BD: „Fighting with my Family“

                                                  Getestet und verfasst von General M 

                           Quelle Bildmaterial: „Fighting with my Family, ©2019 Universal Pictures. All rights reserved.“ 

                                 Ab 05. September 2019 erhältlich als Blu-Ray und DVD

71N8yb6RNqL. SL1200 Wrestling wird von Außenstehenden gerne als Fake abgetan und nicht selten belächelt. Was diejenigen nicht wissen, wir als Fans aber sehr wohl: Wrestling ist abseits der sportlichen Komponente natürlich vor allem ein Unterhaltungsformat, welches seine vorab gefertigten Stories möglichst spannend in und außerhalb des Rings erzählen will. Manchmal beginnen Erfolgsgeschichten im Wrestlings aber viel früher. Genau davon erzählt Fighting with my Family. Die von Dwayne „The Rock“ Johnson produzierte Filmbiographie beleuchtet nicht nur den Werdegang von WWE-Superstar Paige, sondern auch die Geschichte einer der ungewöhnlichsten Wrestlingfamilien aller Zeiten mit viel Herz und Humor. 

Hinweis: In freundlicher Zusammenarbeit mit Universal Pictures verlosen wir 2x jeweils eine Blu-Ray sowie 1x die DVD zum Film. Teilnahmebedingungen und nähere Infos findet ihr hier

Der Film

Mit gerade mal Achtzehn Jahren ist die mitten in eine Wrestlingfamilie im tiefsten England hineingeborene Saraya Knight (Florence Pugh, kommendes Jahr in der Hauptrolle als Marvel´s Black Widow zu sehen) selbst zur talentierten Wrestlerin herangewachsen. Unter dem Ringnamen Britani und zusammen mit Bruder Zac sowie den ziemlich unkonventionellen Eltern Ricky (Nick Frost, Tomb Raider) und Julia (Lena Headey, Game of Thrones) schlägt sich der bunte Haufen mit dem Betreiben einer kleinen Promotion mehr schlecht als recht durch´s Leben. Da kommt das Angebot zum Tryout für Saraya und Zac bei der WWE, die mit Smackdown! gerade im United Kingdom zu Gast ist, mehr als gelegen. Weil dort aber bereits eine Britani vorhanden ist, wählt Saraya den neuen Ringnamen Paige, als Anlehnung an die Titelfigur einer ihrer Lieblingsserien. 

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Unter dem strengen Auge von WWE Coach Hutch Morgan (Vince Vaughn, Dragged across Concrete) absolvieren die ungleichen Geschwister ihr Tryout, von allen Teilnehmern wird am Ende aber lediglich Saraya eingeladen, sich beim NXT Training Center in den Vereinigten Staaten weiter zu bewähren. Für Zac, dessen großer Traum es immer war, bei der WWE unter Vertrag zu stehen, bricht eine Welt zusammen. Während der frischgebackene Vater daheim im kühlen England immer weiter in Depressionen versinkt, muss Saraya erstmals ganz ohne die Familie am anderen Ende der Welt in einen Wrestlingring steigen. Das Training ist gnadenlos und Saraya passt mit ihrem frechen Mundwerk und ihrem Gothlook kaum in die Riege der ebenfalls von der WWE verpflichteten Models und Cheerleader, die vom Wrestling allesamt überhaupt keine Ahnung haben. Schnell beginnt Saraya daran zu zweifeln, ob der Weg in die WWE überhaupt der Richtige ist, oder ob sie zuhause nicht viel glücklicher wäre. 

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Doch die Familie daheim setzt große Hoffnungen in die einzige Tochter, vor allem Papa Ricky ist längst dabei, seine Tochter erfolgreich im heimischen Norwich zu vermarkten. Erst, als die Familie an Zac´s plötzlichem Verschwinden zu zerbrechen droht, erkennt Saraya, wie wichtig ihr neben das Wrestling wirklich ist. Gegen alle Konventionen schafft sie es tatsächlich, in der WWE Karriere zu machen und wird bereits bei ihrem Debüt im Hauptkader 2014 zur neuen Diva´s Champion gekrönt. Der Beginn einer kleinen Revolution, welche das Antlitz der Women´s Division für immer entscheidend verändern soll…

Die Rezension 

Für Producer Dwayne „The Rock“ Johnson war Fighting with my Family eine Herzensangelegenheit, schließlich entstammt der mittlerweile bestbezahlte Schauspieler der Welt ebenfalls einer Wrestlingfamilie mit langer Tradition. Unter der Regie von Stephen Merchant, der sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeigte und der tatkräftigen Unterstützung der WWE entstand ein berührender und gleichzeitig warmherziger wie humorvoller Film über den Werdegang einer der ikonischsten Wrestlerinnen der Gegenwart und ihre ungewöhnliche Herkunftsgeschichte. Obwohl der Film sich dabei nahe an den Fakten hält, hat man sich bei der Umsetzung dennoch ein paar kleine kreative Freiheiten erlaubt, die vorallem bei detailversessenen Wrestlingfans für den ein oder anderen unfreiwilligen Lacher sorgen könnten. Zum einen existierte NXT zum Zeitpunkt von Saraya´s Reise nach Florida noch gar nicht, zum anderen hatte die WWE damals noch ein ganz anderes Logo. Und auch die vor allem in den Kindheitsjahren gezeigten Gürtel gab es im jeweils dargestellten Design ebenso wenig wie das erst später in dieser Form benannte und dargestellte Smackdown! Live. Außerdem: HDTV´s waren im Jahr 2000 zumindest in heimischen Wohnzimmern auch noch Wunschdenken.

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Aber all das ändert absolut nichts daran, dass man es hier mit einem der besten wrestlingbezogenen Filme seit The Wrestler zu tun hat. Das liegt in erster Linie daran, dass Regisseur Merchant die Geschichte von Saraya nicht explizit als Film über das Wrestling erzählt, sondern als Film über Familie und die Bedeutung von Liebe und Zusammenhalt. Obwohl die sportliche Komponente hier mit viel Liebe zum Detail und damit durchaus auch für Kenner glaubhaft inszeniert worden ist, werden auch Einsteiger in die Welt des Wrestlings nie überfordert. Zwar sieht Zelina Vega nun wirklich gar nicht aus wie AJ Lee, die sie hier als Titelträgerin mimt, aber auch das ist eben eher wieder was für Experten und nichts, woran man sich sonst zu sehr stören müsste. Hervorragend besetzt sind dafür nahezu sämtlichen anderen Rollen. Nick Frost und Lena Headey sind einfach nur grandios als stetig fluchende Kleinbürger, auch Jack Lowden überzeugt als zunehmend von seinen geplatzten Träumen geplagter großer Bruder. Und auch Nachwuchsdarstellerin Florence Pugh leistet einen tollen Job. Neben der frappierenden Ähnlichkeit zum Original überzeugt die Britin durchgehend mit tollen schauspielerischen Qualitäten und wird in Zukunft sicher noch viel von sich hören, bzw. sehen lassen. 

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Fighting with my Family ist ein interessanter Mix aus Wrestling- und Familienfilm, der sämtlichen Aspekten genug Zeit einräumt, um sich nicht nur separat glaubwürdig voneinander entfalten zu können, sondern sie in den richtigen Momentan auch gekonnt miteinander zu verbinden weiß. Für Wrestlingfans wird dabei ebenso viel geboten wie für alle, die lediglich auf der Suche nach einer ungewöhnlichen, aber gelungenen Komödie mit einer kleinen Schuss Drama sind. Viel zu bemängeln gibt es tatsächlich nicht, was mich persönlich als Kenner am meisten gestört hat, war lediglich die ständige Glorifizierung der WWE als höchster Gipfel aller wrestlerischen Träume. Dass man diese Fantasterei ausgerechnet auf die schlechtesten WWE-Jahre des Jahrtausends bezieht, ist gerlinde gesagt mutig. Das dennoch gelungene Ergebnis wurde entsprechend belohnt. Bei Produktionskosten von gerade mal 11 Millionen Dollar gelang es dem Film, beinahe mehr als das Vierfache einzuspielen, wohlwollende Kritiken von allen Seiten gab es obendrauf. Fighting with my Family ist ein Film, der nicht nur für Wrestlingfans mehr als eine bloße Empfehlung wert ist. 

Die Blu-Ray
 
Gedreht wurde vollständig digital, nämlich mit Arri ALEXA XT – Kameras, die am Output immerhin in 2.8K ausgeben. Zwar ließ es sich nicht mit Gewissheit klären, dennoch kann man stark davon ausgehen, dass daraus am Ende ein 2K Digital Intermediate entstand, welches hier nochmals herabskaliert auf Full HD auch auf der Blu-Ray als Maß aller Dinge zum Einsatz kommt – eine UHD zum Film gibt es nämlich nicht. Die muss man in dem Fall allerdings nicht groß vermissen, denn auch in regulärem HD besticht der Film im Heimkino durch eine sehr gute Bildqualität.

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Angefangen bei den hervorragenden Schärfewerten, die in jeder Situation für ein hochdetailliertes Bild sorgen, besticht Fighting with my Family auch durch eine erstklassige Laufruhe. Bis auf jene Momente, die vor den Leuchtkulissen der WWE spielen, tritt zudem keine Körnung auf, das Bild ist die allermeiste Zeit der insgesamt 108 Minuten Laufzeit sauber wie ein Neuwagen. Ob im dunklen und kalten England oder dem sonnigen Florida, auch die Farbgebung überzeugt zu jeder Zeit mit viel Kraft und wechselt zwischen kühlen und warmen Paletten ab, um Differenzierung zwischen den Handlungsorten zu schaffen. Die Natürlichkeit bei den Hauttönen bleibt dabei aber stets erhalten. Die Kontraste überzeugen primär dank satter Schwarzwerte und bester Durchzeichnung, kleinere Schwächen sind dafür bei den Weißanteilen auszumachen, denn in hellen Szenen kommt es ab und an zu sichtbaren Überstrahlungen. Insgesamt haben wir es hier aber mit einer mehr als gelungenen Heimkinoveröffentlichung zu tun. 

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Der Ton liegt zweisprachig in Deutsch und Englisch vor, geboten wird jeweils verlustfreier Masterton im DTS-HD MA 5.1 – Format. Der Raumklang kommt wenig überraschend vorallem dann zur Geltung, wenn Action im Ring geboten wird. Dann wird der Raum effektiv und kraftvoll mit dem Jubel und Gebrüll der Zuschauer erfüllt. Auch der rockige Soundtrack wird kraftvoll von allen Seiten ausgegeben, dann darf auch der Subwoofer mal zeigen, was er drauf hat, obwohl es im Niederfrequenzbereich sonst eher zurückhaltend zugeht. Dazwischen entpuppt sich der Film vorallem als sehr dialoglastig, aber zum Glück liefern beide Tonspuren beste Stimmverständlichkeit im Center ab. Einzig und allein die Tatsache, dass beide Abmischungen im Masterton etwas angehoben werden müssen, um sich richtig entfalten zu können, fällt hier störend auf. Gemessen an den Vorzügen ist das aber wirklich Meckern auf hohem Niveau. 

Die Extras

Neben neun Minuten Deleted Scenes, die für allem für Komplettisten interessant sein dürften, kann man sich außerdem über zahlreiche Pannen beim Dreh freuen, obendrauf gibt es ein ebenfalls knapp neunminütiges Making Of, in dem auch die originalen Vorbilder der im Film gezeigten Familie Knight zu Wort kommen dürfen. Abschließend gibt es noch ein Featurette über die sportlichen Herausforderungen, denen sich die Schauspieler für den Film stellen mussten, ein hörenswerter Audiokommentar von Regisseur Stephen Merchant rundet die Extras zufriedenstellend ab. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Ich erinnere mich noch, wie seinerzeit irgendein Spaßvogel zum Trailer des Films schrieb: Hoffentlich hören sie an der richtigen Stelle auf, sonst landet der Film unter Garantie in der Erwachsenenabteilung. Zum Glück besinnt sich Fighting with my Family nur auf das, was wirklich wichtig ist: Eine wunderbar wahre Geschichte warmherzig und mit der nötigen Balance aus Komik und Dramatik zu erzählen. Und genau dieses Vorhaben ist Regisseur Stephen Merchant und Produzent Johnson auch gelungen. Der toll gespielte Mix aus Wrestling- und Familienfilm eignet sich gleichermaßen für Fans wie für Ringkampfverweigerer und sichert sich trotz Anachronismen und aufdringlicher WWE-Selbstbeweihräucherung bereits jetzt einen Platz als einer der besten Filme über Sports Entertainment aller Zeiten. Dank einer rundherum gelungenen Blu-Ray ein Fighting with my Family außerdem ein idealer Kandidat für das Erweitern der heimischen Filmsammlung.“ 

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
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