Like a Dragon: Infinite Wealth

Mit Like a Dragon schlugen Ryu Ga Gatoku Studio 2019 ein neues Kapitel in der weitreichenden Yakuza-Sage auf. Neben einem brandneuen Protagonisten gab es erstmals innerhalb der Reihe rundenbasierte Kämpfe. Der herrlich überzogene und dennoch angenehm anspruchsvolle Spaß mauserte sich zum Überraschungshit und wurde von uns seinerzeit gar als Spiel des Jahres ausgezeichnet. Jetzt wird die Geschichte um Ichiban Kasuga und Kazuma Kiryu endlich fortgesetzt. Warum sich Like a Dragon: Infinite Wealth schon jetzt als eines der besten Spiele des noch jungen Jahres empfiehlt, erklärt unser Test. 

Entwickler: Ryu Ga Gatoku Studio

Publisher: SEGA

Plattform: PC | PS4 | PS5 | XB1 | XBS

Veröffentlichungsdatum: 26. Januar 2024

Preis: ab 69,99€*

Altersfreigabe: ab 18 Jahren

Metacritic | OpenCriticIMDB


Ungeschnitten
Kostenloses Upgrade
Mikrotransaktionen


Unbekannte Gewässer

Ein paar Jahre nachdem Ichiban Kasuga und seine Freunde Yokohama vor den verheerenden Plänen eines machtgierigen Politikers beschützt haben, wird die illustre Truppe immer noch als Lokalhelden verehrt. Um die Vision seines verstorbenen Vaters – dem Yakuza Arakawa – zu verwirklichen, hat Ichiban einen Job bei der Arbeitsagentur angenommen und hilft den vielen arbeitslosen Ex-Gangstern nach der Auflösung der beiden größten Clans dabei, wieder Fuß in der Normalität zu fassen. Auch seine ehemaligen Mitstreiter haben sich seit den vergangenen Ereignissen neue Standbeine aufgebaut: Saeko leitet einen Hostessenclub, Adachi hat sich als Sicherheitsberater selbstständig gemacht und Nanba verdient sein Geld im medizinischen Bereich. Die Welt ist mehr oder weniger in Ordnung. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ein anonymer Blogger Videos ins Netz stellt, welche Ichiban und Co. als korrupte Gauner darstellen. Als der treudoofe Afroträger dann auch noch ein Date mit seiner Flamme Saeko vermasselt, schreit die Situation geradezu nach Luftveränderung. 

Ohne Jobs tun Ichiban und seine Freunde, was sie am besten können: Die Straßen von Yokohama aufmischen. Danach heißt es von der bekannten Truppe aber erstmal Abschied nehmen. | PlayStation 5

Da trifft es sich ganz gut, dass der vorzeitig aus dem Gefängnis entlassene Jo Sawashiro in seinen Bemühungen nach Wiedergutmachung eine Bombe platzen lässt: Ichibans angeblich verstorbene Mutter Akane, die ihren Tod einst auf der Flucht vor rachsüchtigen Yakuza vortäuschen musste, ist noch am Leben und versteckt sich auf Hawaii! Fest entschlossen, seine einzige verbliebene Blutsverwandte ausfindig zu machen, wagt sich Ichiban zum ersten Mal in seinem Leben außerhalb der japanischen Landesgrenzen und besteigt kurzerhand den ersten Flieger. Die Begeisterung über die tropische Kulisse ist allerdings nur von kurzer Dauer: Erst kommt es zum Streit mit einem räuberischen Taxifahrer, dann wird der Mann mit dem Heldenschläger auch noch vom angeblichen Dienstmädchen seiner Mutter unter Drogen gesetzt und wacht völlig nackt und ohne Reisedokumente am Strand auf, wo er nicht nur die Blicke der Badegäste auf sich zieht, sondern leider auch die der alles andere als erfreuten Polizei. 

Der legendäre Drache von Dojima leidet unheilbar an Krebs und hat nur noch wenige Monate zu leben. Auf Hawaii will er eine letzte Mission für seine Auftraggeber erfüllen. | PlayStation 5

Auf der Flucht vor den Gesetzeshütern begegnet Ichiban ausgerechnet dem legendären Kazuma Kiryu, welcher im Auftrag der Daidoji Fraktion ebenfalls auf der Suche nach der erneut untergetauchten Akane ist und ein tragisches Geheimnis hütet. Das ungleiche Duo entschließt sich zur Zusammenarbeit und muss schnell feststellen, dass sich hinter dem Inselidyll auch viele dunkle Seiten verbergen. Nicht nur, dass sich auf Hawaii ebenfalls jede Menge Yakuza tummeln, auch befindet sich das Urlaubsparadies im Würgegriff einer grausamen Bande unter Führung des skrupellosen Dwight Méndez – und allesamt sind ebenfalls hinter Ichibans Mutter her. Warum das so ist, werden wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur soviel: Was sich über den Verlauf von insgesamt vierzehn umfangreichen Kapitel allmählich erstreckt, zählt erzählerisch mit zum Besten der gesamten Reihe – und das will wirklich etwas bedeuten. Gute fünfundvierzig Stunden dauert es alleine, die Hauptgeschichte durchzuspielen. Wer jede der zahlreichen und mitunter extrem facettenreichen Nebentätigen absolvieren will, kann diese Zahl locker verdoppeln. 

Bandenchef Méndez schneidet seine Gegner bevorzugt in kleine Stücke und hat es ebenfalls auf Akane abgesehen. | PlayStation 5

Langeweile kommt bei alldem nie auf, obwohl sich gerade die ersten Stunden ziemlich hinziehen, weil sich das Spiel Zeit nimmt, sämtliche Charaktere und deren Entwicklung seit dem letzten gemeinsamen Abenteuer genau zu beleuchten und damit auch Einsteigern die Chance gibt, sich in der überaus komplexen Welt der Reihe zurechtzufinden. Letzteres gelingt allerdings aufgrund der eher rudimentären Zusammenfassung aller vorherigen Ereignisse nur mäßig. Es schadet also keineswegs, ein bisschen Vorwissen mitzubringen, um diese emotionale und überaus wendungsreiche Achterbahnfahrt bestmöglich genießen zu können, welche abseits der filmreifen Geschichte vor allem von den sympathischen und überaus facettenreichen Charakteren getragen wird. Den Großteil davon kennen Fans bereits aus dem Vorgänger, mit dem undurchsichtigen Taxifahrer Tomizawa sowie der rebellischen Wohlstandserbin Chitose finden aber auch komplett neue Figuren ihren Weg in die Saga und fügen sich als solche wunderbar in den bestehenden Cast ein. 

Lost in Honolulu

Like a Dragon: Infinite Wealth macht es euch allerdings alles andere als leicht, in der Geschichte voranzuschreiten. Das liegt nicht etwa an mangelnden Motivationsanreizen (ganz im Gegenteil!), sondern viel mehr daran, dass es nebenher so vieles zu sehen und entdecken gibt, dass man darüber immer wieder vergisst, sich den Weg ins nächste Kapitel zu bahnen. Hawaii als neuen Schauplatz in die Reihe einzuführen, war ein längst überfälliger Schritt, nachdem sich Kamurocho und Co. nach all den Jahren einfach ausgelutscht anfühlen. Statt enger Gassen und Neonschilder gibt es nun saftgrüne Parkanlagen, Traumstrände, Hotelmeilen und natürlich ganz viel Sonne. Ab und an geht mal ein kleiner Platzregen nieder, aber das ist in dem Teil der Welt wohl ganz normal. Aber nicht nur das Setting ist neu, sondern auch viele der dort angebotenen Aktivitäten. Klar könnt ihr immer noch Karaoke singen, euer Glück beim Darts versuchen oder eure Shōgi-Skills verbessern, all das nimmt angesichts der umfangreichen Neuerungen im Beschäftigungssegment aber nur noch einen kleinen Platz am Rande ein. 

Vom Lieferjungen…

Gegen die tollkühnen Stunts, die Ichiban bei der Zustellung von Essensbestellungen ausführt, kann jeder Lieferando-Bote einpacken. Je energischer wir Burger, Pizza und Co. ausliefern, desto mehr Punkte gibt es. | PlayStation 5
…bis zum Exhibitionistenjäger

Pokémon Snap lässt grüßen: Wer die zahlreichen Perversen möglichst gut auf Film einfängt, darf sich einen satten Punktebonus aufs Konto schaufeln. | PlayStation 5

Angefangen bei den vielen Minispielen, welche von der möglichst trickreichen Zustellung von Essen bis zur Teilnahme an einem prominenten Wettbewerb in der mit zahlreichen Geschäften und Restaurants bestückten Mall reichen und allesamt mit einem eigenen Punktesystem aufwarten, bietet alleine die außerordentlich erweiterte Sujimon-Komponente genug Inhalt, um als eigenständiges Spiel fungieren zu können. Statt wie im Vorgänger lediglich einen Sujidex mit besiegten Gegnern anzufüllen, könnt ihr diese nun für rekrutieren und nach dem typischen Schere-Stein-Papier-System gegen zahlreiche Trainer in der Stadt kämpfen und traineren lassen. Sogar Turniere lassen sich austragen und wer an die Spitze der Liga will, muss sich zudem mit den knallharten Arenaleitern messen. Das alles kommt euch irgendwie bekannt vor? Ja, in der Tat sind die Parallelen zu einem ebenfalls aus Japan stammenden Franchise nicht von der Hand zu weisen. Serientypisch wird das Grundkonzept aber derart ins Lächerliche gezogen, dass dagegen wohl kaum einer klagen wird. Bezeichnend ist, dass all das hier dermaßen durchdacht und anhaltend unterhaltsam umgesetzt worden ist, dass die letzten Ableger der Vorlage dagegen komplett einpacken können. 

Via Smartphone kann Ichiban online auf Partnersuche gehen. Von der Profilgestaltung bis hin zu Premiummitgliedschaften für bessere Matches haben die Macher wirklich an alles gedacht. | PlayStation 5

Mit der erst relativ spät enthüllten Dondoko Island wagt sich die Reihe sogar an eine eigene Interpretation von Animal Crossing. Was anfangs noch eine ziemliche Müllhalde ist, lässt sich mit ein wenig Arbeit in ein Ferienparadies für Ichiban und seine Truppe verwandeln. Neue Blaupausen lassen sich überall finden, vom Mülleimer bis zum Burgerladen gibt es nichts, was ihr nicht bauen könnt. Das macht mindestens genauso viel Spaß wie im Original, kommt aber nicht ganz so originell rüber, da die Macher hier nahezu sämtliche Assets vorheriger Titel wiederverwertet haben und sich das ganze Konzept dementsprechend nicht ganz so neu anfühlt, wie es mit etwas mehr Arbeit hätte sein können. Als nette Dreingabe funktioniert die Komponente aber ebenfalls ziemlich gut und bietet ausreichend Potenzial, um Spieler abseits des eigentlichen Geschehens für viele weitere Stunden vom regulären Progress abzuhalten. Die klassischen Substories sind natürlich ebenfalls wieder mit dabei und offerieren kurzweilige Geschichten für zwischendurch. 

Die Sujimon lassen sich jetzt sammeln, weiterentwickeln und können in umfangreichen Turnieren gegeneinander antreten. Alleine in dieser Nebenbeschäftigung kann man man stundenlang versinken. | PlayStation 5

Deren erfolgreiches Absolvieren belohnt euch nicht nur mit neuen Poundmates, die euch im Kampf unterstützen, sondern auch kostbaren Items, mit denen ihr die ausgeschüttete Berufserfahrung erhöhen könnt und den gerade zum Ende etwas nervigen Grind ordentlich abkürzen könnt. Damit ihr euch bei all diesen Aktivitäten nicht verirrt, stellt euch das Spiel einmal mehr eine detaillierte Karte zur Verfügung, die euch nicht nur alle Standorte anzeigt, sondern auch die dort verfügbaren Dienstleistungen. 

Paywall-Irrsinn Like a Dragon: Infinite Wealth verlangt von Besitzern der Standard Edition zusätzliches Geld zur Freischaltung von Neues Spiel Plus. Das ein so rudimentäres Feature hinter einer Bezahlschranke verborgen wurde, ist in unseren Augen eine neue Dimension der Unverfrorenheit und wird von uns dementsprechend geahndet. Zusätzlich lassen sich gegen Echtgeld zahlreiche Booster und Packs erwerben, welche neben Heldenboni auch massive Erleichterungen in den Sujimon-Kämpfen offerieren. Da nichts davon wirklich notwendig ist, um gut im Spiel voranzuschreiten, sehen wir von einer zusätzlichen Abwertung ab.

Und wer auf dem Weg von A nach B keine Lust hat, sich alle paar Meter in einer neuen Prügelei wiederzufinden, kann die Reise entweder bequem per Taxi absolvieren, welche nun praktischerweise auch über eine Schnellreisefunktion verfügen, oder ihr schwingt euch einfach auf den fast sicheren Surfer und düst auf zwei Rädern durch die Straßen von Honolulu. Das schicke Gefährt lässt sich im Verlauf des Spiels mit neuen Lackierungen und Reifen versehen, schützt euch aber nicht vor Angriffen und muss zudem regelmäßig an eine der vielen Ladestationen kostenpflichtig mit neuer Energie versorgt werden. 

Der technisch nicht ganz ausgereifte Roller dient uns als praktisches Fortbewegungsmittel, verfügt allerdings nur über einen begrenzten Akku. | PlayStation 5

Aber auch die Reise zu Fuß wird belohnt, da sich fast alle paar Meter irgendein verstecktes Item einsacken lässt. Außerdem lassen sich an manchen Orten besondere Konversationen mit euren Teammitgliedern aktivieren, die euch auf einem Bingobrett miteinander kombiniert dicke Boni für die Vertrauensstufe zwischen Ichiban und seinen Freunden bescheren. Am Ende ist es egal, wo und wie ihr eure Erkundung beginnt: Die Welt von Like a Dragon: Infinite Wealth ist so vollgepackt mit Aktivitäten, dass selbst Rockstar Games sich daran eine Scheibe für das nächste Grand Theft Auto abschneiden kann. In Sachen Gesamtumfang haben sich die Macher selbst übertroffen und ich kann jedem Interessenten nur raten, sich alle Zeit der Welt zu nehmen und wirklich alles einmal auszuprobieren. Es lohnt sich, versprochen! 

Rundumerneuerter Rundenkampf

Mit dem Wechsel zu einem rundenbasierten Kampfsystem statt dem zuvor gängigen Echtzeitgeplänkel hat Like a Dragon seinerzeit einiges Aufsehen erregt. Im Langzeittest erwies sich die neue Komponente inklusive verschiedener Berufe aber als angenehm durchdacht, hochfunktionell und insgesamt wunderbar umgesetzt. Kein Wunder also, dass der neueste Ableger erneut auf dasselbe System inklusive RPG-Einschläge setzt – allerdings in nochmals verbesserter Form. Gegner verfügen zwar weiterhin über elementare Stärken und Schwächen, können nun aber für garantiert kritische Treffer nun erstmals von der Rückseite attackiert werden. Die neuen Verkettungen ermöglichen es zusätzlich dazu, das angriffslustige Straßengesindel in ihre Kumpanen oder die nahe Umgebung zu schleudern, was zusätzlichen Schaden verursacht. Damit ihr eure Party bestmöglich für solche Attacken aufstellen könnt, dürft ihr euch erstmals je nach Heldenstufe frei innerhalb eines gewissen Radius auf dem Schlachtfeld bewegen. Ebenfalls neu an Bord sind jetzt gepanzerte Feinde, welche gegen reguläre Angriffe nahezu unverwundbar sind und erst geknackt werden müssen. 

Bei einer hohen Bindung zwischen den Charakteren lassen sich mächtige Tag-Team-Attacken entfesseln. | PC, 4K, max. Settings

Dadurch wird deutlich mehr Dynamik ins Geschehen gebracht, alles in allem haben die Macher das System sinnvoll erweitert, den klassischen Kern aber beibehalten. Wiederkehrer werden sich in den Kämpfen sofort heimisch fühlen, alle anderen erhalten dank ausführlicher Tutorials nach und nach eine angemessene Einführung. Generell öffnen sich sämtliche Spielmechaniken erst mit der Zeit, weshalb euch anfänglich auch nur die jeweiligen Standardberufe zur Verfügung stehen. Erst ab Kapitel 5 öffnet das Tourismusbüro seine Pforten und lässt euch gegen Bares neue Jobs erlernen – vorausgesetzt, ihr verfügt zusätzlich über ausreichend entwickelte Persönlichkeitswerte. Denn wie schon im Vorgänger lässt sich auch dieses Mal Ichibans Persönlichkeit in verschiedenen Kategorien verbessern, wodurch nur nur dessen Buffs effektiver werden, sondern auch Zugang zu sonst unerreichbaren Orten ermöglicht wird. Boni erhaltet ihr durch den Abschluss von Herausforderungen, das Knüpfen neuer Freundschaften oder bestimmte Sonderobjekte. Praktischerweise hat auch die bisher in Yokohama ansässige Beruffschule eine Zweigstelle auf Hawaii eröffnet und wartet darauf, euer Fachwissen in diversen Quizrunden auf die Probe zu stellen. 

Das Hausmädchen ist ein neuer, exklusiv weiblichen Charakteren vorbehaltener Job und kommt nicht nur mit passendem Kostüm, sondern auch dem dazugehörigen Wischmopp. | PC, 4K, max. Settings

Bis zu drei Mitglieder können eurer Party beitreten, ein Wechsel zwischen den einzelnen Helden ist jederzeit möglich. Jeder Charakter verfügt über einen exklusiven Anfangsberuf inklusive eigener Spezialfertigkeiten, dazu gibt es vom Feuertänzer bis zum Tennisspieler jede Menge neue Tätigkeitsfelder, in denen ihr eure Truppe aufleveln könnt. Manches bleibt ausschließlich weiblichen, anderes nur männlichen Charakteren vorbehalten, ferner gibt es zwei Jobs leider auch dieses Mal nur als DLC, essentiell sind die aber nicht. Für jeden Beruf gibt es zudem eigene Waffen, die sich im Austausch für Erze in der lokalen Werkstatt immer weiter verbessern lassen. Das umfangreiche System lädt zum Experimentieren ein und motiviert, regelmäßig die Jobs zu wechseln. Wer trotz bester Aufstellung mal nicht weiterkommt, kann via Smartphone mächtige Alliierte herbeirufen, die ihre Dienste jedoch nicht umsonst anbieten. Da manche Gebiete im Spiel von sehr starken Gegnern bevölkert werden, solltet ihr immer darauf achten, für deren Besuch ausreichend gerüstet zu sein. Alles in allem wird euch hier ein klassisches, aber wunderbar abgefahrenes Kampfsystem geboten, welches einen bis zuletzt motiviert und im Vergleich zum Vorgänger kräftig zugelegt hat. 

Der Drache setzt Rost an

Bereits im Test zu Like a Dragon Gaiden: The Man who erased his Name fiel auf, dass die hauseigene Dragon Engine nicht mehr auf ganzer Linie überzeugen kann. Während die Charaktermodelle von Ichiban und Co. gewohnt hervorragend animiert worden sind, wirken die meisten Randfiguren – inbesondere die Passanten – hoffnungslos veraltet. Auch die Beleuchtung ist längst nicht mehr zeitgemäß, besonders bei Tag kommt die Szenerie mitunter sehr steril rüber. Selbst die Wasserdarstellung wird von anderen Titeln längst besser gehandhabt. Das Spiel bietet immer noch ein paar sehr ansehnliche Momente, aber richtige Aha-Momente bleiben selbst im Angesicht malerischer Sonnenuntergänge aus. Das Grafikgerüst benötigt definitiv ein Upgrade. Gut denkbar, dass die Veröffentlichung auf Konsolen der letzten Generation hier als Bremsklotz fungiert. So oder so: Auf lange Sicht kann man mit dem gegenwärtig Gebotenen niemand mehr vom Hocker reißen. 

Das Strandpanorama zählt zu den schöneren Gebieten von Honolulu. Der Zahn der Zeit lässt sich an den meisten Stellen jedoch nicht mehr verleugnen. | PlayStation 5

PlayStation 5 und XBOX Series X rendern in nativen 1440p und peilen 60 Bilder pro Sekunde für geschmeidiges Gameplay an. Das gelingt in der Regel auch ganz gut, lediglich an der vielbelebten Strandpromenade sowie der Mall kommt es immer mal wieder zu spürbaren Slowdowns, was durch Kämpfe sogar noch verstärkt wird. Generell ist Hawaii ein angenehm belebter Ort. Nur die geringe Vielfalt an Fahrzeugen fällt einem bereits nach kurzer Zeit unschön auf. Die Ladezeiten sind auf den aktuellen Konsolen angenehm kurz. Auf leistungsstarken Rechenknechten wird euch dank nativem 4K nochmal ein merklich schärferes Erlebnis geboten, generell fühlt sich die PC-Version sauber optimiert an. Auf der Last-Gen-Hardware sieht es dagegen nicht ganz so gut aus: Die niedrige Auflösung sorgt für ein eher verwaschenes Gesamterlebnis, Slowdowns und Ruckler sind deutlich präsenter und viele Objekte laden erst spät nach. Außerdem müsst ihr euch auf XBOX One und PlayStation 4 auf deutlich längere Ladezeiten gefasst machen. Spielbar ist Infinite Wealth in dieser Form auf jeden Fall noch, insgesamt seid ihr auf den aktuellen Konsolen aber in jedweder Hinsicht besser unterwegs. 

Die Anaconda Mall ist der größte Einkaufsspot in der Stadt und bietet jede Menge Möglichkeiten, sein hart verdientes Bares auf den Kopf zu hauen. | PlayStation 5

Während die Sprecher lediglich in Englisch und Japanisch verfügbar sind, hat sich Publisher SEGA auch dieses Mal wieder die Mühe gemacht, passende Texte in deutscher Sprache anzubieten. Die grundlegende Übersetzung ist gut, allerdings nicht fehlerfrei. In der hiesigen Fassung sind auffällig viele Formatierungsaussetzer vorhanden, neben einfachen Rechtschreibfehlern vermisst man stellenweise sogar ganze Wörter. Diese Impressionen basieren auf einer Vorabversion, müssen also beim Launch nicht zwangsläufig vorhanden sein – sollte sich zum Release Besserung einstellen, werden wir unseren Bericht entsprechend anpassen. Die Bedienung geht mit Gamepad gut von der Hand und ist auch am PC ein absolutes Muss. Lediglich das haptische Feedback des DualSense hat mich persönlich ein bisschen enttäuscht, da es nur sehr selten voll zum Einsatz gelangt. Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen.

„Das Jahr ist erst wenige Wochen alt, schon steht uns mit Like a Dragon: Infinite Wealth der erste Hit ins Haus. Den Machern ist es gelungen, den bereits sensationellen Vorgänger nochmal in jedweder Hinsicht zu übertreffen – lediglich in Sachen Technik wird es allmählich Zeit für ein Upgrade. Wer sich an der nicht mehr völlig zeitgemäßen Präsentation nicht stört, bekommt hier nicht nur eine fantastisch geschriebene Geschichte mit wunderbaren Charakteren und ein rundherum sinnvoll erweitertes Kampf- und Berufssystem geboten, sondern sondern auch mehr motivierende Nebenbeschäftigungen als in irgendeinem anderen Spiel. Einsteiger sind gut damit beraten, zuerst den Vorgänger zu spielen, Kenner freuen sich über jede Menge Querverweise zur Reihe und ganz viel Fanservice. Trotz einiger kleiner Schwächen: Ein besseres Action-RGP werden Liebhaber der japanischen Popkultur gegenwärtig nirgendwo finden. Dass ausgerechnet ein so rudimentäres Feature wie Neues Spiel Plus hinter einer Paywall verborgen wurde, verhindert den Aufstieg in höhere Wertungssphären.“

  • Filmreife Geschichte voller Wendungen
  • Liebenswerte Protagonisten mit glaubwürdigen Motiven und Persönlichkeiten
  • Gute Balance zwischen Humor und Dramatik
  • Unverbrauchtes Setting
  • …welches teils wunderbare Urlaubsstimmung erzeugt
  • Knallige Effekte
  • Klasse animierte Hauptcharaktere
  • Sinnvoll erweiterte, wesentlich dynamischere Kampfmechaniken
  • Spaßige neue Berufe
  • Sujimon und Dodonko Island mit jeweils genug Potenzial für eigenständige Spiele
  • Überwiegend gut geschriebene Nebengeschichten
  • Immenser Gesamtumfang
  • Ganz viel Fanservice
  • Faire Lernkurve
  • Zahlreiche, abwechslungsreiche Minispiele
  • Exzellenter Soundtrack
  • Hervorragende japanische Sprecher
  • Detaillierte Karten
  • Zugängliche Bedienung via Gamepad
  • Technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit
  • Deutliche visuelle Diskrepanz zwischen Hauptcharakteren und regulären Passanten
  • Stellenweise wahrnehmbare Bildrateneinbrüche auf Konsolen
  • Etwas zu gemütlicher Einstieg
  • Zum Ende hin spürbar grindlastig
  • Deutsche Texte mit zahlreichen Lokalisierungs- und Formatierungsfehlern
  • Neueinsteigern wird lediglich eine grobe Zusammenfassung des Vorgängers angeboten
  • Englische Sprecher allenfalls mittelmäßig
  • Neues Spiel Plus hinter Paywall versteckt
  • Fummelige Maus- und Tastatursteuerung (PC)
  • Haptisches Feedback eher enttäuschend (PlayStation 5)

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von SEGA zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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