jahres kam der Klassiker dann doch endlich auf PlayStation 4 und Nintendo Switch – mit wenigen Verbesserungen, aber zum saftigen Preis. Die nunmehr doch noch nachgereichte PC-Version bläst genau ins gleiche Horn.


Entwickler: Rockstar Games | Double Eleven
Publisher: Rockstar Games
Plattform: PlayStation 4 | Nintendo Switch | PC
Veröffentlichungsdatum: ab 17. August 2023
Preis: 49,99€*
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB


Die Sünden der Vergangenheit, die Sünden der Gegenwart
Auch dreizehn Jahre nach seiner Erstveröffentlichung hat Red Dead Redemption nichts von seiner narrativen und spielerischen Brillanz verloren. Die Geschichte des ehemaligen Outlaw John Marston, der seiner kriminellen Vergangenheit abgeschworen und eigentlich nur mit Frau und Kind ein friedliches Leben als Farmer führen will, dann aber von Regierungsbeamten gezwungen wird, Jagd auf die letzten lebenden Mitglieder seiner ehemaligen Bande zu machen, besticht heute noch durch ihr grandioses Skript und exzellent geschriebene Charaktere. Inspiriert von Filmen wie The Wild Bunch und Erbarmungslos entführen uns die Macher in eine Welt, die mit den oftmals idealisierten amerikanischen Western der frühen Sechziger Jahre wenig zu tun hat, sondern in seiner Inszenierung eher an Spiel mir das Lied vom Tod, Django oder den kongenial bösartigen Leichen pflastern seinen Weg erinnert.

Bis heute verbinde ich viele liebgewonnene Erinnerungen mit dem Spiel, wobei ich das unkomplizierte Gameplay dem in meinen Augen etwas zu simulationslastigen Sequel – welches eigentlich die Vorgeschichte erzählt – immer noch bevorzuge. Meinen ersten Durchgang habe ich damals auf PlayStation 3 absolviert, später habe ich den Titel erneut auf XBOX 360 komplettiert und seitdem immer mal wieder reingeschaut. Mit der Veröffentlichung der XBOX One X konnte man Red Dead Redemption via Abwärtskompatibilität sogar erstmals in echtem 4K erleben, was besonders in visueller Hinsicht nochmal für ein komplett neues Erlebnis gesorgt hat und ganz nebenbei auch eindrucksvoll bewies, wie zeitlos gut sich der Titel im Vergleich zu vielen anderen aus der damaligen Zeit gehalten hat.

Im Kern kann man das auch über die Neuauflage sagen, besonders in Hinblick auf die PlayStation 4 Pro sowie die PlayStation 5, die ebenfalls nativ in 4K auflösen und qualitativ zur emulierten Fassung auf XBOX aufschließen, welche übrigens ganz ohne Zutun der Entwickler eine vollständig identische Erfahrung offeriert, dort aber über eine immer noch funktionsfähige Mehrspielerkomponente verfügt, welche innerhalb der Neuveröffentlichung ersatzlos aus dem Spiel gestrichen wurde. Bedenkt man, dass ein gebrauchtes Exemplar der vollständigen Edition inklusive der Erweiterung Undead Nightmare für XBOX 360 bereits für knapp zehn Euro zu kriegen ist, mutet die Preisgestaltung hier umso dreister an.
Im (wilden) Westen nichts Neues
Denn in Zeiten, wo wie zuletzt ein Remaster von Quake II vollgepackt mit Inhalten und Fanservice fast geschenkt angeboten wird, kann man mir kaum nachvollziehbar erklären, warum man für ein im Vergleich zum Original nur minimal aufgehübschtes Remaster fünfzig Euro auf die Theke legen sollte – und das gilt nicht nur für die PlayStation, sondern auch für die Nintendo Switch. Dass wir es hier mit einem absoluten Klassiker der modernen Videospielgeschichte zu tun haben, lässt sich überhaupt nicht bestreiten. Das Ding hat seinerzeit zahlreiche Awards als Game of the Year abgeräumt und weltweit über einundzwanzig Millionen Einheiten abgesetzt. Nur ein Grund mehr, Red Dead Redemption sorgfältig für eine neue Generation von Spielern und Hardware konservieren.

Das ist hier nur leider nicht geschehen und nach der völlig verhunzten Grand Theft Auto Definitive Trilogy ein weiterer trauriger Beweis dafür, dass Rockstar offenbar nur wenig Interesse an der Pflege älterer Marken hat. Wer nie Gelegenheit hatte, John Marstons eigenständiges Abenteuer zu erleben, kann hier abseits vom Preis bedenkenlos zugreifen, zumal man mittlerweile sowohl auf PlayStation 4 Pro als auch PlayStation 5 einen Modus für geschmeidige 60 Bilder pro Sekunde hinzugefügt hat, welcher in der Praxis ganz hervorragend funktioniert und zumindest einen Hauch von Moderne ins sonst identische Spielgeschehen bringt.
In den Sonnenuntergang
Bei aller Kritik am finanziellen Aspekt hat mich das Spiel besonders auf der Nintendo Switch positiv überrascht, obwohl man sich besonders dort auflösungsbedingt häufiger mit störendem Kantenflimmern auseinandersetzen muss, während auf PlayStation mit AMD FSR 2 eine komplett neue Technik zum Einsatz kommt, die sich besonders auf PlayStation 4 bezahlt macht, wo das Basismodell ebenfalls nicht über 1080p hinausgelangt. So konstant und gleichermaßen konkret wie Red Dead Redemption schlagen in der Regel nicht einmal die First-Party-Titel von Nintendo selbst auf der Heimat von Mario und Co. auf, wenn es um technische Aspekte geht.

Dahingehend profitiert die Konsole sehr von dem gut gealterten Spiel und muss kaum Kompromisse eingehen, denn in Punkto Vegetationsdichte, Sichtweite, Texturqualität und allen anderen Aspekten ist die Portierung absolut identisch zur PlayStation und lässt sich selbst mit Joy-Con problemlos bedienen und eignet sich dafür auch ideal für unterwegs. Anders als auf großen Bildschirmen fällt dann auch die fehlende Texturfilterung nicht mehr so schwer ins Gewicht, welche besonders bei näherem Hinsehen teils sehr matschige Umgebungsgrafiken produziert. Zudem haben die für die Umsetzung verantwortlichen Macher von Double Eleven die Beleuchtung etwas überarbeitet, was aber Geschmackssache bleibt, da hier alles generell etwas dunkler und weniger saturiert rüberkommt. Gleichzeitig hat man auch ein paar nervige Grafikfehler der Originalversion beseitigt, besonders die vielen flimmernden Objekte in der Umgebung gehören nun der Vergangenheit an.

Pop-Ins muss man zwar weiterhin in Kauf nehmen, dafür auf wesentlich weitere Distanz als noch bei PlayStation 3 und XBOX 360, welche zudem merklich längere Ladezeiten veranschlagen. Die PlayStation 5 erhält zwar keine eigene Version, sondern nutzt hier schlicht die implementierte Abwärtskompatibilität zum Vorgänger, lädt dank schneller SSD aber mit weitem Abstand am schnellsten durch, denn hier ist man bereits zwei-drei Sekunden nach Start einer neuen Mission in der Eröffnungssequenz. Die fantastische englische Synchronisation und der filmreife Soundtrack erlauben auch heute keinen Raum für Kritik.
Nachtest zur PC-Version
Rechenknechtrancher™ in aller Welt, holt eure Cowboyhüte aus dem Schrank, sattelt die (wahrscheinlich) gut gepolsterte Sitzgelegenheit und freut euch, denn nach über vierzehn Jahren Flehen und Bitten hat Rockstar Games das Spiel endlich auch für den PC veröffentlicht! Wir haben einen der wenigen verfügbaren Keys ergattern können und uns für euch ein weiteres Mal ins Abenteuer gestützt. Dabei handelt es sich zwar nur um eine weitere Portierung inklusive sämtlicher bereits erwähnter Anpassungen, trotzdem haben all jene, die Konsolen konsequent meiden und auch von Emulation keinen Gebrauch machen wollen nun eine ganz legale Möglichkeit zu erfahren, wie es John Marston im Anschluss an Red Dead Redemption II ergangen ist.

Immerhin: Rockstar Games liefert hier eine absolut saubere Umsetzung ab, welche auch den anspruchsvollen PC-Gamer vollends zufriedenstellen dürfte. Sämtliche gängigen Auflösungen inklusive Ultra-Wide-Displays werden unterstützt, DLSS 3.7 und AMD FSR 3.0 sind als zuverlässige Skalierungsoptionen mit an Bord und natürlich sind auch unbegrenzte Bildraten kein Problem. Dazu gibt es eine Vielzahl von Settings, mit denen ihr das in Hinblick auf die erforderliche Hardware angenehm genügsame Epos selbst auf betagten Systemen flüssig erleben könnt. Wer sich an der Bewegungsunschärfe stört, kann diese einfach abschalten, während Nvidia Reflex dafür sorgt, dass Latenzverzögerungen kein Problem darstellen. Mithilfe der vorhanden Presets ist eventuell nötiges Feintuning kein Problem.

Besitzer von schwächeren Rechnern können abseits der intelligenten Skalierung viele Leistungsreserven freigeben, indem sie die Schattendarstellung nicht zu hoch einstellen – auf höchsten Settings aktiviert sich die nämlich auch für die Vegetation, was ordentlich Performance ziehen kann. Der XBOX-Controller funktioniert problemlos, aber selbst mit Maus und Tastatur spielt es sich abseits des Reitens sehr ordentlich. Ärgerlich: Der DualSense wird vom Spiel momentan nicht erkannt. Die Ladezeiten sind besonders mit verbauter SSD angenehm kurz, Bugs sind uns über den gesamten Testverlauf keine begegnet. Dafür werden allerdings erneut fünfzig Euro fällig und auch wenn ihr den Titel über Steam erwerbt, benötigt ihr zwingend noch ein Konto bei Rockstar Games samt dazugehörigem Launcher. Insgesamt hat sich das lange Warten aber mehr als gelohnt!

„Den Wert kennen, nicht den Preis – ein schwieriges Sprichwort im Angesicht der Tatsache, dass Rockstar Games mit der Neuauflage von Red Dead Redemption hier nüchtern betrachtet bis auf kleinere Optimierungen zum Preis von fünfzig Euro nichts anderes vertreibt, als eine einfache Portierung der Originalversion mit höherer Auflösung. Zwar zieht einen das Spiel auch all die Jahre nach seiner Erstveröffentlichung immer noch mit seiner hervorragenden Geschichte, einer grandiosen Atmosphäre und tollem Gameplay in seinen Bann. Red Dead Redemption ist auch heute noch ein verdammt gutes Spiel, dass man auf jeden Fall einmal selbst erlebt haben sollte – ganz gleich in welcher Form. Besonders auf Nintendo Switch hat mich der Klassiker positiv überrascht, aber auch auf PlayStation und nunmehr endlich auch am PC macht der Titel jede Menge Spaß. Den viel hohen Verkaufspreis rechtfertigt das aber keineswegs.“


- Ein zeitloses Meisterwerk auf narrativer und spielerischer Ebene inklusive spaßiger Erweiterung
- Insgesamt eine der besten Portierungen, die ich bisher auf der Nintendo Switch gesehen habe
- Sauber umgesetzte PC-Version mit sämtlichen modernen Features
- Einige sinnvolle Fehlerkorrekturen im Vergleich zum Original
- Knackscharfe Auflösung auf PlayStation 4 PRO und PlayStation 5
- Über sämtliche Plattformen angenehm kurze Ladezeiten
- Zugängliche Bedienung mit jedweder Peripherie

- Gemessen am Ergebnis der Umsetzung unverschämt hoher Preis
- Überarbeitete Beleuchtung und Farbgebung mit streitbaren Resultaten
- Mehrspielermodus des Originals ersatzlos gestrichen
- Auffälliges Kantenflimmern und fehlende Texturfilterung auf der Nintendo Switch
- PC-Version gegenwärtig ohne DualSense-Support

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Rockstar Games zur Verfügung gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
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