Im zweiten Teil unserer Sichtung der von Paramount jüngst veröffentlichten ZAZ-Collection schauen wir heute einmal auf einen im Vergleich zu den restlichen beiden Kandidaten eher unbekannteren Film, nämlich dem 1984 veröffentlichten Top Secret! Die Parodie auf klassische Agentenfilme hat nun ebenfalls ein Upgrade auf 4K UHD erhalten. Wir haben den passenden Test dazu.


Vertrieb: Paramount Pictures
Erstveröffentlichung: 1984





Hinweis: Da wir zu Die nackte Kanone bereits einen umfangreichen Test im Archiv haben und die Veröffentlichung nach Prüfung identisch zur bestehenden Veröffentlichung in 4K ist, verzichten wir auf eine erneute Besprechung.
Der Film
Mehrere Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer wird der Osten Deutschlands immer noch mit harter Hand vom Sozialismus regiert. Jetzt wollen sich die Genossen im Rahmen eines anstehenden Kulturfestivals wenigstens ein klitzekleines bisschen in Richtung des Westens öffnen – oder zumindest soll es den Anschein machen. Denn insgeheim will man die Veranstaltung als Ablenkungsmanöver nutzen und währenddessen einen vernichtenden Schlag gegen die NATO-Flotte in der Straße von Gibraltar durchführen, um das militärische Kräfteverhältnis im Kalten Krieg entscheidend zugunsten des Ostblocks zu verschieben.

Weil der aus den Vereinigten Staaten geladene Komponist Leonard Bernstein seine Teilnahme kurzfristig abgesagt hat, schickt man stattdessen den gefeierten Rockstar Nick Rivers (Val Kilmer) gemeinsam mit seinem Manager hinter den Eisernen Vorhang. Der anfängliche Kulturschock über die Verhältnisse im Polizeistaat sitzen tief und es dauert nicht lange, bis sich Nick mit seinem flapsigen Bemerkungen bei der Obrigkeit unbeliebt macht. Vor allem der fiese Oberst von Horst hat von dem unerwünschten Gast schnell genug. Als Nick bei einem Staatsempfang Bekanntschaft mit der schönen Waldtraud (Lucy Gutteridge) macht und dabei die Staatssicherheit bei ihrer Festnahme behindert, findet sich der Teenieschwarm plötzlich selbst hinter Gittern wieder.

Dort begegnet er dem entführten Wissenschaftler Paul Flammond – Waltrauds Vater – der für die Roten eine besonders tückische Mine für den Einsatz gegen die NATO-Flotte entwickeln soll. Beim anstehenden Auftritt wird Nick vom Widerstand unter Führung des charismatischen Nigel befreit. Gemeinsam mit dem kunterbunten Haufen schwerbewaffneter Kämpfer will man nun die feindliche Festung stürmen und Flammond befreien, bevor er seine Waffe fertigstellen kann. Doch die stets gut informierte Staatssicherheit hat längst einen Verräter in die Reihen des Widerstands geschmuggelt und droht, das ganze Unternehmen scheitern zu lassen…
Die Rezension
Was sich in der Kurzbeschreibung gerade noch so wie ein Agententhriller der alten Schule liest, ist in Wirklichkeit so sinnbefreit, dass es fast schon wehtut. Aber hey, um Sinn geht es bei diesem lose konstruierten Vehikel auch gar nicht. Stattdessen nutzen die Macher das Setting lediglich als Spielplatz für ihre zahllosen Kalauer. Anders als noch bei Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug zünden die dieses Mal aber nicht durchgehend. Das liegt vor allem daran, dass sich ein Großteil der Witze nicht gut ins Deutsche übertragen lässt. Im Original wird zwar auch kein richtiges Deutsch gesprochen, sondern eher das, was das amerikanische Ohr dafür hält, in der hiesigen Übersetzung wird daraus aber ein durchgehend unlustig verfremdetes Sächsisch.

Ausländische Filme, die sich in irgendeiner Form der Verballhornung der deutschen Kultur mitsamt der dazugehörigen Geschichte annehmen, haben es hier seit jeher schwer gehabt und Top Secret! stellt da keine Ausnahme da. Dafür können die Macher vom bewährten ZAZ-Team natürlich nichts und man kann nachvollziehen, dass das Team bestehend aus den Brüder Jerry und David Zucker inklusive ihrem langjährigen Weggefährten Jim Abrahams für den hiesigen Raum keinen komplett anderen Film drehen konnte. Außerdem gibt’s auch so immer noch genug zu Lachen, wenngleich der Humor nicht mehr so sehr bei den Dialogen, sondern mehr in seiner physischen Manifestation zündet.

Legendär ist zum Beispiel die Szene, in der Nick und Waltraud Zuflucht bei dem schwedischen Bücherhändler Sven suchen. Die dazugehörige Szene inklusive einem Kurzauftritt von Peter Cushing wurde in umgekehrter Reihenfolge gedreht, was in einem aberwitzigen visuellen Ergebnis resultiert. Aber auch die DDR-Olympiamannschaft der Damen, eine mit damals modernster Technik inszenierte Verfolgungsjagd und die wohl beste Tarnung der Welt sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Val Kilmer hat an der Rolle des Rocksängers sichtbar Spaß und singt sogar seine Songs selbst – die Mischung aus Beach Boys und Elvis Presley klingt tatsächlich nicht schlecht!

Der restliche Cast ist fast schon Beiwerk und fällt nicht weiter ins Gewicht, macht aber das Beste aus dem bestehenden Material. Grundsätzlich glaube ich, dass Top Secret! mit ein bisschen mehr Aufwand in Hinblick auf eine eigenständigere Geschichte das Zeug zu einem sehr viel besseren Film gehabt hätte. Dahingehend zählt die dritte Kinoproduktion von ZAZ für mich zu den schlechtesten Einträgen in der Vita des Trios. Wie gesagt, kein schlechter Film – die immense Humordichte des Vorgängers erreicht man aber selbst unter Berücksichtigung der Sprachbarrieren nicht.
Das Bild
Als Blu-Ray liegt Top Secret! bereits seit 2022 vor und kann damit definitiv als Spätankömmling im Katalog von Paramount betrachtet werden. Schaut man sich die Veröffentlichung einmal genauer an, fällt zunächst auf, dass auch diese ZAZ-Produktion nur mit einer insgesamt mittelmäßigen Schärfe um die Ecke kommt. Ob das so gewollt ist, halte ich für fraglich, jedoch nicht ausgeschlossen, schließlich hatte man mit Christopher Challis einen extrem versierten Kameramann an der Hand. Richtig scharf präsentiert sich der Film trotzdem nie, daran ändert auch der neue Transfer nichts. Und auch in anderen Bereichen lässt die Blu-Ray ziemlich zu wünschen übrig.
Farblich dominieren hauptsächlich erdige Paletten, was gemessen am Setting eher ungewohnt ist. Vielleicht wollte man für die Zuschauer im eigenen Land damit die Exotik des kommunistischen Ostens besser hervorheben, ich weiß es nicht. Unpassend finde ich es in den meisten Fällen trotzdem, hier hätte eine etwas natürlichere Saturierung bessere Ergebnisse erzielt. Richtig stimmig wirkt die Blu-Ray nur während der Gala, wo es farblich wunderbar passt und auch die Hauttöne angenehm gesund rüberkommen. Davor und danach versumpft das Bild wahlweise in Gelb- oder Grüntönen, Highlights kommen nur noch selten durch. All das habe ich schon schlimmer gesehen, dennoch habe ich mir hiervon im Vorfeld wesentlich mehr erhofft.
Die 4K UHD nutzt mit großer Sicherheit ein neues Master als Ausgangsmaterial, worauf nicht nur die Gesamtqualität schließen lässt, sondern auch Unterschiede bei den Frametimings. Dazu gibt’s einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 und einmal mehr Support für HDR10 und Dolby Vision. Die Frage ist: Lösen sich dadurch sämtliche bestehenden Probleme der Blu-Ray? Jein. Denn natürlich kann auch die 4K UHD nicht zeigen, was das Quellmaterial einfach nicht hergibt. Die liefert dafür eine feinere Körnung zugunsten einer wahrnehmbar besseren Laufruhe und tendiert farblich zu mehr Natürlichkeit, was in meinen Augen den mit Abstand größten Mehrwert ausmacht. Die erdigen Paletten bleiben dabei zwar grundlegend erhalten, verglichen mit der Blu-Ray geht’s hier aber deutlich harmonischer zu. Und auch beim Schwarz legt die nachgeschobene 4K UHD nochmal ein ordentliches Stück zu.
Der Ton
Wenig überraschend hat Paramount auch bei Top Secret! sämtliche Tonspuren von der bestehenden Blu-Ray übernommen. Den Originalton gibt’s also als verlustfreie Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1, während alle anderen Synchronfassungen inklusive Deutsch nur in Mono verfügbar sind. Große Unterschiede gibt es anhaltend nicht. Zwar klingt die englische Tonspur aufgrund ihrer Räumlichkeit etwas aufgeräumter, priorisiert aber weiterhin hörbar die Front, während der Subwoofer kaum Aktivität zeigt.

Der deutschen Fassung fehlt es besonders abseits der gut verständlichen Dialoge an Dynamik, besonders die musikalisch begleiteten Szenen klingen muffig und wie von einer alten Kassette abgespielt. Hier wird leider überdeutlich, dass der Film inklusive der Sprachaufnahmen bereits vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Qualität allererster Güte darf man also nicht erwarten. Die Spur tut, was sie soll – das ist eben auch schon alles.
Die Extras
Auf Blu-Ray und 4K UHD gleichermaßen verfügbar ist der bekannte Audiokommentar. Dazu gibt es noch eine Handvoll erweiterter Szenen, die es damals nicht mehr in den fertigen Film geschafft haben. Und die bereits erwähnte Szene beim Buchhändler lässt sich innerhalb der Extras in ihrer ursprünglichen Fassung betrachten. All das übrigens ausschließlich auf der Blu-Ray, welche inhaltsgleich zur remasterten Scheibe von 2022 ist.

„In der überragend komischen Historie von ZAZ muss man Top Secret! irgendwo im unteren Mittelfeld ansiedeln. Obwohl der Film viele gängige Klischees klassischer Agententhriller gelungen aufs Korn nimmt, mangelt es ihm inhaltlich durchgehend an Orientierung. Und die hiesige Synchronisation schafft es leider nicht, die pseudodeutschen Wortwitze annehmbar zu adaptieren. Die 4K UHD verbessert vor allem die Farbgebung und bietet etwas mehr Schärfe, kann die grundlegenden Unzulänglichkeiten des Originalmaterials aber auch nicht aus der Welt schaffen. Bei Ton und Bonusausstattung bleibt es beim Altbekannten.“

Quelle Bildmaterial: ©2024 Paramount Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Paramount Pictures zur Verfügung gestellt worden.
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