Mit Guardians of the Galaxy bewies James Gunn nicht nur, dass man Underdogs nie unterschätzen sollte, sondern noch lange vor Endgame, wie nahe guter Humor und Emotionen im Marvel Cinematic Universe beieinander liegen können. Bereits der erste Teil der Reihe begeisterte ein Publikum auf der ganzen Welt. Nun, neun Jahre später, soll die Reise der illustren Truppe rund um Peter „Starlord“ Quill mit Vol. 3 ihr Ende finden. Bereits der Trailer zum neuen Film versprach, dass James Gunn seinem Erfolgsrezept treu bleiben würde und die Fans ein großes Finale zu erwarten haben. Wir durften den Film vorab für euch sehen.
Produktion: Marvel Studios
Vertrieb: The Walt Disney Company
Regie: James Gunn
Darsteller: Chris Pratt, Karen Gillan, Dave Bautista, Will Poulter, Zoe Saldana und andere
Veröffentlichungstermin: 03. Mai 2023
Laufzeit: 146 Minuten
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Der Film
Auch ohne Spoiler lässt sich einiges über den Film sagen! Denn bereits der zum Super Bowl 2023 ausgestrahlte erste Trailer verriet, dass sich der letzte Teil der Guardians of the Galaxy Trilogie mit zwei zentralen Themen beschäftigen würde: dem Abschied der Guardians und Rockets Vergangenheit. Und während sich Drax (Dave Bautista) von einer ungewohnt sentimentalen Seite zeigt, begibt sich Gamora (Zoe Saldana) erneut in ein Abenteuer mit den Guardians of the Galaxy. Seit Endgame wissen Fans, dass Peter Quills (Chris Pratt) geliebte Gamora durch die Zeitreisen in einer jüngeren Version weiterlebt. Aufgrund ihres fehlenden Lebensweges der nächsten Jahre war schon damals klar: Diese Gamora ist ganz anders.
Die Guardians sind gerade dabei, sich an ihr Leben auf Knowhere zu gewöhnen, als eine neue Bedrohung auf Knowhere eintrifft und Rocket schwer verletzt. Gewollt, das Leben ihres Crewmitglieds zu retten, zögern die Guardians of the Galaxy keine Sekunde und begeben sich erneut auf eine Reise durch das All. Dabei stoßen sie wie gewohnt auf die eine oder andere Problematik. So muss sich Peter Quill, der noch immer um den Verlust seiner großen Liebe trauert, der schmerzhaften Erkenntnis der Veränderung stellen. Er ist nicht nur wenig erfreut über die Zusammenarbeit mit Gamora, sondern auch über ihre energische Art, ihre Ziele zu erreichen. Während ihrer Mission erfahren sie dabei nicht nur einiges über den grauenvollen Lebensweg ihres Kameraden Rocket, sondern auch über die Taten des neuen Schurken High Evolutionary (Chukwudi Iwuji), dessen Ziel es ist, die perfekte Zivilisation zu erschaffen.
Die Rezension
Die ersten Minuten von Guardians of the Galaxy Vol. 3 wirkten auf mich, als wäre sich Regisseur James Gunn nicht ganz sicher gewesen, wie der Film anfangen soll. Die erste Action kommt daher unerwartet schnell und wirkt etwas gezwungen. Dennoch hält der Film, was er bereits in den Trailern verspricht. Zentraler Punkt des Films ist der Abschied von den Guardians of the Galaxy. Die Crew ist in den letzten Jahren zu einer Familie zusammengewachsen. So liegt der Fokus der Story dieses Mal nicht auf dem Kampf gegen das Böse, sondern der Bindung zueinander und den einzelnen Charakterentwicklungen. Und während ich besorgt war, dass im dritten Teil ähnlich krampfhaft an dem erfolgreichen Humor festgehalten werden würde, wie es zuletzt bei Thor: Love and Thunder der Fall war, wird er gut bedacht in den richtigen Momenten eingesetzt. Trotz der Leichtigkeit die der typische Guardians of the Galaxy Humor mit sich bringt, ist er der bisher emotionalste Teil der Trilogie. Er zeigt sich deutlich schwermütiger als seine Vorgänger und berührt zudem jedes Herz. Aber wer behält beim Thema Abschied schon ein trockenes Auge? Die Emotionalität des Films wirkt dabei keinesfalls erzwungen, sondern rührt ganz allein zu Tränen. Und während einer Spielzeit von über 2 Stunden inzwischen keine Seltenheit mehr bei MARVEL-Filmen ist, wird der Spannungsbogen im Film immer wieder neu gespannt, sodass die Zeit wie im Fluge vergeht. Denn sind die ersten zähen Minuten des Films überstanden, gibt es keinen Moment, der den Wunsch entstehen lässt, die Uhr zu checken, um zu sehen, wie viel Spielzeit einem noch bevorsteht. Ein Gefühl, das ich bei den letzten MARVEL-Filmen nach der Infinity Saga leider immer wieder Mal hatte. Wer zudem schon erfreut war, dass es im Film neben Rocket noch einen Hund im Raumanzug gibt, dem sei gesagt, dass Tier-Fans nicht zu kurz kommen! Dennoch ist dieser Film nichts für Kinder und die Altersfreigabe ab 12 Jahren in meinen Augen gerechtfertigt, da einige Szenen durchaus unter die Haut gehen.
Negativer Kritikpunkt in meinen Augen ist jedoch ganz klar die Einführung neuer Charaktere. Schon nach Erscheinen der Trailer war ich skeptisch gewesen, ob Will Poulter als Adam Warlock gut zum MCU passen oder ähnlich deplatziert wirken würde, wie es bei Harry Styles am Ende von The Eternals der Fall war. Die meisten kennen Poulter vermutlich aus seinen Rollen als Kenny Rossmore in Wir sind die Millers an der Seite von Ed Helms und Jennifer Aniston oder als Gally in Maze Runner. Zuletzt überzeugte mich Poulter mit der Vielseitigkeit seiner Schauspielkünste jedoch in der hulu-Kurzserie Dopesick von 2021. Nun, 2 Jahre später, überzeugt er mich erneut in seiner Rolle als Adam Warlock. Meine Sorge, es handle sich hierbei um einen weiteren Charakter mit zu viel Power hielt meine Erwartungen auf künftige Kampfszenen daher in Grenzen. Überraschenderweise liegt auch hier der Fokus weniger auf seinen Kräften, sondern seinen ganz eigenen Gedanken, die er sich zu dem Konflikt macht, für den er kämpfen soll. Dennoch finde ich, wen ein neuer Charakter derart in den Fokus gerückt wird, sollte seiner Charakterentwicklung mehr Screentime gegeben werden, als anderen Stargasts wie Nathan Fillion. So wirken Adams Taten vorhersehbar und zugleich stellt sich zu Ende des Films die Frage, ob es sich bei der Einführung von Poulters Charakter um eine einmalige Sache handelt oder wir noch mehr von ihm sehen werden. Ein Teil von mir bezweifelt es. Doch neben den Rollen von Will Poulter und Nathan Fillion gibt es natürlich noch die Rolle des High Evolutionary, dem Bösewicht des Films. Gespielt wird dieser von Chukwudi Iwuji. Seine bekannteste Rolle ist wohl als Clemson Murn in der HBO-Serie Peacemaker, allgemein gilt er jedoch noch als eher unbekannter Schauspieler. Seine Rolle als MCU-Bösewicht spielt er durch seine Mimik und Gestik so hervorragend, dass man ihn beinahe für seine Wut und Gleichgültigkeit Rassen gegenüber anfängt zu hassen. Doch auch hier wird erneut deutlich: Fokus des Films sind die Guardians of the Galaxy. Daher läuft der Kampf gegen High Evolutionary beinahe nebenbei. Störend ist dies keinesfalls. Seine Ziele und Handlungswege, sowie High Evolutionary selbst bekommen ausreichend Screentime und runden das Gesamtbild dieser Reise weiter ab.
Die verpasste Chance von Pouters Charakter vergisst man jedoch schnell, da sie bei den Guardians hingegen zu Gänze genutzt wird. Besonders schön hierbei: die Entwicklung von Nebula. Dabei erlebt das Publikum auch die gewohnte Chemie zwischen ihr und Schwester Gamora aus einer ganz neuen Perspektive. Der Film vermittelt so einen glaubwürdigen Eindruck von Geschwisterliebe. Mindestens genau so schön ist aber auch, dass wir eine neue Seite von Drax kennenlernen, als den bisher bekannten muskulösen, etwas idiotischen Witzbold. Und auch die neue Gamora schafft es, nicht nur Peter Quill immer wieder zu überraschen, sondern auch das Publikum. Aber ganz egal ob Nebula, Gamora, Drax, Peter, Groot oder Rocket – James Gunn ist es gelungen, einen wundervollen Einblick in die Entwicklung aller Charaktere zu ermöglichen und vergisst dabei auch ein kleines Andenken an Yondu nicht. Und wenn zu Ende des Films noch einmal deutlich wird, dass Waschbär Rocket das Herzstück der Guardians of the Galaxy ist, der die Crew vermutlich in den Vorgängerfilmen als erstes als Familie wahrnahm, endet Vol. 3 mit einem gesamtschlüssigen Bild, das uns zufriedenstellend Abschied von der Crew nehmen lässt.
Nicht anders zu erwarten war die gute Auswahl an Musik, die uns auch durch Guardians of the Galaxy Vol. 3 begleitet. Die Soundtracks von Vol. 1 und Vol. 2 sind sehr beliebt und haben allein auf Spotify bis heute zehntausende Likes. Auch im letzten Teil der Trilogie beweist MARVEL einwandfreie Songauswahl, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten. Besonders kritisch hingegen begutachtete ich dafür die CGI. Diese hatte bei den letzten Filmen nämlich zu wünschen übriggelassen. Und bis heute ärgere ich mich noch immer über die ganzen Patzer in Wakanda Forever. MCU-Fans bekamen in letzter Zeit eher das Gefühl, dass auf Quantität statt Qualität gesetzt wird. Umso erfreuter war ich über das Ergebnis in Vol. 3. Auch wenn ich mich auf die Story fokussiert habe, fielen mir keine gravierenden Fehler auf. Ganz im Gegenteil. Bereits in 2D begeisterte mich der Film mit Detailtreue und Effekten. Die Farbwahl der einzelnen Spielorte im Zusammenspiel mit den Outfits ergab ein rundum faszinierendes Bild. Besonders schön hierbei war wieder das Eintauchen in die Galaxie selbst mit all den Sternen und Farben. Ich wünschte, diese Qualität auch in den letzten MCU-Film gesehen zu haben. Zum Schluss sei nur noch eines gesagt: Die Zuschauer erwarten wieder zwei Abspannszenen. Wie immer bei MARVEL-Filmen heißt es: Sitzen bleiben und Cola austrinken.
„James Gunn gelingt mit Guardians of the Galaxy Vol. 3 ein gelungener Abschluss der Trilogie mit einem Film, der ins Herz geht. Und auch wenn er mit einem Abschied endet, den man so nicht erwartet hätte, lässt er einen nicht traurig zurück, sondern vielmehr mit einem Lächeln. Das ist nicht nur durch die Storyline an sich gelungen, sondern auch, weil der Film den Zuschauern ausreichend Zeit gibt, die erlebten Emotionen wirken zu lassen. Emotionen und Humor gepaart mit unfassbar tollen CGI-Effekten. Das war bereits im ersten Teil der Trilogie ein Erfolgsrezept, das mit dem dritten Teil sein ebenso starkes Ende findet. Und auch, wenn sich einige über die Altersbeschränkung von 12 Jahren ärgern werden, ist sie mehr als gerechtfertigt. Denn auch wenn es ein Film fürs Herz ist, ist es kein Familienfilm, den man mit seinen Kindern schauen sollte. Die gezeigten Szenen sind wichtig für die Tiefe der Geschichte, aber definitiv nichts für Kinder. Wer bereit ist, sich von den Guardians of the Galaxy und James Gunns letztem Film im MCU zu verabschieden und zudem ein tolles Kinoerlebnis erfahren möchte, der sollte sich diesen Film keinesfalls entgehen lassen. Aber: Taschentücher nicht vergessen!“
Quelle Bildmaterial: „Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © 2023 MARVEL“
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