Der Film
Obwohl Sonic das Leben auf der Erde und besonders das lokale Fast Food sehr zu schätzen weiß, mangelt es ihm doch an etwas ganz essentiellem: Einem Freund. Dummerweise reagieren wir Menschen erfahrungsgemäß nicht gerade positiv auf den Anblick eines außerirdischen Igels. Frustriert zieht Sonic schließlich eines Nachts ein paar Hochgeschwindigkeitsrunden auf dem Baseballplatz des ruhigen Kleinstädchens Green Hills – mit fatalen Konsequenzen, denn die dabei erzeugte Energie sorgt prompt für einen breitgefächerten Stromausfall. Und weil die Regierung unbedingt wissen will, was dem gesamten pazifischen Nordwesten den Saft abgedreht hat, heuert man kurzerhand den völlig durchgeknallten Wissenschaftler Dr. Robotnik (Jim Carrey, Dumm und Dümmer) an, dem Phänomen auf den Grund zu gehen.
Einen sicheren Zufluchtsort erhofft sich Sonic beim gelangweilten Cop Tom Wachowski (James Marsden, X-Men), der auf die erste Begegnung mit dem Flüchtigen allerdings nicht gerade entspannt reagiert und den blauhäutigen Igel erstmal mit den Wundern pharmazeutischer Forschung außer Gefecht setzt. Dummerweise verliert Sonic dabei das Säckchen mit den Portalschlüsseln, die sich kurzerhand in San Francisco wiederfinden. Doch trotz des frostigen Empfangs und ersten Startschwierigkeiten findet das ungleiche Duo allmählich zusammen. Tom und seine Ehefrau Maddie erklären sich schließlich bereit, Sonic auf der Suche nach den Schlüsseln ins sonnige Kalifornien zu begleiten. Der Weg dorthin gestaltet sich aber alles andere als einfach, denn Dr. Robotnik setzt Himmel und Hölle in Bewegung, sich die Fertigkeiten des Außenweltbesuchers anzueignen und fährt immer ausgefallenere Tricks auf, um sein Ziel zu erreichen…
Die Rezension
Wenn uns die Vergangenheit eines gelehrt hat, dann dass Videospieladaptionen der klassischen Regel „Hit or miss“ mehr unterliegen als jedes andere filmische Vorhaben. Nicht nur, dass man dabei die Fans mitsamt ihrer chronisch hohen Erwartungen glücklich machen muss, auch muss sich so eine Adaption auch allen anbiedern, die mit der eigentlichen Vorlage überhaupt nichts am Hut haben. Nur in eine Richtung zu arbeiten resultiert mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Flop. Und von denen gibt es mittlerweile genug, dass man ganze Listen damit füllen könnte. Sonic the Hedgehog profitiert von der Tatsache, dass seine Vorlage storytechnisch sowieso stets simpel genug gestrickt war, um den Autoren ein hohes Maß an kreativer Freiheit zu gewähren, ohne dabei den Kern der Spiele bzw. dessen Charakteren aus den Augen zu verlieren. Kinder der Generation Mega Drive kommen mit dem Leinwanddebüt also ebenso auf ihre Kosten wie deren Nachwuchs und generell alle, die bisher noch nie ein Gamepad in der Hand hatten. Entstanden ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer aber inhaltlich stellenweise auch sehr generischer Film, der das Rad zu keinem Zeitpunkt neu erfindet, dem kultigen blauen Igel aber immer noch eine gelungene Plattform für sein Kinodebüt bietet.
Dabei stand Sonic the Hedgehog von Anfang an einem gewaltigen Problem gegenüber: Nach dem ersten Trailer liefen die Fans scharenweise Sturm gegen das ursprüngliche Design der komplett computergenerierten Figur, die in ihrem Aussehen viel zu menschlich wirkte und mit dem Original höchstens das Farbeschema gemein hatte. Prompt breitete sich eine ganze Palette wenig schmeichelhafter Memes viral im Netz aus, der ursprünglich für das vierte Quartal 2019 geplante Film drohte bereits vor seinem Start zum Fiasko für Paramount als verantwortlichem Studio zu geraten. Kurzerhand entschloss man sich, die Hauptfigur komplett zu überarbeiten und verlagerte den Start schließlich auf den Februar diesen Jahres. Mit Erfolg: Nicht nur, dass Sonic in seiner Revision der Vorlage sehr viel näher kommt, auch finanziell schnitt das Abenteuer für alle Altersgruppen mit über dreihundertundsechs Millionen Dollar weltweitem Einspielergebnis erfolgreich genug ab, um eine Fortsetzung absehbar zu machen. Ohne Corona wäre da sicherlich noch wesentlich mehr dringewesen, dass muss man dazu natürlich auch sagen.
Dabei ist das Highlight des Films nicht einmal der Igel selbst, für den man in der deutschen Synchronfassung übrigens werbewirksam YouTuber Julien Bäm vor das Mikrofon gebeten hat. Wer sich dessen semi-professionelle, oft etwas zu gekünstelt wirkende Vertonung nicht geben will, bekommt mit Schauspieler Ben Schwartz im Original eine wesentlich rundere Alternative geboten. Aber das kommt nun einmal dabei heraus, wenn man Qualität zugunsten einer möglichst großen Reichweite opfert. Wer dem kompletten Cast aber so oder so durchgehend die Show stiehlt, ist Jim Carrey. Nachdem es zumindest im Komödienfach viele Jahre lang eher ruhig um den gebürtigen Kanadier war, beweist Carrey mit seinen bald sechzig Lenzen, dass er nicht einmal ansatzweise etwas von seinem Talent eingebüßt hat. Alleine sein unübertroffenes Grimassenspiel und Timing werten den Film extrem auf. Man merkt zu jeder Zeit, wie viel Spaß ihm die Rolle als bekloppter Wissenschaftler mit Gottkomplex bereitet. Und da er bereits sein Interesse bekundet hat, die Rolle erneut zu übernehmen, können wir uns bereits jetzt auf die nächste Dosis Spaß einstellen.
UHD und Blu-Ray: Das Bild
Während der knuffige Titelcharakter wie bereits erwähnt komplett am Rechner generiert wurde (was wohl auch daran liegt, dass humanoide blaue Igel in freier Wildbahn eher selten zu finden sind und sich selbst wenn nur schwer zur Mitarbeit überreden ließen), wurden sämtliche Realszenen ausnahmslos digital mithilfe von Arri ALEXA Mini- und ALEXA XT Plus – Kamerasystemen aufgenommen, die am Output maximal 3.4K anlegen. Paramount hat das vorhandene Material dann auf ein 4K Digital Intermediate aufgepumpt, was für Käufer der UHD immerhin ein fast natives Master bedeutet.
Wer sich aber lieber die nur halb so teure Blu-Ray ins Regal stellen will, sollte sich auf ein paar Unzulänglichkeiten einstellen. Während sich bereits dort ein besonders in Nahaufnahmen hochdetailliertes Bild ohne jeglichen Ansatz von Körnung einstellt, zeigt sich Sonic in Bewegung immer wieder anfällig für ein paar Unruhen. Die Blu-Ray bekommt hier sichtbar Probleme bei der reibungslosen Darstellung von dessem Fell. Leider machen die Kompressionsschwierigkeiten nicht dort halt, sondern sind über den kompletten Film quasi omnipräsent. Ebenfalls nicht ganz so gelungen ist die allgemeine Farbgebung. Während Sonic selbst in sattem Blau glänzt, wirken alle übrigen Hauttöne etwas zu gelblich. Leider können dann auch die Kontraste keine Goldmedaille gewinnen. Während Außenareale bei angemessener Beleuchtung noch am ehesten natürlich wirken, verhält es sich damit in Innenbereichen vor allem aufgrund der zu aggressiven Schwarzanteile eher entgegengesetzt. Die Durchzeichnung geht zwar gerade noch so in Ordnung, krazt aber oft hart an der Grenze zum Versumpfen. Und weil ich in diesem Jahr bereits so viele wesentlich harmonischere Blu-Ray´s auf dem Tisch hatte, kommt diese hier leider nicht über Mittelmaß hinaus.
Sehr viel besser präsentiert sich allerdings auch die UHD nicht, welche neben dem erweiterten Farbraum auch mit Support für HDR10 und Dolby Vision aufschlägt. Die wesentlich höhere Auflösung resultiert leider nicht in einer besseren Detailwiedergabe. Lediglich Feinheiten wie Schriftzüge und dergleichen werden geringfügig besser herausgearbeitet. Dafür liefert die UHD das im direkten Vergleich deutlich ruhigere Bild. Die Kompressionsschwierigkeiten der Blu-Ray kann zwar auch der große Bruder nicht komplett beheben, fährt diese aber auf ein absolut erträgliches Minimum zurück. Dadurch werden vorhandene Feinheiten zwar besser erkennbar, andererseits liefert die UHD in dem Aspekt nichts, was die Blu-Ray nicht auch besitzt. Bei der Farbgebung dürfen sich hauptsächlich Primärtöne über einen kleinen Push freuen, während Hauttöne hier nicht mehr ganz so gelblich wiedergegeben werden. Allerdings bleibt das Ergebnis immer noch ein Stück von einer optimalen Natürlichkeit entfernt. Dolby Vision liefert insgesamt mehr Dynamik als HDR10 und reguliert auch die Schwarzanteile in dunkleren Szenen besser, dafür leiden dort aber einmal mehr die Hauttöne. Augenöffnend ist das alles auch nicht.
UHD und Blu-Ray: Der Ton
Während Warner es mittlerweile immer öfter gebacken bekommt, wenigstens neue Veröffentlichungen auch bei der deutschen Synchronfassung bereits über die Blu-Ray mit zeitgemäßem Dolby Atmos zu versehen, fährt Paramount leder konsequent weiter seine Linie und speist Käufer über sämtliche Formate mit uraltem Dolby Digital 5.1 ab. Vergleicht man das Gebotene mit der Atmos-Variante als Standard beider hochauflösender Veröffentlichungen, offenbaren sich die Unterschiede rasch. Denn obwohl die stark komprimierte deutsche Fassung im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer noch ein hörenswertes Spektakel abliefert, kann sie dem überlegenen Pendant in Sachen Dynamik und Kraft einfach nie das Wasser reichen. Das fällt schon bei den Dialogen auf, die über die Synchro einfach lascher aus dem Center wiedergegeben werden.
Auch die Bässe hallen längst nicht so wahrnehmbar nach wie beim Originalton. Dieses Mal zeigt sich der Zahn der Zeit leider überdeutlich. Das kann man nicht schönreden. Der überlegenen Originalfassung kommt zusätzlich ihre exklusive Höhenebene zugute. Die öffnet das Geschehen etwas mehr nach oben in den Raum und nimmt dabei auch Teile des Soundtracks mit. Schöne Zusatzeffekte sind natürlich ebenfalls vorhanden, halten sich aber arg in Grenzen. Nach dem gelungenen Opening bleibt es an der Decke effektarm. Viele gute Momente, in denen man die Hights perfekt hätte ausnutzen können, bleiben ungenutzt. Hier und da kleine Erweiterungen…das ist einfach zuwenig, um nicht guten Gewissens komplett auf den Zusatz verzichten zu können.
Die Extras
Gähnende Leere herrscht an Bord der UHD, was aber nicht bedeutet, dass Sonic the Hedgehog komplett ohne Bonusmaterial im Heimkino aufschlägt. Ausschließlich auf der Blu-Ray findet sich zunächst einmal ein Audiokommentar von Sonic´s englischer Originalstimme Ben Schwartz. Fünf erweiterte bzw. entfernte Szenen sollten alle erfreuen, die nach dem Hauptfilm noch immer nicht genug vom blauen Igel bekommen können. Ein paar Outtakes haben es ebenfalls auf den Silberling geschafft, selbst ein Musikvideo hat noch Platz gefunden.
Fazit
„Lange hat es gedauert, bis Sonic sein längst überfälliges Leinwanddebüt feiern durfte. Das Warten hat sich aber definitiv gelohnt, denn der ikonische blaue Igel macht in seinem ersten Kinoausflugi mindestens genauso viel Spaß wie auf seinen klassischen Konsolenabenteuern – trotz ebenso dünner Rahmenhandlung. Gute Tricks und ein sensationeller Jim Carrey trösten über diese Schwäche aber ausgezeichnet hinweg. Deutlich weniger zufriedenstellend ist dafür die Heimkinoauswertung geraten. Der schwachen Blu-Ray steht eine nur wenig bessere UHD gegenüber, beide Veröffentlichungen leiden hörbar unter dem chronisch veralteten Tonformat und auch die Extras sind etwas zu kurz geraten, um sämtliche offenen Fragen beantworten zu können. Schade, aber da wäre mehr dringewesen.“
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