Wenn sich ein Titel derart lange in der sprichwörtlichen Entwicklungshölle befindet, kommt dabei am Ende in der Regel selten etwas Gutes heraus. Dass es auch anders geht, beweist Granblue Fantasy: Relink dieser Tage eindrucksvoll, denn trotz gewaltiger Konkurrenz sind mittlerweile weltweit über eine Million Exemplare abgesetzt worden. Und auch wir waren im Test trotz mangelnder Vorkenntnisse zur Reihe schnell begeistert.


Entwickler: Cygames | PlatinumGames
Publisher: PLAION
Plattform: PC | PS4 | PS5
Veröffentlichungsdatum: 01. Februar 2024
Preis: ab 59,99€*
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB



Hinweis: Aufgrund der Tatsache, dass die PlayStation-Version beim Betreten des Aufnahmebildschirms sofort das Spiel pausiert, waren wir leider gezwungen, unser Bildmaterial aus zuvor angefertigtem Videomaterial zu beziehen. Die grafische Darstellung der Bilder entspricht daher nicht der tatsächlichen Qualität im Spiel. Wir bitten um Entschuldigung.
Dem Himmel so nah
Granblue Fantasy erzählt die Geschichte des jungen Kriegers Gran, dessen überwiegend friedliches Leben eines Tages völlig auf den Kopf gestellt wird, nachdem er beim Versuch, die flüchtige Lyria vor den Schergen des machtgierigen Imperiums zu retten, tödlich verletzt wird. Nicht gewillt, ihren Retter ohne weiteres der Unterwelt zu überlassen, verknüpft sie ihre eigene Lebensenergie mit der von Gran. Nunmehr untrennbar miteinander verbunden, nehmen die beiden ungleichen Helden entschlossen den Kampf gegen das Imperium auf und scharren dabei mit der Zeit immer mehr Verbündete um sich. In einer magischen Welt mit im Himmel schwebenden Kontinenten dienen gewaltige Luftschiffe als bevorzugtes Fortbewegungsmittel mannigfaltiger Völker. Die gottgleichen Astralbestien, welche einem längst vergangenen Krieg zwischen den vereinten Himmelsreichen und den Astralen entstammen, sollte man dabei jedoch tunlichst umschiffen. Weil Lyria als einzige über die Gabe verfügt, diese Kreaturen zu kontrollieren, wird sie im Verlauf der Reise zur verborgenen Heimat der Astralen immer wieder zum Ziel dunkler Mächte, die sich mit ihren Fähigkeiten zum Herrscher der Welt aufschwingen wollen.

Und genau hier beginnt Granblue Fantasy: Relink. Nach dem Niedergang des Imperiums sucht die Crew der Grandcypher weiterhin nach Möglichkeiten, Lyria zurück nach Hause zu bringen. Dabei werden Gran und Co. plötzlich von Monstern angegriffen und beschwören kurzerhand die Astralbestie Bahamut zu ihrer Unterstützung. Zwar kann es das geflügelte Ungetüm problemlos mit den Angreifern aufnehmen, wendet sich dann aber plötzlich gegen seine Meisterin. Nur mit vereinten Kräften gelingt es der Crew, die außer Kontrolle geratene Bestie zu bändigen, an eine Weiterreise ist angesichts der völlig demolierten Grandcypher allerdings nicht zu denken. So müssen die Helden notgedrungen einen Zwischenstopp im Himmelskönigreich Zegagrande einlegen. Während das Luftschiff mit einigen Dutzend neuer Bretter ausgestattet wird, entschließt sich die Crew kurzerhand, dem Einheimischen Rolan bei einem weiteren Astralbestienproblem zu helfen – und gerät dabei in eine sorgfältig vorbereitete Falle: Lilith, die Anführerin eines fanatischen Kultes, will ebenfalls in das Astralreich gelangen und betrachtet Lyria als Schlüssel dazu. Gran und seine Freunde müssen schließlich hilflos zusehen, wie die blauhaarige Magierin von den überlegenen Feinden verschleppt wird…

Was folgt, ist ein knapp zwanzigstündige Geschichte, an deren Ende nicht weniger auf dem Spiel steht als das Schicksal einer ganzen Welt – für ein JRPG ist das überraschend wenig. Inhaltlich muss man sich eher auf Durchschnittskost einstellen, die viel Bekanntes liefert und überwiegend vorhersehbar ist. Erschwerend hinzu kommt, dass die komplette Welt mitsamt ihrer Bewohner von Anfang an als voll etabliert dargestellt wird, was den Einstieg für Nichtkenner ziemlich schwer gestaltet. Das haben wohl auch die Entwickler bemerkt und ein Glossar eingefügt, welches besondere Begriffe auf Wunsch direkt während der Dialoge erklärt, aber auch jederzeit separat über das Hauptmenü aufgerufen werden kann. Der eher dünnen Handlung steht eine filmreife Inszenierung voller atemberaubender Action gegenüber, für die man im japanischen Originalton sämtliche Sprecher aus der dazugehörigen Animeserie verpflichten konnte. Und auch die englischen Sprecher machen keinen schlechten Job. Dazu gibt es sauber lokalisierte deutsche Texte und einen großartigen Soundtrack. Trotz erzählerischer Schwächen: Näher als hier kommt man an einen spielbaren Kinofilm aus japanischen Animationsgefilden momentan nicht heran.
Ein JRPG für (fast) jeden Anspruch
Granblue Fantasy: Relink ist kein Spiel für Leute auf der Suche nach einer waschechten Herausforderung, welche bevorzugt jeden Aspekt eines Charakters bis ins letzte Detail anpassen möchten, sondern schreibt sich stattdessen eher Vielseitigkeit – und zwar die gute Form davon – sowie Zugänglichkeit auf sein Banner. Die Menüs präsentieren sich angenehm übersichtlich und auch das Erlernen neuer Fähigkeiten bzw. das Verbessern von Statuswerten geht dank aufgeräumter Talentbäume leicht von der Hand. Falls ihr dabei doch einmal einen falschen Zweig gewählt habt, könnt ihr bereits ausgegebene Punkte problemlos zurücksetzen. Anlegbare Ausrüstung beschränkt sich auf Waffen und diverse Accessoires. Beides könnt ihr bei jedem Schmied gegen die entsprechenden Komponenten und ausreichend Rupien herstellen lassen oder das bestehende Equipment weiter verbessern. Zu den drei grundsätzlich gut ausbalancierten Schwierigkeitsgraden lassen sich auf Wunsch weitere Hilfen zuschalten, mit denen sich der Titel im wahrsten Sinne des Wortes nahezu von selbst spielt.

Neben der Grundbesatzung der Grandcypher könnt ihr im weiteren Verlauf viele zusätzliche Teammitglieder rekrutieren, welche allesamt über komplett eigene Fähigkeiten verfügen und eine wertvolle Ergänzung im Kampf darstellen, andererseits aber nie in die eigentliche Geschichte eingebunden werden. Einige der härtesten Gegner im Spiel begegnen euch erst nach Abschluss der eigentlichen Geschichte und verlangen nach einer gut gerüsteten Truppe, was mit einem gewissen Grind verbunden ist. Falls ihr daran nicht interessiert seid, könnt ihr diese optionalen Herausforderungen natürlich auch einfach ignorieren, verpasst dafür aber ein paar extrem epische Schlachten.
Granblue Fantasy: Relink bietet innerhalb seiner Mikrotransaktionen primär alternative Kostüme an. Auch ein Paket mit zusätzlicher Währung, einigen Erfahrungspunkten und einer guten Startwaffe für Gran kann gegen zusätzliches Geld erworben werden. Nichts davon wirkt sich negativ auf den Spielfluss auf. Wir verzichten daher auf eine zusätzliche Abwertung.
Alternativ stürzt ihr euch nach einmaligen Durchspielen via Neues Spiel Plus einfach erneut ins Getümmel oder spielen ihre einzelnen Lieblingskapitel einfach nochmal mit einem anderen Setup. Außerdem stehen euch mit der Zeit immer mehr Quests bei der Abenteurergilde zur Verfügung, deren Abschluss euch je nach Effizienz mit jeder Menge Erfahrung, Währung und Herstellungsmaterialien belohnt. Als nette Dreingabe könnt ihr euch dafür sogar online einen Mitspieler suchen.
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Gekämpft wird im Spiel ausschließlich in Echtzeit. Hier wird überwiegend ganz klassische JRPG-Kost geboten: Standardangriffe lassen sich zum mächtigen Kombos verketten und anschließend mit mächtigen Abschlussattacken auflösen. Einige Charaktere eignen sich primär für den Nahkampf, während andere eher auf Distanz effektiv sind. Im Kampf könnt ihr jederzeit zwischen den einzelnen Partymitgliedern hin- und herwechseln. Ärgerlich: Pro Charakter dürft ihr maximal vier Spezialangriffe einpacken, was gemessen am Angebot einfach viel zu wenig ist. Ihr müsst euch also zwangsläufig entscheiden, ob ihr komplett auf Schaden setzen wollt, oder eine entsprechende Fähigkeit im Tausch für nützliche Stärkungs- oder Schwächungszauber opfert. Auch solltet ihr bei eurer Zusammenstellung auf mögliche elementare Anfälligkeiten eurer kommenden Gegner achten. Geht einer eurer Charaktere während des Kampfes zu Boden, verbleibt euch ein kurzes Fenster zur Wiederbelebung, Heilobjekte aller Art werden bei jedem Missionsstart automatisch aufgefüllt und müssen nicht jedes Mal umständlich beim Händler eingekauft werden.

Mein persönliches Highlight innerhalb der Kämpfe sind die sogenannten Link-Mechaniken. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Energieleiste, die ihr durch Angriffe aller Art nach und nach aufladen könnt, um zeitnahe eine besonders mächtigen und visuell opulent dargestellten Spezialattacke zu entfesseln. Jeder Charakter verfügt über einen persönlichen Link. Wenn es euch gelingt, diese direkt hintereinander zu entfesseln, aktiviert ihr den Full Burst und richtet nochmal massig Extraschaden an. Den richtigen Moment dafür abzuwarten kann kampfentscheidend sein, denn während geschockte Gegner für einen Moment benommen am Boden liegen und mehr Schaden kassieren, dreht sich das Blatt während der regelmäßigen Overdrives gegen euch. Dann nämlich sind es die finsteren Schergen, die in einem kurzen Kampfrausch die schlimmsten Kellen austeilen – hier empfiehlt es sich, in die Defensive zu gehen und durchzuhalten, bis die Kolosse sich wieder beruhigt haben. Besonders die gewaltigen Bosse verfügen über derart mächtige Overdrives, dass sie eure Party auch auf einfacheren Schwierigkeiten schnell in den Tod reißen können, wenn ihr nicht zeitig das Weite sucht.
Im Effektrausch
Granblue Fantasy: Relink hat wie eingangs erwähnt eine schwierige Produktionsgeschichte hinter sich. Bereits 2016 als Kooperation zwischen Cygames und PlatinumGames angekündigt, stiegen letztere nach drei Jahren aus dem Projekt aus. Cygames waren gezwungen, das Spiel selbst fertigzustellen. Diese lange Entwicklungszeit macht sich vor allem auf der technischen Ebene bemerkbar, denn obwohl die hauseigene Engine für eine opulente Effektkulisse sorgt, kann einen der allgemeine Comiclook nicht mehr voll überzeugen. Lediglich die belebten Städte stechen wirklich aus der Masse heraus. Selbst ein 2021 veröffentlichtes Dragonball Z: Kakarot sieht bei ähnlicher Optik deutlich hübscher aus. Besonders die Charaktermodelle wirken eher detail- und ausdrucksarm. In Sachen Beleuchtung hinkt das Spiel dem aktuellen Zeitgeist ebenfalls hinterher. Im Leistungsmodus der PlayStation 5 werden selbst bei maximalem Effektgewitter durchgehend geschmeidige 60 Bilder pro Sekunde erzielt, dafür müsst ihr hier mit lediglich 1080p Vorlieb nehmen, was man aus zwei Metern Entfernung und mehr aber kaum wahrnimmt.

Alternativ steht euch ein Grafikmodus zur Verfügung, welcher 4K anpeilt, dafür jedoch wie so oft die Bildrate halbiert. Weil die Kämpfe sehr von der hohen Geschwindigkeit profitieren, empfehle ich trotz Abstrichen den Leistungsmodus. Auf PlayStation 4 habt ihr diese Wahl nicht, dort sind ebenfalls 1080p möglich, die aber anhaltend nur bei maximal 30 Frames pro Sekunde. Auf der veralteten Hardware kommt es in rechenlastigen Momenten regelmäßig zu Rucklern und auch auf merklich längere Ladezeiten müsst ihr euch dort einstellen. Wer auf Kompromisse dieser Art verzichten möchte, erhält mit der sehr solide optimierten PC-Version eine geeignete Portierung. Die Bedienung ist eindeutig auf Gamepads ausgelegt und geht ohne großes Fingerverdrehen von der Hand. Die Macher nutzen vor allem die haptischen Features des DualSense sehr gut aus. Weniger empfehlenswert ist dagegen die Bedienung mit Maus und Tastatur, dort wird es spätestens bei größeren Gefechten schnell unübersichtlich.

„Zugegeben, Granblue Fantasy: Relink erfindet das Rad im JRPG-Genre nicht neu und die lange Entwicklungszeit sieht man dem Spiel besonders optisch viel zu oft an. Auch inhaltlich wird hier keine revolutionäre Kost aufgetischt. Die klasse inszenierten Kämpfe mitsamt hervorragender Spielbarkeit sorgen jedoch dafür, dass man über diese Mankos einigermaßen gut hinwegsehen kann. Dass das Spektakel nach circa zwanzig Stunden schon wieder vorbei ist, stößt da schon eher sauer auf. Bis dahin kommen Genrefans aber definitiv auf ihre Kosten. Mir hat der Ausflug nach Zegagrande trotz aller Kritikpunkte eine Menge Spaß gemacht. Bis zur nächsten Reise auf der Grandcypher will ich aber nicht wieder acht Jahre warten müssen.“


- Eng an die Serienadaption angelehnter Look
- Satte Effektkulissen
- Abwechslungsreiche Areale
- Gut gemachte Zwischensequenzen
- Opulent inszenierte Full-Burst-Angriffe
- Angenehm zugängliches Kampfsystem
- Nützliche Rekruten
- Epische, abwechslungsreiche Bosskämpfe
- Drei fair ausbalancierte Schwierigkeitsstufen
- Gut ins Geschehen eingebettete Tutorials
- Optionale Hilfen zuschaltbar
- Glossar direkt innerhalb der Dialoge aufrufbar
- Hervorragende japanische und gute englische Sprecher
- Sauber lokalisierte Untertitel
- Filmreifer Soundtrack
- Übersichtliche Menüs
- Abenteuermissionen mit funktioneller Koop-Komponente
- Zugängliche Bedienung via Gamepad
- Gut ausgenutztes DualSense-Features

- Technisch oft nicht mehr auf der Höhe der Zeit
- Mittelmäßige Story ohne große Überraschungen
- Linearer Spielablauf bietet kaum Freiheiten
- Dialogentscheidungen wirken aufgesetzt und wirken sich nicht auf die Handlung aus
- Hintergründe der einzelnen Charakteren sowie bisherige Ereignisse hätten interaktiver beleuchtet werden können
- Für ein JRPG mit acht Jahren Entwicklungszeit überraschend kurz
- Rekrutierte Charaktere werden in handlungsrelevanten Sequenzen nicht beachtet
- Uninteressant erzählte Nebenmissionen
- Zum Ende arg grindlastig
- Nur vier aktive Spezialfertigkeiten pro Charakter
- Suboptimale Maus- und Tastatursteuerung
- Leistungsmodus auf PlayStation 5 löst lediglich in 1080p auf

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Cygames zur Verfügung gestellt worden.
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