4K UHD | Blu-Ray | Aliens – Die Rückkehr

Unter den jüngsten Neuauflagen vergangener James-Cameron-Filme im Heimkino stellt Aliens – Die Rückkehr gewissermaßen eine Anomalie dar, denn anders als Titanic und Co. ist der Horrorklassiker bereits mehrfach in High Definition aufgelegt worden. Zur Premiere in 4K hat der Regisseur den bestehenden Transfer umfangreich bei Park Row Rost nachbearbeiten lassen – leider abermals mit teils verheerenden Resultaten.  

Studio und Vertrieb: 20th Century Studios via LEONINE Distribution

Erstveröffentlichung: 1986

Veröffentlichungstermin: 26. April 2024

Darsteller: Sigourney Weaver, Michael Biehn, Bill Paxton, Lance Henriksen und andere

Format: 4K UHD | Blu-Ray

Preis: 32,99€*

Altersfreigabe: Ab 16 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Fast sechzig Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers wird die Kälteschlafkapsel von Ellen Ripley (Sigourney Weaver) durch Zufall geborgen. Der Schock über die Tatsache, dass Freunde und Familie – darunter ihre eigene Tochter – in der Zwischenzeit das Zeitliche gesegnet haben, belastet sie ebenso schwer wie die Erinnerungen an ihre Auseinandersetzung mit jenem außerirdischen Killerorganismus, welcher die gesamte Besatzung des Raumschiffs Nostromo auf grausame Weise dezimiert hat. Als einzige Überlebende dieses Vorfalls muss sich Ripley nun einigen sehr unangenehmen Fragen von den Nachfolgern ihrer ehemaligen Arbeitgeber stellen. Die halten die Geschichte von einem säurehaltigen Alien für Kokolores und untermauern ihre Argumentation damit, dass auf dem Heimatplaneten der Spezies mittlerweile seit zwei Jahrzehnten Kolonisten leben und es dort bisher keine ungewöhnlichen Zwischenfälle gegeben hat. In der Folge verliert Ripley ihr Offizierspatent und darf als Konsequenz nur noch Lastenheber bedienen. 

Frisch aus dem Tiefkühler und direkt wieder kaltgestellt: Ellen Ripley fühlt sich nach ihren Erlebnissen an Bord der Nostromo einsam und nicht ernstgenommen. | 4K UHD

Das ändert sich jedoch rasch, als der Kontakt zu LV-426 plötzlich abbricht. Nun soll ein Trupp schwerbewaffneter Colonial Marines entsendet werden, um die Lage vor Ort zu überprüfen. In der Aussicht, wieder als Offizier arbeiten zu können, lässt sich die zunächst zögerliche Ripley schließlich dazu überreden, die Mission als Beraterin zu begleiten. Mit von der Partie sind außerdem der Konzernvertreter Carter Burke (Paul Reiser) sowie der Androide Bishop (Lance Henriksen), dem Ripley nach ihren vergangenen Erfahrungen mit den künstlichen Personen zunächst äußerst feindselig begegnet. Die selbstsicheren Marines, darunter der besonnene Hicks (Michael Biehn) sind fest davon überzeugt, mit ausreichend Feuerkraft jedweder Bedrohung habhaft werden zu können. Nachdem der Landetrupp erfolgreich auf der Oberfläche von LV-426 abgesetzt wurde , finden die Marines dort zunächst eine völlig menschenleere Kolonie vor. Erst tief Gebäudeinneren wird die Truppe schließlich fündig, wo sich die Aliens längst ein komfortables Nest in Reaktornähe eingerichtet und sämtliche Kolonisten als potenzielle Wirte für den rasch zur vollen Größe heranwachsenden Nachwuchs eingesponnen haben.

Ein Alien allein verfügt bereits über gewaltige Zerstörungskraft. Auf LV-426 bekommen es die Marines mit einer ganzen Armee dieser mordlustigen Biester zu tun. | 4K UHD

Über die ungebetenen Besucher sind die schwarzglänzenden Kreaturen erwartungsgemäß alles andere als erfreut. Nach einem verlustreichen ersten Gefecht müssen sich Ripley, Burke und die wenigen verbliebenen Marines ohne Aussicht auf baldige Rettung und mit schnell zur Neige gehenden Vorräten einer Übermacht entgegenstellen. Während Ripley sich aufopferungsvoll um die kleine Newt als letzte verbliebene Kolonialistin kümmert und dabei ihre Muttergefühle wiederentdeckt, will der verräterische Burke unbedingt heimlich ein Exemplar der Aliens zur Erde bringen und ist dafür bereit, notfalls auch über Leichen zu gehen. Als Newt bei der erneuten Flucht vor den Xenomorphen ebenfalls in deren Gewalt gerät, wagt sich Ripley zu deren Befreiung schwerbewaffnet und bis ins Mark entschlossen tief hinab in den Bau der Alienkönigin. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn LV-426 droht aufgrund eines instabilen Reaktors bald zur nuklearen Ödnis zu werden…

Die Rezension

Nach dem immensen Überraschungserfolg des Vorgängers von 1979 versuchten in den Folgejahren zahlreiche Nachahmer, im Fahrwasser von Ridley Scott’s Horrorklassiker mitzuschwimmen – allesamt mit geringem oder überwiegend gar keinem Erfolg. Das Publikum hatte wenig Interesse daran, Geld für oftmals alleine schon im Design weit unterlegene und in der Handlung nahezu identisch ablaufende Machwerke auszugeben. Das bekam man auch bei 20th Century Fox mit, weshalb man Plänen für ein waschechtes Sequel zu Alien lange Zeit ablehnend gegenüberstand. Doch die Produzenten Gordon Carrol, Walter Hill und David Giler glaubten fest an den Erfolg eines Sequels, wussten aber ebenso, dass man dafür eine komplett neue Gangart einschlagen müsste. Die Frage nach dem Wie sollte aber vorerst ungeklärt bleiben, weshalb man in der Folgezeit zunächst andere Projekte verfolgte. Erst nach einer Begegnung mit dem aufstrebenden Regisseur James Cameron, dessen Drehbuch zu Terminator beim Produzententrio auf große Begeisterung gestoßen war, glaubte man den richtigen Mann für die Fortsetzung gefunden zu haben. 

Game over, man: Hudson spuckt anfänglich noch große Töne, bricht im Angesicht der Bedrohung auf LV-426 aber schnell zusammen. | 4K UHD

Cameron sagte als begeisterter Fan des Originals sofort zu, konnte aufgrund der anstehenden Dreharbeiten zu Terminator aber lediglich einen ersten Entwurf für die Handlung fertigstellen, welcher bereits zahlreiche Schlüsselaspekte des fertigen Films beinhalten sollte. Die Idee, den Charakter der Ellen Ripley näher in den Vordergrund der zusätzlich mit deutlich mehr Action gespickten Handlung zu rücken, überzeugte schließlich auch Sigourney Weaver zur Rückkehr, wobei diese sich ihre Mitwirkung dieses Mal vergolden ließ, nachdem man sie als damals noch unbekannte Schauspielerin beim Vorgänger mit wenig mehr als einem Butterbrot abgespeist hatte. Die von Oktober 1985 bis Februar 1986 in den legendären englischen Pinewood Studios angesetzten Dreharbeiten sollten für alle Beteiligten zur Zerreißprobe werden. Der als notorischer Tyrann am Set gefürchtete Cameron geriet regelmäßig in Auseinandersetzungen mit der ansässigen Crew, auch mussten auf den letzten Drücker wichtige Rollen umbesetzt werden, nachdem unter anderem der ursprünglich für die Rolle des Corporal Hicks besetzte James Remar nach wenigen Drehtagen aufgrund privater Probleme aus dem Projekt aussteigen musste. Der nachrückende Michael Biehn musste sich seinen Text während des Fluges nach England aneignen. Und Komponist James Horner war gezwungen, den Soundtrack in derart kurzer Zeit zusammenzustellen, dass sich dieser über Jahre weigerte, erneut mit Cameron zusammenzuarbeiten. Am Ende wurde dann doch alles gut. 

Das Design der legendären Königin stammt von James Cameron höchstpersönlich. Dass der bei der Produktion nicht mit dem ursprünglichen Kreaturenschöpfer H.R. Giger zusammenarbeiten wollte, nehmen ihm Fans des Originals bis heute übel. | 4K UHD

Nun ja, lediglich über die finale Schnittfassung des Films sollte es kurz vor der Premiere noch einmal zu Streitigkeiten zwischen dem Regisseur und dem Studio kommen. Cameron hatte nämlich ursprünglich eine wesentlich längere Fassung im Sinn und deren Schnitt auch noch höchstpersönlich verantwortet. Um den Film jedoch häufiger pro Tag in den Kinos zeigen und damit logischerweise mehr Geld einheimsen zu können, zwangen ihn die Geldgeber zu einigen bedeutsamen Handlungskürzungen. Das Ergebnis dieser Kürzungen stellt die reguläre Kinofassung mit einer Laufzeit von 137 Minuten dar. Diese verzichtet auf einige bedeutsame Charaktervertiefungen, darunter die Beziehung zwischen Ripley und Newt, ebenso bleibt dort offen, wie die Kolonialisten das Alien-Raumschiff mitsamt der Eier entdecken und damit die ganze Sache erst lostreten. All diese und weitere Szenen hat Cameron im Rahmen seines 1991 veröffentlichten Director’s Cut wieder in den ursprünglichen Film integriert. Diese insgesamt 16 Minuten zusätzliches Material bereichern den Film in meinen Augen, allerdings ziehen viele Zuschauer die Kinofassung zugunsten eines etwas strafferen Tempos vor, im Fernsehen wird aber mittlerweile hauptsächlich auf die verlängerte Fassung zurückgegriffen. Die Kollegen von Schnittberichte.com haben sich die Mühe gemacht, sämtliche Erweiterungen im Detail aufzulisten.

Von der sich hauchfein zwischen Ripley und Hicks anbahnenden Romanze bekommt man nur im Director’s Cut etwas mit. Ob man diesen Nebenschauplatz wirklich benötigt, muss jeder für sich entscheiden. | 4K UHD

Viele Fans sehen in Aliens – Die Rückkehr auch heute noch den Höhepunkt der gesamten Reihe. James Cameron ist es zweifellos gelungen, dass im Original erstmals vorgestellte Universum inklusive seiner Charaktere nicht nur sinnbringend auszubauen, sondern auch ein für damalige Verhältnisse neue Standards für die Mischung aus Action und Science-Fiction-Horror zu setzen, dabei aber stets Respekt vor dem Quellmaterial zu bewahren. Die handgemachten Spezialeffekte aus der Kreaturenschmiede des legendären Effektkünstlers Stan Winston sehen auch heute noch sehr eindrucksvoll aus, die Atmosphäre ist immer noch beklemmend zeitlos und auch die sorgfältig dosierten Schockmomente funktionieren bei jedem erneuten Ansehen genauso gut wie zuvor. Der bis in die kleinste Nebenrolle fantastische besetzte Cast trägt sein Übriges dazu bei, dass man Aliens – Die Rückkehr zweifellos als einen absoluten Klassiker ansehen kann, welcher selbst fast 40 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung immer noch nichts von seiner Wirkung verloren hat.

4K UHD und Blu-Ray Remastered: Das Bild

Umso schlimmer ist es, nun mit ansehen zu müssen, wie dieser wunderbare Film innerhalb seiner Neuauflage als 4K UHD und Blu-Ray Remastered behandelt worden ist. Wer sich meinen Artikel zu True Lies durchgelesen hat, mag bereits erahnen, was hier auf den geneigten Konsumenten zukommt. Doch bevor wir uns die Ergebnisse der Nachbearbeitung im Detail ansehen, wollen wir zunächst einen kleinen Abstecher in die Vergangenheit Wagen: Der ursprünglich auf 35mm-Analogmaterial gedrehte Film zählte im visuellen Endergebnis nie zu den persönlichen Favoriten des Regisseurs. Der störte sich bereits damals an der teils prägnanten Körnung sowie den durch das verwendete Bildformat entstehenden Unschärfen und gab während mehrerer Interviews an, dass er den Film nachträglich am liebsten ganz anders gedreht hätte. Dabei sieht dieses 2010 bei Lowry Digital eigens für den HD-Transfer erstellte Master gar nicht mal so schlecht aus. Im Gegenteil: Für sein Alter präsentiert sich der Film dort überraschend homogen in Bezug auf Grain und Schärfe. Auch Farben und Kontraste lassen zu keinem Zeitpunkt darauf schließen, dass wir es hier mit einem fast 40 Jahre alten Film zu tun haben. 

Blu-Ray (2012) 4K UHD
Obwohl die alte Blu-Ray (Slider →) bereits umfangreich nachbearbeitet worden ist, wirkt das Bild dort durchgehend authentischer. Die fast vollständig rauschbefreite Neuauflage (Slider ←) ist dagegen viel zu künstlich. Alleine die dramatisch überschärften Haare von Darstellerin Carrie Henn sind ein Graus.

Das mag daran liegen dass Cameron bereits damals umfangreiche Nachbearbeitungen durchführen ließ. Diese sind allerdings mit überwiegend hoher Sorgfalt implementiert worden. Sollte das Bild wie manche Quellen vermuten lassen, umfangreich entrauscht und im Nachhinein wieder mit künstlicher Körnung versehen worden sein, dann ist das im Ergebnis für die technischen Möglichkeiten dieser Zeit wirklich gut gelungen. Hier lässt sich bereits eine gewisse Grundtendenz hin zu etwas wachsartig anmutenden Gesichtern erkennen, diese fallen allerdings zu keinem Zeitpunkt wirklich störend ins Gewicht. Auch die Kontraste können sich für einen nunmehr fast 14 Jahre alten Transfer absolut sehen lassen, lediglich in sehr schlecht ausgeleuchteten Szenen wirkt das Geschehen gelegentlich etwas zu finster. Auffällig im Vergleich zur DVD ist die stellenweise komplett differenzierte Farbgebung der alten Blu-Ray, welche spätestens mit der Landung der Marines auf LV-426 deutlich stärker ins Grün tendiert, was aber wie ich finde immer noch sehr gut zum Geschehen passt. Ein farbenfroher Film war Aliens – Die Rückkehr nie, kühle Paletten dominieren von Anfang bis Ende, aber mir hat diese neue Abmischung immer sehr gut gefallen. Alles in allem bietet die bisherige Blu-Ray also eine extrem solide Ausgangsposition. Für die Neuauflage hat man sich offenbar dagegen entschieden, einen erneuten Transfer vom ursprünglichen Material zu ziehen, sondern stattdessen auf das bereits bestehende Master in 2K von 2010 zurückgegriffen. 

Blu-Ray (2012) 4K UHD
Nicht schlecht für einen Menschen: Das Gesicht Android Bishop wird über die 4K UHD (Slider ←) etwas wärmer dargestellt. Gleichzeitig eine der wenigen Einstellungen, in denen die AI tatsächlich etwas bessere Ergebnisse als die alte Blu-Ray (Slider →) produziert. Die unstetigen Rauschmuster auf dem aggressiv gefilterten Hintergrund sind dagegen sehr auffällig.

Unter der Leitung von Park Row Rost mitsamt deren KI- Algorithmen wurde dieses nun nahezu vollständig von jener damals künstlich hinzugefügten Körnung befreit, während Farben und Kontraste nahezu unverändert bestehen geblieben sind, was in dieser Form auch völlig in Ordnung ist. Sehr viel problematischer ist die Tatsache, dass die im Anschluss an die computergesteuerte Rauschentfernung vorgenommene Nachschärfung einmal mehr teils extrem unschöne Ergebnisse produziert. Was in Form der neuen Blu-ray verglichen mit der Erstauflage auf den ersten Blick knackscharf aussieht, hat in der Praxis nur noch wenig mit jenem Material gemein, welches vor so langer Zeit ursprünglich auf Film gebannt worden ist. Denn man darf nicht vergessen, das Filmkorn in Relation zu analogen Herstellungsprozessen eine signifikante Menge visueller Informationen beinhaltet. Entfernt man diese Informationen, bleibt maximal genug zurück, um den Eindruck einer mehrstündigen Abfolge von Aquarellgemälden zu erwecken. Der Algorithmus muss diese verlorengegangenen Informationen also irgendwie wiederherstellen. Und ich behaupte, dass selbst eine gute AI auf lange Sicht nicht dazu imstande ist, einen halbwegs komplexen Realfilm so aufzubereiten, dass man davon nicht mehr auf dessen ursprünglichen Herstellungsprozess schließen kann. Zumindest die hier zum Einsatz gebrachten Module konnten es nicht, wie man im Ergebnis leider überdeutlich sehen kann, wenngleich diese im Vergleich zur katastrophalen Umsetzung von True Lies hier bereits ein wenig dazugelernt zu haben scheinen. Von einem realitätsnahen Look bleibt Aliens – Die Rückkehr aber anhaltend weit entfernt. 

Blu-Ray (2012) 4K UHD
Auch hier ist die AI beim Nachschärfen viel zu aggressiv ans Werk gegangen. Was über die alte Blu-Ray (Slider →) noch sehr homogen ausschaut, hat innerhalb der 4K UHD (Slider ←) nichts mehr mit Natürlichkeit zu tun und sieht einfach nicht schön aus.

Die nun vorliegende Neuauflage präsentiert sich in Form der Blu-ray derart glattgebügelt, leblos und künstlich anmutend, dass Puristen darüber entrückt die Nase rümpfen werden. Angefangen mit den Gesichtern der Darsteller, welche vor allem in Nahaufnahme aussehen, als hätte man ihnen mehrere Liter Botox injiziert. Ein unnatürliches Glänzen lässt den Eindruck entstehen, sämtliche Darsteller hätten während der Dreharbeiten an mindestens 40 Grad Fieber gelitten. In manchen, wenngleich auch nur wenigen Szenen, hinterlässt die künstlich hinzugefügte Schärfe tatsächlich einen geringfügig besseren Eindruck. Deren Menge lässt sich allerdings an einer Hand abzählen. Ein Großteil der Einstellungen leidet regelmäßig und auch für ungeübte Augen problemlos erkennbaren Überschärfungen. Mit Natürlichkeit hat das absolut nichts zu tun. Und wer genau hinschaut, kann zudem unmittelbar nach dem Erwachen der Marines erkennen, dass am Fuß von Darsteller Mark Rolston plötzlich ein paar Zehen fehlen, die in der ursprünglichen Abtastung noch vorhanden gewesen sind, mit denen die AI bei der Rekonstruktion aber nichts anzufangen wusste. Neutrale Oberflächen werden immer wieder von unschönem Rauschen heimgesucht, was angesichts des nahezu zu Tode gefilterten Bildes einen zusätzlich störenden Eindruck hinterlässt. Kurzum: Was Cameron und das Team von Park Row Rost hier fabriziert haben, kann man nur als böswillige Entstellung eines Klassikers bezeichnen. Wer die alte Blu-Ray noch im Regal hat, sollte tunlichst auf ein Upgrade verzichten, denn in dieser Form ist Aliens – Die Rückkehr allenfalls für jene interessant, die auch eine Gina-Lisa Lohfink als natürliche Schönheit bezeichnen würden. 

Blu-Ray (2012) 4K UHD
Die Neuauflage (Slider ←) filtert regelmäßig tonnenweise Details aus den Gesichtern heraus, die auch mit anschließender Nachschärfung nicht wiederhergestellt werden können. Im Ergebnis hat man Wachsgesichter und wie in diesem Fall sogar leicht verzerrt dargestellte Augenpartien.

Die 4K UHD als eigentlicher Star der Show unterscheidet sich von der Blu-Ray allenfalls marginal. Hauttöne geraten etwas harmonischer, alles in allem ist die Farbgebung aber identisch und auch im Kontrastbereich lassen sich keine nennenswerten Erweiterungen feststellen. Klar ist ebenso, dass wir es hier nicht mit einem nativen Scan in 4K zu tun haben, da das bestehende Master von 2010 eben nur in 2K vorliegt, stattdessen wurde einfach hochskaliert. Großartig mehr Details liefert der Film damit nicht, der Mehranteil an Schärfe im Vergleich zur neuen Blu-Ray ist rein künstlicher Natur und lässt das Bild nur noch unnatürlicher wirken. Weder der erweiterte Farbraum nach Rec.2020, noch der Support für Dolby Vision und HDR10 machen sich hier in irgendeiner Form wirklich bemerkbar. Lediglich ein Hauch Körnung wurde dem Bild wieder hinzugefügt. Ein Hingucker wird diese durch AI nahezu komplett geschändete Fassung dadurch aber auch nicht mehr. Als Filmliebhaber kann ich nur sagen: Finger weg! 

4K UHD und Blu-Ray Remastered : Der Ton

Wo die bisherigen HD-Veröffentlichungen noch mit regulärem DTS 5.1 für die deutsche Fassung, bzw. im Originalton mit einer verlustfreien Masterspur versehen waren, gibt’s für hiesige Konsumenten nun ein Upgrade auf leicht komprimiertes DTS-HD HR 5.1, während man für die englische Tonspur exklusiv für die 4K UHD eine Neuabmischung im Format Dolby Atmos offeriert. Groß hörbare Unterschiede zwischen der alten und neuen deutschen Fassung gibt es allerdings nicht. Wie so oft bei Disney muss man den Regler an der Heimkinoanlage erstmal ein kleines Stück nach oben justieren, ehe man wieder auf einem normalisierten Lautstärkepegel angelangt ist. Die Stimmen werden anhaltend dünn, stellenweise sogar erschreckend kraftlos wiedergegeben. Das geht so weit, dass manche Charaktere gelegentlich derart nuschelig rüberkommen, dass man ohne zugeschaltete Untertitel kaum verstehen kann, was diese eigentlich von sich geben. Die damals im Rahmen des erweiterten Director’s Cut nachsynchronisierten Szenen sind als solche problemlos identifizierbar, da man dafür teilweise komplett andere Sprecher verpflichtet hat, während man anderen schlicht die Altersdifferenz anhören kann. Und auch die Waffensounds klingen immer noch arg blechern.

Carter Burke nimmt anfangs noch Anteil an Ripley’s Schicksal, entpuppt sich aber rasch als eiskalter Opportunist ohne Gewissen. | 4K UHD

Auf der Habenseite steht die Tatsache, dass wir es für damalige Verhältnisse mit einer ziemlich satten Effektkulisse zu tun bekommen. Hier und da könnte der Subwoofer etwas kräftiger zulangen, insgesamt darf man sich aber wie schon bei der Erstabmischung über ein gelungenes Mittendrin-Gefühl freuen, welches die beklemmende Kulisse recht eindrucksvoll ins Heimkino transportiert und unter anderem beim Erstkontakt der Marines mit den Aliens einen Großteil der Spannung generiert. Die englische Dolby Atmos der 4K UHD zeigt sich gegenüber sämtlichen anderen Fassungen noch mal ein gutes Stück überlegen. Zwar lässt diese typisch Disney ein wenig Dynamik vermissen, dafür präsentieren sich die Dialoge hier im Vergleich zur deutschen Fassung durchgehend kristallklar und wunderbar verständlich. Da sich der Großteil des Geschehens auf der regulären Ebene abspielt und nur wenige wirklich brauchbare Momente für eine zusätzliche Höhenebene vorhanden sind, darf man bei deren Bewertung nicht zu viel erwarten. So lassen sich innerhalb der ersten halben Stunde gerade einmal zwei Momente ausmachen, in denen von der Decke wirklich etwas zu hören ist.

Im Kälteschlaf reisen Ripley und ihr Gefolge an Bord der Sulaco nach LV-426 – nicht ahnend, welche Gefahren dort auf sie lauern. | 4K UHD

Erst mit der Landung auf LV-246 wird die zusätzliche Ebene so richtig aktiv und lässt das auf der Oberfläche herrschende Unwetter kraftvoll von oben mitmischen. Und auch der dazugehörige Regen wird korrekt positioniert wiedergegeben, gleiches gilt für Triebwerkgeräusche des herannahenden Shuttles. Das mag in der Summe nicht allzu viel sein, trägt aber durchaus positiv zur Immersion bei. Hier und da hätte man für meinen Geschmack noch einige zusätzliche Erweiterungen einfügen können, in dieser bestehenden Form klingt der Film aber besser als je zuvor und es ist wieder einmal schade, dass man den deutschen Konsumenten eine qualitativ ähnliche Abmischung so sanglos versagt hat.  

Die Extras

Neues Bonusmaterial liegt dagegen nicht vor, was jedoch nicht weiter schlimm ist, da die bestehenden Fassungen bereits extrem großzügig bestückt gewesen sind. Sämtliche bekannten Featurettes sind auch hier wieder mit an Bord und lassen sich sowohl auf der Blu-Ray, als auch auf der 4K UHD finden. Alles davon aufzuzählen würde wohl den Rahmen dieses Artikels sprengen, in der Summe kann man jedoch sagen, dass diese wie eingangs erwähnt extrem problematische Produktion überraschend gut dokumentiert worden ist. Hier kommen nicht nur die Darsteller umfangreich zu Wort, sondern neben Regisseur James Cameron auch zahlreiche anderweitig an der Herstellung des Films beteiligte Personen. 

Gestrandet und ohne Aussicht auf Rettung finden sich die Überlebenden auf der Planetenoberfläche zusammen. | 4K UHD

Von der Idee bis zu deren Umsetzung inklusive Designs, Tricks und zahlreiche Hintergründe zur Welt der Aliens wird nahezu jeder interessante Aspekt detailliert beleuchtet. Alles in allem setzen sich die Extras aus über 5 Stunden Material zusammen, dazu gibt es noch umfangreiche Bildergalerien, entfernte Szenen, zwei zusätzliche Tonspuren mit isolierter Filmmusik und auch der obligatorische Kinotrailer darf natürlich nicht fehlen. Auch innerhalb der Neuauflage hat man selbstverständlich die Wahl zwischen Kinoversion und Director’s Cut, allerdings muss man sich dafür etwas umständlich durch die Menüs arbeiten.

„Auch nach fast vier Dekaden bleibt Aliens – Die Rückkehr ein hochspannendes Spektakel in epischem Maßstab, welches dem Franchise vor allem in visueller Hinsicht einen bis heute im Rahmen zahlreicher Spiele und Fortsetzungen wahrnehmbaren Stempel aufgedrückt hat und ganz nebenbei beweist, wie man starke Frauenrollen gleichermaßen glaubwürdig wie unaufdringlich in Filmen präsentieren kann. Sowohl Action- als auch Horrorfans kommen bei diesem wirklich zeitlosen Meisterwerk voll auf ihre Kosten. In dieser durch AI völlig entstellten Neuauflage ist der Film aber niemandem zu empfehlen, dem nicht wenigstens etwas Anspruch an eine halbwegs herstellungsgetreue Umsetzung innewohnt. Daran ändert auch die anhaltend vorbildliche Ausstattung an Extras nichts. Wer die alte Blu-Ray besitzt, kann sich weiterhin glücklich schätzen. Alle anderen sollten sich für wenig Geld ein Exemplar davon sichern, ehe der Film in dieser wunderbar anschaubaren Fassung irgendwann endgültig zugunsten dieses realitätsfremden Schunds aus dem Verkehr gezogen wird.“


Quelle Bildmaterial: ©20th Century Studios. All rights reserved.

Entsprechende Testexemplare sind von uns freundlicherweise von LEONINE Distribution zur Verfügung gestellt worden.

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