Armored Core VI: Fires of Rubicon

Zehn Jahre, nachdem From Software den letzten Ableger ihrer langlebigen Armored-Core-Reihe veröffentlicht haben, schickt die Erfolgsschmiede hinter Dark Souls und Co. interessierte Spieler nun zurück ans Steuer schwerbewaffneter Mechs. Armored Core VI: Fires of Rubicon glänzt mit rasanter Action in futuristischem Setting sowie extrem fordernden Bosskämpfen – an ein Meisterwerk á la Elden Ring reicht das Spiel allerdings nicht heran. 

 
 
 
 
Entwickler: From Software
 

Publisher: Bandai Namco Entertainment

Plattform: PC | PS4 | PS5 | XB1 | XBS

Veröffentlichungsdatum: 25. August 2023

Preis: ab 59,99€*

Altersfreigabe: ab 12 Jahren

Metacritic | OpenCritic | IMDB


Mikrotransaktionen
Kostenloses Upgrade
Ungeschnitten


Erz-Feinde

In der Zukunft hat sich die Menschheit weit über die Grenzen der uns bekannten Galaxie ausgebreitet und ist zu einer Rasse interstellarer Raumfahrer geworden. Nachdem auf dem Planeten Rubicon 3 eine bisher unbekannte Substanz namens Coral entdeckt wurde, welche über ein nahezu unbegrenztes Potenzial zur Energieerzeugung verfügt, wähnt man sich bereits an der Schwelle zum nächsten großen Schritt der technischen Evolution. Stattdessen kommt es zur Katastrophe: Die fragile Substanz löst einen gewaltigen Kataklysmus aus, der nicht nur den Planeten, sondern auch das umliegende Sternensystem vollständig zerstört. Fünfzig Jahre später scheint sich auf der kontaminierten Oberfläche erneut Coral zu bilden und schon bald entbrennt zwischen zahlreichen Fraktionen ein gnadenloser Kampf um das kostbare Gut.

Der verheerende Kataklysmus hat nicht nur ganz Rubicon 3, sondern auch das umliegende System unbewohnbar gemacht. | PlayStation 5, Qualitätsmodus

Der ohne Rücksicht auf Kosten und menschliche Verluste geführte Konflikt lockt zahlreiche Söldner an, zu denen auch wir gehören. In der Rolle eines künstlich verbesserten Menschen auf der Suche nach einer neuen, lukrativen Einkommensquelle landen wir mit unserem Mech insgeheim auf Rubicon 3, nehmen einem verstorbenen Söldner seine Lizenz ab und kämpfen fortan unter dessen Rufnamen „Raven“ an vorderster Front. Viel mehr Story darf man für die nächsten fünfundzwanzig bis dreißig Stunden Spielzeit nicht erwarten, gleiches gilt für die Riege der Charaktere, die man allenfalls in Form von Funknachrichten zu hören bekommt, grundsätzlich aber nie zu sehen. Auch der Protagonist bleibt gleichermaßen unsichtbar wie stumm. So schlimm, wie das zunächst klingen mag, ist das alles aber nicht, denn die papierdünne Rahmenhandlung reicht völlig aus, um einen brauchbaren Grund für die kolossalen Kloppereien der Killermaschinen zu liefern. Trotzdem hätte ich mir mehr erzählerische Tiefe gewünscht, einem Ace Combat 7 ist das schließlich auch ganz mühelos gelungen und selbst das uralte, aber zeitlos gute Zone of the Enders versteht es sehr viel besser, abseits der Action ein spannendes Narrativ zu präsentieren. 

Zerstörte Industriekomplexe ragen am Himmel, darunter zeugen die Ruinen ehemaliger Großstädte von der vergangenen Katastrophe. | PC, max. Settings, 4K

Dabei kommt mir besonders die Inszenierung der Fraktionsstreitigkeiten viel zu kurz. Als Söldner arbeitet man natürlich immer für den Verein, der mit der meisten Kohle lockt, da stellt „Raven“ keine Ausnahme dar. Dass man aber so mühelos zu einem Unternehmen wechselt, dessen Streiter man vor wenigen Missionen noch im Dienste der gegnerischen Partei in kleine Einzelteile zerlegt hat, mutet dann doch etwas seltsam an. Erst zum Ende hin erhalten Entscheidungen wie diese etwas mehr Gewicht, wobei sich auch die angebotenen Missionen und das Ende voneinander unterscheiden können. Wer alle Missionen und Endsequenzen sehen möchte, muss zwangsläufig mehrere Durchgänge wagen, was dank New Game Plus auch mit sämtlichen freigeschalteten Teilen und Waffen möglich ist. 

Mech, ärgere dich nicht

Dass das Spiel trotz quasi nicht vorhandener erzählerischer Tiefe bis zur letzten Sekunde motiviert, liegt an den wahren Hauptdarstellern von Armored Core VI: Fires of Rubicon, nämlich den imposanten Mechs. Die lassen sich bis in den letzten Winkel frei für jeden Bedarf anpassen, solange ihr die Obergrenze für Gewicht und Energiekosten nicht überschreitet. Jeder Mech kann gleichzeitig mit vier verschiedenen Waffensystemen ausgestattet werden, dazu gibt es eine angenehm umfangreiche Auswahl an Bauteilen, die sich unter anderem auf Manövrierfähigkeit und Panzerungskapazität auswirken. Leichtere Builds können gegnerischen Angriffen einfacher ausweichen, machen euch in der Regel aber anfälliger gegenüber feindlichem Beschuss, während ihr mit mehr Panzerung auch mehr Treffer kassieren könnt, dafür träger auf dem Schlachtfeld agiert. Einen perfekten Build für jede Situation gibt es nicht, stattdessen zwingt euch das Spiel besonders in Hinsicht auf die extrem knackigen Bosskämpfe regelmäßig dazu, neue Konfigurationen auszuprobieren. 

Das umfangreiche Anpassungssystem ermöglicht euch zahllose Builds für die verschiedensten Ansprüche. Praktisch: Alle Teile können zum kompletten Einkaufspreis wieder veräußert werden. | PC, max. Settings, 4K

Der erste richtige Boss begegnet euch bereits am Ende des ersten Kapitels und zerlegt euch auf Distanz gnadenlos mit seinem Raketensperrfeuer. Hirnloses Ballern hat hier keinen Sinn, stattdessen muss der feindliche Über-Mech im Nahkampf ausgeschaltet werden, wo er euch nur wenig entgegenzusetzen hat. Bis man das aber erstmal herausgefunden hat, hat man in der Regel schon so häufig den Metalllöffel abgegeben, dass man versucht ist, den Controller ähnlich frustriert wie bei einem Soulslike in die Ecke zu donnern. Denn das Spiel gibt euch hinsichtlich gegnerischer Schwachpunkte keinerlei Tipps an die Hand, sondern will, dass ihr selbst darauf kommt und anschließend überlegt, wie ihr euren Mech optimal für diese Situation vorbereitet. Genau darin liegt der spielerische Kern und die eigentliche Herausforderung von Armored Core VI: Fires of Rubicon verborgen. Neue Teile verdient ihr euch nicht nur durch erfolgreich abgeschlossene Missionen, sondern auch durch das „Ausschlachten“ zerstörter Gegner, die immer dann besonders gekennzeichnet werden, wenn sich unter deren Chassis eine bisher unbekannte Komponente verbirgt. 

Die gewohnt spektakulär in Szene gesetzten Bosskämpfe verlangen Mechpiloten das letzte bisschen Können ab. Ohne passenden Build zerlegen euch die Ungetüme oft innerhalb weniger Sekunden. | XBOX Series X, Qualitätsmodus

Sollte euch doch mal das Geld ausgehen, könnt ihr bereits gespielte Einsätze so oft wiederholen, bis das Konto wieder ausgeglichen ist. Nicht mehr benötigte oder versehentlich gekaufte Teile dürft ihr zum vollen Preis an den Shop zurückgeben. Was das angeht, agiert das Spiel außerordentlich fair und unterstützt das Experimentieren optimal. Anders sieht es dagegen bei der allgemeinen Lernkurve aus, denn die Missionen schwanken ohne Vorwarnung munter zwischen brutal schwer und kinderleicht hin und her. Zwischen fünf und fünfundzwanzig Minuten dauert so ein Auftrag im Durchschnitt. Wenigstens setzt das Spiel angenehm faire Rücksetzpunkte und ermöglicht euch bei jedem Ableben, nochmal in den Hangar zurückzukehren und euren Mech zu überarbeiten. Eine Kennzeichnung der Aufträge in Punkto Herausforderungsgrad wäre aber wünschenswert gewesen. Verschiedene Schwierigkeitsstufen gibt es wie immer bei From Software nicht, was auch gar nicht schlimm ist, aber wenn der spielerische Anspruch derart krass schwankt wie hier, liegt zwischen Reiz und Frustration ein sehr schmaler Grad.

Unser mit Spinnenbeinen und Laserkanonen ausgestatteter Mech nimmt es aus der Luft mit gegnerischen Verteidigungsanlagen auf. Die Energie ist schnell verbraucht, auf dem Boden laden sich unsere Batterien aber schnell wieder auf. | PlayStation 5, Qualitätsmodus

Auch das Missionsdesign hätte abwechslungsreicher ausfallen können. Zwischen ein paar wirklich gut gemachten Aufträgen bekommen wir es viel zu oft mit der bloßen Vernichtung feindlicher Kräfte zu tun. Darunter befinden sich unter anderem auch Hubschrauber, stationäre Geschütze und Drohnen. Eine zusätzliche Belohnung winkt für das Erfüllen optionaler Ziele. Spätestens hier beginnt das fehlende Narrativ einen zu stören, die knappen Briefings vor Missionsbeginn stellen dafür keinen adäquaten Ersatz dar. Die Kulissen schwanken qualitativ genauso wie alles andere auch. Gewaltige Industrieanlagen, zerstörte Großstädte und staubige Wüsten machen nur beim ersten Betreten wirklich Eindruck, werden als Schauplatz aber so oft wiederverwertet, dass man sich daran schnell sattgesehen hat. Wer will, kann es im Mehrspielermodus sogar in Kämpfen 1-gegen-1 oder 3-gegen-3 mit anderen Spielern aus der ganzen Welt aufnehmen. Eine nette Nebenbeschäftigung, die über die vielen kleinen bis mittelschweren Schwächen beim Spieldesign aber nicht hinwegtrösten kann. 

Alte Stärken, alte Schwächen

Technisch baut Armored Core VI: Fires of Rubicon auf derselben hauseigenen Engine auf, die bereits Elden Ring, Bloodborne und Co. angetrieben hat und seitdem konstant weiterentwickelt wurde. Dass unter der Haube aber trotz aller Bemühungen ein ziemlich betagter Motor werkelt, ist bereits bei vergangenen Spielen gerade in Hinblick auf die allgemeine Performance stets spürbar gewesen, besonders die Konsolen tun sich mit den Titeln von From Software immer etwas schwierig. So verhält es sichletztendlich auch hier, denn während das Spiel sehr gut für PC optimiert worden ist und dank einer Auswahl verschiedener Settings auch für Mittelklasserechner gut anpassbar ist, scheinen die Konsolen je nach System und Generation mal mehr, mal weniger stark mit Leistungseinbußen zu kämpfen. PlayStation 5 und XBOX Series X verfügen jeweils über einen Leistungs- und Qualitätsmodus, wobei letzterer das Spiel grundsätzlich in nativem 4K auflöst, mangels gesperrter Bildrate aber genauso so muntere Hüpfer hinlegt wie bei der Missionsschwierigkeit. Im Schnitt werden etwa 40 Frames pro Sekunde erreicht, eine konstant niedrigere Bildrate ist mir aber um ein vielfaches lieber als permanente Inkonsistenz.

Dank Unreal Engine 5.1 zaubert das Spiel einige der bisher schönsten Partikeleffekte überhaupt auf den Schirm. | PlayStation 5

Der Leistungsmodus ist deshalb mit Abstand die bessere Wahl. Hier werden maximal 60 Bilder pro Sekunde angepeilt, was für ein auf Reaktion und Geschwindigkeit ausgelegtes Spiel wie dieses eigentlich auch verpflichtend ist. Die PlayStation 5 offeriert in diesem Modus eine etwas stabilere Performance als die XBOX Series X, Einbrüche – wenngleich bei weitem nicht so dramatisch wie im Grafikmodus – gibt es dort aber trotz dynamischer Auflösungsskalierung bis 1440p ebenfalls regelmäßig und können mal mehr, mal weniger störend auffallen. Gleichzeitig werden Schatten- und Effektqualität runtergeregelt, was aber nur ersichtlich wird, wenn man ganz genau hinschaut. So kämpft Armored Core VI: Fires of Rubicon mit exakt denselben Schwächen wie alle anderen Spiele von From Software und es ist einfach nur ärgerlich, dass man sich diesen Problemen immer noch nicht angenommen hat. Auf der Habenseite besticht das Spiel mit hübschen Effekten sowie überwiegend hochaufgelösten und detailreichen Texturen, für ein bisschen Extraglanz steht sogar Raytracing zur Verfügung, allerdings profitieren die liebevoll gestalteten Mechs davon ausschließlich im Hangar und nicht während des eigentlichen Spiels. 

Gelegentlich bekommen wir es auch mit stärkeren Gegnern zu tun, deren Schwachstellen es mit dem richtigen Zauber anzugreifen gilt. | XBOX Series X

Auf den Konsolen der letzten Generation sowie der XBOX Series S muss das Spiel noch mehr Federn lassen. PlayStation 4 und XBOX One erreichen maximal 30 Bilder pro Sekunde, nutzen grundsätzlich dynamische Skalierung zwischen 900p und 1080p und können in besonders effektreichen Situationen schonmal in den unteren Zwanzigerbereich einbrechen, was für extrem unschöne Ruckler sorgt. Grafisch noch ansehnlich, zeigt sich jedoch im Gesamtbild, dass die betagten Systeme ein Spiel wie dieses einfach nicht mehr stemmen können und es fällt mir schwer, das Spiel in dieser Form irgendwem zu empfehlen. Auf der XBOX Series S wird ein sehr ähnliches Erlebnis geboten, jedoch stehen hier abermals höhere Auflösungen und Bildraten über Leistungs- und Qualitätsmodus zu Verfügung, so richtig überzeugt haben mich dort allerdings beide Modi nicht. Die Bedienung ist angenehm zugänglich, PC-Besitzern rate ich aufgrund der fummeligen wie unpräzisen Maus- und Tastatursteuerung unbedingt zu einem Gamepad. Leider bietet die PC-Version keinen Support für den DualSense der PlayStation 5, was umso enttäuschender ist, da das haptische Feedback im Spiel richtig gut zur Geltung kommt. 

Raytracing gibt es ausschließlich im Hangar. Das leistungshungrige Feature fällt optisch innerhalb der dunklen Kulisse kaum ins Gewicht. | PC, max. Setting, 4K

Ein dickes Lob geht kurz vor dem Fazit an den Soundtrack, der das Geschehen fantastisch untermalt und hoffentlich zeitnahe auf Spotify veröffentlicht wird, um meine bestehende Playlist zu bereichern. Eine deutsche Synchronfassung gibt es wie immer bei From Software nicht, aus dem Hauptmenü heraus steht lediglich englische und japanische Sprachausgabe zur Verfügung, dazu gibt es gut lokalisierte deutsche Untertitel. 

„Wer glaubt, mit Armored Core VI: Fires ob Rubicon eine Art Dark Souls mit Mechs zu erhalten, sollte sich den Kauf nochmal gründlich durch den Kopf gehen lassen. Die langerwartete Fortsetzung des seit 1997 in unregelmäßigen Abständen fortgesetzten Franchise ist zwar ähnlich fordernd geraten, im Kern aber dennoch eine komplett andere Spielerfahrung. Und das ist in mancherlei Hinsicht nicht immer gut, denn der unausgeglichene Schwierigkeitsgrad, wenig Abwechslung beim Missionsdesign und die kaum vorhandene Story sind ziemliche Downer. Dafür gefällt mir die starke taktische Komponente: Wer sich nicht permanent mit seinen Builds auseinandersetzt und bereit ist, aus Fehlschlägen zu lernen, hat hier auf Dauer keine Chance. Die detailverliebten, bis in die letzte Ritze frei konfigurierbaren Mechs sind einfach nur ein Traum für Bastler. Außerhalb davon hätte dem effektreichen Actionspektakel etwas mehr visuelle Abwechslung gutgetan. Und die schwankende Performance über sämtliche Konsolen, die sich wie ein Fluch durch sämtliche From-Software-Spiele der letzten zehn Jahre zieht, kann leider auch hier nicht unbeachtet bleiben – besonders auf PlayStation 4 und XBOX One geht der Spielspaß dadurch nahezu komplett flöten.“

  • Sehr ansehnliche Effektkulisse
  • Atmosphärische Beleuchtung
  • Toll in Szene gesetzte Mechs
  • Hohe taktische Tiefe
  • Unzählige Builds für nahezu jede Herausforderung
  • …die sich praktischerweise als Vorkonfiguration abspeichern lassen
  • Vorbildliche Optionen zur individuellen visuellen Anpassung
  • Umfangreicher, aber übersichtlicher Teileshop
  • Volle Preiserstattung fördert Experimentieren
  • Bis zu dreißig Stunden Umfang
  • Mehrere Enden möglich
  • New Game Plus
  • Faire Rücksetzpunkte inklusive Rückreise zum Hangar
  • Hervorragender Soundtrack
  • Gute Sprecher
  • Sauber lokalisierte deutsche Untertitel
  • Zugängliche Bedienung via Gamepad
  • Haptisches Feedback des DualSense wird gut ausgenutzt
  • Inkonsequente Bildraten über sämtliche Konsolen und Modi…
  • …mit besonders starken Einbrüchen auf Last-Gen-Modellen
  • Schauplätze nutzen sich schnell ab
  • Story praktisch nur an der Oberfläche vorhanden…
  • …und gelegentlich komplett unlogisch
  • Stummer, komplett unsichtbarer Protagonist
  • Teils sehr repetitives Missionsdesign
  • Extrem unausgeglichener Schwierigkeitsgrad
  • Bosskämpfe nur mit viel Trial-and-Error zu besiegen
  • Fummelige Maus- und Tastatursteuerung
  • PC ohne Unterstützung für den DualSense

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Bandai Namco Entertainment zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen.

©2023 M-Reviews.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*