Eins, zwei…Freddy kommt vorbei: Beim Klang dieser äußerst einprägsamen Melodie dürften sich bei Horrorfans in freudiger Erwartung die Nackenhaare aufstellen. Mit A Nightmare on Elm Street, bzw. dem deutschen Titel Nightmare – Mörderische Träume gelang Regisseur Wes Craven 1984 der Start zu einem bis heute verehrten Kultfranchise. Pünktlich zu Halloween lehrt uns Freddy Krueger erstmals in 4K das Fürchten. Wir haben exklusiv dazu den ersten deutschen Test.
Vertrieb: Warner Bros. Entertainment
Erstveröffentlichung: 1984
Der Film
Teenager Tina wird von einem furchtbaren Albtraum geplagt, bei dem sie von einem grässlich entstellten Mann mit klingenbesetztem Handschuh durch einen schier endlosen Heizungskeller gejagt wird. Gerade, bevor der Mann zuschlagen kann, wacht Tina auf – und muss entsetzt feststellen, dass die vier Schnitte auf ihrem Nachthemd passgenau zu ihren Erlebnissen im Traum sind. Ganz ähnlich erging es auch ihrer Freundin Nancy (Heather Langenkamp), die wie die meisten ihrer Freunde ebenfalls in der Elm Street wohnt. Um die völlig anhaltend verstörte Tina zu beruhigen, versammelt sich die gesamte Clique – zu der auch die jeweiligen Partner Glen (Johnny Depp) und Rod gehören – am nächsten Abend zur gemeinsamen Übernachtung im Haus von Tinas Eltern.
Als Tina nach einem Schäferstündchen mit Rod einschläft, schlägt der mit rot-braunem Ringelpullover und Fedora bekleidete Narbenmann erneut zu und vollendet dieses Mal sein grausames Werk. Rod kann nur noch zusehen, wie seine tödlich verwundete Freundin in der Wirklichkeit einmal über die komplette Zimmerdecke gezogen wird, ehe sie schließlich leblos zu Boden fällt. Für die eintreffende Polizei, angeführt von Nancys entfremdeten Vater Donald (John Saxon) kommt nur Rod als Täter in Frage. Doch Nancy ahnt, dass die Sache nicht ganz so einfach ist, wie es ihr die Eltern glauben machen wollen. Fortan wird das Mädchen regelmäßig von immer neuen Albträumen heimgesucht, in denen sie jedes Mal nur knapp mit dem Leben davonkommt.
Als sich Rod scheinbar in seiner Zelle erhängt und Nancy aufgrund ihrer allmählich bedrohlichen Schlafstörungen in eine Klinik eingewiesen muss, enthüllt ihre Mutter endlich die schockierende Wahrheit: Einst haben die Eltern der Elm Street das Gesetz selbst in die Hand genommen und den lokalen Kindermörder Freddy Krueger (Robert Englund) bei lebendigem Leibe verbrannt, nachdem dieser aufgrund eines Verfahrensfehlers straffrei davongekommen ist. Nun ist Krueger aus der Hölle zurückgekehrt, um durch die Träume der Kinder Rache an deren Eltern zu nehmen. Zusammen mit Glen heckt Nancy einen lebensgefährlichen Plan aus, um den mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Killer aus ihren Träumen in die Wirklichkeit zu bringen, wo er wie ein normaler Mensch verwundet werden kann…
Die Rezension
Jeder von uns hatte schon einmal einen schlechten Traum. Ich erinnere mich gut daran, dass mich in meiner Kindheit immer mal wieder ein ganz persönliches Monster verfolgt hat und wie froh ich ich jedes Mal war, unbeschadet wieder aufgewacht zu sein. Auf Basis eigener Erfahrungen und einem Artikel über kriegstraumatisierte Flüchtlinge, die Jahre nach ihren Erlebnissen ohne medizinischen Grund im Schlaf gestorben sind, konstruierte Regisseur Wes Craven die Geschichte um einen Massenmörder, der seine Opfer in ihren Träumen heimsucht. Dass er damit einen absoluten Megahit in seinen Händen hielt, ahnte Craven zu diesem Zeitpunkt nicht – ebenso wenig die zahllosen Studiobosse, die in dem Projekt keinen vielversprechenden Erfolg sahen. Lediglich bei Disney zeigte man unter der Voraussetzung Interesse, dass die Geschichte zugunsten einer jugendfreundlicheren Umsetzung umgeschrieben würde. Ein Glück, dass Craven diesen selten dämlichen Vorschlag ablehnte.
Zeitgleich war die finanziell schon lange strauchelnde, unabhängige Produktionsfirma New Line Cinema inklusive ihrem Chef Bob Shaye verzweifelt auf der Suche nach einem prestigeträchtigen Film. Nach zähen Verhandlungen stimmte man schließlich zu, das Projekt zu finanzieren, was sich nicht nur für Shaye, sondern natürlich auch für Craven als absoluter Glücksfall erweisen sollte. Den richtigen Darsteller für die Rolle des Freddy Krueger zu finden, erwies sich rasch als Problem. Nachdem sich herausstellte, dass man dafür mehr benötigte als lediglich einen kostümierten Stuntman, sondern einen waschechten Schauspieler mit dem Talent, das Böse der Figur glaubwürdig nach außen darzustellen, verpflichtete man zunächst David Warner, der aber aufgrund von Terminschwierigkeiten wieder aussteigen musste. Nachdem man zeitweise sogar mit dem Gedanken gespielt hatte, Jason-Vorhees-Darsteller Kane Hodder für den Part zu verpflichten, ging die Rolle schließlich an Robert Englund.
Der erfüllte zwar optisch nicht die klassischen Größenanforderungen an einen Filmschurken, verstand aber Cravens künstlerische Vision in Bezug auf den Charakter und erkannte zudem, dass die meisten Kinderschänder in der Realität oft unauffällige Durchschnittstypen sind und keine turmhoch gewachsenen Muskelberge. Einige attraktive Teenager – darunter Johnny Depp in seiner ersten Filmrolle – zu verpflichten, war im Anschluss daran eher einfach. Ganz anders sah es bei den knapp einmonatigen Dreharbeiten aus, bei denen die zuständigen Effektkünstler ganz neue Techniken entwickeln mussten, um Szenen wie den Mord an Tina praktisch darstellen zu können. Gleichzeitig kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Regisseur und Produzent. Letzter wollte unbedingt ein offenes Ende durchsetzen, nachdem er erkannte, dass er mit A Nightmare on Elm Street auf einer Goldgrube mit einigem Potenzial für Fortsetzungen hockte, während Wes Craven auf ein abgeschlossenes Ende abzielte. Letztendlich konnte sich Shaye mit seinem Wunsch durchsetzen.
Nachdem man sich mit der MPAA nach langem Ringen (und zwölf Sekunden Kürzungen) schließlich auf eine Freigabe einigen konnte, wurde am Ende endlich alles gut. Was zunächst als absoluter Geheimtipp die Runden machte, sorgte schnell für ausverkaufte Kinosäle überall in den Vereinigten Staaten. Auch die Kritiker waren dem Werk übermäßig wohlgesonnen, was dem Erfolg zusätzlichen Auftrieb verlieh. So gelang es Freddy Krueger nicht nur, im Alleingang eine komplette Firma zu sanieren, sondern auch der Angst auf der Leinwand eine völlig neue Dimension zu verleihen. Im Schlaf ist der Mensch am meisten verwundbar. Die Idee, dass ein Mörder genau dort zuschlagen könnte, war völlig neu und dürfte zahllose Zuschauer im Anschluss an den Kinobesuch über Nächte wachgehalten haben. Nightmare – Mörderische Träume ist ein zeitlos gelungener Horrorfilm, auf den zahllose Fortsetzungen folgten, die dem Original jedoch allesamt nicht das Wasser reichen konnten.
Hier stimmt einfach alles: Ein guter Cast aus jungen Aufsteigern und erfahrenen Genreveteranen, angeführt von einem herrlich diabolischen Robert Englund, damals revolutionäre Tricks, viel Blut und ein Soundtrack, der einem sogar ohne die dazugehörigen Bilder kalte Schauer über den Rücken jagt. Auch heute funktioniert diese Kombination immer noch erschreckend gut. Das 2010 nachgeschobene Remake haben die meisten Leute mittlerweile wieder vergessen, doch das Original nicht, was einmal mehr zeigt, dass ein handwerklich gut gemachter, mit Leidenschaft umgesetzter Klassiker immer überlegen sein wird. Robert Englund und Johnny Depp wurden quasi über Nacht zu Stars, Freddy als Figur zur Ikone der Popkultur. New Line Cinema sollte Jahre später mit der Produktion von Peter Jacksons Herr-der-Ringe-Trilogie erneut ein Händchen für vielversprechende Stoffe beweisen und Wes Craven konnte durch den Erfolg des Films weitere Hits wie Scream umsetzen. Manchmal ebnen schlechte Träume also verdammt gute Wege, nicht wahr?
Das Bild
Im Ausland erschien der Film zuerst ab 2010 erstmals auf Blu-Ray, der deutschsprachige Raum musste sich aufgrund der erst später aufgehobenen Indizierung noch ein paar Jahre gedulden, mittlerweile ist die seitdem häufig neu aufgelegte Kinofassung natürlich wie alle anderen Teile der Reihe auch problemlos erhältlich und bereits ab 16 Jahren freigegeben, so dass der Film selbst im TV nach 22 Uhr ungekürzt gezeigt werden kann. Das bisher bestehende Master ist im Kern gar nicht so schlecht, wie man es vielleicht im Vorfeld erwarten würde, zumal sich die Verantwortlichen damals dankbarerweise dazu entschieden habe, den Film nicht wie anderweitig oft üblich nachträglich mit Rauschfiltern und Co. zu verunstalten. Die Detailwiedergabe ist für das Alter der Scheibe recht gut, nennenswerte Unschärfen gibt es keine und im Kontrastbereich schlägt sich die Veröffentlichung ebenfalls nicht schlecht.
Das veraltete Encoding im Format VC-1 sorgt aber dafür, dass gerade in dunklen Szenen ziemliche Unruhen in Form von drastischen Rauschmustern entstehen können, was gerade bei einem Film wie diesem ein ziemliches Manko darstellt. Hinzu kommen eher mittelmäßige Schwarzanteile und eine für meinen Geschmack viel zu intensiv-warme Farbdarstellung, die einen eher an die späte DVD-Ära erinnert und so gar nicht zum Grundton des Films passen will. Nimmt man dann noch die häufige Tendenz zu Überstrahlungen im Hintergrund mit dazu, wird schnell klar, dass ein Upgrade mehr als überfällig ist. Dieses präsentiert sich in Form eines taufrischen Scans in nativem 4K vom ursprünglichen 35mm-Analogmaterial und ist exklusiv der UHD vorbehalten, während die dem Set beiliegende Blu-Ray identisch zu den bekannten Veröffentlichungen ist. Dazu spendiert Warner einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10, ferner liegt der Film hier im ursprünglichen Bildformat 1,85:1 vor.
Und ja, die Unterschiede sind überdeutlich, denn was hier alleine in Punkto Auflösung an zusätzlichen Details herausgekitzelt wird, ist wirklich eine kleine Sensation. Feine Texturen an der Kleidung werden gut sichtbar herausgearbeitet, selbst kleinere Muttermale in den Gesichtern oder bisher kaum sichtbare Haarsträhnen sind in Nahaufnahmen jetzt problemlos zu erkennen. Die komplett neue Farbgebung kommt viel natürlicher rüber, lässt Highlights aber anhaltend genügend Raum zur Präsentation. Besonders Rottöne stechen kraftvoll hervor, die nicht gerade geringe Menge an Blut kommt damit besonders gut zur Geltung, ebenso aber auch das flammenreiche Finale im Familienkeller oder Freddys ikonisches Out. Mit der übertriebenen Sonnenbankbräune in den Gesichtern ist endgültig Schluss. Insgesamt entsteht dadurch ein sehr viel harmonischerer Eindruck als bei der Blu-Ray.
Ein weiterer Vorteil der höheren Auflösung ist die wesentlich feinere Körnung, wodurch im Dunkeln Feinheiten ausgemacht werden können, welche die Blu-Ray so gar nicht wiedergeben konnte. Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass hier nachträglich gefiltert worden ist, weil einige der Erwachsenen für meinen Geschmack über auffällig wachsartige Gesichter verfügen. Der Direktvergleich mit der Blu-Ray deutet dann aber eher auf Schminke hin, da es hier auch nicht viel besser aussieht. Dazu gibt’s satte Schwarzanteile und auch die bestehenden Überstrahlungen werden von der 4K UHD komplett beseitigt. Was abseits der Auflösung nach vielen Kleinigkeiten klingt, ist in der Summe ein exzellentes Upgrade, welches der Blu-Ray in Hinblick auf die allgemeine Bildqualität um ein vielfaches überlegen ist.
Der Ton
Ohne schlechte Nachrichten geht es nie so ganz, und die erwarten uns bei der Klangausstattung. Typisch Warner gibt es hier nämlich für die deutsche Synchronfassung nur eine Monospur im Format Dolby Digital, die schon zu Zeiten der DVD völlig veraltet klang. Es mangelt nahezu durchgehend an Dynamik, Stimmen klingen kraftlos und teils einfach blechern, während die Effektkulisse in besonders lauten Momenten auch mal zur Übersteuerung neigt. Eine Unverschämtheit, wenn man bedenkt, dass es den Film hierzulande nur in einer teuren Limited Edition gibt – aber auch abseits davon hat der Film für seine 4K-Premiere einfach mehr verdient und hier zeigt sich wieder einmal, dass Warner der nicht-englischsprachige Markt relativ egal ist.
Eine Ausnahme bildet die englische Originalfassung, welche im Format TrueHD 7.1 mit verlustfreiem Kern vorliegt und mit allen anderen Sprachen hemmungslos den Boden aufwischt. Bereits in der effektreichen Eröffnungsszene gibt es hörbare Aktivität aus allen Richtungen inklusive zischendem Dampf, dass man sich als Zuschauer mitten in den Albtraum teleportiert wähnt. Dazu gibt es kräftige Dialoge und einen dynamisch klingenden Score. Wüsste man nicht, dass man es mit einem vierzig Jahre alten Film zu tun hat, könnte man anhand der exzellenten Abmischung ein sehr viel aktuelleres Werk vermuten. Schade, dass all das nicht für die Synchronfassungen gilt.
Die Extras
Was lange unwahrscheinlich galt, wird nun endlich Realität, denn in Form der 4K UHD gibt es A Nightmare on Elm Street (der englische Titel ist einfach viel geläufiger, finde ich) erstmals in der Unrated-Version mit eben den fehlenden zwölf Sekunden, die Wes Craven damals zugunsten des R-Ratings aus seiner Wunschfassung entfernen musste. Dabei handelt es sich zwar nur um winzige Erweiterungen, die innerhalb der sowieso schon recht blutigen Szenen im Grunde keine nennenswerte Rolle spielen, Fans dürften sich dennoch freuen. Leider gibt’s auch hier einen dicken Haken, denn besagte Fassung liegt ausschließlich auf Englisch mit diversen Untertiteln vor.
Ein Unding, wenn man bedenkt, dass man die bestehenden Tonspuren problemlos dafür hätte anpassen können. Ein kleiner Aufwand, den man offenbar ebenfalls gescheut hat. So bleibt für die deutsche Fassung wieder nur die bekannte Kinofassung, die im Vergleich zu den bestehenden Veröffentlichungen sogar zwei kurze Zusatzzensuren aufweist. Die Kollegen von Schnittberichte.com haben das ganze Ärgernis umfassend dokumentiert und den kaum noch überschaubaren Fassungswirrwarr nach Kräften aufzuschlüsseln versucht. So eine Mogelpackung sollte man im Grunde nicht unterstützen.
Auf der anderen Seite hat der Major eine ziemlich schicke Sammleredition zusammengeschustert, angefangen bei dem extrem schicken Steelbook, welches jedes heimische Medienregal ordentlich aufwertet. Dazu gibt’s sechs Motivkarten aus stabilem Karton, ein doppelseitiges Poster sowie ein stabil verarbeitetes, vierundzwanzig Seiten starkes Artbook mit verschiedenen Szenenbildern aus dem Film*. Ein Echtheitszertifikat zur streng limitierten Box liegt dieser ebenfalls bei. Die restlichen Extras setzen sich ausschließlich aus bereits bekanntem Material zusammen und offeriert alternative Enden, weiterführende Inhalte zur Produktion und wie Freddy Krueger maßgeblich dazu beigetragen hat, dass New Line Cinema seine Tore nicht schließen musste. Insgesamt sehr sehenswerte Featurettes, nur eben ohne neues Material.
*In einer früheren Fassung haben wir irrtümlich geschrieben, dass es sich bei dem Booklet um eine mit Text gefüllte Beigabe handelt. Wir bitten, dies zu entschuldigen und haben den entsprechenden Absatz korrigiert.
“A Nightmare on Elm Street ist einer der ganz wenigen Horrorfilme, die auch vierzig Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung kein Stück ihrer Wirkung verloren haben. Wes Craven trifft die Menschen genau dort, wo sie sich am sichersten fühlen, nämlich im Schlaf. Was viele hoffen, nämlich in hohem Alter friedlich von einem schönen Traum begleitet zu entschlafen, wird hier ins herrlich blutige Gegenteil verwandelt. Definitiv kein Film, den man sich vor dem Zubettgehen ansehen sollte, aber im Genre bis heute einer der effektivsten Vertreter überhaupt. Die neue 4K UHD poliert den Klassiker in allen wichtigen Punkten kräftig auf und sieht einfach großartig aus. Der lächerlich veraltete deutsche Ton sowie die Tatsache, dass die unzensierte Fassung nur in Englisch verfügbar ist, hinterlassen im Angesicht der sonst mehr als gelungenen Aufmachung trotz Abwesenheit neuer Extras jedoch einen extremst bitteren Beigeschmack.”
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Quelle Bildmaterial: ©New Line Cinema | Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind von uns auf eigene Kosten gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
” ein Booklet mit zahlreichen Hintergrund Informationen” ? In dem “Heft” steht nicht ein Satz geschrieben.
Das ist richtig. Es handelt sich um ein Artbook. Der entsprechende Teil wurde korrigiert.