Assassin’s Creed IV: Black Flag kennt ihr längst in- und auswendig? Skull and Bones hat euch komplett enttäuscht? Dann sucht nicht weiter, werte Freibeuter, denn mit Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii setzen die Macher der auch im Westen immer beliebteren Reihe nun Segel für ein brandneues Abenteuer der etwas anderen Art. Warum uns das Spin-off neben ganz viel Spaß aber auch ein wenig Kopfzerbrechen bereitet hat, erklären wir in unserem Test.


Entwickler: Ryu Ga Gotoku Studio
Publisher: SEGA
Plattform: PC | PS4 | PS5 | XB1 | XBS
Veröffentlichungsdatum: 23. Februar 2025
Preis: ab 59,99€*
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB



Unter schwarzer Flagge
Ein gutes halbes Jahr nach den Ereignissen von Like a Dragon: Infinite Wealth sind die Yakuza immer noch damit beschäftigt, dass von ihnen auf Nele Island maßgeblich mitverantwortete Chaos zu beseitigen – was soll man im Angesicht der Arbeitslosigkeit auch sonst tun? Selbst der für seine Brutalität und seinen Wahnsinn berüchtigte Majima Goro (in der japanischen Schreibweise steht der Vorname anders als bei uns an zweiter Stelle) packt tatkräftig mit an und entdeckt dabei möglicherweise etwas, was besser unentdeckt bleiben soll. Wenn man nicht an die Mär vom Riesenkalmar glaubt, lässt sich nämlich nur so erklären, warum sein Schiff auf dem Weg zurück nach Japan auf mysteriöse Weise gekentert ist.

Halbtot und ohne Gedächtnis an der Küste von Rich Island angespült, wird Majima nur durch den jungen Noah vor dem sicheren Date mit Davy Jones gerettet, was dessen Vater Jason übrigens so ganz und gar nicht behagt. Die unweit von Hawaii gelegene Insel ist sehr auf ihre Abgeschiedenheit bedacht und wird neuerdings von übelriechenden Piraten heimgesucht. Das Wissen um Namen und Herkunft mag die Amnesie eingefordert haben, die formidablen Kampffertigkeiten sind dem sechzigjährigen Einauge aber zum Glück erhalten geblieben. Die Übeltäter sind schnell vertrieben, dafür setzt deren Oberboss nun ein hohes Kopfgeld auf Majima aus. Das kann man so natürlich nicht stehen lassen.

Und dann wäre da ja immer noch zu klären, was es mit dem Geheimnis auf Nele Island auf sich hat. Selbst die Piratenkönigin ahnt, dass dort irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht und bittet den frisch zum Kapitän über sein eigenes Schiff gekrönten Ex-Yakuza, der Sache im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen. Wenn man schon mal dabei ist, kann man ja nebenbei auch noch ein bisschen Plündern und sich auf die Suche nach einem alten Familienschatz machen. Da soll noch einer behaupten, ein Piratenleben wäre leicht…
Rated Arrr!
Dass es sich bei Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii mehr um eine Erweiterung handelt und weniger um ein völlig eigenständiges Spiel, lässt sich nicht bestreiten. Für alles andere mangelt es dem Spiel zu sehr an neuen Ideen und auch der Abspann lässt sich im Vergleich zu den jüngsten Haupteinträgen der Reihe bereits nach einem Drittel der sonstigen Zeit erreichen. Inhaltlich wirkt der Nachschlag viel zu oft uninspiriert und fügt der bestehenden Geschichte nichts essentielles hinzu – das hat man mit Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name einfach besser hinbekommen.

So sehr es mich freut, dass Majima Goro nach all den Jahren endlich ein eigenes Spiel spendiert bekommen hat, so sehr gehen viele jener Eigenschaften, die den Charakter bei den Fans erst populär machen, im Angesicht der wenig innovativen Rahmenhandlung mitsamt ihren Charakteren verloren. Da hilft es wenig, dass man sich erneut auf einen hochkarätigen Cast inklusive herausragender japanischer Sprecher verlassen kann. Immerhin: Den typischen Witz der Reihe hat man sich erhalten, es erwartet euch also ein gewohnt hemmungslos überzeichnetes Abenteuer, welches mit Brutalität wie gewohnt nicht geizt.

Spaß hat mir das Spiel trotzdem gemacht und das wäre sicher auch der Fall gewesen, wenn ich kein loyaler Fan der Serie wäre. Denn die Macher verstehen es gut, bekannte Inhalte so miteinander zu kombinieren und neu zu verpacken, dass sich das Ergebnis trotzdem noch halbwegs frisch anfühlt. Mit dem Einschlag der Piraterie kommt zudem eine neue Komponente hinzu, welche sich überraschend stimmig in den bestehenden Kosmos einfügt und gerade deswegen so gut funktioniert, weil sich das ganze Geschehen zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise ernst nimmt.
…und ’ne Buddel voll Rum
Nach den Anfängen auf Rich Island, wo euch das Spiel primär mit seinen Mechaniken vertraut macht, öffnet sich die Welt in einem rasanten Tempo und entlässt euch in die serientypische spielerische Freiheit. Kenner des Vorgängers dürften sich auf Hawaii mit seinen zahllosen Geschäften und Unterhaltungsangeboten von Anfang an bestens zurechtfinden. Dabei stoßen wir erneut auf viele bekannte Gesichter und erfahren im Rahmen mancher Nebengeschichten, wie es ihnen seit dem Besuch von Ichiban und seinen Freunden ergangen ist – ein paar davon dürfen wir sogar für unsere stetig wachsende Mannschaft rekrutieren. Auch die bekannten Aloha Links sind wieder am Start und ermöglichen uns das unkomplizierte Schließen neuer Freundschaften.



Alternativ stocken wir unseren Kontostand mit waghalsigen Lieferjobs auf, entspannen bei Darts und Co. oder feiern die Rückkehr von Dragon Kart, indem wir mit unseren Konkurrenten um den ersten Platz auf dem Podium kämpfen. Ein neuer Eliminierungsmodus ist ebenfalls mit an Bord und weckt Erinnerungen an längst vergangene Rivalitäten in Mario Kart 64. Und auf der geheimen Vergnügungsinsel Madlantis, dem Hauptsitz der Piraten, wartet neben dem Kolosseum mit Bang! Bang! Batting! eine motivierende Mischung aus Tetris und klassischem Schlagkäfig, bei der es überaus explosiv zugeht. An Beschäftigungen mangelt es also wahrhaftig nicht, der bittere Nachgeschmack, einen Großteil davon schonmal erlebt zu haben, bleibt dabei jedoch allgegenwärtig.
Fremde Gezeiten
Anders als sein ewiger Rivale Kiryu setzt Majima bei seinem klassischen Kampfstil bevorzugt auf extreme Geschwindigkeit, hohe Mobilität und eine messerscharfe Klinge. Im Kampf gegen mehrere Gegner auf einmal können wir per Knopfdruck bequem zum neuen Sea-Dog-Stil wechseln. Bewaffnet mit zwei Enterschwertern richten wir zwar etwas weniger Schaden an, teilen dafür aber in einem deutlich höheren Radius aus. Und der neue Enterhaken hilft nicht nur, sich schnell zu weit entfernten Gegnern heranzuziehen, sondern auch Orte im Spiel zu erreichen, zu denen Ichiban während der Suche nach seiner Mutter keinen Zugang hatte.

Das Kampfsystem ist schnell erlernt und zeitlos dynamisch, falls ihr aber trotzdem Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Kombos habt, könnt ihr auf Wunsch einen Hilfsmodus zuschalten, mit dem ihr im Grunde nur noch eine einzige Taste spammen müsst. Drei fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade bieten für jeden Anspruch die passende Herausforderung.
Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii bietet gegen Echtgeld diverse Extras an, darunter zusätzliche Crewmitglieder. Deren Einfluss auf das Spielgeschehen ist derart gering, dass man hier kaum von spielerischen Vorteilen sprechen kann. Wir werten daher nicht zusätzlich ab.
Geld und Herausforderungspunkte könnt ihr in neue Talente und Statusverbesserungen investieren. Wer sich vor allem anderen erstmal den Nebentätigkeiten im Spiel widmet – zu denen auch eine eigene Geschichte rund um die Piraten selbst gehört – schwimmt derart schnell in Währung, dass er bereits zu Beginn des zweiten Kapitels komplett übermächtig ist, zumal einen das Spiel selbst mit hochwertigen Handwerksmaterialien großzügig versorgt.

Unser Schiff, die Goromaru, ist anfangs noch eine ziemliche Nussschale, lässt sich aber in Windeseile rasch zu einer unsinkbaren Festung mit gewaltiger Zerstörungskraft ausbauen und dient uns nach der ersten Grundsanierung als zusätzliches Quartier. Neben klassischen Kanonen kommen dabei sogar Fäkaliengranaten, Laser und Eisstrahler zum Einsatz. Falls euch das noch nicht reicht, könnt ihr euch übel gesonnene Landratten auch mit einer Panzerfaust aufs Korn nehmen. Die Bedienung auf See geht angenehm einfach von der Hand und die wunderbar arcadigen Kämpfe gegen feindliche Schiffe spielen sich fast wie von selbst. Während wir kleinere Schiffe ganz einfach versenken, folgt bei größeren Kalibern im Anschluss an die reguläre Seeschlacht ein Entermanöver, bei dem wir den Rest der gegnerischen Crew nach allen Regeln der Kunst aufmischen müssen.

Wer ein waschechter Pirat sein will, muss natürlich auch dafür sorgen, dass seine Schatzkammer immer gut gefüllt ist. Zum Glück bietet Hawaii samt umliegendem Inselreich jede Menge Gelegenheiten, sich wertvolle Beute anzueignen. In den zahlreichen Schatzkisten verbirgt sich nicht nur jede Menge Gold, sondern auch Ringe, mit denen wir unsere eigenen Werte weiter erhöhen können. Bestimmte Kombinationen belohnen euch zusätzlich mit mächtigen Boni. Gerüchten zufolge sollen sich über die Inseln verteilt auch vier verfluchte Musikinstrumente mit mächtigen Fähigkeiten verbergen. Es lohnt sich also, die stetig neuen Locations zeitnahe anzusteuern, auch wenn die kleinen Dungeons in Aufbau und Ablauf trotz gewisser Variablen schnell repetitiv wirken.
Knapp vor dem Kentern
Technisch braucht ihr von Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii nichts neues erwarten, denn hier kommt mit der hauseigenen Dragon Engine dasselbe Grafikgerüst zum Einsatz, welches schon die letzten Titel (mit Ausnahme von Like a Dragon: Isshin!) zuverlässig angetrieben hat. Damit könnt ihr euch erneut auf eine sehr ansehnliche Partikelkulisse freuen und auch die Beleuchtung samt Wettereffekten wirkt durchgehend stimmig, dafür lassen sich an anderer Stelle zahllose Alterserscheinungen nicht mehr ohne weiteres wegleugnen. Vor allem die krasse visuelle Diskrepanz zwischen NPCs und Hauptcharakteren ist seit Jahren ein Problem, daran hat sich hier leider anhaltend nichts geändert.

Ebenso wenig förderlich für die Immersion ist der ständige Wechsel zwischen vertonten Dialogen und bloßen, lautbegleiteten Textboxen. Und gerade die Szenerie auf See hat man in anderen Titeln schon deutlich hübscher präsentiert bekommen. Auf XBOX Series X und PlayStation 5 werden alternativlos 60 Bilder pro Sekunde bei einer nativen Auflösung von 1440p angepeilt, auch dahingehend bleibt alles wie gehabt. Die PlayStation 5 Pro nutzt exklusiv PSSR statt FSR3 und produziert dadurch ein deutlich schärferes und sauberes Bild, welches sich optisch nicht von nativem 4K unterscheiden lässt und auch die gelegentlichen Mikroruckler auf den Basismodellen aufgrund der besseren Hardware vollständig beseitigt.

PlayStation 4 und XBOX One werden ebenfalls noch versorgt, auch hier fallen Optik und Performance identisch zu den entsprechenden Versionen von Like a Dragon: Infinite Wealth aus. Dann muss man natürlich auch mit sehr viel längeren Ladezeiten leben. Gut spielbar bleibt der Titel trotz ordentlicher Abstriche bei Grafik und Performance aber auch auf der Last-Generation-Hardware. Auf PC kann man ebenso bedenkenlos zugreifen, die Bedienung mit Maus und Tastatur ist aber absolut nicht zu empfehlen. Ihr wisst ja: Echte Yakuza spielen mit Gamepad.

„Während man bei Ryu Ga Gotoku Studio fleißig an einer komplett neuen IP werkelt, hat man offenbar noch genügend Zeit gefunden, der erfolgreichen Hausmarke mit Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii einen weiteren Ableger zu spendieren. Und obwohl der mit seinen zugänglichen Seegefechten und seinem gewohnt völlig überzeichneten Setting viel Spaß macht, muss sich der Titel auch einiges an Kritik gefallen lassen. Nicht nur, dass hier unglaublich viel Recycling bereits bekannter Inhalte betrieben wird, auch erzählerisch bleibt das etwas andere Piratenabenteuer hinter den Qualitäten der Vorgänger zurück. Obwohl Majima Goro als eine der ikonischsten Charaktere längst ein eigenes Spiel verdient hätte, werden dessen kultige Marotten ausgerechnet durch die etwas einfallslos geratene Story arg limitiert. Technisch läuft es dagegen angenehm rund, auch wenn sich einige Alterserscheinungen weiterhin nicht leugnen lassen. Alles in allem fühlt sich das Spiel mehr wie eine Erweiterung an, weniger wie ein eigenständiger Titel. Daran gemessen erscheint der Preis etwas zu hoch. Fans der Reihe werden aber trotzdem auf ihre Kosten kommen.“


- Überwiegend stimmige Beleuchtung und Partikeleffekte
- Typischer Serienhumor
- Unterhaltsame, arcadige Seegefechte
- Rasantes, angenehm klassisches Kampfsystem…
- …mit sinnvollen Erweiterungen über mehrere Talentbäume
- Zahlreiche optische Anpassungsmöglichkeiten bei Kleidung und Schiff
- Tonnenweise Nebenbeschäftigungen
- Solider Gesamtumfang
- Fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
- Hervorragende japanische und gute englische Sprecher
- Deutsche Texte sauber lokalisiert
- Stimmiger Soundtrack
- Hervorragender Support der PlayStation 5 Pro

- Anhaltend deutliche visuelle Diskrepanzen zwischen Hauptcharakteren und NPCs
- Grafisch nicht mehr durchgehend auf der Höhe der Zeit
- Gemessen am Rest der Serie eher schwache Story und Charaktere
- Volles Potenzial der beliebten Hauptfigur wird nicht ausgeschöpft
- Inseln fühlen sich schnell generisch und repetitiv an
- Majima zu schnell übermächtig
- Viele Inhalte aus den Vorgängern wiederverwertet…
- …dementsprechend erscheint der Preis etwas hoch
- Anhaltend nervige Wechsel zwischen Vollvertonung und reinen Textteilen
- Limitiertes Schnellreisesystem auf See

Entsprechende Rezensionsmuster sind von uns auf eigene Kosten gestellt worden.
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