Kaum ein Film wurde dieses Jahr derart von Fans und Kritikern abgestraft wie Borderlands. Die Adaption zur gleichnamigen Videospielreihe von 2K konnte nicht einmal ein Drittel ihrer Kosten einspielen. Nun ist der Film im Heimkino erschienen. Aber ist das Werk wirklich so mies, wie alle behaupten?







Der Film
Nur noch fix den letzten Klienten abliefern, dann will Kopfgeldjägerin Lilith (Cate Blanchett) endlich ihren wohlverdienten Ruhestand antreten. Der schwerreiche Atlas (Édgar Ramírez) hat andere Pläne und nutzt sein schier unendlich tiefes Portemonnaie, um die Frührente noch ein bisschen hinauszuzögern. Gegen ordentlich Bares soll Lilith Atlas‘ entführte Tochter Tina (Ariana Greenblatt) aus der Gewalt des Söldners Roland (Kevin Hart) befreien und sicher nach Hause zurückbringen. Der Haken an der Sache: Beide haben sich ausgerechnet auf dem Planeten Pandora verkrochen.

Dort hat die Legende um eine uralte Kammer voller Schätze, welche einst von einer längst ausgestorbenen Zivilisation zurückgelassen wurde, sämtlichen Abschaum des Universums angelockt. Meuchelmörder, Plünderer und Großindustrielle aller Art kämpfen seitdem um die Vorherrschaft. Notgedrungen macht sich Lilith auf die Reise zu ihrem alten Heimatplaneten, den sie eigentlich nie wieder betreten wollte. Bald stellt sich heraus, dass auch Atlas‘ Privatarmee Crimson Dawn hinter dem Mädchen her ist. Mit der Hilfe des nervtötenden Roboter Claptrap (Deutsche Stimme: Chris Tall) und einer gehörigen Portion Skrupellosigkeit gelingt es dem Duo, die Gesuchten rechtzeitig aufzuspüren.

Die chronisch pyromanische Tina ist allerdings überhaupt nicht daran interessiert, zu ihrem verhassten Vater zurückzukehren, sondern will Roland bei der Suche nach der Kammer unterstützen, die nur sie alleine öffnen kann. Als Lilith erkennen muss, dass sie von ihrem Auftraggeber hintergangen worden ist, schließt sie sich den Kammerjägern kurzerhand an. Mit der exzentrischen Kammerexpertin Tannis (Jamie Lee Curtis) und dem wortkarten Muskelberg Krieg (Florian Munteanu) erhält die Chaotentruppe weitere Verstärkung – und hat bei der Kammerjagd bald sämtlichen Abschaum von Pandora im Nacken sitzen…
Die Rezension
Mit über einer Milliarde Gesamterlös zählt Borderlands zu den erfolgreichsten Reihen der jüngeren Videospielgeschichte, ein vierter Teil ist für das kommende Jahr angekündigt worden. Kein Wunder also, dass Gearbox-Chef Randy Pitchford bereits seit über einem Jahrzehnt versucht hat, die Reihe für die große Leinwand adaptieren zu lassen. Nachdem das Projekt ewig in der Schwebe festhing, kündige sich Anfang 2020 ein Lichtblick am Horizont an. Unter der Schirmherrschaft von LionsGate wurde der sonst eher als Horror-Spezialist bekannte Eli Roth als Regisseur angeheuert, das Drehbuch wurde von Hangover-Writer Craig Mazin verfasst.

Der prominent besetzte Film sollte mit Blick auf ein R-Rating gedreht werden und die bekannte Geschichte der Vorlage neu erzählen. Dann kam COVID-19 und brachte nicht nur die Filmindustrie, sondern über Nacht gleich die gesamte Zivilisation zum Erliegen. Kurzerhand wurde die über hundert Million Dollar teure Produktion nach Budapest ausgelagert. Doch damit nahmen die Probleme erst ihren Anfang. Durch umfangreiche Nachdrehs verzögerte sich der Filmstart immer weiter, plötzlich sollte Borderlands auch jüngere Zuschauer ansprechen, was zahlreiche Zensuren zur Folge hatte. Schließlich ließ ein tief enttäuschter Craig Mazin ließ seine Beteiligung aus dem Projekt vollständig tilgen, die restlichen Arbeiten wurden von einer kleinen Armee verschiedener Autoren fortgesetzt.

Frei nach dem Motto „Zu viele Köche verderben den Brei“ war spätestens zu diesem Zeitpunkt absehbar, dass uns eine lumpenreine Katastrophe ins Haus steht. Der fertige Film kratzt das bestehende Universum allenfalls an der Oberfläche an und verrührt Elemente aus sämtlichen Spielen zu einer uninspirierten, überwiegend spaßbefreiten Geschichte, gegen die selbst das inhaltlich weichgespülte Borderlands 3 preisverdächtig wirkt. Den ikonischen Look der Vorlage sucht man ebenso vergebens wie deren Sarkasmus sowie die bis an den Rand der Satire überzeichnete Gewaltdarstellung (der erste Teil erschien in Deutschland damals noch in einer stark zensierten Fassung). Was bleibt, ist kaum mehr als ein Schlag ins Gesicht langjähriger Fans, angefüllt bis zum Rand mit mittelmäßigem CGI.

Kevin Hart entpuppt sich als lumpenreine Fehlbesetzung, welche mit der ursprünglichen Figur allenfalls die Hautfarbe gemeinsam hat. Cate Blanchett hat sichtbar Freude an ihrer Rolle, ist aber ebenso wie die völlig verloren wirkende Jamie Lee Curtis viel zu alt, um ihr virtuelles Vorbild glaubhaft verkörpern zu können. Und Fanliebling Tiny Tina schmeißt neben explosiven Stofftieren hauptsächlich dumme Sprüche im aktuellen Jugendslang durch die Gegend, während der im englischen Original von Jack Black vertonte Claptrap anders als im Spiel nie auf positive Weise nervt. Das muss auch dem Darsteller aufgefallen sein, der im Anschluss an die Arbeiten sämtliche Mitwirkung bei der Promotion des Films verweigerte.

In der deutschen Fassung übernimmt Comedian Chris Tall die Vertonung des Roboters und agiert dabei derart stümperhaft und hölzern, dass man hier wirklich nur von einem gescheiterten Werbegag sprechen kann. Borderlands weckt schlimme Erinnerungen an dunkle Tage, in denen ein Uwe Boll mit seinen Verfilmungen ein Videospielfranchise nach dem anderen in den Sand gesetzt hat. Es ist, als hätte ein Blinder versucht, Mad Max: Fury Road mit Cosplayern nachzustellen. Ein paar nette Referenzen an die Vorbilder sind geblieben, abseits des coolen Soundtracks von Steve Jablonksy scheitert das Werk aber in jedweder Hinsicht vollständig und geht völlig zurecht als einer der größten Flops in die Annalen des auslaufenden Kinojahres ein.
4K UHD und Blu-Ray: Das Bild
Borderlands kann und will seine digitale Herkunft zu keinem Zeitpunkt verbergen. Zum Einsatz kamen hier Kameras vom Typ ARRI Alexa 65 und ARRI Alexa Mini, das finale Master liegt als 4K Digital Intermediate vor. Die dazugehörige Blu-Ray entpuppt sich fachlich gesehen als eine der größten Enttäuschungen des Jahres. Das liegt daran, dass man das Bild hier nachträglich nochmal ordentlich mit Filtern bearbeitet hat. Nur so erklärt sich der auffällig glatte Look, mit dem man vermutlich das Alter der Beteiligten ebenso zu kaschieren versucht hat wie die teils wirklich billig anmutenden Computertricks. Alleine dadurch kann von Natürlichkeit keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: So detailarm und wachsartig wie die Gesichter hier wiedergegeben werden, wirken die Cel-Shading-Charaktere aus der Vorlage im Vergleich dazu fast lebensecht.
Leider ging man hier noch einen Schritt weiter und hat im Anschluss daran wieder künstlich nachgeschärft. Das Ergebnis mündet nicht selten in auffälligen Überschärfungsartefakten an den Rändern, wie man sie aus der Frühzeit der Blu-Ray nur allzu gut kennt. Dazu gesellt sich eine extrem wankelmütige Körnung, welche selbstverständlich ebenfalls künstlicher Natur ist und immer mal wieder in Teilen auf einzelnen Objekten erkennbar wird, während der Rest der Einstellung durch die nachträglichen Eingriffe blitzsauber rüberkommt. Schön ist das alles definitiv nicht. Farblich sieht es besser aus. Die erdigen Paletten passen gut zum Wüstensetting, lassen aber massig Raum für knallige Highlights offen und auch im Kontrastbereich wird dank satter Schwarzwerte einiges geboten – wenngleich die Scheibe in sehr hellen Szenen immer mal wieder merklich überstrahlt.
Die 4K UHD löst nativ auf, offeriert einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision. Schon nach wenigen Minuten wird klar, dass es hier durchgehend besser aussieht. Zwar wurde auch hier ziemlich sicher nachgefiltert, allerdings mit mehr Bedacht und bei weitem nicht so aggressiv wie bei der Blu-Ray. Kein Wunder also, dass die UHD in jeder Szene einen detaillierteren und schlicht saubereren Eindruck hinterlässt, wobei der digitale Look insgesamt beibehalten wird. Die Körnung agiert auf konstanterem Niveau und ohne den Großteil der angesprochenen Nachschärfungsartefakte entsteht ein sehr viel glaubwürdigerer Gesamteindruck, wenngleich das CGI weiterhin mühelos als solches erkennbar bleibt.
Die erdigen Paletten wirken über die 4K UHD kraftvoller und dynamischer, Highlights wie Explosionen und natürlich Liliths auffällige Haarfarbe kommen besser zur Geltung. Verglichen mit der Blu-Ray geht’s ein gutes Stück dunkler zu, ohne dass es dadurch zu Darstellungsproblemen kommt. Viel mehr hätte es jedoch nicht sein dürfen, gerade mit Blick darauf, dass LEONINE in Vergangenheit gerne mal über die Stränge geschlagen ist und im Fall von Everything Everywhere All at Once sogar ein umfangreiches Austauschprogramm anleiern musste. Die Überstrahlungen der Blu-Ray fallen in jedem Fall weg und das nochmal verbesserte Schwarz kann sich sehen lassen. Im Endergebnis ebenfalls keine perfekte Veröffentlichung, aber wesentlich anschaubarer und runder als die völlig kaputtgefilterte Blu-Ray.
4K UHD und Blu-Ray: Der Ton
LEONINE hat sowohl die Blu-Ray als auch die 4K UHD mit einer deutschen Tonspur im Format Dolby Atmos bestückt, die englischen Fassungen liegen in identischer Kodierung vor. Auf dem Papier eine noble Sache und sowieso eine nette Abwechslung zu dem, was man sonst auf dem Schreibtisch liegen hat. Im direkten Vergleich zwischen den beiden Tonspuren fallen lediglich kleinere Unterschiede auf: So ist die deutsche Fassung hauchfein lauter abgemischt worden, wirkt bei den Dialogen dafür weniger durchsetzungsstark – und das gemessen daran, dass es der Originalspur hier schon an Kraft mangelt. Wesentlich aggressiver geht’s dagegen bei der allgemeinen Räumlichkeit zu.

Spätestens bei der Flucht durch Pisswash Gully (quasi das Wuppertal von Pandora) gibt es stattliche Aktivität aus allen Richtungen, wenn dann am Ende der Riesenwurm an die Oberfläche schießt, legt auch der Subwoofer stimmungsvoll los. Ab da ist bis zum krachenden Finale permanent etwas auf der regulären Ebene los. Das kann sich so auf jeden Fall hören lassen. Die Höhenebene erweitert das Geschehen in den allermeisten Momenten sinnig, z.B. beim Eintreffen der Crimson Lance mitsamt Fuhrpark oder diversen Wettereffekten. All das kommt aber überraschend leise rüber und geht im Angesicht des Geschehens auf der regulären Ebene fast völlig unter, wenn man nicht ganz genau hinhört. Das ist besonders deswegen schade, weil hier ebenso eine Menge Betrieb herrscht und teilweise sogar sinnvoll platziere Effekte vorhanden sind, wo das englische Pendant komplett in der Stille verharrt.
4K UHD und Blu-Ray: Die Extras
Sieben Featurettes haben es ausschließlich an Bord der beiliegenden Blu-Ray geschafft. So werden die im Film genutzten Waffen näher beleuchtet und wie man die Spielereihe in einen Film verwandelt hat. Die Darsteller werden nochmal intensiver ins Rampenlicht gerückt, der Rest befasst sich mit Ausstattung, Effekten und Stunts.

Das alles bietet kombiniert eine gute Dreiviertelstunde an zusätzlichen Material, dass allerdings typisch LEONINE ohne deutsche Untertitel oder anderweitige Lokalisierung auskommen muss. Kein uninteressantes Material, vor allem da man sich innerhalb der Extras deutlich mehr zentralen Aspekten aus den Spielen gewidmet zu haben scheint als der fertige Film. Aber auch das alles macht die eigentliche Katastrophe natürlich nicht besser.

„Die Videospiele sind bunt, übertrieben brutal, triefen nur so vor Sarkasmus inklusive unterschwelliger Gesellschaftskritik und locken mit einer nahezu unendlichen Auswahl an Waffen für jeden Bedarf. Der schon in der Produktion arg problembeladene Film ist…na ja, zumindest manchmal bunt. Diese weichgespülte und auf das nötigste reduzierte Fassung von Borderlands kann man weder Fans noch interessierten Kammerjägerneulingen empfehlen. Gleiches gilt für die dazugehörige Blu-Ray, die im Filtergewitter jedes Sehvergnügen im Ansatz erstickt. Die deutlich bessere 4K UHD lohnt sich da schon eher. Grundsolide Extras und eine zeitgemäße Klangausstattung können den miesen Film aber auch nicht mehr vor dem Totalschaden retten.“

Quelle Bildmaterial: ©Summit Entertainment, LLC | Lions Gate Entertainment Inc. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von LEONINE Home Entertainment zur Verfügung gestellt worden.
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