Obwohl sich der Klosterhorror Immaculate bereits seit mehreren Monaten auf dem Heimkinomarkt tummelt, haben uns mehrere Anfragen erreicht, den Film doch bitte einmal zu sichten. Machen wir als doch gerne!


Vertrieb: Capelight Pictures
Erstveröffentlichung: 2024






Der Film
Wer will in aufgeklärten Zeiten wie diesen überhaupt noch Nonne werden? Schließlich ist damit ein Leben in Armut und Keuschheit verbunden, dazu kommt überwiegend schlechte Verpflegung, kalte Klostermauern und ständiges Herumgebete. Für die junge Amerikanerin Cecilia (Sidney Sweeney) offenbar ein sehr erstrebenswerter Zustand! Weil ihr lokales Konvent aufgrund zu niedriger Mitgliederzahlen aufgelöst werden musste, nimmt sie das Angebot von Pater Tedeschi (Álvaro Morte), Teil seiner in Italien beheimateten Glaubensgemeinschaft zu werden, dankbar an. Nach einer nicht ganz unproblematischen Ankunft sowie einer langen Fahrt zum abgelegenen Kloster findet sich Cecilia in ihrer neuen Umgebung relativ schnell ein und findet in der gleichaltrigen Schwester Gwen (Benedetta Porcaroli) sogar eine neue Freundin.

Das Tagwerk besteht neben den üblichen Ritualen primär aus der Betreuung älterer Nonnen, die sich hier aus Krankheits- oder Altersgründen auf ihre letzte Reise zum Herrn vorbereiten. Dass also gelegentlich mal ein verwirrter Pinguin über die Flure wandert, ist erstmal nicht ungewöhnlich. Doch mit der Zeit wird Cecilia immer öfter Zeuge seltsamer Ereignisse, auf die ihr niemand – auch nicht Pater Tedeschi – eine angemessene Antwort geben will. Als bei der jungfräulichen Cecilia dann plötzlich auch noch eine Schwangerschaft festgestellt wird, glauben alle an ein Wunder und verehren das völlig mit der Situation überforderte Mädchen fortan wie eine Heilige.

Nachdem Cecilia nur knapp einen Mordversuch durch eine scheinbar hysterisch gewordene Schwester überlebt hat und die Attentäterin wenig später durch einen angeblichen Unfall vom Dach des Klosters in den Tod stürzt, verschlimmert sich die angespannte Situation nur noch weiter. Als die ungewollte schwangere Nonne dann auch noch aus der Heimlichkeit heraus beobachten muss, wie Gwen nach Kritik an der Obrigkeit die Zunge herausgeschnitten wird, entschließt sie sich zur Flucht. Doch diejenigen, die das entsetzliche Geheimnis hinter den dicken Steinmauern um jeden Preis wahren wollen, denken gar nicht daran, Cecilia ohne weiteres in die Freiheit zu entlassen…
Die Rezension
Kloster waren bis die frühen 2000ern hinein ein sehr beliebter Schauplatz für spannende Thriller, oftmals mit okkultem Einschlag. Mit der Zeit ging das Interesse daran aber mehr und mehr verloren und man wandte sich etwas modernen Settings zu. Mit Immaculate wollten Regisseur Michael Mohan und Hauptdarstellerin | Produzentin Sidney Sweeney an diese vergangene Ära anschließen. Mit einem verhältnismäßig kleinen Budget von gerade einmal neun Millionen Dollar machte man sich nach fast zehn Jahren Vorausplanung daran, das gemeinsame Wunschprojekt endlich umzusetzen. Leider nicht mit dem erhofften Erfolg, denn bei knapp dreißig Millionen weltweitem Einspielergebnis kann man keineswegs von einem Megahit sprechen, wie ihn z.B. Blumhouse regelmäßig mit seinen Produktionen einspielt. Und auch die Kritiken fielen insgesamt eher gemischt aus.

Das zentrale Problem des Films ist, dass er über weite Strecken nicht so recht zu wissen scheint, welchem Genre er sich genau zugehörig fühlen möchte. Was dank beklemmender Eröffnung als hochspannender Thriller beginnt, hat in der Folge kaum mehr zu bieten als ein paar vorhersehbare Schockmomente, ehe sich das Werk spätestens zur Mitte hin komplett im Splatter verliert. Zudem mangelt es der Handlung an neuen Ideen, vieles hat man in ähnlicher Form längst schon anderweitig gesehen, weshalb einen auch die Auflösung am Ende nicht mehr vom Hocker reißt. Wäre da nicht die hinreißende Sidney Sweeney, welche ihre Rolle als traumatisierte Nonne mit düsterer Vergangenheit bravourös meistert, könnte man Immaculate getrost überspringen. Die Frau ist noch keine Dreißig, dürfe aber über sehr lange Zeit noch einiges mit Relevanz von sich sehen lassen – und damit spreche ich nicht auf das Offensichtliche an!

Mit knapp neunzig Minuten Laufzeit verfügt der Film zumindest über eine erträgliche Länge. Das Horrorgenre ist momentan so gut bestückt wie nie zuvor, die Konkurrenz entsprechend groß. Für die Produzenten dahinter stellen die in der Regel kostengünstig herstellbaren Werke ein geringes Risiko dar und das Kinopublikum ist gegenwärtig mehr denn je an Kurzweil interessiert, weniger an gewaltigen Epen oder Werken mit aufdringlichen sozialen Botschaften. Immaculate hatte seine Chance, hat diese aber in meinen Augen nicht gut genug ausgenutzt. Als Teil eines Horrorabends auf der heimischen Couch kein gänzlich unbrauchbarer Kandidat, aber eben auch kein Highlight des Genres.
4K UHD und Blu-Ray: Das Bild
Gedreht wurde vollständig digital mit Kameramodellen vom Typ Sony CineAlta Venice, die immerhin eindrucksvolle 6K am Output anlegt. Basierend darauf entstand in der Postproduktion ein 4K Digital Intermediate, welches wie üblich auch als Basis für die Heimkinoveröffentlichungen herangezogen wurde. Für den deutschsprachigen Raum haben sich Capelight Pictures sämtliche Veröffentlichungsrechte gesichert und die Umsetzung scheinbar auch selbst orchestriert. Das ist deswegen vorteilhaft, weil die amerikanische Blu-Ray gelinde gesagt eine absolute Vollkatastrophe ist und dank miesem Encoding derart von Unruhen geplagt wird, dass man sich bei der Sichtung fast an die Erstauflage von Der Name der Rose erinnert fühlt, von der mir immer noch die Augen rauschen.
Die deutsche Blu-Ray macht das von Anfang an um Welten besser und überragt ihr Pendant nicht nur in Sachen Laufruhe und Detailwiedergabe, sondern auch im Kontrastbereich um ein vielfaches. Sogar in schlechter beleuchteten Einstellungen wankt die Blu-Ray nicht und setzt das ultrahochauflösend eingefangene Spektakel in exzellenter Qualität mit kräftigen Schwarzanteilen um. Ein leichtes Rauschmuster ist präsent und wurde aller Wahrscheinlichkeit nachträglich beigefügt, passt aber hervorragend zum Setting und driftet nie in aufdringliche Bereiche ab. Farblich kommt Immaculate bewusst ausgewaschen rüber, wodurch auch vielversprechende Highlights wie die Präsentation von Cecilia in edler Gewandung leider ein wenig untergehen. Die anhaltend trostlose Stimmung des Films untermalt die gewählte Farbgebung insgesamt aber sehr gut, da muss man über kleinere Kompromisse hinwegsehen können.
Die dazugehörigen 4K UHD stellt ein kleines Novum in der Geschichte von M-Reviews dar, haben wir es doch hier mit einem exklusiv für den deutschsprachigen Raum erhältlichen Release zu tun, während es normalerweise eher umgekehrt ist. Die Scheibe löst nicht nur in nativem 4K auf, sondern verfügt neben einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 auch noch über Unterstützung für HDR10 und Dolby Vision. Beste Voraussetzungen für ein saftiges Upgrade, was sich im direkten Vergleich dann auch bestätigen lässt: Alleine in Sachen Detailwiedergabe legt die 4K UHD nochmal ordentlich zu und arbeitet feine Texturen bei Kleidung, Gesichtern um Umgebung heraus, die man über die Blu-Ray in Teilen lediglich erahnen kann. Im Bereich der Farbgebung ist zumindest etwas mehr Sättigung im Spiel, was das Bild etwas weniger grauversunken darstellt, ohne den gewollten Look dabei zu sehr zu stören. Kräftigere Schwarzanteile verbessern den merklich homogeneren und stimmigeren Gesamteindruck der 4K UHD im Vergleich zur Blu-Ray weiter.
4K UHD und Blu-Ray: Ton und Extras
Capelight Pictures bestücken beide Veröffentlichungen mit verlustfreien Masterspuren im Format DTS-HD MA 5.1, und zwar sowohl für die deutsche Synchronfassung, als auch den englischen Originalton. Filme wie Immaculate leben in der Regel von etwas, dass ich als effektiven Minimalismus bezeichnen würde. Hier geht’s nicht um permanente Beschallung, weil die Spannungskurve darunter arg zu leiden hätte, sondern eher darum, den Zuschauer durch eine zurückhaltende Untermalung in trügerischer Sicherheit zu wägen, nur um dann beim nächstbesten Schockmoment erbarmungslos zuzuschlagen. Beides gelingt der hier vorliegenden Abmischung sehr gut, dazu gibt es klar verständliche Dialoge und besonders innerhalb der klassischen Klosterkulissen wurde auch der typische Wiederhall klasse implementiert. Kann man so machen!

Im Blu-Ray- | 4K-Bundle schlägt Immaculate als sammlertaugliches Mediabook bei uns auf, welches durch seine gewohnt hochwertige Verarbeitung bei Verpackung und Booklet auffällt. Das vierundzwanzig Seiten starke Begleitheft ist mit interessanten Produktionsnotizen und Hintergrundinformationen gefüllt, stellt also eine optimale Begleitlektüre zum Film dar. Die digitalen Extras sind dagegen etwas überschaubar ausgefallen: Neben einem hörenswerten Audiokommentar des Regisseurs gibt es ein kurzes Featurette mit Interviews von Cast und Crew, ein Behind the Scenes sowie den Trailer zum Film. Alles ziemliche Standardkost mir eher geringem Informationsgehalt, aber heutzutage werden aktuelle Filme ohnehin kaum noch groß mit Hintergrundmaterial bedacht. In dem Rahmen gehen die Extras auf jeden Fall als nette Dreingabe durch, aber eben auch nicht mehr als das.

„Ein klassischer Horrorflick hinter Klostermauern wäre eine tolle Abwechslung zu den üblichen Haunted-Place-Filmen geworden, die das Genre über die letzten Jahre zunehmend dominiert haben. Immaculate hätte auf dem Papier beste Chancen gehabt, dem Genre eine brauchbare Alternative zu spendieren, scheitert aber an seiner uninspirierten Handlung und holt aus dem klassischen Setting viel zu wenig raus. Lediglich die hervorragende Sidney Sweeney rettet den Film über die Mittelmäßigkeit hinaus, das verstörende Finale dürfte einem dagegen noch lange im Gedächtnis bleiben. Blu-Ray und 4K UHD punkten mit guter bis hervorragender Bildqualität, Sound und Aufmachung sind ebenfalls klasse, lediglich bei den Extras sollte man nicht zu viel erwarten.“

Quelle Bildmaterial: ©BPP Immaculate, LLC. | Capelight Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Capelight Pictures zur Verfügung gestellt worden.
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