The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered

Wir ruckeln uns durch Cyrodiil

Wie aus dem Nichts haben Bethesda und Microsoft ein umfangreiches Remaster zu The Elder Scrolls IV: Oblivion gedroppt. Seitdem haben bereits Millionen Spieler Cyrodiil bereist – manche zum ersten Mal, andere so wie ich nach ganz vielen Jahren erneut. Der immensen Vorfreude folgt jedoch schnell Ernüchterung, denn neben technischen Problemen leidet die Neuauflage auch spielerisch an vielen Alterserscheinungen. 

Entwickler: Bethesda Game Studios | Virtuos

Publisher: Bethesda Softworks

Plattform: PC | XBOX Series X|S | PlayStation 5

Veröffentlichungsdatum: 22. April 2025

Preis: ab 54,99€*

Altersfreigabe: ab 12 Jahren

Metacritic | OpenCritic | IMDB


Echtgeldinhalte
Ungeschnitten


Griff in die Geschichte

Falls ihr erst mit The Elder Scrolls V: Skyrim in die Saga eingestiegen seid, fürchtet euch nicht, denn die überwiegend in Würde dahinsiechenden Recken von M-Reviews verfügen über uraltes Wissen aus längst vergangen Tagen, bevor das Grauen der Mikrotransaktionen in Form einer goldenen Pferderüstung seinen unheiligen Lauf nahm und die Welt für immer ins Dunkle stürzte. Eine Zeit, in der Deutschland Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft war, Fluch der Karibik 2 die Kinosäle füllte und Britney Spears sich endgültig von Kevin Federline trennte. Also alles in allem ein verdammt ereignisreiches Jahr, dieses 2006. Und eben auch das Jahr, in dem The Elder Scrolls IV: Oblivion veröffentlicht wurde. Im März, um genau zu sein. 

Martin ist der Sohn des ermordeten Kaisers und damit der nächste Anwärter für den Thron. Eine Rolle, in die der Mönch erst noch reinwachsen muss. | PlayStation 5 Pro, Leistungsmodus

Die Handlung ist dabei schnell erklärt: Im Jahre 433 der dritten Ära neigt sich die lange Herrschaft von Uriel Septim VII. allmählich ihrem Ende zu. Der ehemalige Kaiser ist zu alt und schwach für den Thron geworden und hat die Macht an seinen Kanzler übertragen. Gleichzeitig trachtet ihm eine Gruppe von Meuchelmördern unnachgiebig nach dem Leben – seine beiden Söhne sind den Klingen des Geheimbundes bereits zum Opfer gefallen. Begleitet von seinen treuesten Leibwachen wagt der altersschwache Herrscher nun die Flucht aus der Hauptstadt und landet auf der Suche nach einem Geheimgang ausgerechnet in der Kerkerzelle, in der sich auch unser Charakter anfänglich ohne Erinnerung darüber wiederfindet, wie er überhaupt dort hineingelangt ist. 

Gut gerüstet ziehen wir ins Abenteuer. Wer ein paar Euro übrig hat, kann sich erneut eine passende Premiumrüstung für sein Pferd kaufen. Nicht unbedingt die beste Form von Ironie, wenn ihr mich fragt. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Septim, der uns bereits in seinen Träumen gesehen hat, sieht in unserer Anwesenheit einen Wink der Vorbestimmung und nimmt uns kurzerhand in sein Gefolge auf. Doch kurz vor dem rettenden Tageslicht schlagen die Meuchler erneut zu – dieses Mal leider mit Erfolg. Alles, was uns noch bleibt ist, dem sterbenden Kaiser das Versprechen abzunehmen, nach einem weiteren, bisher geheim gehaltenen Abkömmling zu suchen und diesem zu seinem Geburtsrecht als neuem Kaiser zu verhelfen. Ab diesem Zeitpunkt steht uns quasi die gesamte Welt von Cyrodiil offen. Wir können uns diversen Gilden anschließen, den Bürgern bei ihren Problemen helfen und uns dabei entweder einen Namen als strahlender Held oder blutrünstiger Oberschurke machen.

War früher wirklich alles besser?

The Elder Scrolls IV: Oblivion erschien damals zunächst für PC und XBOX 360, später folgte noch eine Portierung für PlayStation 3. Vor allem die für damalige Verhältnisse exzellente Grafik in Kombination mit einer realistischen Physik konnte Presse und Spieler gleichermaßen überzeugen, auch das Missionsdesign sowie die musikalische Kulisse wurden vielfach gelobt. Es gab aber auch einigen Grund zur Kritik, denn neben den für Bethesda bis heute typischen zahllosen Bugs zum Release enttäuschte vor allem die deutsche Version aufgrund ihrer teils horrenden Lokalisierungsfehler und einer extrem durchwachsenden Synchronisation, die selbst die Mitwirkung des legendären Joachim Kerzel nicht retten konnte. 

Die von Grundauf neu gestalteten Charaktermodelle sehen zwar nicht völlig zeitgemäßß aus, stellen im Vergleich zum Original aber dennoch ein ansehnliches Upgrade dar. Dafür hinterlassen Effekte und Beleuchtung einen guten Eindruck. | XBOX Series X, Grafikmodus

Trotzdem war das Spiel ein kommerzieller Erfolg, erhielt mit Knights of the Nine sowie The Shivering Islands noch zwei kostenpflichtige Erweiterungen. Seitdem hat sich vor allem eine loyale Community darum gekümmert, verbliebene Fehler zu beseitigen und auch an Mods mangelt es absolut nicht. Der fünf Jahre später veröffentlichte Nachfolger sollte den Erfolg nochmal um ein vielfaches toppen, aber das ist eine Geschichte für sich. Reisen wir von dort zurück in die Gegenwart und mitten rein in das Remaster, hat man zunächst das gute Gefühl, dass Bethesda – bzw. das hier federführende Studio Virtuos – aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. 

Sauber lokalisierte Texte, aufgeräumte Menüs und ein massiv erweiterter Editor zählen zu den sinnvolleren Verbesserungen innerhalb der Neuauflage. Dafür fällt die deutsche Sprachausgabe des Originals weg. | PlayStation 5 Pro, Leistungsmodus

Ja, einige Bugs sind immer noch vorhanden, manche hat man aus rein nostalgischen Gründen ganz bewusst im Spiel gelassen. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht, dafür aber sauber lokalisierte Texte. Und dazu natürlich eine ganze Reihe Neuerungen, um dem Gameplay einen modernen Anstrich zu verpassen, dabei aber gleichzeitig die klassische Essenz des Originals zu bewahren. Das merkt man bereits anhand des deutlich erweiterten Editors, mit dem wir unseren Charakter zu Beginn des Spiels erstellen – auch wenn dem immerwährenden Treiben der Ideologen sei Dank wieder einmal die Begriffe Mann und Frau zugunsten neutraler Wortschöpfungen gestrichen wurden. Dazu gibt es aufgeräumte Menüs und beim Kampfsystem sorgt nun eine Ausdauerleiste dafür, dass wir nicht unbegrenzt zuschlagen können. 

Ein hohes Maß an Überredungskunst kann sehr hilfreich sein, um zusätzliche Informationen zu aktuellen Zielen zu erhalten. Gewaltakte sind ebenfalls ein potentes Mittel, können euch aber auch eine Weile im Knast einbringen. | PlayStation 5 Pro, Grafikmodus

Der Rest ist im Grunde wie gehabt und eine sehr traditionelle Rollenspielerfahrung. Ihr folgt der gleichen Geschichte und auch die zahlreichen versteckten Schätze sind immer noch dort, wo sie früher gewesen sind. Gleichzeitig rüstet ihr euren Charakter aus, levelt hoch und spezialisiert euch ganz nach Belieben auf eine Vielzahl von Fähigkeiten, die mit jedem Durchgang neue Möglichkeiten zum Ziel offerieren. Wer seine Probleme lieber mit Gewalt statt mit Worten löst, kann das ebenso tun, wie sich Informationen mit der sprichwörtlichen Silberzunge oder lautlos bei Nacht zu beschaffen. Dazu könnt ihr zunächst aus einer Reihe vorgefertigten Klassen wählen und diese im Anschluss nach Gutdünken völlig frei ausgestalten. Das hat damals schon viel Spaß gemacht und ist heute immer noch ganz genau so. 

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Daneben gibt es aber auch ein paar Dinge, die so gar nicht gut gealtert sind. Außerhalb der Siedlungen und Städte ist Cyrodiil nämlich eine ziemlich leere Welt. Zufallsbegegnungen gibt es selten, hier und da bekommt man es mit Banditen, Ungeziefer und anderem Gesindel zu tun. Flora und Fauna sind präsent, trotzdem habe ich auf meiner gut vierzig Stunden andauernden Reise regelmäßig das Gefühl gehabt, mich durch eine überwiegend ausgestorben wirkende Welt zu kämpfen. Das hat man früher innerhalb des Originals gar nicht so sehr wahrgenommen, weil man es nicht anders kannte. Die damaligen Plattformen verfügten einfach nicht über die Leistungsfähigkeit, eine für diese Zeit verhältnismäßig große Welt wie diese auch glaubwürdig zu bevölkern. Mittlerweile ist das aber anders und dass man diesen Aspekt innerhalb des Remasters trotzdem komplett vernachlässigt hat, stellt in meinen Augen ein krasses Manko dar. 

Hübsche Panoramen, im Hintergrund ragt die Imperiale Stadt hervor…und dennoch wirkt die Welt abseits dieser Orte leer und unbevölkert. | PC, 4K, max. Settings, DLSS Qualität

Wenn ich mir die vielen Traumwertungen ansehe, die gerade über die Neuauflage einbrechen, habe ich eher das Gefühl, dass diese Beurteilungen hauptsächlich durch die rosarote Brille hindurch geschrieben worden sind. Da ist ganz viel Nostalgie mit dabei und die Freude, dass es abseits der insgesamt siebzehn Neuauflagen des Nachfolgers endlich mal wieder andere Kost auf dem Spielerteller gibt. Natürlich steht jedem seine Meinung zu, das ist unser aller Recht, aber nach der anfänglichen Begeisterung über das Vertraute kickt eben irgendwann einfach die Realität und man stellt sich die Frage, wo zur Hölle denn all die Leute sind. Nach zwanzig Jahren und der damit verbundenen stetigen Evolution des Genres hat das Remaster in mittlerweile essentiellen Bereichen einfach nicht genug zu bieten, um mich dauerhaft begeistern zu können.

In den Städten tummeln sich am ehesten ein paar Bewohner, ein wirklich reges Treiben lässt sich angesichts der überschaubaren Anzahl trotzdem nicht feststellen. | PlayStation 5 Pro, Leistungsmodus

Und doch habe ich meine (erneute) Zeit in Cyrodiil genossen. Weil ich eben ein unverbesserlicher Nostalgiker bin, der sich an alte Titel gerne so erinnert, wie sie eigentlich erst Jahre später in Form von Remastern und Co. aussehen. Alle anderen werden es vermutlich schwer haben, dem Spiel nach Absolvieren der je nach gewählter Schwierigkeit knapp zehn bis zwölf Stunden umfassenden Hauptgeschichte und den beiden guten Erweiterungen noch viel abzugewinnen. Dafür haben sich die Zeiten einfach zu sehr geändert, dafür ist der Anspruch an einen modernen Genrevertreter einfach zu hoch.

Zu viele Köche verderben den Brei

The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered wagt einen ungewohnten Ansatz bei der technischen Umsetzung, denn während alle grafischen Aspekte von der Unreal Engine 5 gehändelt werden, kümmert sich die ursprünglich genutzte, hauseigene Gamebryo-Engine um sämtliche spielerischen Aspekte. Letzteres merkt man vor allem daran, dass zum Beispiel Kämpfe eher rudimentär ablaufen und auch die künstliche Intelligenz nicht allzu gut ausgeprägt ist. Man hat hier also eine hübsche Kulisse auf dem Fundament überwiegend hemmungslos veralteter Mechaniken errichtet. Das ist an und für sich gesehen schon ein Problem, wird aber nicht besser, wenn man sich beim Fundament ausgerechnet für die Engine entscheidet, die für ihre ganz eigenen Probleme bekannt ist.   

Die Schlacht um Kvatch zählt zu den ersten größeren Gefechten im Spiel. Dabei geht die Performance heftig nach unten. Hier muss dringend nachgebessert werden. | PlayStation 5 Pro, Leistungsmodus

Wo mich Clair Obscure: Expedition 33 noch durch seine gute Optimierung der Unreal Engine 5 begeistern konnte (und damit ein Novum dargestellt hat), leidet das Remaster von The Elder Scrolls IV: Oblivion wieder an altbekannten Ärgernissen. Auf den Konsolen kommt es außerhalb instanzierter Gebiete alle paar Meter zu kurzen Rucklern, manchmal bricht die Bildrate aber auch grundlos dauerhaft ein, dann hilft nur ein Neustart des Spiels. Die Leistungsmodi sämtlicher Konsolen peilen allesamt 60 Bilder pro Sekunde an, durchgehend gehalten werden sie nirgendwo, was nicht mal so sehr der Hardware geschuldet ist, sondern an der nachlässigen Programmierung. Richtig übel wird es gar, wenn wir ein Portal in die Welt der Daedra durchschreiten, denn in den lavagefluteten Landen halbiert sich die Bildrate gerne mal, ohne dafür erkennbare Gründe anzuführen.

Der Grafikmodus löst geringfügig höher auf, bietet dichtere Vegetation und eine etwas weitere Renderdistanz. Alles in allem eher kleine Unterschiede, die einen nicht davon abhalten, den merklich flüssigeren Leistungsmodus zu bevorzugen. Die Unterschiede in der Beleuchtung sind tageszeitbedingt. | Beide Bilder: PlayStation 5 Pro

Da müssen die Macher dringend nachbessern, denn obwohl das Remaster dank ansehnlicher Beleuchtung, komplett neuer Charaktermodelle, Texturen und Partikeleffekte sowie einer dichten Vegetation selbstverständlich dramatisch besser aussieht als das Original, sollte es sich auch vernünftig spielen lassen. Die Grafikmodi begrenzten das Geschehen bei 30 Bildern pro Sekunde, XBOX Series X und PlayStation 5 erreichen dabei dynamische Werte zwischen 1080p und 1274p, von dort aus wird dann auf 4K hochskaliert. Vor allem Spiegelungen, Schatten und Vegetation kommen hier besser zur Geltung. Der Leistungsmodus schafft maximal 1080p, sieht aber dank Skalierung immer noch gut aus. PSSR kommt auf PlayStation 5 Pro erneut nicht zum Einsatz, hier bekommt man im Leistungsmodus aber höhere Auflösungen und eine bessere grafische Qualität geboten. Von den genannten Problemen wird man dort leider ebenfalls nicht verschont.

Im Reich der Daedra bricht die Bildrate im Leistungsmodus regelmäßig stark ein. Ein Vergnügen ist das keinesfalls. | XBOX Series X, Grafikmodus

Besser sieht es bei der Vertonung aus. Der Soundtrack präsentiert sich auch zwanzig Jahre später immer noch zeitlos schön, die englischen Sprecher mit ihrem teils extrem prominenten Cast haben sich bis auf wenige Ausnahmen gut gehalten. Die aufgeräumten Menüs und eine stark verbesserte Menüführung sind mehr als willkommen und sorgen für eine gute Zugänglichkeit, ganz gleich ob via Maus und Tastatur oder mit Gamepad. 

„Vielleicht bin ich stellenweise ein bisschen zu kritisch, was die Bewertung von The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered angeht. Ich weiß, dass es da draußen gerade hunderttausende Spieler über mehrere Plattformen hinweg begeistert. Und so sehr mich die stetige Nostalgie des rundum aufgehübschten Cyrodiil auch wie eine warme Decke umschließt, so sehr komme ich um eine kritische Betrachtung nicht herum. Die offenbart neben typisch-nervigen Problemen mit der Unreal Engine 5 eine Welt, die allzu oft schlicht leer wirkt und unter deren Oberfläche zahlreiche, nicht zeitgemäß modernisierte Mechaniken lauern. Macht’s trotzdem Spaß? Auf jeden Fall. Aber es hätte am Ende eben noch viel besser sein können.“

  • Visuell weitestgehend gelungen aufbereitetes Cyrodiil
  • Hübsche Effekte und Beleuchtung
  • Idyllische Panoramen
  • Gut geschriebene Quests
  • Beide Erweiterungen enthalten
  • Angenehm kurze Ladezeiten
  • Zeitlos toller Soundtrack
  • Mit wenigen Ausnahmen gute englische Sprecher
  • Sauber lokalisierte deutsche Texte
  • Überarbeitete Menüs erleichtern Bedienung immens
  • Zugängliche Bewegungs- und Kampfsteuerung über sämtliche Eingabegeräte
  • Wankelmütige Performance
  • Welt fühlt sich überwiegend unbevölkert und leer an
  • Kampfsystem fühlt sich trotz neuer Ausdauermechanik veraltet an
  • Auch nach zwanzig Jahren keineswegs fehlerfrei
  • Schwache KI, sowohl bei Gegnern als auch Begleitern
  • Körpertypen statt Geschlechtern

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Bethesda Softworks zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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