Nach den actionreichen ersten Filmen der Next-Generation-Crew wollte man es für das dritte Kinoabenteuer der Enterprise E wieder etwas ruhiger angehen lassen. In Star Trek – Der Aufstand stellen sich Picard, Data und Co. nicht nur einer vom ewigen Leben besessenen Spezies gegenüber, sondern auch dem eigenen Arbeitgeber. Die leise Kritik am bis heute anhaltenden Jugendwahn konnte zwar nicht ganz an die Erfolge des Vorgängers anknüpfen, darf in der Reihe der jüngst erstmals als 4K UHD und Blu-Ray Remastered aufgelegten Filme aber natürlich nicht fehlen.
Studio und Vertrieb: Paramount Pictures
Erscheinungsjahr: 1998
Regie: Jonathan Frakes
Darsteller: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner, Levar Burton, F. Murray Abraham und andere
Der Film
Während sich die Crew der Enterprise E nach ihren jüngsten Abenteuern wieder verdient der Diplomatie zuwendet, erreicht Captain Picard (Patrick Stewart) eine beunruhigende Nachricht aus dem entlegenen Briar Patch: Scheinbar ist Lt. Commander Data (Brent Spiner) während einer geheimen Beobachtungsmission auf dem Planeten der friedliebenden Ba´ku eine Sicherung durchgebrannt. Jetzt läuft der Android unkontrolliert Amok und hat ganz nebenbei auch die bisher so akribisch gehütete Anwesenheit der Sternenflotte vor Ort offenbart. Klar, dass darüber weder das Oberkommando, noch die in ebenfalls in die Mission involvierten Son´a – ein loses Kollektiv aus Waffen- und Drogenhändlern mit Hang zu fragwürdigen Schönheitsoperationen – begeistert sind. Um seinen Freund zu retten, setzt Picard entgegen aller Vorschriften Kurs auf den geheimnisumwitterten Sektor.
Nach einer adrenalinreichen Verfolgungsjagd offenbart sich, dass Data aus gutem Grund durchgedreht ist, denn die kosmische Strahlung in der Atmosphäre des Planeten wirkt wie ein ewiger Jungbrunnen auf seine Bewohner, die mit der Zeit zudem außergewöhnliche kognitive Fähigkeiten entwickelt haben. Sowohl die Sternenflotte, als auch die Son´a unter Führung des tyrannischen Ahdar Ru´afo (F. Murray Abraham) wollen sich den Jungbrunnen zunutze machen und sind dafür bereit, notfalls die gesamte Bevölkerung zu opfern. Als Data diesen finsteren Plänen auf die Schliche kam, wurde er attackiert und ging quasi in den abgesicherten Modus über. Und auch die restliche Besatzung der Enterprise E spürt rasch erste Auswirkungen der Strahlung: Während Picard auf der Planetenoberfläche mit der attraktiven Anij anbandelt und bei Worf die klingonische Pubertät einsetzt, erwachen bei Commander Riker (Jonathan Frakes) und Counsellor Troi lange unterdrückte Gefühle.
Entsetzt von der Skrupellosigkeit der eigenen Leute wagen Picard und seine Crew den Aufstand gegen die Sternenflotte mitsamt ihrer sinistren Verbündeten und versuchen alles, um die pazifistischen Ba´ku vor dem Zwangsexodus zu bewahren. Dabei stellt sich bald heraus, dass die Son´a ein sehr viel tieferes Interesse an dem Planeten haben, als sie bisher zuzugeben gewillt waren. Ohne es wollen ist die Förderation mitten in eine ausgewachsene Blutfehde hineinmanövriert worden. Und der völlig vom Hass zerfressene Ru´afo schreckt auch nicht vor tödlicher Gewalt zurück, um seinen Traum vom ewigen Leben Realität werden zu lassen…
Die Rezension
Weniger Action, mehr Menschlichkeit: Mit dem neunten Kinoabenteuer innerhalb des langlebigen Franchises kehrte Regisseur und Riker-Darsteller Jonathan Frakes zurück zu den ursprünglichen Wurzeln der Reihe und stellt wieder Forscherdrang und Diplomatie in den Mittelpunkt des Geschehens. Zwar ist Star Trek – Der Aufstand kein gänzlich actionarmer Film geworden, setzt seine Akzente dahingehend aber sehr viel sparsamer als der düstere Vorgänger. Stattdessen rücken Geschichte und Charaktere hier in den Vordergrund. Dabei wird vor allem der in den Neunzigern aufkommende Jugend- und Schönheitswahn thematisiert, denn für das unausweichliche Altern hat man scheinbar auch in der Zukunft noch kein Allheilmittel gefunden. Zu einer Zeit entstanden, wo Film und Fernsehen zusehends von immer skurriler zugerichteten Silikon- und Botoxkreaturen heimgesucht worden sind und klassische Schönheitsideale kaum noch Bedeutung hatten, muss sich nun auch die Besatzung der altehrwürdigen Enterprise E mit dem Älterwerden und damit verbunden auch eventuell verpassten Gelegenheiten auseinandersetzen.
Die Ergebnisse dürften vor allem jene enttäuschen, die nach Star Trek – Der erste Kontakt erneut mit einem eher effektlastigen Sci-Fi-Abenteuer vor düsteren Kulissen gerechnet haben. Aber selbst Borg, Explosionen und einer komplett nackten Seven of Nine wären es wohl nicht gelungen, die eklatanten Schwächen im Skript zu kompensieren. Die Idee an sich ist gut, wurde in der Praxis aber überaus schlampig umgesetzt. Warum Picard und Crew meutern ist zwar im Kern nachvollziehbar, wirkt insgesamt aber so oberflächlich und wenig hinterfragt in der Darstellung umgesetzt, dass die primär spannenden philosophischen Aspekte der vorauseilenden Gewissensfrage “Darf man sechshundert Leute notfalls gewaltsam umsiedeln, um möglicherweise Milliarden zu retten?” dabei kaum angemessen diskutiert werden. Stattdessen schwenkt der Film allzu rasch auf altbekannte Rachethemen um, was auch nicht wirklich funktioniert, weil F. Murray Abraham als Oberschurke viel zu zahm und teilweise auch unfreiwillig komisch rüberkommt (Stichwort “Schreien im Weltall”) und die Son´a im Grunde zu keinem Zeitpunkt wirklich bedrohlich wirken.
So verliert sich Star Trek – Der Aufstand leider schnell auf dem Niveau einer mittelmäßigen Fernsehepisode und kann über insgesamt einhundertdrei Minuten weder visuell, noch inhaltlich je überzeugen. Dass man das bereits im Vorfeld der Veröffentlichung erahnt hat und versucht hat, den Film vor Veröffentlichung noch etwas temporeicher zu gestalten, offenbart ein Blick in die vielen geschnittenen Szenen im Bonusmaterial, darunter auch ein Kuss zwischen Picard und Anij, was die gesamte Romanze im Film quasi komplett im Nichts verlaufen lässt. Hätte man das Grundthema des Films konstant bis zum Ende durchgezogen, anstatt dieses zur Mitte des Films in banaler Action und an den Haaren herbeigezogenen Motiven zu ertränken, wäre zwar auch kein bahnbrechender Film entstanden, sehr wohl aber ein besserer. So ist der vorletzte Kinoauftritt der Enterprise-E-Besatzung leider allenfalls für Fans interessant. Dass man aber auch mit einem reinrassigen Actioner nicht viel besser fährt, sollten die Macher sehr bald spüren…
4K UHD und Blu-Ray Remastered: Das Bild
Wo der Vorgänger innerhalb der Erstauflage in High Definition von 2009 aufgrund seines düsteren Settings die “Korrekturen” in Form von Weichzeichnern, Rauschfiltern und künstlicher Nachschärfung teilweise geschickt verbergen konnte, geht Star Trek – Der Aufstand wieder in die Vollen. Denn auch hier hat man damals mit stellenweise wirklich abstrusen Ergebnissen großzügig aus der Nachbearbeitungstonne geschöpft. Natürlichkeit und Detailreichtum sucht man hier absolut vergebens, was ziemlich ironisch für einen Film ist, der den Hang zu plastischen Operationen nicht gerade subtil kritisiert. Die Charaktere wirken in Nahaufnahmen wie Wachsfiguren, die vor mit Wasserfarben gemalten Hintergründen agieren. Hier wurde wirklich jedes Anzeichen von Natürlichkeit weggefiltert, weshalb man den Film in dieser Fassung wirklich nahe an die Ultimate Hunter Edition von Predator rücken kann, die bis heute als absolutes Paradebeispiel für eine absolut katastrophale Nachbearbeitung dient.
Was über die alte Blu-Ray (Slider ganz rechts) noch wie ein Aquarellgemälde aussieht, wirkt über die 4K UHD (Slider ganz links) endlich wieder wie ein richtiger Film. Man beachte unter anderem bei dem Ärmel von Worf, dem Raketenwerfer und den Umgebungstexturen, wie negativ sich übermäßiges Filtern auf eine Szene auswirken kann. Im laufenden Bild ist die 4K UHD zudem natürlicher ausgeleuchtet.
Wie viel besser der Film aussehen kann, beweist nun der neue Transfer, den Paramount in nativem 4K vom originalen 35mm-Analogmaterial gezogen und im Anschluss umfangreich remastered hat. Bereits die Blu-Ray offenbart einen Unterschied wie Tag und Nacht und zeigt sich der Erstauflage in jeder Einstellung dramatisch überlegen. Alleine das Texturdetail ist im Vergleich dazu bemerkenswert, ganz egal wohin man auch blickt. Ebenso bemerkbar macht sich die höhere Auflösung bei der Abtastung des Masters. Und die natürliche Körnung verleiht dem Film einen angenehm natürlichen Look. Farblich war die alte Blu-Ray für ihre Zeit bereits absolut in Ordnung, lediglich die Hauttöne wiesen eine unschöne Rottendenz auf und wirkten so alles andere als gesund. Die Neuauflage wirkt farblich allgemein kraftvoller, nuancierter und kommt besonders in den Außenaufnahmen in dieser Form merklich besser zur Geltung. Im Kontrastbereich legt die Blu-Ray Remastered weniger stark als erwartet zu, die etwas besseren Schwarzanteile können sich aber sehen lassen und sind innerhalb der mehr als gelungenen Rundumerneuerung natürlich ebenso willkommen.
Madame Tussaud lässt grüßen: Admiral Dougherty wirkt im Transfer von 2009 (Slider ganz rechts) wie eine Wachsfigur, die Texturen auf der Uniform lassen sich allenfalls noch erahnen und der untere Bartansatz versumpft komplett im Matsch. Die 4K UHD (Slider ganz links) ist nicht nur dramatisch definierter, sondern bietet auch neutralere Hauttöne und erhält dank der wiederhergestellten Körnung ihren filmischen Look zurück.
Die 4K UHD löst nativ auf und erscheint mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision. Auffällig ist ein nochmals kleinerer Zugewinn bei der Detailwiedergabe sowie abermals intensivierte Farben und hauchfein kräftigere Kontraste samt feiner aufgelöster Körnung. Insgesamt wirkt die UHD zu Der erste Kontakt im Gesamtergebnis etwas runder, was mitunter daran liegen dürfte, dass man hier weit mehr auf CGI gesetzt hat und 1998 einfach noch kein Jahr war, wo man Computereffekte vor realen Kulissen (ein Großteil der Außenaufnahmen wurde in einem kalifornischen Nationalpark gedreht) mühelos verbergen konnte. Das wird über die 4K UHD überdeutlich. Im Fall von Star Trek – Der Aufstand ist man mit der neuen Blu-Ray im Grunde schon prima bedient. Weil man die UHD aber für gerade einmal zehn Euro mehr bekommt, spricht hier andererseits aber absolut nichts gegen eine Anschaffung. So oder so: Wer den Film in seiner ursprünglichen Form erleben will, kommt um die Neuauflage nicht herum.
4K UHD und Blu-Ray Remastered: Der Ton
Einmal mehr ist das Upgrade der deutschen Synchronfassung auf Dolby TrueHD 5.1 ausschließlich Käufern der 4K UHD vorbehalten, während die Blu-Ray Remastered sich weiter mit dem veralteten Dolby Digital 5.1 abfinden muss. Vergleicht man die beiden Spuren miteinander, fällt auch hier rasch auf, wie viel dynamischer die neue Abmischung klingt. Angefangen bei den Dialogen, die hörbar klarer aus dem Center wiedergegeben werden, bis hin zu den kraftvolleren Effekten agiert die deutsche Tonspur nun auf demselben hohen Niveau wie das englische Pendant, welches abermals unverändert von der Erstauflage übernommen worden ist.
Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass Star Trek – Der Aufstand eben ein ruhiger inszenierter Film als sein direkter Vorgänger ist und dementsprechend auch nur sehr begrenzt Raum für richtige Highlights bietet, weshalb der Subwoofer auch nur wenig Gelegenheit erhält, ordentlich die Muskeln spielen zu lassen. Zu den überschaubaren Highlights zählt hier die Auseinandersetzung mit den Son´a im zweiten Drittel des Films, wo es neben Phaserfeuer und herumschwirrenden Drohnen auch den ein oder anderen Knall gibt. Erst wenn die Enterprise E im All gegen das Son´a-Schiff kämpft und Picard Ru´afo im Finale auf der Kollektorplattform gegenübersteht, darf es auch mal mit Wumms zur Sache gehen.
Die Extras
Neues Bonusmaterial? Fehlanzeige. Macht aber nichts, denn auch zu Star Trek – Der Aufstand wurde bereits seinerzeit einiges an Hintergrundmaterial produziert, wovon der Löwenanteil weiterhin in Standardauflösung vorliegt. Lediglich die Audio- und Textkommentare haben es auch an Bord der 4K UHD geschafft, alles andere findet man unter dem Dach der Blu-Ray. Alleine über die eigentliche Produktions des Films liegen über eineinhalb Stunden an Featurettes vor, dazu gibt es zahlreiche Deleted Scenes (unter anderem auch das von vielen Fans deutlich besser bewertete alternative Ende) und viele interessante Hintergründe über das Universum im Allgemeinen.
Mir gefällt, dass sich die Extras aller Filme nach und nach spezifischen Charakteren der Reihe annehmen und diese näher vorstellen, ebenso wird natürlich auch die Selbstfindung von Data, die sich mit wirklich jedem Film ein Stück weiterentwickelt, in einem neuen Teil weiter thematisiert. Diverse Storyboards, Bildergalerien und Trailer zum Film dürfen ebenfalls nicht fehlen. Mit fast drei Stunden Gesamtlaufzeit bietet Paramount hier ein tolles Buffet an Extras, welches garantiert jeden sattmacht.
“Die grundlegende Prämisse von Star Trek – Der Aufstand ist so zeitlos wie die Reihe selbst. Die ewige Jugend scheint auch in der Zukunft ein sehr begehrenswertes Gut zu sein. Dass man dafür eine kleine Gruppe von Menschen umsiedeln muss, scheint dafür ein sehr geringer Preis zu sein – oder etwa nicht? Leider verpasst es der erneut unter der Regie von Jonathan Frakes entstandene Film, dieser Frage angemessen nachzugehen. Das lückenhafte Drehbuch verliert sich spätestens zur Mitte des Films zu sehr in Belanglosigkeiten und kann der Qualität des Vorgängers zu keinem Zeitpunkt das Wasser reichen. Anders sieht es da bei dem taufrischen Master aus, dass sowohl in Form der 4K UHD als auch Blu-Ray Remastered im Vergleich zur Erstauflage gewaltige Zugewinne bei Bild und Ton verzeichnet. Neue Extras gibt es zwar nicht, das umfangreiche Material von 2009 hat es aber dankbarerweise erneut auf die aktuellen Veröffentlichungen geschafft.”
Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Paramount Pictures zur Verfügung gestellt worden.
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