Vergesst Dirty Harry und Co., denn wenn Lieutenant Frank Drebin anrückt, wird Chaos gänzlich neu definiert. In gleich drei Filmen ließ das Trio Zucker | Abrahams ihren trotteligen Helden ab dem Ende der Achtzigerjahre auftreten und strapaziert damit auch heute noch jeden Lachmuskel bis zum äußersten. Zum 35. Geburtstag gibt es Die nackte Kanone nun erstmals als 4K UHD. Den passenden Test dazu gibt es bei uns.
Studio und Vertrieb: Paramount Pictures
Erstveröffentlichung: 1988
Der Film
Nachdem Lieutenant Frank Drebin (Leslie Nielsen) während eines gemütlichen Urlaubs in Beirut eine internationale Terroristengruppe hochgenommen hat, wartet daheim direkt neuer Ärger: Königin Elisabeth II. hat sich zu einem Besuch in Los Angeles angekündigt und die Bürgermeisterin hat die lokale Spezialeinheit mit der Sicherheit betraut. Auf so eine Gelegenheit haben die Todfeinde Amerikas nur gewartet. Um das Land vor den Augen der gesamten Welt zu demütigen, soll ein Anschlag auf die Monarchin verübt werden. Währenddessen landet Franks bester Freund und Kollege Nordberg nach einer missglückten Rauschgiftrazzia schwerverletzt im Krankenhaus. Erste Spuren führen zu dem prominenten Geschäftsmann Vincent Ludwig (Ricardo Montalban), bei dessen Verhör der trottelige Cop klammheimlich horrende Schäden anrichtet. Dabei trifft Frank auch auf dessen reizende Assistentin Jane (Priscilla Presley).
Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnt: Ludvig steckt nicht nur hinter dem feigen Anschlag auf Nordberg, sondern paktiert auch noch mit den Terroristen. Mithilfe von induktionsbedingter Hypnose kann er jeden Normalbürger mit nur einem Knopfdruck in einen willenlosen Attentäter verwandeln – das perfekte Werkzeug also, um die Königin bei einem anstehenden Baseballspiel vor versammelter Öffentlichkeit umzubringen. Um über die Ermittlungen der Spezialeinheit auf dem Laufenden zu bleiben, setzt er Jane auf Drebin an. Bei einem romantischen Nachmittag mit Bullenreiten, Strandspaziergängen und Antikriegsfilmen kommen sich die beiden schnell näher. Frank beginnt allmählich zu ahnen, wer der Kopf hinter der Verschwörung ist und stellt Ludvig gemeinsam mit seinem Vorgesetzten Ed (George Kennedy) nach.
Dabei stellt er sich allerdings derart ungeschickt an, dass die verärgerte Bürgermeisterin ihn kurzerhand feuert. Während die Königin im Baseballstadion Hot Dogs und Getränke durchreicht und Ludvig nur auf die passende Gelegenheit wartet, seinen teuflischen Plan in die Tat umzusetzen, schleicht sich Drebin erst in Verkleidung eines Opernsängers und dann als Linienrichter unter die versammelte Menge, um den unfreiwilligen Schützen auszuschalten, bevor der zuschlagen kann. Kein ganz unproblematisches Vorhaben, denn von den zahlreichen Spielern auf dem Feld bis zum Kleinkind in der hintersten Reihe des komplett überfüllten Stadios kann wirklich jeder ein potenzieller Killer sein. Es dauert nicht lange, bis Frank auch dabei eine Katastrophe nach der anderen fabriziert…
Die Rezension
Schon erstaunlich, wie erfolgreich eine Idee sein kann, wenn man ihr nur die richtige Gelegenheit zur Entfaltung bietet. Ursprünglich hatte das aus den Brüdern David und Jerry Zucker sowie deren Jugendfreund Jim Abrahams bestehende Trio das Spektakel nämlich als Serienformat inszenieren wollen. Ganze sechs Folgen entstanden 1982 unter dem Namen Police Squad!, bereits dort verkörperte Leslie Nielsen jene Rolle, die ihn auf ewig unsterblich machen sollte. Schon hier gab es Slapstick und Dialogwitz am Fließband, alleine der scheinbar festgefrorene Abspann, in welchem sämtliche Darsteller lediglich still in der Szene verharren, gilt als legendär. Trotz hervorragender Kritiken wurde die Serie bereits nach vier Episoden aus dem Programm geschmissen, der Rest wurde sanglos während der Sommerpause versendet. Ähnlich wie bei Star Trek versammelte sich erst in der Zeit danach aufgrund von Wiederholungen eine immer größere Anhängerschaft um die Serie.
Die Macher hinter Hits wie Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug müssen geahnt, dass ihre Idee als internationaler Kinofilm möglicherweise größer werden könnte, als sie es sich je erträumt hätten – und sie sollten damit recht behalten. Denn als Die nackte Kanone sechs Jahre nach der Serie in den Lichtspielhäusern aufschlug, mussten sich selbst die hartgesottensten Kritiker vor Lachen die Seiten halten. Über einhundertfünfzig Millionen Dollar konnte der Streifen weltweit einspielen, damals absoluter Rekord für eine Komödie. Das liegt nicht nur an der für dieses Genre damals ungewöhnlichen prominenten Besetzung, sondern auch einfach an der extrem zeitlosen Qualität der Gags, die selbst heute noch überwiegend zünden und auch nach dem hundertsten Mal nicht langweilig werden. Kein Wunder also, dass die komplette Reihe bis heute in schöner Regelmäßigkeit wiederholt wird und unter anderem am Silvesterabend zuverlässig für gute Stimmung sorgt. Dass es den Darstellern überhaupt gelungen ist, ihre Texte vorzutragen, ohne dabei jedes Mal in schallendes Gelächter auszubrechen, grenzt an ein Wunder.
Der Film funktioniert deswegen so gut, weil er einem den Humor nicht mit dem Holzhammer aufdrückt, sondern ihn völlig beiläufig platziert. Egal ob im Vorder- oder im Hintergrund, irgendwas passiert einfach immer. Trotzdem gelingt es dem Film überraschend gut, seine Story dabei stets voranzutreiben. Zugegeben, nicht alles davon ist gut gealtert, aber ein großer Teil eben doch. Es ist schade, dass Filme wie diese aus panischer Rücksichtnahme auf irgendwelche lauten Schneeflöckchen mit fragilen Gefühlen heute in dieser Form nicht mehr gemacht werden können. Für mich zählt Die nackte Kanone inklusive der beiden genauso hochwertigen Sequels definitiv zu den absoluten Klassikern des Genres. Egal, ob sich Frank mit dem zwielichtigen Typen im Hafen Geld hin- und herschiebt, das Büro von Ludvig verwüstet („Bingo!“) oder sich als Enrico Palazzo vor der Weltöffentlichkeit blamiert…ich könnte so viele kultige Szenen aus dem Film aufzählen und würde mich irgendwann dabei ertappen, den kompletten Film rezitiert zu haben. Wer darüber nicht lachen kann, hat mein vollstes Mitleid verdient.
4K UHD: Das Bild
Auf Blu-Ray ist der Film bereits seit 2011 im Umlauf, seitdem folgten regelmäßige Neuauflagen, welche jedoch allesamt inhaltsgleich gewesen sind. Und so richtig gut waren die alle nicht, wenn man einmal ganz ehrlich ist. Das mittelmäßige Encoding erzeugt immer wieder sichtbare Unruhen, vor hellen Hintergründen kommt es regelmäßig zu Überstrahlungen und auch die Detailwiedergabe ist allenfalls durchschnittlich. Farben kommen ziemlich schwach rüber, ferner wird das Bild von einem permanenten Grünstich durchzogen. Selbst im Kontrastbereich kommt die Blu-Ray nicht über Mittelmaß hinaus. Es gibt also jede Menge Raum für Verbesserungen. Für die brandneue 4K UHD hat Paramount den Film neu vom ursprünglichen 35mm-Analogmaterial abtasten lassen, ein erweiterter Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision dürfen natürlich nicht fehlen.
Die Blu-Ray (Slider →) wirkt grünlich, das schlechte Encoding lässt die Frau im Hintergrund komplett verrauschen und die Überstrahlung am rechten Bildrand sieht auch nicht gerade schön aus. Im Vergleich dazu liefert die 4K UHD (Slider ←) das bessere Gesamtergebnis.
Der Quantensprung, den sich manch einer vielleicht erhofft hat, bleibt leider aus. Szenen, die bereits über die Blu-Ray arg weich rüberkamen, werden auch in Form der UHD nicht viel besser wiedergegeben, was aber eher am Quellmaterial liegt, weniger an mangelnder Sorgfalt beim Mastering. Das neue Encoding im Format HEVC resultiert in einer merklich stabileren Laufruhe. Wo die Blu-Ray bei der Wiedergabe des Filmkorns teils krasse Ausraster zeigt, präsentiert sich die Neuauflage über weite Strecken angenehm ausgeglichen. Die qualitativ besser auf Film gebannten Szenen profitieren sichtbar von der höheren Auflösung und offenbaren Details, die man in dieser Form vorher gar nicht wahrnehmen konnte, was besonders in Nahaufnahmen deutlich wird. Aber auch die Menschenmengen im Stadion werden sehr viel differenzierter wiedergegeben – das sieht dann auch in der Totalen klasse aus.
In dieser Szene zeigt die 4K UHD (Slider ←) ein komplett anderes Grading gegenüber der hier zusätzlich gefiltert wirkenden Blu-Ray (Slider →). Der Auflösungsunterschied wird hier nochmals überdeutlich herausgearbeitet – man beachte Namen und Texturen auf den Trikots.
Der größte Unterschied liegt jedoch klar in der Farbgebung. Wo die Blu-Ray überwiegend auf neutralere Farben setzt, gibt es über die 4K UHD stellenweise ein komplett anderes Grading mit Fokus auf warmen, erdigen Paletten, was gut zur Kulisse von Los Angeles passt. Sowas ist natürlich immer Geschmackssache, ich persönliche finde das neue Grading alleine schon deswegen harmonischer, weil es gemessen am Alter des Films einfach cineastischer wirkt. Der Grünstich der Blu-Ray bleibt in manchen Szenen aber dennoch präsent, wenngleich längst nicht so stark ausgeprägt. Farben werden über die UHD intensiver und differenzierter dargestellt, wovon nicht nur Primärtöne profitieren, sondern auch die Gesichter, welche jetzt viel gesünder ausschauen. Im Kontrastbereich darf man sich über deutlich sattere Schwarzanteile freuen, während neutralere Flächen besser (aber nicht perfekt) als solche wahrnehmbar sind. Alles in allem also ein sehr solides Upgrade über die Blu-Ray, die übrigens in der hier beiliegenden Form weiterhin identisch zu den alten Veröffentlichungen bleibt.
4K UHD: Der Ton
Beim Ton ist ebenfalls alles so, wie man es bereits kennt. Die englische Tonspur kommt im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1, während alle anderen Sprachen inklusive Deutsch lediglich als Monospur in veraltetem Dolby Digital vorliegen. Dass die trotzdem allesamt besser klingen als die künstlich aufgeblähte englische Masterspur, stellt schon eine kleine Meisterleistung in Sachen schlechter Tonabmischung dar. Während Dialoge in sämtlichen Synchronfassungen durchgehend bestens verständlich sind und für ihr Alter sogar überraschend sauber klingen, klingt der O-Ton durchgehend zu leise und kraftlos.
Hinzu kommt eine wahrnehmbare Frontlastigkeit, welche besonders während des Baseballspiels jedwede Räumlichkeit eliminiert. Die gibt es zwar auch in den Synchronfassungen nicht, aber wie schon Christian Lindner einst sagte: „Lieber gar keine Direktionalität, als falsche Direktionalität“. Es gibt wirklich Tonspuren, die wesentlich schlechter gealtert sind. Dass man es seitens Paramount aber zum 35. Jubiläum dieses Klassikers wieder einmal versäumt hat, abseits vom Bild auch die dazugehörigen Tonspuren nochmal neu zu mastern, ist ärgerlich, aber eben auch nicht überraschend, da sich das Interesse des Majors am deutschsprachigen Markt nicht erst seit Gestern in Grenzen zu halten scheint.
Die Extras
Noch schlimmer sieht es dann beim Bonusmaterial aus. Es gäbe so vieles, dass man retrospektiv über den Film sagen könnte. Vielleicht ein Interview mit den Machern. Einfach nur die erste Folge von Police Squad! beizulegen…das wäre wenigstens ein Anfang gewesen. Stattdessen gibt es wieder nur denselben Audiokommentar, den man in der Form bereits auf der Blu-Ray finden konnte, weil es sich dabei ja um dieselbe Scheibe handelt. Auf der 4K UHD gibt es dagegen nicht einmal einen Trailer oder sowas. Das Hauptaugenmerk liegt hier klar auf dem limitierten Steelbook als Umverpackung.
Warum man bei die Pistole in den Händen von Drebin für das Covermotiv nun eher stümperhaft durch eine Banane ersetzt hat, erschließt sich mir übrigens nicht. Gegenwärtig sind bei den bekannten Händlern nur noch geringe Kontingente vorhanden. Wer jetzt nicht zugreift, muss auf eine Nachpressung warten, oder sich voraussichtlich darauf einstellen, auf eBay und Co. demnächst Wucherpreise für das Release löhnen zu müssen.
„Auch nach über drei Jahrzehnten ist Die nackte Kanone immer noch ein Garant für allerbeste Zwerchfellfolter – obwohl sich nicht jeder Gag gut gehalten hat. Das mag man bei dem Dauerfeuerwerk an Slapstick und Dialogwitz aber gerne verzeihen. Nach Sinnigkeit sollte man hier nicht suchen, sondern einfach den Verstand ausstellen und die Show genießen, dann macht der Film auch heute noch unglaublich viel Spaß. Die taufrische 4K UHD eignet sich dafür hervorragend und überragt die Blu-Ray in den meisten Aspekten, auf Referenzmaterial darf man dabei allerdings nicht hoffen. Der Ton ist ist identisch zu den bisherigen Veröffentlichungen und die nahezu nicht vorhandenen Extras dürften jene enttäuscht zurücklassen, die sich zum Jubiläum eine rundum erneuerte Ausstattung gewünscht haben.“
Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Paramount Pictures zur Verfügung gestellt worden.
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