Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück

Ein putziger Held, eine charmante Story…viel mehr braucht es manchmal nicht, um erfolgreich zu sein. Kein Wunder also, dass das Sequel zum Überraschungshit auf dem 3DS und der dazugehörigen Filmadaption auf demselben Fundament aufbaut. Eine spielerische Herausforderung sollte man dabei aber zu keinem Zeitpunkt erwarten. Zeit für ein bisschen Ermittlungsarbeit innerhalb unseres Saturday Short. 

Entwickler: Creatures Inc.

Publisher: Nintendo

Plattform: Nintendo Switch

Veröffentlichungsdatum: 06. Oktober 2023

Preis: 45,99€*

Altersfreigabe: ab 0 Jahren

Metacritic | OpenCriticIMDB


Mikrotransaktionen
Ungeschnitten


Neue Abenteuer in Ryme City

Zwei Jahre sind nach den Ereignissen des Vorgängers vergangen und der junge Tim Goodman sucht immer noch verzweifelt nach seinem auf mysteriöse Umstände verschwundenen Vater. Dabei steht ihm sein Gefährte Pikachu weiterhin treu zur Seite. Dass es sich dabei um kein gewöhnliches Exemplar handelt, zeigt sich nicht nur anhand dessen ausgeprägter Koffeinsucht und der auffälligen Kopfbedeckung, denn der gelbhäutige Geselle ist überaus geschwätzig und nur Tim ist imstande, ihn zu verstehen. Nach zahlreichen gelösten Fällen sollen das Detektivduo nun für seine Verdienste an der Stadt ausgezeichnet werden. Die feierliche Zeremonie wird aber gestört und ehe sie sich versehen, finden sich Tim und Pikachu in einem neuen Abenteuer wieder. 

Tim sucht immer noch nach seinem Vater. Wer den Film kennt, weiß darüber schon sehr viel mehr. Vorwissen ist aber grundsätzlich nicht erforderlich, um der Handlung folgen zu können. | Nintendo Switch, Dockmodus

Zugegeben, der erste Fall hat eher den Charakter eines Tutorials, in welchem einem das Spiel die grundlegenden Bedien- und Ermittlungsmechaniken erklärt. Erst mit anschließenden Juwelendiebstahl nimmt die Handlung langsam Fahrt auf und nimmt sich auch anschließend viel Zeit, zum Kern der Geschichte vorzudringen. Die entpuppt sich für versierte Rätsellöser allerdings rasch vorhersehbar und wird anhaltend kindgerecht sowie streng linear erzählt – auf den etwas erwachseneren und unvorhersehbareren Einschlag eines Ace Attorney wird hier zugunsten eines jüngeren Publikums konsequent verzichtet. Während in den Zwischensequenzen ausschließlich Englisch gesprochen wird, besteht ein überwiegender Teil aus Lesearbeit. Die deutsche Übersetzung ist gut, trotzdem wäre eine vollumfassende deutsche Synchronisation gerade in Hinblick auf die Zielgruppe keine schlechte Idee gewesen. 

Am Schauplatz eines Juwelendiebstahls verhören wir Besitzer, Personal und Pokémon, um neue Anhaltspunkte zu erhalten. | Nintendo Switch, Dockmodus

Trotzdem hat mir das Spiel viel Spaß gemacht, was vor allem an den charmanten Protagonisten und dem typischen Serienhumor liegt. Alleine Pikachu, dass sich anhaltend anhört wie ein grantiger Lastwagenfahrer, sorgt für jede Menge Lacher. Wer den Kinofilm gesehen hat, verfügt bereits über einige kritische Infos zum Spielablauf, aber auch ohne Vorwissen kommt man problemlos ins Geschehen und darf anschließend über circa fünfzehn Stunden Detektivarbeit leisten. Spielerisch sollte man aber nicht zu viel erwarten, denn das äußerst simpel gestrickte Gameplay lässt im Grunde keinerlei Raum für Fehler zu. Es reicht für gewöhnlich, sämtliche Orte abzuklappern, alle Dialoge durchzuspielen und sich an den Tatorten genau umzusehen, um die nötigen Hinweise zum Voranschreiten zu erhalten und anschließend die richtige Schlussfolgerung auszuwählen. Liegt man doch einmal daneben, versucht man es einfach nochmal. Die regelmäßig auftauchenden Minispiele verzeihen euch ebenfalls eine ganze Menge, ihr müsst also nie Angst haben, zu versagen. 

Nicht schön, aber zweckdienlich

Als grafisches Grundgerüst dient die Unity Engine, welche zuletzt durch ihre neue Preispolitik für einen vielbeachteten Skandal gesorgt hat. Dass auf deren Basis keine visuellen Wunder möglich sind, war abzusehen. Aber selbst unter diesen Maßstäben und angesichts der begrenzten Leistungsmöglichkeiten der Nintendo Switch ist Meisterdetektiv Pikachu nicht wirklich ein schönes Spiel. In den Umgebungen von Ryme City tummelt sich allenfalls ein Minimum an Passanten und Pokémon, sämtliche Texturen entsprechend höchstens grundlegenden Standards und die Animationen sind in der Regel ziemlich steif. Dennoch kann man sich in der farbenfrohen und insgesamt angenehm abwechslungsreich gestalteten Szenerie wohlfühlen.  

Die gegenwärtige Gefühlslage von Pikachu fängt das Spiel überwiegend gut ein. Die mittelmäßige Texturqualität schafft es dabei nicht einmal ansatzweise auf das Preistreppchen. | Nintendo Switch, Dockmodus

Richtig frei erkunden darf man die Stadt aber leider nicht, denn die jeweiligen Areale verfügen allesamt über künstliche Grenzen und wer die verlässt, findet sich in der Regel rasch gegen eine unsichtbare Wand laufend wieder. Dafür sind die Ladezeiten zwischen den Ortswechseln angenehm kurz ausgefallen. Im Dock schafft die Konsole natives 1080p, aufgrund der Abwesenheit von Kantenglättung wirkt das Spiel aber selbst dort in jedweder Hinsicht ziemlich unruhig an den Rändern. Für unterwegs gibt es dagegen 720p, was nicht viel schlechter aussieht. Erstaunlich ist, wie viel besser das Wasser im Vergleich zu Pokémon Karmesin und Purpur hier aussieht, obwohl man von zeitgemäßer Darstellung immer noch ein ordentliches Stück entfernt ist. Insgesamt bekommt man hier aber grafisch ein sehr ähnliches Erlebnis geboten. 

In diesem kleinen Park tummeln sich zahlreiche Pokémon, auch ein Händler ist vor Ort: Viel dichter wird die Szenerie in der überschaubar bevölkerten Großstadt aber nie. | Nintendo Switch, Dockmodus

Allenfalls zweckdienlich, aber doch mit einem gewissen Charme. Maximal 30 Bilder pro Sekunde sind über beide Modi möglich und werden mit Ausnahme kleinerer Ruckler innerhalb der Zwischensequenzen stabil gehalten. Bei der Bedienung sieht es besser aus, denn egal ob ihr euch mit Pro Controller oder Joy-Con an die Ermittlungen wagt, das simpel gestrickte Eingabeschema bietet über jedwede Peripherie hinweg stets die volle Kontrolle über das Geschehen. Der Soundtrack begleitet einen unaufdringlich am Rande, die restliche Kulisse hätte aber ein bisschen mehr Aktivität vertragen können. Für eine vielbelebte Großstadt wirkt Ryme City nämlich etwas zu still für meinen Geschmack. 

„Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück richtet sich vor allem ein jüngeres Publikum, das wird aber der ersten Sekunde klar. Spielerischer Anspruch ist quasi nicht vorhanden, die Auflösungen der jeweiligen Fälle sind rasch vorhersehbar und die grafische Kulisse präsentiert sich weit hinter dem, was die Switch noch zu leisten imstande ist. Dank erneut liebenswert auftretendem Ermittlerduo sowie gelungen implementiertem Humor kommt man trotzdem auf seine Kosten. Wer es anspruchsvoller mag, bleibt mit der Ace-Attorney-Reihe aber deutlich besser bedient. Und Kids könnten angesichts der nicht vorhandenen deutschen Vertonung und viel Lesearbeit schnell überfordert sein.“

  • Anhaltend charmantes Heldenduo
  • Ohne Vorkenntnisse zur Reihe verständlich
  • Netter Humor
  • Angemessener Umfang
  • Fairer Preis
  • Zugängliche Bedienung
  • Spielerisch nie auch nur ansatzweise fordernd
  • Streng linearer Aufbau
  • Vorhersehbare Lösungen
  • Mittelmäßige Technik
  • Keine deutsche Sprachausgabe

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Nintendo zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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