Wie es aussieht, veröffentlichen Supermassive Games in diesem Jahr ausnahmsweise keinen weiteren Ableger der Dark Pictures Anthology, sondern arbeiten nach dem VR-Ableger lieber noch etwas länger am Start der zweiten Staffel. Ein bisschen Zeit, um die erstmals 2020 veröffentlichte zweite Episode mit Namen Little Hope auf die Nintendo Switch zu portieren, hatte man aber scheinbar doch. Und die lehrt einen das Gruseln auf gänzlich unerwartete Weise.


Entwickler: Supermassive Games
Publisher: Bandai Namco Entertainment
Plattform: Nintendo Switch
Veröffentlichungsdatum: 06. Oktober 2023
Preis: 19,99€*
Altersfreigabe: ab 18 Jahren


Horror für die Hosentasche
Die ursprüngliche Fassung für PlayStation 4, XBOX One und PC haben wir damals pünktlich zum Release umfangreich getestet, seit einer Weile werden auch die aktuellen Konsolen dank eines umfangreichen Updates voll unterstützt, wo Little Hope und dessen Vorgänger Man of Medan neben gehörigen Leistungsverbesserungen auch einige sinnvolle Upgrades bei Bedienung und Gameplay erfahren haben. Dass letztere auch auf der Nintendo Switch vorhanden sind, stimmt erstmal positiv. Generell ist die Reihe dank ihrer zugänglichen Steuerung ideal für unterwegs und benötigt zum schnörkellosen Spielen nicht zwingend einen Pro Controller, obwohl der natürlich nahtlos unterstützt wird. Am eigentlichen Inhalt hat sich dagegen nichts geändert, denn auch hier stranden wir mit einer Gruppe Studenten im verfallenen Dort Little Hope und müssen uns dort auf der Suche nach einem Weg durch den scheinbar undurchdringlichen Nebel nicht nur mit überaus mordlustigen Monstern auseinandersetzen, sondern auch die dunkle Vergangenheit des Ortes aufdecken. Wer am Ende der Schreckensnacht die Sonne wiedersieht, liegt ganz an euren getroffenen Entscheidungen und wie gut ihr unter Stress reagieren könnt.

Wahlweise könnt ihr das Spiel online mit einem Freund beenden, oder im lokalen Modus für bis zu vier Spielern der Reihe nach die Konsole weiterreichen. Crossplay mit anderen Plattformen wird dagegen nicht unterstützt. Gute vier Stunden benötigt man im Schnitt für einen Durchgang, der Wiederspielwert ist dank zahlreicher möglicher Enden und Ableben angenehm hoch. Dafür nutzen sich die ohnehin schon nicht gerade innovativen Schockmomente rasch ab und wer den Titel bereits auf Konsole oder PC durchgespielt hat, bekommt dahingehend natürlich auch nichts Neues geboten. Und für knapp zwanzig Euro kann man im Grunde ohnehin nicht viel falsch machen – sollte man zumindest denken. Denn um auf der altersschwachen Konsole von Nintendo überhaupt einigermaßen lauffähig zu sein und stabile 30 Bilder pro Sekunde zu erreichen, haben die Macher den Titel grafisch derart abspecken müssen, dass man meinen könnte, es hier mit einem Spiel aus der Ära von PlayStation 3 und XBOX 360 zu tun haben. Ich weiß, diese Karte wird immer wieder schnell gezückt, wenn eine Veröffentlichung nicht den visuellen Erwartungen entspricht, in dem Fall ist die Aussage aber leider absolut berechtigt.

Hier gibt es nämlich nahezu keinen Aspekt, der nicht in irgendeiner Form dramatisch runterskaliert worden ist. Sei es bei der allgemeinen Texturqualität, die in der Regel kaum mehr offeriert als detailarmen Matsch und unter anderem dafür sorgt, dass die Gesichter aussehen, als wären sie aus Wachs gefertigt worden. Oder die statisch wirkende, selten akkurat rüberkommende Beleuchtung. Auch bei Effektqualität- und Dichte wurden die Regler kräftig nach unten justiert. Das Ergebnis wirkt ein bisschen wie die ursprüngliche Veröffentlichung von Silent Hill 2, nur dass Little Hope im Vergleich dazu kaum noch über eine stimmige Atmosphäre verfügt. Die niedrige Auflösung tut ihr Übriges dazu, dass man das Dorf einmal mehr schnellstmöglich verlassen will, dieses Mal aber nicht durch Können, sondern direkt über den Ausschalter der Konsole. Die Portierung hat unglaublich mit Kantenflimmern zu kämpfen und ist selbst außerhalb des Docks nur noch schwer anschaubar, spätestens aber am großen Bildschirm ein krasser Kandidat für tränende Augen. Dass man die Portierung angesichts dieser Ergebnisse nicht schon während der Entwicklung eingestampft hat, verwundert.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle sagen, dass sich das Spiel allenfalls für jene eignet, die über keine andere Plattform verfügen. Aber selbst unter diesen Umständen kann ich partout keine Empfehlung für diese Version aussprechen. Selbst auf den Basismodellen von PlayStation 4 und XBOX One wird eine um Welten bessere Erfahrung geboten, gebrauchte Konsolen kriegt man momentan hinterhergeworfen und eine Kopie des Spiels aus zweiter Hand kostet maximal die Hälfte von dem, was hier veranschlagt wird. Sogar die Ladezeiten sind dort etwas kürzer. Das ein Nachfolger der Nintendo Switch kurz vor der Ankündigung steht, weiß mittlerweile fast jeder. Umso klüger wäre es gewesen, einfach noch einige Monate zu warten und dann eine Art Collection nachzulegen, die visuell nicht ganz so viele Abstriche machen muss.

„The Dark Pictures Anthology: Little Hope zählt noch zu den besseren Episoden innerhalb der ersten Staffel. Was die Macher jedoch nachträglich auf der Nintendo Switch abgeliefert haben, lässt einen nur noch verständnislos mit dem Kopf schütteln und ist technisch betrachtet weitaus gruseliger als das Spiel selbst. Mir ist bisher noch keine Veröffentlichung untergekommen, die im Vergleich zu den ursprünglichen Versionen grafisch derart brutal Federn lassen musste. Das Ergebnis ist selbst unterwegs kaum noch ansehnlich und wirkt spätestens am heimischen Fernseher betrachtet einfach nur potthässlich. Dafür sind selbst zwanzig Euro in meinen Augen zu viel verlangt.“


- Stabile Performance
- Mehrspielermodi sind erhalten geblieben
- Komfort- und Gameplayverbesserungen der Current-Gen-Fassungen sind enthalten
- Zugängliche Bedienung über sämtliche unterstützte Peripherie
- Günstiger Preis

- Visuell in jedweder Hinsicht brutal abgespeckt
- Ursprüngliche Atmosphäre kaum noch vorhanden
- Omnipräsentes Kantenflimmern
- Lange Ladezeiten

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Bandai Namco Entertainment zur Verfügung gestellt worden.
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