Alien und Co. haben damals eindrucksvoll bewiesen, dass der Weltall mehr zu bieten hat als Captain Kirk oder Luke Skywalker. Der Horrorhit trat eine ganze Welle an Nachahmern los, die allesamt ein Stückchen vom Kuchen abhaben wollten. Ein Trend, der sich bis in die Neunziger fortsetzte, wo dank dem Aufkommen computergenerierter Spezialeffekte erstmals Szenarien umgesetzt werden konnten, die bis dato als unrealisierbar galten. Als Event Horizon 1997 in die Kinos kam, gingen die Meinungen zum Schocker von Pauls W.S. Anderson weit auseinander. Mittlerweile hat sich um den Film aber eine treue Anhängerschaft versammelt. Grund genug, sich den Film pünktlich zur Neuveröffentlichung in 4K nochmal ganz genau anzusehen.
Studio und Vertrieb: Paramount Pictures
Regie: Paul W.S. Anderson
Erscheinungsjahr: 1997
Darsteller: Laurence Fishburne, Sam Neill, Joely Richardson, Kathleen Quinlan und andere
Der Film
Wir schreiben das Jahr 2047. Die Mannschaft des Bergungsschiffes Lewis & Clark hat sich zu einer geheimen Rettungsmission an den Rand des Planeten Neptun aufgemacht, um dort dem Verschwinden der Event Horizon nachzugehen. Das neuartige Raumgefährt ist mit einem experimentellen Antrieb ausgestattet, der mit der Erzeugung von Schwarzen Löchern das Reisen in Überlichtgeschwindkeit ermöglichen soll, doch der Kontakt zum Schiff ist bereits vor über sieben Jahren abgerissen. Der erfahrene Captain Miller (Laurence Fishburne) und sein Team werden bei ihrer Mission von Dr. Weir (Sam Neill), dem Konstrukteur der Event Horizon begleitet, um eventuelle technische Probleme vor Ort zu lösen.
Als der Bergungstrupp sich an Bord des Schiffes wagt, fehlt von dessen Besatzung jede Spur. Doch schon bald wird klar, dass sich die gesamte Mannschaft ohne jeden Grund in einer Art kollektivem Blutrausch gegenseitig brutal massakriert hat. Es dauert nicht lange, bis auch die ersten Crewmitglieder Lewis & Clark von grauenhaften Visionen in den Tod getrieben werden. Wenig später wird das Bergungsschiff durch einen Saboteakt zerstört und die Überlebenden müssen sich an Bord der Event Horizon ihren schlimmsten Ängsten entgegenstellen. Alles nur Einbildung, oder hat das Schiff möglicherweise ein bösartiges Eigenleben entwickelt?
Die Rezension
Nach dem überraschenden Erfolg der Videospieladaption Mortal Kombat konnte sich der damals noch aufstrebende Regisseur Paul W.S. Anderson vor Angeboten – darunter unter anderem X-Men – kaum noch retten. Doch der gebürtige Brite zog es vor, lieber einen Horrorfilm für ein erwachsenes Publikum zu inszenieren, weshalb ihm Paramount schließlich das von Philip Eisner verfasste Drehbuch zu Event Horizon schickte. In der ursprünglichen Fassung trieb sich dort noch eine Art Tintenfischmonster an Bord herum. Aber Anderson wollte nicht einfach nur einen Abklatsch von Alien drehen und schrieb das Skript daher höchstpersönlich um. Was wäre, wenn sich nicht einfach nur irgendein Monster an Bord eines Raumschiffs herumtreiben würde, sondern das Schiff selbst der Antagonist wäre?
Was basierend auf dieser Prämisse und einem Budget von knapp sechzig Millionen Dollar entstand, musste sich bereits bei ersten Testvorführungen harsche Kritik gefallen lassen. Die ursprüngliche Schnittfassung war derart blutig geraten, dass selbst hartgesottene Zuschauer in Scharen aus den Kinosälen flohen. Paramount zwang Anderson daraufhin, den Film zu entschärfen, zumal man mit der Originalfassung garantiert Probleme mit der amerikanischen Zensurbehörde bekommen hätte. Dabei ging der Regisseur leider etwas zu übermütig ans Werk, wie er seitdem immer wieder eingeräumt hat, und schnitt nicht nur einen Großteil der Gewalt aus dem Film, sondern auch einige Handlungssequenzen, die in der Konsequenz mehr als nur ein paar Logiklöcher hinterlassen.
Über die Jahre sind die Kritiker dann gnädiger mit dem Film geworden. Besonders das exzellente Art Design wird immer wieder gelobt, das allgegenwärtige Gefühl einer übermenschlichen Bedrohung sorgt für eine beklemmende Atmosphäre und der wunderbar stimmige Soundtrack von Michael Kamen zieht alle Register, um den Horror zusätzlich effektvoll zu untermalen. Was im Kino noch als finanzieller Flop galt, hat sich mit der Zeit dank diverser Heimkinoveröffentlichungen zu einem Hit gemausert. Für Laurence Fishburne war die Mitwirkung übrigens ein wichtiger Schritt in seiner Karriere, denn die Rolle als Captain Miller öffnete dem Darsteller letztendlich die Tür zur Mitwirkung an Matrix und damit verbunden auch den endgültigen Durchbruch in Hollywood.
Aber auch die restliche Besetzung ist mit Jason Isaacs, Joely Richardson und einem herrlich dämonisch agierenden Sam Neill wunderbar besetzt. Die Effekte mögen mittlerweile ein wenig Rost angesetzt haben, trotzdem bleibt Event Horizon ein sehr stimmiger Horrorschocker. Es ist schade, dass das seinerzeit geschnittene Material überwiegend vernichtet wurde, weshalb wir wahrscheinlich entgegen aller Versprechen – unter anderem soll eine längst verlorengeglaubte VHS mit der Ursprungsfassung existieren – nie in den Genuss einer neuen Schnittversion kommen werden. Was tatsächlich existiert, ist aber je nach Betrachtungsweise mindestens ebenso faszinierend und mit Recht ein gern gesehener Gast auf jedem Horrorabend.
Das Bild
Event Horizon wurde vollständig auf analogem 35mm-Material gedreht, bereits 2009 erschien der Film erstmals in High Definition auf Blu-Ray. Was Paramount da damals abgeliefert hat, war gemessen an dieser Zeit gar nicht übel, im Gegenteil! Solide Farben und Kontraste, dazu eine angenehm natürliche Körnung…da sind gerade damals ganz andere Sachen veröffentlicht worden, wo man in Regel jedes bisschen Natürlichkeit mit Weichzeichnern getilgt hat, um das Bild glatter und ruhiger wirken zu lassen. Für wahre Cineasten natürlich ein absolutes Unding. Und doch konnte man damals bei Paramount offenbar nicht komplett die Finger von den Reglern lassen, denn die Blu-Ray leidet unter zwei ganz dramatischen Nachteilen: Einerseits stimmt das Bildformat nicht, was man im laufenden Film immer wieder gut daran erkennen kann, dass Kreise unschön oval und auch die Gesichter etwas in die Länge gezogen wirken. Zum anderen wurde der Film für die Blu-Ray massiv nachgeschärft. So mag man zwar auf den ersten Blick denken, dass die alte Fassung detailreicher als die neue 4K UHD ist, aber genau das ist der Trugschluss.
Die Blu-Ray (Slider ganz Rechts) wirkt auf den ersten Blick schärfer als die 4K UHD (Slider ganz Links). Mit Natürlichkeit hat das jedoch nicht mehr viel zu tun, als Quittung gibt es sichtbare Artefakte inklusive duplizierter Konturen am Gesichtsrand.
Durch die Überschärfung entstehen immer wieder unansehnliche Ränder zwischen Gesichtern und Hintergrundkulissen, feinere Details kann die Blu-Ray unter diesem Aspekt kaum mehr herausarbeiten. Die 4K UHD stellt den natürlichen Look wieder her, bringt die verschwundenen Details zurück und löst dank komplett neuem Master in nativem 4K auch gleich um ein vielfaches besser auf. Gleichzeitig werden dadurch auch die Probleme beim Bildformat behoben, die eierförmigen Köpfe gehören damit ebenfalls der Vergangenheit an, gleichzeitig wurden zahllose Verschmutzungen und andere Beschädigungen des ursprünglichen Masters behoben. Die analoge Körnung bleibt erhalten und profitiert sehr angenehm von der höheren Auflösung, selbst in den vielen dunklen Momenten bleibt sie überwiegend stabil. Nur ganz selten scheint das Korn etwas festzufrieren, hier hat man wahrscheinlich doch versucht, unauffällig mit Filtern zu Werke zu gehen, was aber in der Summe absolut nicht stört.
Man sieht im Vergleich sehr deutlich, dass beim Bildformat der alten Blu-Ray (Slider ganz Rechts) etwas nicht stimmt. Die 4K UHD (Slider ganz Links) stellt das korrekte Format wieder her und entledigt sich der unfreiwillig komischen Eierschädel. Der durch die Nachschärfung hervorgerufene wachsartige Look auf dem Gesicht von Captain Miller verschwindet ebenfalls vollständig.
Farblich sieht die alte Blu-Ray von 2013 (Slider ganz Rechts) schon ziemlich ordentlich aus. Das neue Master (Slider ganz Links) inklusive erweitertem Farbraum, HDR10 und Dolby Vision holt aus dieser Beispielszene aber satteres Grün und mehr Dynamik bei der Kontrastwiedergabe raus, was der gewollt düsteren Szenerie sehr zugute kommt.
Neben einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 kommt die 4K UHD mit Support für HDR10 und Dolby Vision daher. Im direkten Vergleich mit der Blu-Ray fällt die teilweise sehr unterschiedliche Farbgebung bei Außenaufnahmen auf. Wo das alte Master sehr gräulich wirkt, präsentiert sich die Neuauflage mit satten Blautönen, was mir persönlich aber sehr gut gefällt. Im Kontrastbereich punktet die UHD mit sichtbar intensiveren Schwarzanteilen, ohne dass das auf Kosten der Durchzeichnung geht. Das grundlegend dunklere Bild passt prima zum Setting, Hauttöne werden durchgehend natürlich wiedergegeben und knalligere Highlights wie zum Beispiel die grünen Statiskammern bekommen über die 4K UHD deutlich mehr Punch verliehen. Alles in allem ein rundherum gelungenes Upgrade, welches an den richtigen Stellen ansetzt.
Der Ton
So lobenswert viel Arbeit in die Aufbereitung des Bildes geflossen ist, so faul war Paramount einmal mehr bei der Audioausstattung. Es bleibt dabei: Die deutsche Tonspur gibt es weiterhin im veralteten Format Dolby Digital 5.1, die bereits seit der DVD-Ära zum Einsatz gelangt, während die englische Originalspur immerhin in verlustfreiem Dolby TrueHD vorliegt.
Gemessen an heutigen Standards können die aber beide keinen Podiumsplatz erringen. Es mangelt einfach an zupackender Dynamik, egal ob beim Bass oder den Umgebungseffekten. Hier und da gibt es einige wirklich gute Effekteinlagen, besonders die überraschenden Schockmomente greifen akustisch sehr beherzt zu, insgesamt fehlt es aber durchgehend an Kraft.
Die Extras
Wer das Glück hat, ein Exemplar der knapp fünfzig Euro teuren Sammleredition zu ergattern, bekommt den Film im schicken Steelbook samt Pappschuber inklusive sechs Artcards. Alle übrigen Extras sind ausschließlich an Bord der Blu-Ray untergebracht, die inhaltsgleich zur Special Collectors Edition ist und dementsprechend leider auch nur das alte Master anzubieten weiß, auf deren Basis auch die Vergleichsbilder entstanden sind.
Dafür gibt es dort eine ganze Palette sehenswerter Extras, unter anderem einen hörenswerten Audiokommentar und das über eineinhalb Stunden lange Making Of, dass jedoch nur in DVD-Qualität vorliegt. Dazu gibt es ein interessantes Feature über einige bisher verloren geglaubte Szenen, abgerundet wird das Bonusmaterial mit Konzeptzeichnungen und einen Einblick in die Entstehung einer Szene.
“Mit Event Horizon ist Regisseur Paul W.S. Anderson einer der wenigen guten Filme seiner bis heute andauernden Karriere geglückt. Dafür hat er Milla Jovovich geheiratet. So ganz unzufrieden dürfte der Brite also trotz Flops wie Monster Hunter und den scheußlich-schlechten Resident-Evil-Filmen nicht sein. Das Frühwerk des gebürtigen Briten lebt auch heute noch von seinen angsteinflößenden Kulissen, der dichten Atmosphäre und guten Darstellerleistungen, obwohl einige der Effekte die Zeit nicht ganz so gut überdauert haben. So schade es ist, dass wir wohl nie in den Genuss einer komplett restaurierten, unzensierten Fassung kommen werden: Was Paramount auf Basis des neuen Masters in nativem 4K abliefert, kann man als definitives Upgrade zur alten Blu-Ray bezeichnen, dass zahlreiche Probleme der Erstveröffentlichung beseitigt. Dafür bleibt der Ton inhaltsgleich und dementsprechend etwas kraftlos und auch bei den Extras sollte man abseits der hochpreisigen Sammleredition kein neues Material erwarten. Wer den Horrorschocker bisher noch nicht gesehen hat, kann spätestens jetzt bedenkenlos zuschlagen.”
Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Paramount Pictures zur Verfügung gestellt worden.
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