Der Film
Fujiko, die das Tagebuch derweil an ihre Auftraggeber ausgehändigt hat, ahnt nicht, dass sie damit einem uralten nationalsozialistischen Geheimbund namens Ahnenerbe die letzten nötigen Hinweise zu einer Sache namens Eclipse in die Hände gespielt hat. Angeführt von dem mittlerweile greisen Lambert und dem undurchschaubaren Geralt erhofft sich die Gruppierung mit dessen Macht eine Wiederauferstehung des Dritten Reichs. Doch Lupin bleibt dem Tagebuch weiter auf den Fersen und schafft es nach einer erneuten Begegnung mit Laetitia, die sich als Mündel von Lambert entpuppt und viel lieber Archäologin als Erfüllungsgehilfin sein möchte, das Rätsel um dessen Schloss zu lösen. Dabei stellt sich zufällig heraus, dass die Familiengeschichte von Lupin und Laetitia einige unfassbare Parallelen aufweist, in deren Mittelpunkt Bresson zu stehen scheint.
Zusammen mit dem Rest der Gaunerbande und der tatkräftigen Mithilfe alter Freunde (und Feinde) will Lupin nun verhindern, dass Eclipse in die falschen Hände gelangt. Der Beginn einer wahren Odyssee. Das Schicksal der Welt in den Händen des größten Chaotenhaufen unter der Sonne…was kann da schon schiefgehen?
Die Rezension
Schon lange hegte der Serienschöpfer Monkey Punch den Traum, seine größte Kreation irgendwann mal als komplett computeranimiertes Abenteuer auf der großen Leinwand bewundern zu können. Dessen Verwirklichung konnte der Künstler leider nicht mehr selbst erleben: Monkey Punch alias Kazuhiko Kato starb Anfang 2019 mit einundachtzig Jahren. Sein Vermächtnis lebt weiter, denn genau vierzig Jahre nach der Uraufführung des legendären Trickfilms The Castle of Cagliostro und über zwanzig Jahre nach seinem letzten Kinofilm kehrte Lupin III in die Lichtspielhäuser Japans zurück. Mit gutem Erfolg übrigens: Über eine Milliarde Yen Einspielergebnis und überwiegend gute Kritiken waren das Ergebnis sämtlicher Bemühungen von Regisseur Takashi Yamazaki und seinem Team.
Dass es in Zukunft weitere Abenteuer in dieser Form gibt, ist also gar nicht so unwahrscheinlich. Warum auch nicht, denn animationstechnisch agiert der Film von Anfang bis Ende auf sehr gutem Niveau, der gewohnt fantastische Soundtrack von Yuji Ohno untermalt das Geschehen wie immer optimal und auch die Gags zünden überwiegend gelungen. Wer es zudem satt hat, nur noch Minions, singende Tiere und Co. zu sehen, dürfte hier gut bedient werden. Vorwissen muss man dabei übrigens nicht mitbringen, weshalb sich der Film gleichzeitig prima für alljene eignet, die einen guten Einstieg in die kaum mehr überschaubare Welt von Lupin III. suchen. Falls man davon im Anschluss an den etwas über neunzig Minuten langen Film hat, bietet KAZÉ mit der frisch erschienen OVA-Collection Fujiko Mines Lüge spannenden Nachschub zum kleinen Preis – diesen dann jedoch wieder im klassischen Zeichentrickformat.
So ganz ohne Kritik kommt Lupin III. – The First bei allem Wohlwollen aber nicht davon. Ideentechnisch erfinden die Macher das Rad hier nämlich keineswegs neu. Nicht nur, dass man sich teilweise munter bei Klassikern wie dem bereits erwähnten The Castle of Cagliostro bedient hat (was Kennern immerhin ein paar coole Referenzen liefert), auch sonst hat man quasi in jedes Franchise gegriffen, welches sich auch nur ansatzweise in ähnliche Richtungen orientiert. Indiana Jones, Tomb Raider und Konsorten dienen sicher nur zufällig als Vorbild. Trotzdem hat mich der Film sehr gut unterhalten und macht definitiv Lust auf mehr. Für ein jüngeres Publikum ist das Werk aber nur bedingt tauglich, denn neben einigen düsteren Szenen dürften auch die Hintergründe der Schurken nicht einfach zu begreifen sein.
Die Blu-Ray
Was ein waschechtes Kinoabenteuer ist, verdient natürlich auch eine angemessene Auswertung. Für die sorgt KAZÉ im Bildsegment mit einem Transfer in nativen 1080p, der wirklich keine Wünsche offenlässt: Durchgehend hohe Schärfewerte, sattwarme Farbpaletten mit zahlreichen Highlights und kräftige Kontraste bilden die Grundlage für eine mehr als nur gelungene Heimkinoveröffentlichung. Artefakte oder andere Störfaktoren sind zu keinem Zeitpunkt aufgefallen.
Und weil wir es hier eben ausnahmsweise mal nicht mit einer Fernsehproduktion zu tun haben, geht man auch beim Sound keine Kompromisse ein, sondern darf sich auf deutschen und japanischen Ton im jeweils verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1 freuen, also waschechtes Heimkinofeeling. Und den liefert die Blu-Ray in der Praxis auch tatsächlich ab! Die zahlreichen Actionszenen werden mit viel Aktivität von allen Seiten begleitet, der Soundtrack wird mit toller Dynamik wiedergegeben und auch die Dialogabmischung lässt keine Wünsche offen. Hier und da hätte ich mir ein bisschen mehr Druck aus dem Subwoofer gewünscht, der dann aber spätestens zum Finale wieder kräftig mitmischen darf.
Die Extras
Fans von Lupin III. dürfen sich freuen, denn die Blu-Ray strotzt nur so voller Bonusmaterial. Fünf Artcards und ein zwanzig Seiten starken Booklet decken die physische Seite der Extras schon recht gut ab, das wahre Highlight bildet jedoch die zusätzliche Disc, welche mit zahlreichen Featurettes rund um die Entstehung des Films aufwartet, von denen ein Teil sogar exklusiv für den deutschsprachigen Markt angefertig worden ist. Das knapp zwanzig Minuten lange Making-Of liefert interessante Hintergründe zur aufwendigen Entstehung, unter anderem den komplexen Weg vom Storyboard bis zur fertigen Animation. In der CG-Gallerie darf man nochmal einige der liebevoll gestalteten Modelle bestaunen. Charaktere haben sich hier zwar nicht eingefunden, dafür aber fast jedes im Film vorhandene Vehikel und noch ein paar kleinere, ebenfalls nicht unbedeutende Dinge.
Weit über eine halbe Stunde Interviews mit Cast und Crew hatten auf der Bonusscheibe ebenfalls noch genug Platz, das Featurette zur japanischen Premiere ist mit knapp über eine Minute Laufzeit dagegen verschwindend kurz geraten. Speziell für den deutschen Markt gibt es zwei Interviews mit der Dialogbuchautorin- und Regisseurin Karin Lehmann, auch Lupins Stammsprecher Peter Flechtner wurde für einige Gedanken zum Projekt vor das Mikrofon gebeten. Gerade letzteres finde ich immer eine sehr schöne Geste, denn die Arbeit der Übersetzer und Sprecher wird leider viel zu selten übersehen. Gute fünfunddreißig Euro muss man für das prall gefüllte Set hinlegen, was in meinen Augen absolut nicht zuviel verlangt ist. Lediglich die schnöde Verpackung als Amaray mit Pappschuber hätte man vielleicht noch etwas aufwerten dürfen.
Fazit
„Anime können die Japaner (logisch, haben sie ja auch erfunden), aber Animation? Klar, das immens hohe Level von Pixar, Illumination und Co. erreichen die Macher mit Lupin III. – The First nicht. Trotzdem präsentiert sich das erste voll animierte Abenteuer des legendären Meisterdiebes als charmant umgesetztes Leinwandspektakel, welches die bekannten Charaktere mit gewohntem Witz und viel Gespür für haarsträubende Situationen hervorragend in Szene zu setzen versteht. Nur beim Storytelling mangelt es weitestgehend an eigenen Ideen, die Anleihen bei anderen Genregrößen sind deutlich spürbar. Spaß macht der Film aber trotzdem. Die dazugehörige Blu-Ray performt in Sachen Bild und Ton nahezu makellos, obendrauf gibt es noch einige teils umfangreiche Extras. Für eine Fortsetzung bin ich definitiv offen – die Verantwortlichen hoffentlich ebenso!“
Quelle Bildmaterial: „©Monkey Punch/2019 LUPIN THE THIRD Film Partners. All rights reserved.“
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