Auch Jahre nach seinem ursprünglichen Release zählt Forza Horizon 5 immer noch zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Was bisher ausschließlich XBOX und PC zugänglich gewesen ist, schickt sich nun endlich auch an, die PlayStation 5 zu erobern und den dort etablierten Platzhirschen ordentlichen Konkurrenz zu machen. Grund genug für uns, die bestehende Rezension aus dem Archiv zu kramen und nochmal komplett zu überarbeiten.


Entwickler: Playground Games | Turn 10 Studios | Panic Button
Publisher: XBOX Game Studios
Plattform: PC | XB1| XBS | PS5
Veröffentlichungsdatum: ab 1. November 2021
Preis: ab 69,99€*
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB



Bienvenidos a la tierra de los cactus!
Erfolg kann eine fiese Bitch sein. Gerade erst haben wir das letzte Horizon-Festival gewonnen, da rufen die Macher auch schon die nächste Runde aus – der eigentlich verdiente Urlaub muss also noch ein wenig warten. Oder etwa doch nicht? Schließlich wird das Festival dieses Mal im sonnigen Mexiko ausgetragen. Sandstrände vor der Kulisse eines strahlend blauen Ozeans, malerische Gebirgsketten, Dschungellandschaften inklusive alter Tempelruinen und sogar ein aktiver Vulkan, all das klingt nach verdammt tollen Ferien. Aber natürlich wollen wir vor Ort nicht mit einem exotischen Drink in der Hand an unserer Bräune arbeiten, sondern Events gewinnen! Und von denen bietet Forza Horizon 5 wahrlich mehr als genug. Egal ob auf der Straße am Steuer eines Luxussportwagens oder querfeldein im Buggy, die Möglichkeiten sind quasi endlos.

Über achthundert voll lizensierte Karossen namhafter Hersteller warten darauf, von euch über die Kurse gehetzt zu werden. Spielerische Freiheit wird dabei wie immer ganz groß geschrieben, denn mit welcher Fahrzeugklasse ihr antreten wollt, bleibt stets ganz eurer persönlichen Präferenz überlassen, das Spiel gibt lediglich eine Empfehlung aus, an die man sich aber nicht zwingend halten muss. Dass es ein Supersportwagen auf schlammigen Pisten aber ungleich schwerer hat als ein Geländefahrzeug, sollte man aber in seine Überlegungen dann doch einkalkulieren. Und wenn es dann trotz perfektem Setup mal nicht so wie geplant läuft, gibt es ja immer noch die praktische Rückspulfunktion, mit der sich jeder Fahrfehler sofort wieder ausbügeln lässt.

Das Belohnungsgefühl ist dabei immer hoch, ganz gleich auf welcher Schwierigkeit ihr spielt. In Forza Horizon 5 gibt es kaum eine Aktion, die nicht in irgendeiner Form belohnt wird – hier übrigens sogar noch mehr als im Vorgänger, alleine schon weil die Belohnungen am Glücksrad nun durchgehend hochwertiger ausfallen und dabei nicht mehr hauptsächlich Klamotten für euren Avatar ausgeworfen werden. Habt ihr genügend Erfahrungspunkte angehäuft, schalten sich nach und nach besondere Etappenziele im Rahmen der rudimentären Story frei. Hier geht es vor allem darum, das Festival nach und nach ins ganze Land zu tragen und neue Ballungszentren zu erschließen, die im Anschluss wieder eine ganze Palette an frischen Events mit besonderen Schwerpunkten offerieren.
Unendlich viel zu tun
Mag die Karte zu Beginn noch überraschend leer wirken, ertrinkt ihr spätestens nach ein paar Stunden im Spiel an frei wählbaren Herausforderungen aller Art. Dazu zählen übrigens nicht nur die regulären Rennen, sondern auch hunderte Nebenbeschäftigungen, darunter zum Beispiel Blitzer- und Sprungherausforderungen. Und natürlich haben die Festivalbosse auch in Mexiko tonnenweise Holzschilder für XP-Boni und Schnellreiserabatte aufgestellt, von denen manche aber nicht einfach zu erreichen sind. Für Serienveteranen dürfte das aber kein Problem darstellen.

Wer die Landschaft besonders aufmerksam erkundet, findet in verlassenen Scheunen möglicherweise einzigartige Neuzugänge für den hauseigenen Fuhrpark. Kurzum, Forza Horizon 5 versteht es wie schon der Vorgänger meisterhaft, euch in einem stetigen Beschäftigungsfluss festzuhalten, der auch nach vielen Stunden noch zu motivieren weiß. Dass die Rahmenhandlung dabei qualitativ weit hinter dem Rest zurückliegt und die Akteure in Sachen Coolness allesamt über der erträglichen Schmerzgrenze agieren, kann man dem Spiel da durchaus verzeihen.

Egal wo man sich gerade auf der weitläufigen Karte tummeln mag, in der Welt von Forza Horizon 5 fühlt man sich nie alleine. Nicht nur, dass wir es innerhalb der Events regelmäßig mit den virtuellen Ablegern unserer Freundesliste zu tun kriegen (dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob diese das Spiel tatsächlich besitzen oder nicht), auch abseits davon vergeht kaum eine Minute, in der nicht mindestens ein anderer Fahrer an uns vorbeidüst. Und weil es bei Horizon nicht nur darum geht, Rennwagen aus aller Welt zusammenzubringen, sondern auch deren Fahrer, können wir über die optionale neue Link-Funktion jederzeit Ausschau nach Gleichgesinnten halten, über zugängliche Emotes miteinander in Kontakt treten und uns auf Wunsch für eine gemeinsame Runde zusammenschließen.

Praktisch ist das allemal, denn manche Events lassen sich tatsächlich nur in Gruppen absolvieren. Die Eliminator Challenges sowie die gelegentlich aufpoppenden kooperativen Events sind natürlich auch wieder mit dabei. Solisten müssen sich aber keine Sorgen machen, denn all das ist komplett freiwillig, 99% aller Inhalte des Spiels kann man problemlos alleine absolvieren. Crossplay ist ebenfalls mit an Bord, so dass Neuankömmlinge auf PlayStation 5 auf Wunsch problemlos mit anderen Plattformen zusammenspielen können. Hier wird vor Spielstart aber zwangsläufig ein XBOX-Konto vorausgesetzt, was für bestehende Konten zumindest den Vorteil mitbringt, dass bereits erzielte Fortschritte gleich auf die neue Konsole übernommen werden.
Heiter bis wolkig
So richtig lebendig wirkt das virtuelle Mexiko außerhalb der vollen Zuschauerränge innerhalb der Knotenpunkte nie. Es mangelt an größeren Hotspots, wie sie der Vorgänger noch geboten hat. In Sachen allgemeiner Abwechslung kann es das dortige Schottland dafür nicht mit dem aktuellen Ableger aufnehmen. Keines der neun Biome gleicht optisch dem anderen, und dann ist da noch das wohl schönste dynamische Wettersystem, dass man je in einem Rennspiel bestaunen durfte. Statt sich von einer Sekunde auf die andere plötzlich in einem handfesten Unwetter oder Sandsturm wiederzufinden, die sich irgendwann wie durch Zauberhand wieder auflösen, baut Forza Horizon 5 diese Highlights mit nahezu knisternder Spannung langsam auf.

Erst ziehen in einiger Entfernung dunkle Wolken auf, es folgen Blitzgewitter und erste Tropen, bis der Sturm schließlich seine volle Macht entfesselt. Das sieht auch mehrere Jahre nach dem ursprünglichen Release immer noch fantastisch aus. All das dient aber nicht nur der Schaffung optischer Orgasmen, sondern wirkt sich auch spürbar auf das Fahrverhalten aus. Bremswege werden länger, Kurven sind spürbar schwieriger zu nehmen, während ihr inmitten der Sandstürme auf stark beschränkte Sicht fahren müsst. Grundsätzlich gelingt es Forza Horizon 5 einmal mehr, spielerisch einen nahezu perfekten Spagat zwischen Simulation und Arcade zu gehen.

Einsteiger und Profis werden sich hier gleichermaßen wohl fühlen, die zahlreichen Möglichkeiten zur individuellen Anpassung des Schwierigkeitsgrades sind vorbildlich. Weiterhin analysiert das Spiel eure Leistungen im Hintergrund und empfiehlt regelmäßig Justierungen. Wer sich in kniffligere Gefilde stürzt, darf sich über höhere Geldbelohnungen freuen. Aber auch wer konstant auf einfacheren Stufen spielt, wird nicht am Hungertuch nagen: Die Ausschüttung der Währung ist stets fair und ermöglicht es euch regelmäßig, beim Autohändler oder im Auktionshaus nach neuen Boliden Ausschau zu halten.
Vom Klassiker bis zur Moderne
Bei so vielen verschiedenen Fahrzeugen kann man wahrscheinlich davon ausgehen, dass unter der schicken Karosserie nicht viel vorhanden ist. Weit gefehlt, denn dank der Zusammenarbeit mit den seit jeher für die Forza-Motorsport-Reihe verantwortlichen Turn 10 Studios warten Ferrari, Lamborghini, Ford und Co. mit der gleichen Detailverliebt auf, die sonst nur ein waschechter Simulator bieten kann. Jedes Fahrzeug wurde bis in die letzten Innendraumdetails liebevoll nachgebaut, verfügt über ein komplett eigenes Fahrgefühl und nicht zuletzt über einen einzigartigen Motorensound.

Dank ForzaVista könnt ihr jedes einzelne Vehikel wie in einem echten Autohaus umwandern und dann ganz nach Wunsch von innen und außen erkunden. Hinzu kommt, dass die meisten Knöpfe und Schalter komplett funktionsfähig sind. Den Motor anzulassen oder die Lichtanlage auszutesten ist also kein Problem.
Forza Horizon 5 erscheint zum Release auf PlayStation 5 in den gleichen Edition wie auf PC und XBOX. Während die Premium Edition auch die Hot-Wheels- und Rally-Erweiterungen sowie viele zusätzliche Boliden an Bord hat, müssen Käufer der siebzig Euro teuren Standard Edition diese fehlenden Inhalte gebührenpflichtig nachrüsten. Für ein im Kern mittlerweile über vier Jahre altes Spiel hätten wir uns eine etwas fairere Preisgestaltung gewünscht.
Der vorbildlich implementierte Fotomodus erlaubt euch im Anschluss, euer Traumauto in fast fotorealistischer Bildform festzuhalten. Auf PC, XBOX Series X|S und PlayStation 5 kommt hier sogar Raytracing zum Einsatz, was für noch lebensechtere Oberflächenspiegelungen sorgt. Nur die PlayStation 5 Pro bietet dasselbe Feature auch im regulären Spielbetrieb an, dies allerdings nur im Grafikmodus.

Weil der jedoch auf maximal 30 Bilder pro Sekunde beschränkt ist und das für dieses Genre maßgeblich entscheidende Geschwindigkeitsgefühl merklich einschränkt, ist das in meinen Augen kein ausschlaggebender Grund für einen Wechsel vom immer noch sehr attraktiven Leistungsmodus. Hier profitiert die PlayStation 5 Pro ebenfalls von einer etwas besseren Gesamtdarstellung, nähert sich dem Grafikmodus der XBOX Series X (vor allem bei der Vegetationsdichte) deutlich an und liefert dabei auch ohne Einsatz von PSSR ein wunderbar scharfes Bild bei gleichzeitig geschmeidigen Bildraten für eine bestmögliche Spielerfahrung, welche lediglich von einem gut bestückten PC nochmal hauchfein überragt wird. Forza Horizon 5 kann in dieser Form grafisch immer noch mühelos mit aktuelleren Genrevertretern mithalten und überragt diese stellenweise sogar.

Während sich Forza Horizon 5 auf technischer Ebene als eine anhaltend runde Erfahrung entpuppt, lässt der mitgelieferte Editor zur Erstellung des eigenen Avatars anhaltend viel Raum für Erweiterungen offen. Denn auch eine immense Auswahl an Prothesen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die allgemeinen Möglichkeiten sich allenfalls auf ein absolutes Minimum beschränken. Klar, die meiste Zeit verbringen wir am Steuer eines Fahrzeugs, da sieht man allerhöchstens die Unterarme am Lenkrad. Aber gerade während der vielen Zwischensequenzen fällt es einem dann doch schwer, mit dem eigenen Fahrer zu connecten, weil man schon sehr viel Glück haben muss, um den potenziell umsetzbaren Ergebnissen wirklich ähnlich zu sehen.
Hinter dem Horizont
Zu den kleineren Unzulänglichkeiten gesellen sich ab an und an auch mal ein paar ausgewachsenere. Besonders die wankelmütige K.I. bleibt auch im fünften Teil der Reihe ein konstantes Problem. Manchmal fahren die Kontrahenten stur Ideallinie und nutzen auch unfaire Tricks, um uns von der Strecke zu schieben, ein anderes Mal holen sie plötzlich aus weit abgeschlagener Entfernung kurz vor der Ziellinie nochmal schlagartig auf oder ziehen auf die letzten Meter plötzlich an uns vorbei. Nachvollziehbar ist nichts davon, allerdings ist in diesem Verhalten auch keine Konstante zu erkennen. Der Schwierigkeitsgrad scheint dafür jedenfalls nicht ausschlaggebend zu sein. Mal klappt ein Rennen problemlos, manchmal eben nicht.

Die Serverprobleme, die einen seinerzeit zum Launch noch regelmäßig geplagt haben, gehören dankbarerweise längst der Vergangenheit an. Während unserer Testphase auf PlayStation 5 Pro kam es weder zu Verbindungsabbrüchen, noch zu anderen serverbedingten Schwierigkeiten. Anhaltend geärgert haben wir uns dafür über die immer noch viel zu verschachtelten Menüs. Damals wie heute verirrt man sich im Angesicht unzähliger Optionen immer noch schneller als der Drachenlord auf das Arbeitsamt („…Forza ist feddich runtergeladne!“). Es ist natürlich lobenswert, nahezu jeden Aspekt der Spielerfahrung seinen persönlichen Präferenzen anpassen zu können. Es mangelt nur akut an Übersicht. Auf der PlayStation 5 nutzt Forza Horizon 5 das haptische Feedback des DualSense voll aus und hebt die immersive Erfahrung nochmal auf ein komplett neues Level. Eine Vielzahl von Lenkrädern wird ebenfalls unterstützt, waschechte Rennsportenthusiasten kommen hier ebenfalls voll auf ihre Kosten.

Ausnahmslos auf allen Plattformen überzeugt die exzellente Klangkulisse. Über ein gutes Heimkinosystem kommen die satten Motorensounds toll zur Geltung, inmitten eines Sturms gibt es Aktivität von allen Seiten und die verschiedenen Radiostationen warten nicht nur mit gut gewählten deutschen Sprechern auf, sondern auch mit einer facettenreichen Auswahl namhafter Interpreten. Zusätzlich sehr cool: Die Ansager reagieren direkt auf eure Abenteuer in der Welt und sprechen euch je nach Wahl sogar mit eurem Vornamen an.

„Gran Turismo und Co. sollten sich warm anziehen, denn obwohl Forza Horizon 5 im Kern keine knallharte Simulation ist, zählen Umfang und Gameplay immer noch zum Besten, was der Markt gegenwärtig hergibt. Wer bisher noch nicht durch das immer noch wunderschön nachgebildete Mexiko gedüst ist, darf sich auf genug Beschäftigung für mehrere Monate freuen, während die exzellente – aber für Besitzer der Standard Edition weiterhin nur separat erhältlichen – Erweiterungen das bestehende Konzept auf teils aberwitzige Weise um viele zusätzliche Stunden Spielspaß bereichern. Die fantastische Zugänglichkeit, tolle Communityfeatures sowie ein motivierendes Belohnungssystem runden die Erfahrung optimal ab. Die Möglichkeiten der PlayStation 5 Pro hätte man zwar hier und da noch etwas besser ausnutzen können und auch kleinere Mankos verbleiben, einer insgesamt grandiosen Rennerfahrung steht all das aber zu keinem Zeitpunkt im Wege.“


- Gewaltige, abwechslungsreiche Spielwelt
- Neun komplett unterschiedlich designte Biome
- Wunderschönes dynamisches Wetter inklusive Tag- und Nachtzyklen
- Fantastische Panoramen
- Sehr ansehnliche Reflektionen, auch ohne Raytracing
- Schicke Beleuchtung
- Unmengen verschiedenener Events und Nebenbeschäftigungen
- Über achthundert voll lizensierte Fahrzeuge…
- …die ihren Originalen bis ins letzte Detail liebevoll nachempfunden worden sind (DLC miteingerechnet)
- Perfekte Gameplaybalance zwischen Arcade und Simulation
- ForzaVista als fast fotorealistisches Automuseum
- Zugängliches Eventlab sorgt quasi für unendlichen Nachschub an Aktivitäten
- Link-Modus sorgt für das problemlose Knüpfen neuer Bekanntschaften
- Motivierendes Fortschrittsystem, welches fast jede Aktion im Spiel belohnt
- Für jeden Anspruch optimal konfigurierbar
- Umfangreicher Fotomodus
- Satte Motorensounds
- Wunderbar dynamische Klangkulisse, besonders über Heimkinoanlagen
- Abwechslungsreiche Playlists
- Exzellent vertonte Radioansager…
- …die immer wieder auf unsere Leistungen reagieren
- Hervorragende Bedienung via Gamepad und Lenkrad über sämtliche Plattformen

- Abseits der Spieleravatare nur sehr wenig Leben auf den Straßen
- Unansehnliche Spieler- und Charaktermodelle…
- …was maßgeblich auch am schwachen Editor liegt
- Belanglose Rahmenhandlung
- Wankelmütige KI, die nicht immer nachvollziehbar und fair agiert
- Für ein über vier Jahre altes Spiel auf PlayStation 5 schlicht zu teuer
- Konsolenfassungen inklusive PlayStation 5 mit gelegentlich wahrnehmbaren Pop-up’s
- Schadensmodell wie so oft nur rudimentärer Natur
- Teils arg verschachtelte Menüs
- Unpräzise Maus- und Tastaturbedienung




Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von XBOX Game Studios zur Verfügung gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
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