Getestet und verfasst von General M
Ab sofort erhältlich.
Horrorfilme stellen für einen Filmgesellschaft seit jeher lukrative Einnahmequellen dar, sind sie doch allgemein kostengünstig produziert und damit ein sicherer Gewinngarant. Seitdem SAW vor vielen Jahren eine wahre Welle reißerischer Fahrwasserfilme losgetreten hat, ging der Trend der letzten Zeit wieder mehr in Richtung subtiler Spannung und weniger drastischer Gewaltorgien. Eine Formel, die nicht nur funktioniert, sondern das früher mal streng an Erwachsene gerichtete Genre mittlerweile so auch für ein etwas jüngeres Publikum zugänglich macht. „Insidious – The Last Key“ ist bereits der vierte Film einer Reihe, welche 2010 ihren Anfang nahm und sich seitdem überaus erfolgreich schlägt. So sehr, dass bereits ein fünfter Teil in der Mache ist. Nachdem der dritte Teil als Prequel zu seinen beiden Vorgänger entstanden ist, fungiert der vierte Teil als dessen direkte Fortsetzung. Und genau die haben wir pünktlich zum Heimkinostart für euch unter die Lupe genommen.
Nach den Ereignissen des Prequels hat sich Elise Rainier (Lyn Shaye, „Ouija“) dem Team um die paranormale Ermittler Specs und Tucker angeschlossen. Eines Tages erreicht sie ein Anruf von Ted Garza, der einen ganz besonderen Auftrag an sie heranträgt: In seinem Haus in New Mexiko soll es eigenartige Vorgänge geben, die unmöglich von dieser Welt stammen können. Für Elise besonders bizarr: In genau diesem Haus hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder Christian (Bruce Davison, „X-MEN“) sowie ihren Eltern ihre Kindheit verbracht. Und eben dort hat sie nach der erstmaligen Entdeckung ihrer besonderen Kräfte Schreckliches erlebt, bis sie eines Tages einfach davon lief und ihren Bruder im Wirkungskreis des gewalttätiger Vaters zurückließ. Nach einigem Zögern entschließt sie sich letztendlich, den Auftrag anzunehmen.
Die Rezension
James Wan ist schon ein Kuriosum. Erst trat er als Schöpfer der SAW – Reihe eine ganze Lawine von Splatter- und Torturefilmen los und belebte damit ein längst vergessenes Genre neu, dann sorgte er mit „Insidious“ und „The Conjuring“ auch gleich noch für eine komplette Neuausrichtung etablierter Horrorstandards, nachdem die bewährten Formeln bis zum letzten Tropfen mal mehr, meist aber weniger erfolgreich abgemolken waren und der Markt unter einer wahren Flut von Nachahmern zu ertrinken drohte, die sich in Sachen blutiger Schockmomente allesame gegenseitig zu übertreffen versuchten. Die wesentlich mehr auf subtile Schockmomente ausgerichtete Hounted House – Formel ist zwar längst nichts Neues, konnte aber dank Wan´s Gespür für hervorragend platzierte Jump Scares mit solchem Erfolg an den Kinokassen punkten, dass mittlerweile sogar zahlreiche Spin Off´s seiner Schöpfungen erschienen sind, darunter auch den Selbstläufer „Annabelle“. Wan selbst ist bei all diesen Ablegern allerdings oftmals nur noch als Produzent, allerhöchstens als Ideengeber beteiligt und wendet sich mittlerweile als Regisseur größeren Blockbustern zu (darunter auch der in diesem Jahr erscheinende „Aquaman“). Und vielleicht erklärt das auch, warum der vierte Teil des Insidious – Franchise kaum mehr vom Hocker haut.
Regisseur Adam Robitel reizt bekannte Muster so über seine Grenzen hinaus aus, dass sich der zentrale Aspekt eines Horrorfilms, nämlich seine Zuschauer mit dem Unerwarteten zu schockieren, einfach nicht mehr einstellen will. Zu vorhersehbar und aufgewärmt wirken die immer nach gleichen Muster präsentierten Schockmomente. Zu konstruiert und banal wirkt die gesamte Handlung nach den eigentlich überaus spannenden ersten 20 Minuten des Films, welche zwar mit einem gewissen Twist überrascht, aber das gefühlt auch nur, um den Zuschauer pünktlich zur Mitte des Films kurz aus dem wohl längst eingetretenen Koma der Langeweile zu reißen, zumal der zugehörige Subplot anschließend schnell und lustlos abgefrühstückt wird. Dabei lässt „Insidious: The Last Key“ kaum Chancen ungenutzt, eindrucksvoll seine Lücken im uninspirierten Drehbuch zu präsentieren, für welches sich abermals Leigh Whannell verantwortlich zeigt, der hier auch wieder in die Rolle des Specs geschlüpft ist und an einem Großteil von Wan´s Produktionen immer wieder in irgendeiner Form mitgewirkt hat. Der titelgebende „Letzte Schlüssel“ scheint zu keinem Zeitpunkt irgendeine besondere Rolle zu spielen, das Finale präsentiert sich als überraschungsarmer CGI – Overkill, der hier fast wie ein Akt der Verzweiflung wirkt. Filme wie Insidious und Co. leiden nach ihren jeweils oft starken Einstiegen längst am gleichen leidigen Problem, nämlich der Fließbandqualität ihrer jeweiligen Fortsetzungen, die schnell und seelenlos produziert werden, um die Kuh so gut es geht zu melken, solange sie noch Milch gibt. Und das scheint momentan noch erschreckend gut zu funktionieren, immerhin war bereits der dritte Teil der Reihe Mist, dessen Fortsetzung ist aber allerhöchstens noch für die ganz Anspruchslosen tragbar. Dass bereits ein weiterer Ableger in der Mache ist, erzeugt dann tatsächlich Angst. Aber sicher nicht die Sorte, die der Film gerne vermitteln möchte.
Die Blu-Ray
Während der Film in den Außenaufnahmen mit kräftigen, gut nuancierten Farben aufwartet und so für einen natürlichen, klaren Look sorgt, präsentiert sich der Großteil des Films unter dem stilistischen Einsatz von Blau- und Silberfiltern. Dabei gelingt es, neben exzellenten Schwarzwerten, die allerdings in wenigen Momenten in ihrer Qualität etwas schwanken können, jederzeit ein überraschend detailreiches Bild zu liefern, welches auch kleinste Details am Interieur erkennen lässt. Die agierenden Charaktere wirken trotz aller Filter dabei stets natürlich in Szene gesetzt und unterscheiden sich angenehm von der zumeist sehr düsteren Umgebung. Für eine Low Budget – Produktion wirkt das Endergebnis damit auch im Heimkino überaus hochwertig.
Auch beim Ton wird ordentlich was geboten. Die verlustfreie Deutsche DTS-HD MA 5.1 Tonspur steht der im gleichen Format dargebotenen Originalspur in nichts nach und sorgt für einen hervorragenden und klaren Raumklang mit vielen gut gesetzten, kraftvollen Akzenten bei einer wirklich stimmigen Dynamik. Dabei kommt auch der Center nicht zu kurz, die Stimmen sind jederzeit gut verständlich. All das verleiht dem Film ein wunderbares Mittendringefühl, was angesichts des Genres natürlich von ganz besonderem Vorteil für den Zuschauer ist. Die der Blu-Ray beiliegenden Extras sind ebenfalls nicht ganz uninteressant ausgefallen. Neben einem alternativen Ende gibt es knapp 20 Minuten Deleted Scenes obendrauf, vier jeweils circa zweieinhalb bis fünfeinhalb Minuten lange Zusatzfeatures bieten nicht nur einen genaueren Blick hinter die Entstehung des vierten Teils, sondern auch eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse im Insidious – Universum. Bei der kurzen Laufzeit bleiben wirkt vieles aber auch gehetzt und nicht in dem Maße informativ, wie man es sich gewünscht hätte.
Fazit
„Als jemand, der mit klassischem Horrorfilmen aufgewachsen ist und dem ganzen Torture – Trash ab Mitte der 2000er stets extremst kritisch gegenüberstand, waren Filme wie ´The Conjuring´ und ´Insidious´ seinerzeit für mich willkommene, effektvolle Erlösungen aus dem finsteren Tal unterirdischer Horrorfilme mit Fließbandcharakter. Das große Problem ist, dass auch deren Formeln seitdem hemmungslos wiederverwertet werden und dabei bereits längst wieder abgenutzt sind. Der vierte Teil von Insidious, welcher die Fortsetzung zum dritten Teil, einem Prequel zum ersten Teil (verwirrend, nicht wahr?) darstellt, ist im Grunde nichts anderes als einfallsloses Recycling bewährter Genreelemente, die aber allesamt nicht mehr zünden wollen. Auch die konstruierte Handlung drumherum hat allenfalls Alibicharakter. Selten habe ich mich mit so einer quälenden Langeweile auseinandersetzen müssen. Der wahre Horror bestand dabei für mich nicht im Filmgeschehen selbst, sondern im Gedanken an jede weitere Minute, die es bis zum Abspann noch zu ertragen galt. Schade, dass man besonders in dem Genre mittlerweile nur noch auf Masse statt Klasse zu setzen scheint. Und ebenso, dass dies beim zahlenden Publikum immer noch anzukommen scheint. Wer wirklich guten Horror sehen will, muss in diesem Fall leider woanders danach suchen. Ein Tipp: Spice World. Wird euch Jahre danach noch verfolgen.“
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