Apollo Justice: Ace Attorney Trilogy

Nachdem CAPCOM vor einigen Jahren bereits mit gutem Erfolg die ursprünglichen Trilogie rund um Meisteranwalt Phoenix Wright neu für sämtliche Plattformen aufgelegt hat, folgt der langerwartete Nachschlag: Unter dem Dach der Apollo Justice: Ace Attorney Trilogy versammeln sich drei bisher ausschließlich auf Handhelds verfügbare Spiele in komplett überarbeiteter Form – dazu gibt es tonnenweise Extras und zum allerersten Mal eine deutsche Lokalisierung.

Entwickler: CAPCOM

Publisher: CAPCOM

Plattform: PC | PS4 | XB1 | NS

Veröffentlichungsdatum: 25. Januar 2024

Preis: 49,99€*

Altersfreigabe: ab 12 Jahren

Metacritic | OpenCriticIMDB


Mikrotransaktionen
Ungeschnitten


Das dunkle Zeitalter des Gesetzes

Ein klitzekleines bisschen irreführend ist der Titel der Sammlung ja schon, schließlich dürfen wir abseits des seinerzeit noch auf dem Nintendo DS erstmals veröffentlichtem Apollo Justice: Ace Attorney nicht nur in die Rolle des titelgebenden Helden mit den stählernen Stimmbändern schlüpfen, sondern später innerhalb der bisher 3DS-exklusiven Nachfolger Dual Destinies und Spirits of Justice auch endlich wieder mit dem legendären Phoenix Wright vor Gericht ziehen. Der verliert zu Beginn des ersten Teils der Trilogie aufgrund eines fatalen Fehlers  seine Anwaltslizenz und muss sich fortan als mittelmäßiger Pianist in schäbigen Kneipen durchschlagen. In Schlabberklamotten und mit Dreitagebart im Gesicht erkennt man den sonst so geschniegelten Helden zunächst kaum wieder.

Apollo Justice steht im Mittelpunkt der neuen Trilogie, aber auch als Phoenix Wright dürfen wir spannende Fälle lösen. | PW: DD, PlayStation 5

Sieben Jahre später findet sich Wright als Mordverdächtiger plötzlich selbst auf der Anklagebank wieder. In der Rolle des unerfahrenen Anwalts Apollo Justice übernehmen wir beherzt die Verteidigung und können am Ende der Verhandlung zwar einen ersten Achtungserfolg verbuchen, stehen aber in der Konsequenz ohne Job da. Der dankbare Phoenix nimmt uns kurzerhand bei sich auf und stellt uns bei den anstehenden Fällen seine Adoptivtochter – die talentierte Jungzauberin Trucy – zur Seite. Dass der gefallene Staranwalt im Hintergrund aber einen ganz eigenen Plan verfolgt und sämtliche Ereignisse der Vergangenheit und Gegenwart am rein zufällig in einem größeren Zusammenhang stehen, erschließt sich jedoch erst viel später. Bis dahin gilt es wie immer, unschuldige Mandanten zu verteidigen und die wahren Übeltäter mit Köpfchen (und den richtigen Beweisen) zu überführen. 

Die Videos…

Die klobigen Animationen der Videosequenzen in Apollo Justice: Ace Attorney können das ursprüngliche Alter des Spiels auch in mittelmäßig hochskalierter Form kaum verbergen.
…im Direktvergleich

Die Animesequenzen der Nachfolger sehen da deutlich schicker aus, leiden aber ebenfalls unter einer niedrigen Auflösung. Die brandneuen deutschen Sprecher sind dagegen hervorragend gewählt.

Apollo Justice: Ace Attorney führt zahlreiche neue Charaktere ein, darunter den Staatsanwalt und Rockmusiker Klavier Gavin und beschert uns sogar ein Wiedersehen mit der mittlerweile zur Ermittlerin aufgestiegenen Forensikexpertin Ema Skye. Inhaltlich dient der erste der insgesamt drei Titeln eher als Brücke zwischen den beiden Trilogien und kann technisch abseits der hochauflösenden Charaktermodelle visuell nicht mehr gänzlich überzeugen. Besonders die hochskalierten Hintergründe inklusive der unverändert vom Nintendo DS übernommenen Videoschnipsel wirken veraltet. Besser sieht es da schon bei den beiden Nachfolgern aus, die ihren Ursprung auf dem 3DS haben und hinter dem aktuellen The Greatest Ace Attorney optisch nur minimal zurückfallen. Die beiden ursprünglich einmal kostenpflichtigen Zusatzepisoden sind hier übrigens enthalten und versprechen noch ein paar Stunden zusätzlichen Spaß zu dem ohnehin schon sehr umfangreichen Bundle. 

Phoenix spricht Deutsch

Während Apollo Justice: Ace Attorney bereits damals mit deutschen Texten veröffentlicht wurde, gab es die Sequels bisher nur auf Englisch, was für nicht gerade sprachgewandte Fans schnell zum Problem werden konnte. Für die Neuauflagen hat CAPCOM aufwendig nachlokalisiert und liefert nun neben vollständig übersetzten Texten sogar deutsche Sprecher für die gut gemachten Animesequenzen nach, was die Hoffnung aufkeimen lässt, dass möglicherweise bald sogar die wunderbar vorlagentreue Serie eine entsprechende Vertonung erhält – wünschenswert wäre das allemal. Wer mit primär textbasierten Titeln, welche nur ein Mindestmaß Interaktion verlangen bisher nicht viel anfangen konnte, dürfte auch mit der zweiten Trilogie nicht glücklich werden. Ein Blick lohnt sich dennoch, denn in Sachen Storytelling findet man in dem Genre anhaltend nichts besseres, auch wenn das ungewöhnlich mystische Setting von Spirit of Justice nicht jeden Geschmack trifft. 

Der trottelige Richter bleibt weiterhin anonym, ist aber immer wieder für einige Lacher gut. | PW: DD, PlayStation 5

Kenner der englischen Übersetzung müssen sich zudem darauf einstellen, dass CAPCOM zahlreiche Charaktere umbenannt hat, um der serientypischen Doppeldeutigkeit der Namen etwas mehr Sinn zu verleihen. So wird aus der scheinbar tödlich verunglückten Sprengstoffexpertin Candice Arme in der übersetzten Fassung kurzerhand Anne Cherve und der langfingrige Hausmeister Phineas Filch – in der ursprünglichen Übersetzung wohl eine Referenz auf dessen Gegenstück in den Harry-Potter-Romanen – hört nun auf den Namen Boytle Snider. Alles in allem sind die Texte aber sauber übersetzt worden, die Lesbarkeit lässt sich dank ausreichend vorhandener Komfortfunktionen wunderbar einstellen, auch lassen sich sämtliche Dialoge auf Knopfdruck nochmal vollständig nachlesen und schnelle Leser können sich in Windeseile ihren Weg durch das Gesagte bahnen, ohne die jeweiligen Episoden dafür erst durchspielen zu müssen. 

Das modernisierte Interface inklusive zahlreicher Komfortfunktionen kann sich sehen lassen und führt einen einheitlich gut durch alle drei Titel. | AJ: AA, PlayStation 5

Freies Speichern und Laden ist jederzeit möglich, vor einer schwierigen Entscheidung mit möglicher Strafe könnt ihr also auch mal bedenkenlos ins Blaue raten. Praktisch: Alle Fälle lassen sich von Anfang an vom Hauptmenü aus ansteuern, sogar die einzelnen Zwischenkapitel kann man anders als noch bei der vorherigen Trilogie ohne Umweg starten, was besonders für Erfolgsjäger vorteilhaft ist. Generell ist die Menüführung hervorragend gelungen. Hintergründe und Musik lassen sich frei aus einer Vielzahl verschiedener Vorlagen frei konfigurieren. Generell strotzt die Sammlung nur so voller Extras und bietet nicht nur ausufernde Galerien mit unzähligen Spielgrafiken, Videos und Konzeptzeichnungen, auch die kompletten Soundtracks inklusive Jubiläumskonzert lassen sich in bester Wiedergabequalität abrufen. Von so viel Fanservice können sich andere Hersteller ruhige eine ordentliche Scheibe abschneiden. 

Resident Attorney

Während die erste Trilogie noch auf Basis der Unity Engine für die aktuellen Hardwaregenerationen umgesetzt wurde, hat man sich für deren Nachfolger dazu entschieden, die hauseigene RE-Engine als technisches Grundgerüst heranzuziehen. Ob das mit den kürzlichen Skandalen rund um die Anbieterfirma im Zusammenhang hängt, bleibt bloße Spekulation. Das Ergebnis kann sich in jedem Fall sehen lassen, denn alle drei Spiele wurden vorlagengetreu aufbereitet und an den richtigen Stellen innerhalb der jeweiligen Möglichkeiten modernisiert. Lediglich den etwas matschig dargestellten Videos sieht man ihre Ursprünge deutlich an. Gesonderte Fassungen für PlayStation 5 und XBOX Series X|S gibt es nicht, hier werden die Titel komplett über die Aufwärtskompatibilität wiedergegeben, was jedoch kein Manko darstellt, da es in Sachen Spielbarkeit und Darstellung nahezu keine sichtbaren Unterschiede gibt.  

Selbst im Ausland schafft es unsere alte Freundin Maya, in Schwierigkeiten zu geraten. Phoenix eilt zur Rettung, muss sich dafür aber erst mit den Gesetzen eines fremden Landes auseinandersetzen. | PW: SoJ, PlayStation 5

Ladezeiten sind praktisch nicht existent, die Bedienung geht über sämtliche Plattformen wunderbar von der Hand. Störendes Kantenflimmern oder andere Probleme sucht man vergeblich, auch Abstürze gab es über den kompletten Testzeitraum keine. Die entsprechenden Soundtracks klingen frisch und klar, mit großer Wahrscheinlichkeit hat man hier ebenfalls nochmal Hand angelegt und sämtliche Tracks remastered. Sicher: Ein vollwertiges Upgrade von Apollo Justice: Ace Attorney, welches den vollständig in 3D umgesetzten Nachfolgern trotz aktualisierter Modelle gesamtvisuell ordentlich hinterherhinkt, wäre die Krönung des Ganzen gewesen – aber man kann ja nicht alles haben und ich sehe ein, dass es sich bei der Reihe eher um ein Nischenprodukt handelt, welches im Westen immer noch nicht dieselbe Popularität wie in Japan genießt. Mit der sonst rundherum gelungenen Neuauflage ist CAPCOM aber ein weiterer großer Schritt in die richtige Richtung gelungen. 

„EINSPRUCH! Was CAPCOM hier für weniger als fünfzig Euro anbietet, grenzt schon fast an ein Verbrechen – und zwar im bestmöglichen Sinne! Drei umfangreiche Titel, ausreichend modernisiert und in Teilen erstmals aufwändig lokalisiert, dazu jede Menge Bonusmaterial…so und nicht anders muss eine gelungene Portierung aussehen. An die teils neuen Namen müssen sich Kenner der englischen Fassungen zwar erst gewöhnen und Neues wird einem hier ebenfalls nicht geboten, in dieser definitiven Form kann man einen erneuten Durchlauf aber guten Gewissens wagen. Einsteiger sollten jedoch erst die vorherige Trilogie beenden, ehe sie sich an die Sequels wagen. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Miles Edgeworth Investigations und eine deutsche Übersetzung für The Greatest Ace Attorney, um Fans der kultigen Anwälte endgültig in den Himmel justiziabler Glückseligkeit zu katapultieren.“

  • Sechzehn umfangreiche, hochspannende Fälle in einer Sammlung
  • Sympathische, bisweilen herrlich schräge Charaktere
  • Hervorragendes Storytelling
  • Guter Dialogwitz
  • Hoher Gesamtumfang
  • DLC-Episoden ohne Aufpreis enthalten
  • Tonnenweise freischaltbare Extras
  • Zahlreiche grafische Verbesserungen im Vergleich zu den Vorlagen
  • Sinnvolle Komforterweiterungen
  • Sauber auf Basis der englischen Fassung lokalisierte Texte
  • Hochwertige deutsche Sprecher
  • Toll aufbereitete Soundtracks
  • Schnörkellose Bedienung über sämtliche Plattformen
  • Lokalisierung anhaltend sehr darum bemüht, den japanischen Ursprung der Reihe zu verbergen
  • Apollo Justice: Ace Attorney visuell im Vergleich zu den übrigen Titeln deutlich veraltet
  • Videosequenzen liegen lediglich in hochskalierter Form vor
  • Größe des neuen Interface nicht justierbar
  • Kein freies Speichern und Laden
  • Deutsche Version mit kleineren Lokalisierungsfehlern

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von CAPCOM zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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