Drei Dinge kann man im Weltraum als eiserne Gesetze betrachten: 1. Traue keinem Romulaner, selbst wenn er Geschenke bringt. 2. Was ein Mond ist, kann auch eine Raumstation sein. 3. Wenn du auf einem fremden Planeten seltsam anmutende Eier findest, lass sie um einfach liegen. Auf Basis von letzterem erschuf Ridley Scott einst einen DER Sci-Fi-Horrorklassiker schlechthin. Mit Alien: Romulus wird dieses Vermächtnis nun auch im Heimkino endlich wieder angenehm düster fortgesetzt.


Vertrieb: 20th Century Studios im Vertrieb von Walt Disney Studios Home Entertainment via LEONINE Distribution
Erstveröffentlichung: 2024





Der Film
Im Jahr 2142 hat sich die Menschheit längst über den Weltraum ausgebreitet und dabei unter dem Banner der allmächtigen Gesellschaft Weyland-Yutani zahllose neue Planeten kolonialisiert. Nun zeigt sich allmählich, dass der menschliche Körper den Gefahren außerhalb der Erde nicht gewachsen ist. Unheilbare Seuchen, schädliche Umwelteinflüsse und grausame Arbeitsbedingungen dezimieren die Bevölkerung im All immer weiter. Seit dem Tod ihres Vaters schuftet die Waise Rain (Cailee Spaeny) unermüdlich in den Minen von LV-410 und hofft, mit dem Ableisten ihrer vertraglich festgelegten Stunden endlich ein Ticket für die Abreise von dem ungastlichen Planeten lösen zu können. Als sich herausstellt, dass die Gesellschaft ihren Vertrag zwangsverlängert hat, muss Rain sich nach einer neuen Fluchtmöglichkeit umsehen, bei der auch ihr „Bruder“, der umprogrammierte und nicht mehr voll funktionsfähige Android Andy (David Jonsson) nicht außen vor bleiben soll.

Zeitgleich plant der ebenfalls elternlose Tyler, gemeinsam mit seiner schwangeren Schwester Kay (Isabela Merced) sowie seinem Cousin Bjorn inklusive dessen Adoptivschwester Navarro ebenfalls die Flucht und hat dafür auch schon das passende Fluggerät am Start. Ohne funktionierende Hyperschlafkabinen kann die neunjährige Reise zum nächstgelegenen Planeten außerhalb des Einflussgebietes von Weyland-Yutani jedoch nicht gelingen. Den nötigen Treibstoff will sich Tyler auf einem verlassenen Raumschiff der Gesellschaft beschaffen, welches in der Umlaufbahn um LV-410 treibt. Weil Andy als einziger dazu in der Lage ist, die Sicherheitssysteme des Hauptcomputers zu überschreiben, ist die Crew trotz teils immenser Abneigung gegenüber künstlichem Leben auf seine Mithilfe angewiesen. Rain ist von der Idee nicht gerade begeistert, sagt aber aus Mangel an Alternativen notgedrungen zu.

Vor Ort entpuppt sich das Schiff jedoch als gewaltige Raumstation, welches in die beiden Areale Romulus und Remus aufgeteilt ist. Hier haben Wissenschaftler der Gesellschaft mit jenem leblosen Alien experimentiert, welches einst von Ellen Ripley persönlich ins All geschossen wurde – und auf Basis des genetischen Codes der perfekt anpassungsfähigen Lebensform ein ganzes Rudel nunmehr tiefgefrorener Facehugger erschaffen. Beim Versuch, das Kühlmittel zu stehlen, werden auch die widerlichen Krabbeltiere in die Freiheit entlassen. Es dauert nicht lange, bis aus einem der Crewmitglieder ein neuer Xenomorph ausbricht. Erbarmungslos gejagt bleiben den Überlebenden nur noch sechsunddreißig Stunden, ehe die komplette Station mit den zerstörerischen Planetenringen von LV-410 kollidiert. Hilfe erhalten Rain und Co. ausgerechnet von dem wieder in Betrieb gesetzten Androiden Rook. Doch der verfolgt insgeheim ganz eigene Pläne und macht sich dafür den akut identitätsverwirrten Andy zunutze…
Die Rezension
Zugegeben, die Reihe hatte es in den letzten Jahren nicht gerade leicht bei ihren Fans. Die vom ursprünglichen Schöpfer Ridley Scott umgesetzten Prequels – nämlich Prometheus und Alien: Covenant – konnten zwar optisch wie darstellerisch überzeugen, ließen dafür inhaltlich viel zu wünschen übrig. Beide Filme waren schlicht zu bemüht darum, Hintergründe zu erklären, die eigentlich gar nicht so sehr von Belang gewesen sind. Der klassische Horror kam dabei grundsätzlich zu kurz. Mit Alien: Romulus wollte man nach siebenjähriger Pause wieder zu den klassischen Wurzeln der Reihe zurückkehren. Ein absolutes Traumprojekt für den genreversierten Fede Álvarez, welcher sich selbst als großer Fan des Franchise geoutet hat und bereits während der Dreharbeiten zu Alien: Covenant die Chance erhielt, einen ersten inhaltlichen Entwurf zu seiner ganz eigenen Vision vorzulegen. Mit der Übernahme der Filmsparte von Fox durch die Walt Disney Corporation nahm das Projekt Jahre später langsam wieder Fahrt auf.

Alien: Romulus funktioniert sowohl innerhalb der bestehenden Reihe, ebenso aber auch als eigenständiges Werk. Vorkenntnisse muss man also nicht zwangsläufig mitbringen, sie helfen aber beim Verständnis zahlloser Querverweise und Referenzen. Alleine der Score von Benjamin Wallfisch strotzt nur so voller Anspielungen auf die Kompositionen von Jerry Goldsmith und James Horner. Visuell und stilistisch richtet sich der Film ganz klar am originalen Alien aus. Lange Kamerafahrten durch enge, nebel- wie lichtdurchzogene Korridore wecken ebenso nostalgische Erinnerungen wie das Design der technischen Gerätschaften mit ihren flackernden Displays. Und auch die endlich in ihrer ursprünglichen Form zurückgekehrten Xenomorphe sehen über weitere Strecken klasse aus – wenngleich die vollständig digital erschaffenen Kreaturen nicht ganz so furchterregend rüberkommen wie die damals zum Einsatz gebrachten Puppen. Und auch die Szenen im All wollen nicht immer völlig überzeugen.

Trotzdem ist es Regisseur Alvarez und seinem Team gelungen, mit Alien: Romulus knappe zwei Stunden gelungene Unterhaltung mit gut ausbalanciertem Gore- und Ekelfaktor abzuliefern. Dabei kommt allerdings die Spannung regelmäßig zu kurz und auch die Charaktere erhalten keine Gelegenheit, so etwas wie Tiefe zu entwickeln. Während Cailee Spaeny sich nach Kräften abmüht, einige der besten Momente von Ellen Ripley zu replizieren (und daran leider vollständig scheitert), fungiert der Rest der Besatzung maximal als Kanonenfutter für die irgendwie sehr viel sympathischer rüberkommenden Aliens. Lediglich David Jonsson kann in der Rolle des zwiegespaltenen Androiden Andy voll überzeugen und bleibt Zuschauern nachhaltig in Erinnerung. Die mit großem Aufwand realisierte Rückkehr des bereits 2020 verstorbenen Ian Holm bleibt ein streitbarer Aspekt. Irgendwie fühlt sich das Wiedersehen einfach nicht richtig an und wurde zudem auch visuell nicht gut genug realisiert, um als respektvolle Huldigung vor dem großen Schauspieler verstanden werden zu können.

Alles in allem hat mich der Film trotz offensichtlicher Schwächen gut genug unterhalten, um mir eine Fortsetzung zu wünschen. Ideen hat Fede Álvarez offenbar noch einige, trotzdem sollte man nicht so bald mit einem weiteren Sequel rechnen. Auf einem guten Kurs befindet sich die Reihe zweifellos, Raum für Verbesserungen gibt es viel. Ich rechne zwar nicht damit, dass uns da irgendwann nochmal ein Kaliber vom Schlag eines Aliens erwartet, aber man weiß ja nie. Für Fans der Reihe, die sich mit dem Film eine Rückkehr zu alten Tugenden erhofft haben, bietet Alien: Romulus in jedem Fall mehr als ausreichend Schauwerte – wenn man akzeptieren kann, dass man viele davon bereits kurz nach der Sichtung schon wieder vergessen hat.
4K UHD und Blu-Ray: Das Bild
Gedreht wurde vollständig digital, zum Einsatz kamen Kameramodelle vom Typ ARRI Alexa 35. Damit lässt sich trotz modernster Technik unter der Haube ein etwas analogerer Look generieren, welcher sich für einen Film wie diesen natürlich absolut anbietet. Das fertige Master liegt in echtem 4K vor, dementsprechend haben wir es bei der UHD mit einer nativ auflösenden Scheibe zu tun. Dazu gesellt sich ein erweiterter Farbraum nach Rec.2020 inklusive Support für HDR10 und Dolby Vision. Obwohl die dazugehörige Blu-Ray ohne diese Finessen auskommen muss, wage ich zu behaupten, dass wir es hier mit einer der besten Veröffentlichungen des Jahres zu tun haben – zumindest innerhalb des Mediums samt dessen Möglichkeiten. Die zahllosen Details der überwiegend handgebauten Kulissen kommen hier bereits hervorragend zur Geltung.
Lediglich bei den Schattierungen tut sich der Silberling ein wenig schwer, hier kann es öfter mal etwas matschig dreinschauen. Eine gewisse Körnung ist präsent, trotzdem lässt sich der digitale Herstellungsprozess zu keinem Zeitpunkt verbergen. Selbst in dunklen Szenen entstehen keinerlei nennenswerte Unruhen. Satte Schwarzanteile heben die Präsentation auf ein glaubwürdiges, dem Setting angemessenes Level. Alleine der Sternenhimmel sieht hier bereits extrem gut aus. Farblich ist Alien: Romulus eine gemischte Tüte. Braun- und Grüntöne dominieren das Geschehen über weite Strecken und unterstützen damit den intendierten Look des Films. Dazwischen gibt’s immer wieder satte Highlights, z.B. bei den vielen Alarmlichtern, wo vor allem Rot und Orange strahlen können. Krasse Ausreißer muss man keine befürchten. Die 4K UHD zeigt, dass es noch besser geht: Durch die vierfach höhere Auflösung werden Details wie kleinere Beschriftungen und Kleidungstexturen messerscharf dargestellt, wo die Blu-Ray einfach nicht mehr mitziehen kann.
Gleiches gilt für die Körnung, welche hier deutlich feiner rüberkommt und in der Summe einfach authentischer wirkt. Gesichter offerieren in Nahaufnahmen ebenfalls mehr Feinheiten und die etwas dunklere Abstimmung schadet dem Sehvergnügen zu keinem Zeitpunkt. An der bestehenden Farbgebung ändert sich auf den ersten Blick dagegen nur wenig, denn die 4K UHD nutzt im Prinzip völlig identische Paletten. Dafür stellt das Release Hauttöne etwas neutraler da und nicht mehr ganz so gebräunt, wie es noch bei der Blu-Ray der Fall ist. Highlights kommen kraftvoller und dynamischer zur Geltung und die nochmals besseren Schwarzanteile sehen einfach nur grandios aus. Auch hier ist Alien: Romulus nicht weit vom Referenzmaterial entfernt und stellt in Form der 4K UHD definitiv nochmal ein dickes Upgrade dar.
4K UHD und Blu-Ray: Der Ton
Typisch Disney gibt es den deutschen Ton wieder nur im Format Dolby Digital Plus 7.1, während die englische Originalspur an Bord der Blu-Ray immerhin bereits verlustfrei vorliegt. Und wie bei fast allen anderen Veröffentlichungen aus Maushausen muss man den Regler der Heimkinoanlage auch dieses Mal gute vier bis fünf Dezibel nach oben justieren, um mit der englischen Masterspur in etwa gleichauf zu ziehen. Ab hier gibt es dann fast nur noch Positives zu berichten, denn was einem in den folgenden zwei Stunden alles an Aktivität um die Ohren gefeuert wird, ist wirklich eindrucksvoll. Wenn sich nach wenigen Minuten im Film der Laser durch den Kokon des Aliens schneidet, gibt’s das erste räumliche Highlight. Den dichten Trubel auf der Oberfläche von LV-410 fängt die Abmischung ebenfalls klasse ein, ohne dass der folgende Dialog zwischen Rain und Andy dabei an Verständlichkeit verliert.

Mit dem Abheben des Raumschiffs greift der Subwoofer erstmals kraftvoll ins Geschehen ein und spätestens mit dem Betreten der Station gibt es bis zum Finale quasi Daueraktivität aus allen Richtungen. Egal ob das Zischen von Dämpfen, rauschenden Monitoren oder lauten Alarmsirenen – all das wird direktional korrekt und überaus immersiv wiedergegeben. Der Shootout in Schwerelosigkeit ist erneut ein guter Kandidat für bestes Referenzmaterial und auch der Score wandert stets gut hörbar mit dem Geschehen mit. Hier gibt es insgesamt so viele gute Momente, dass eine detaillierte Aufzählung locker den halben Film nacherzählen würde. Dass all das ausgerechnet von der Firma kommt, die ihre Heimkinoveröffentlichung in Sachen Dynamik normalerweise hemmungslos kastriert, grenzt an ein kleines Wunder – aber eben an ein sehr willkommenes.

Die englische Dolby Atmos an Bord der 4K UHD agiert auf dem gleichen Niveau, öffnet das Geschehen aber nochmal hörbar nach oben in den Raum und sorgt damit für einen zusätzlichen Mehrwert. Generell geht es hier primär um die Verlagerung mancher Effekte, was aber eine Menge ausmachen kann. Wo die deutsche Synchronfassung nämlich ausschließlich auf die reguläre Ebene beschränkt bleibt, entsteht hier aufgrund der deutlich besseren Räumlichkeit eine ganz andere Wahrnehmung des Geschehens. Gerade im Effektbereich wie z.B. bei den bereits angesprochenen Zisch- und Alarmgeräuschen wird das Mittendrin-Gefühl ordentlich verstärkt. Aber auch die bevorzugt von der Decke attackierenden Aliens erhalten durch die offenere Abmischung mehr Wirkung. In der Summe ist das ein famoses Upgrade, dass deutschsprachigen Konsumenten leider wie so oft vorenthalten wird.
4K UHD und Blu-Ray: Die Extras
Das komplette Bonusmaterial wurde auf die Blu-Ray ausgelagert. In einem vierteiligen Featurette gehen die Macher ein wenig näher auf die Erschaffung des Films ein. Im Vordergrund stehen dabei besonders Story, Casting und Design. Ebenso geht der Regisseur darauf ein, wie er seine ganz persönliche Vision zum Leben erweckt hat. Das etwas über fünfundzwanzig Minuten umfassende Material liefert ein paar interessante Hintergrundinfos, behandelt manche Aspekte aber nur lächerlich kurz.

Weitere elf Minuten geben einen genaueren Einblick in das teilweise verstörende Finale. Dazu gesellt sich noch eine mitgeschnittene Unterhaltung zwischen Alvarez und dem Serienschöpfer Ridley Scott, der den Film zusammen mit Walter Hill als Produzent begleitet hat. Abgerundet wird das bestehende Material durch eine Handvoll Szenenerweiterungen, die es nicht in den finalen Film geschafft haben. Nichts davon ist essentiell, als nette Dreingabe taugen die nochmals knall elf Minuten umfassenden Erweiterungen jedoch allemal.

„Obwohl Alien: Romulus viel zu oft darum bemüht ist, legendäre Szenen seiner Vorgänger zu kopieren, findet sich dazwischen doch genug eigenes, um nicht als schamloses Plagiat durchgewunken zu werden. Auf ursprüngliche Fragen wird hier keinerlei Wert gelegt, stattdessen lässt man die Aliens als eindeutige Stars des Films einfach tun, was sie am besten können: Töten und getötet werden. Die überwiegend mageren Darstellerleistungen kann man dabei durchaus verzeihen. An die Qualität der ersten beiden Teile reicht Regisseur Alvarez nicht heran, Spaß hat mir der Film trotzdem gemacht – auch dank der guten Umsetzung im Heimkino, bei der besonders dir 4K UHD nochmal zusätzlich begeistern kann. Dass es wieder einmal keine deutsche Tonspur in Dolby Atmos gibt, bleibt jedoch ähnlich frustrierend wie die insgesamt überschaubare Bestückung mit Extras.“

Quelle Bildmaterial: ©20th Century Studios. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Walt Disney Home Entertainment zur Verfügung gestellt worden.
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