Man nehme eine packende Vorlage, kombiniere alles mit einem internationalen Cast der Spitzenklasse und schmecke das Ganze mit erlesenen Kulissen ab – einmal umrühren, fertig ist die vor allem im europäischen Raum seinerzeit sehr erfolgreiche Adaption zu Umberto Eco’s Der Name der Rose. Nun gibt es das düstere Werk erstmals als 4K UHD und Blu-Ray Remastered. Wir haben uns pünktlich zum Release für euch im Kloster eingeschrieben.


Studio und Vertrieb: Constantin Film
Erstveröffentlichung: 1986





Der Film
Im Jahre 1327 reisen der Franziskanermönch William von Baskerville (Sean Connery) und sein junger Adlatus Adson von Melk (Christian Slater) in ein inmitten der norditalienischen Berge gelegenes Benediktinerkloster, um dort an einer theologischen Tagung verschiedener Kirchenvertreter teilzunehmen. Die ortsansässigen Kuttenträger – eine Bande von Deformierten, Degenerierten und religiösen Fanatikern – sind über die aufgeklärten Besucher wenig erfreut. Erst kürzlich stürzte einer der Brüder unter mysteriösen Umständen in den Tod, eine Einmischung von Außen soll um jeden Preis vermieden werden. Doch der neugierige William ist nicht gewillt, dieses Ereignis einfach so als Werk des Teufels abzutun und entschließt sich, eigene Nachforschungen anzustellen. Mit ein wenig kriminalistischem Spürsinn stellt sich rasch heraus, dass der Mönch seinem Leben selbst ein Ende gesetzt haben muss. Doch ehe auch dieses Rätsel gelöst werden kann, wird bereits die nächste Leiche gefunden, kopfüber in einem Kessel mit Schweineblut.

Während unter den Benediktinern schnell das Gerücht umgeht, die Apokalypse stünde unmittelbar bevor, glaubt William viel mehr an ein sehr irdisches Verbrechen und intensiviert seine Nachforschungen. Weitere Tode, allesamt angelehnt an die Schriften in der Johannesoffenbarung, können dadurch allerdings nicht verhindert werden. Bald wird klar, dass sich ein Giftmörder unter den Mönchen befindet, der bereit ist, all jene über den Jordan zu schicken, die einem wohlgehüteten Geheimnis tief innerhalb der Klostermauern etwas zu nahe gekommen sind. Gleichzeitig verliebt sich Adson in ein junges Bauernmädchen, welches die allgegenwärtige Armut an den Rande des Wahnsinns getrieben hat und beginnt, seinen eigenen Glauben mehr und mehr zu hinterfragen. Als William kurz davor ist, den Mörder zu stellen, lässt dessen nachträglich zur Tagung eingetroffene Intimfeind – der gnadenlose Inquisitor Gui (F. Murray Abraham) – bereits die Scheiterhaufen für die erstbesten Ketzer anheizen….
Die Rezension
Umberto Eco nannte den Film einst in seinem einzigen, dazu abgegebenen Statement eine „akzeptable Interpretation“. Ob man das nun als Lob bezeichnen darf, sei einmal dahingestellt. Deutlich zufriedener mit der Adaption von Regisseur Jean-Jaques Annaud zeigte sich seinerzeit das europäische Kinopublikum und auch heute noch ist der Film gerade um die Feiertage trotz seiner düsteren Thematik immer noch ein gewisser Quotengarant. Der Fokus bei der Umsetzung lag klar auf Atmosphäre und Spannung, die im Buch wesentlich detaillierter zur Sprache gebrachten Konflikte zwischen den jeweiligen Glaubensgruppen innerhalb der Kirche fallen dabei nahezu gänzlich unter den Tisch und auch die zahlreichen, teils namhaft besetzten Nebenrollen haben innerhalb der etwas über zweistündigen Laufzeit nur wenig Gelegenheit, sich angemessen zu präsentieren. So sind es neben einem gewohnt charismatisch aufspielenden Sean Connery vor allem Kulissen und Schauplätze, die am ehesten in Erinnerung bleiben.

Dabei wurde ein Großteil der Innenaufnahmen im Kloster Eberbach im Rheingau gefilmt, wo seitdem bis heute jedes Jahr neben ausführlichen Besichtigungen ein Screening des Films direkt in der Abtei abgehalten wird – ein Erlebnis, dass man sich als Fan nicht entgehen lassen sollte. Der Name der Rose vereint vieles unter seinem Dach. Er ist sowohl Kriminalfilm, Historiendrama als auch Thriller und sogar eine kleine Prise Horror haben die Macher eingestreut. Das Ende ist deutlich optimistischer geraten als jenes im Original und gefällt mir persönlich besser. Viele der angesprochenen Elemente funktionieren auch heute noch sehr gut und die im Film omnipräsente Kälte überträgt sich maßgeblich auf den Zuschauer. Mit dem Charakter des William von Baskerville hat Eco eine modern agierende Figur in ein dazu in extremen Kontrast stehendes Umfeld entsandt, die vieles Aspekte klassischer Romandetektive wie Hercule Poirot oder Sherlock Holmes in sich vereint und über den gesamten Verlauf als zentrale Identifikations- und Ankerfigur für den Zuschauer agiert.

Dahingehend hätte man mit Sean Connery niemand Besseren finden können, auch wenn sich seine Rolle hier aufgrund der wenigen verfügbaren Zeit nicht so sehr entfalten kann, wie es im Buch der Fall ist. Die 2009 nachgereichte Miniserie, dieses Mal mit John Torturro in der Hauptrolle, funktioniert dahingehend etwas besser, versprüht aber längst nicht dieselbe, audiovisuell beklemmende Stimmung und wirkt für meinen Geschmack stellenweise einfach zu sauber (was wieder einmal beweist, dass man sich grundsätzlich nie an den Klassikern vergreifen sollte). Für die einen ist Der Name der Rose eine gute Adaption eines schwierigen und überaus komplexen Stoffes, die innerhalb ihrer Spielzeit die wichtigsten Aspekte zugunsten bestmöglicher Unterhaltung hervorhebt und dafür auf viel Randwissen verzichtet, andere erachten die Umsetzung als zu gestrafft und deswegen arg lückenhaft in Sachen Logik. Was mich angeht, schwelge ich irgendwo dazwischen, was in jedem Fall mehr als genug ist, um jedem die Sichtung zu empfehlen, der sich für den Stoff begeistern kann.
4K UHD und Blu-Ray Remastered: Das Bild
Der Name der Rose kann mit gutem Gewissen als Frühwerk der High-Definition-Ära im Heimkino betrachtet werden. Die erste Auswertung fand 2010 in Form der alten Blu-Ray fand unter dem ehemaligen Label KINOWELT statt und kann als solche nach heutigen Maßstäben absolut nicht mehr überzeugen. Nahezu omnipräsent sind starke Rauschmuster, die das Bild stellenweise wirken lassen, als würde man hier ein bewegtes Aquarell betrachten, was vor allem in hellen Szenen gut sichtbar ist. Den zahllosen dunklen Einstellungen des Films fehlt es dagegen an einer angemessenen Kontrastabstimmung, im tiefen Schwarz lassen sich gelegentlich nur noch Ansätze von Gesichtern erkennen. All das wird zusätzlich vom einem miserablen Encoding verschlimmert, Momente mit richtig guter Schärfe und Laufruhe lassen sich quasi an einer Hand abzählen.
Für die Neuauflage hat Constantin Film einen komplett neuen Transfer in nativem 4K vom 35mm-Analogmaterial erstellen lassen, welcher als Basis sämtlicher aktueller Veröffentlichungen dient und bereits seit kurzer Zeit auch bei diversen Streamingdiensten angeboten wird. Von letzterem möchte ich allerdings abraten, denn die niedrige Bitrate der Anbieter sorgt in Kombination mit der starken Kompression für ein sehr unstetiges Bild, welches zwischen unnatürlich glattgebügelt und arg artefaktbelastet munter hin- und herpendelt. Deutlich besser schneidet dagegen bereits die taufrische Blu-Ray ab, die über ein weitaus besseres Encoding verfügt und ein grundsätzlich ruhigeres und gleichzeitig auch in sämtlichen Aspekten detailreicheres Bild offeriert, ohne dabei sein Alter inklusive analogem Herstellungsprozess kaschieren zu wollen. Lediglich die sehr dunklen Szenen werden über die Neuauflage nicht viel besser, dass lässt sich alleine schon aufgrund des Ausgangsmaterials nicht bewerkstelligen und grundsätzlich kann man dem auf künstliche Lichtquellen weitestgehend verzichtenden Werk zugutehalten, dass genau dadurch erst dessen sogartige Atmosphäre entsteht. Farblich tendiert die Neuauflage mehr zu Blau- und Grüntönen, wo vorher viel zu dramatisch übersättigt worden ist.
Die 4K UHD kommt mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 und bietet zudem Support für HDR10. Zusätzlich dazu haben wir es hier mit einer nativ auflösenden Scheibe zu tun. Im Vergleich zur bereits sehr guten Blu-Ray Remastered halten sich die Unterschiede dann auch wenig überraschend in Grenzen. Hier werden allenfalls noch letzte Details aus dem Master gekitzelt und auch die natürliche Körnung wirkt aufgrund der höheren Auflösung nochmal ein Stück unaufdringlicher. Gleichzeitig wird in den dunklen Szenen noch etwas mehr Stabilität erreicht und die Farben sind hauchfein kräftiger geraten. Alles in allem eignet sich die 4K UHD am ehesten für Sammler, die das Maximum aus dem bestehenden Material herausgeholt wissen möchten. Bei einem Preis von etwas unter dreiundzwanzig Euro für die reguläre Edition kann man aber so oder so mit gutem Gewissen zugreifen und die alte Blu-Ray endgültig entsorgen. Übrigens: Die Neuauflage in regulärem HD gibt es bei der 4K UHD gleich mit dazu.
4K UHD und Blu-Ray Remastered : Ton und Extras
In Hinblick auf die Audioausstattung bleibt alles wie gehabt, der ausschließlich deutschsprachige Ton liegt weiterhin als verlustfreie Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1 vor, gleiches gilt für englische Fassung. Ein genauer Vergleich hat gezeigt, dass die Tonspuren sämtlicher Veröffentlichungen inhaltsgleich sind, hier wurde also nicht nachgearbeitet. Für das Alter klingt das Gebotene recht passabel. Sämtliche Dialoge werden gut verständlich wiedergegeben, obgleich man den Spuren altersbedingt eine gewisse Abwesenheit von Dynamik nicht absprechen kann. Der Raumklang unterstützt vor allem den Halls innerhalb der Klosterräume, während der Score von James Horner eher zurückhaltend agiert und die jeweiligen Sequenzen unaufdringlich untermalt.

Neues gibt es dafür beim Bonusmaterial zu vermelden. Wo sämtliche bisherigen Veröffentlichungen gerade mal einen mageren Trailer aufgefahren haben, gibt es hier zusätzlich dazu eine gut fünfundvierzig Minuten lange Retrospektive zum Film, die wirklich sehenswert ist und zahllose Aspekte der Produktion genauer beleuchtet. Ein paar mehr Extras wären zwar gut gewesen, alles in allem kann man angesichts des guten Preis-Leistungsverhältnisses hier wirklich nicht meckern. Wer es dagegen etwas edler haben möchte, kann den Film auch in einem hochwertigen Steelbook erwerben, muss dafür allerdings auch etwas tiefer in die Tasche greifen. Zusätzliche Extras darf man dort allerdings nicht erwarten.

„Meine Mutter freut sich noch heute, wenn Der Name der Rose in der Programmzeitschrift auftaucht. Und da ist sie wahrscheinlich nicht die Einzige. Obwohl die Kritiken zum Film teils deutlich auseinandergehen, bietet die Adaption knapp zwei Stunden hochspannende Unterhaltung in einem unverbrauchten Setting, welches einen auch heute noch problemlos in seinen Bann zu ziehen vermag. Und Sean Connery beweist einmal mehr, dass er auch lange nach seiner Zeit als James Bond über eine einzigartige Ausstrahlung verfügt hat. Die auf das Nötigste gestraffte Handlung und einige daraus resultierende Logiklöcher vergisst man dabei gerne. Die Neuauflagen in Form der Blu-Ray Remastered und 4K UHD vermögen nicht alle bestehenden Probleme bisheriger Auflagen zu lösen, bieten aber insgesamt ein deutliches Upgrade. Beim Ton bleibt alles wie gehabt, dafür ist die mitgelieferte Doku sehr sehenswert.“

Quelle Bildmaterial: ©Constantin Film GmbH. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Constantin Film zur Verfügung gestellt worden.
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