4K UHD | Auf der Flucht

Ganze vier Jahre dauert es ab 1963, ehe Schauspieler David Jenssen in der Fernsehserie Auf der Flucht endlich den Mörder seiner Frau ausfindig machen konnte. Der 1993 von Regisseur Andrew Davis für das Kino adaptierte Plot schafft das in deutlich weniger Zeit und gilt auch heute noch als einer der besten Thriller der Filmgeschichte. Zum 30. Jubiläum legt Warner Bros. das spannende Katz-und-Maus-Spiel erstmals als 4K UHD auf. 

Studio und Vertrieb: Warner Bros. Entertainment

Erstveröffentlichung: 1993

Veröffentlichungstermin: 30. November 2023

Darsteller: Harrison Ford, Tommy Lee Jones, Jeroen Krabbé, Julianne Moore und andere

Format: 4K UHD

Preis: 34,99€*

Altersfreigabe: Ab 16 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Als der prominente Neurochirurg Dr. Richard Kimble (Harrison Ford) nach einer ungeplanten Extraschicht nach Hause kommt, liegt seine Frau bereits im Sterben. Irgendwer hat der allseits beliebten Gattin den Schädel eingeschlagen – und der Täter ist immer noch im Haus. Nach einem kurzen Gerangel mit dem einarmigen Täter kann dieser fliehen. Weil die eilig herbeigerufene Polizei den Tatverdächtigen nicht ausfindig machen kann und Kimbles Geschichte von Anfang an anzweifelt, findet sich der Arzt eine Weile später selbst auf der Anklagebank wieder. Mangels gegenteiliger Beweise verurteilt ihn der Richter zum Tod durch die Giftspritze. Nachdem der Gefangentransport aufgrund eines Aufstands mit einem Zug kollidiert, gelingt dem verletzten Kimble im anschließenden Chaos die Flucht durch die Wälder. 

Unschuldig zum Tode verurteilt, flieht Kimble, um seine Unschuld zu beweisen und die wahren Täter zu stellen. | 4K UHD

Fest entschlossen, den wahren Täter ausfindig zu machen und seine Unschuld zu beweisen, verändert Kimble sein Aussehen, taucht in Chicago unter und nutzt sein Fachwissen, um den Einarmigen über dessen Prothese ausfindig zu machen. Es dauert jedoch nicht lange, bis die angerückten Einsatzkräfte bemerken, dass sich der Todeskandidat weder unter den Geretteten, noch unter den Geborgenen befindet. Für den eisenharten U.S. Marshal Sam Gerard (Tommy Lee Jones) und sein Team gibt es fortan nur noch ein Ziel: Den Geflüchteten um jeden Preis wieder einzufangen. Ob schuldig oder nicht, ist dabei nicht von Belang. Tatsächlich sind die versierten Jäger ihrem Ziel immer wieder dicht auf der Spur. Doch der kluge Kimble schafft es jedes Mal knapp, seinen Verfolgern unter Einsatz seines Lebens zu entkommen. 

Gerard gilt als unbarmherziger Jäger, der Geflohenen keine ruhige Minute lässt. Nun ist er dem entlaufenden Richard auf der Spur. | 4K UHD

Bei der Suche nach dem Einarmigen muss Kimble bald erkennen, dass der feige Mordanschlag nicht seiner Frau, sondern ihm selbst galt. Und auch Gerard beginnt mit der Zeit immer mehr daran zu zweifeln, dass der Flüchtige die ihm zu Last gelegte Tat wirklich begangen hat, setzt seine Jagd aber dennoch unerbittlich fort. Als der schließlich erkennt, wer tatsächlich hinter der Verschwörung, ist es für Wiedergutmachung beinahe schon zu spät, denn auch Kimble hat die Hintermänner längst ausgemacht – und die setzen immer noch alles daran, den unliebsamen Arzt mitsamt seinem Wissen endgültig zum Schweigen zu bringen…

Die Rezension

Zum 1967 ausgestrahlten Serienfinale saßen derart viele Millionen Amerikaner gebannt vor ihren Fernsehschirmen, dass die Straßen fast menschenleer waren. Noch heute gilt die als Zweiteiler ausgestrahlte Episode als eine der meistgesehenen in der Geschichte des U.S.-Fernsehens. Hierzulande rief die Ausstrahlung deutlich weniger Interesse beim Publikum hervor, weshalb von insgesamt einhundertzwanzig produzierten Folgen nicht einmal die Hälfte synchronisiert worden ist. Dem späteren Erfolg der Kinoadaption tat das jedoch keinerlei Abbruch. Dass die überhaupt realisiert werden würde, war lange Zeit gar nicht so sicher: Über fünf Jahre geisterte die Idee im Limbo herum, ehe der spätere Riddick-Regisseur David Twohy auf den Plan trat und gemeinsam mit Jeb Stuart das endgültige Drehbuch verfasste. Als Regisseur verpflichtete man schließlich Andrew Davis, der einige Jahr zuvor mit Alarmstufe: Rot großen Eindruck bei den Verantwortlichen hinterlassen hatte. 

Die Polizei hält den Einarmigen für eine Erfindung. Der ist allerdings nicht nur quicklebendig, sondern hat es immer noch auf Richard abgesehen. | 4K UHD

Ein Glücksgriff, denn Davis ist es gelungen, den Stoff als nahezu perfektes Zusammenspiel von Action, Drama und Spannung zu inszenieren, dabei aber nie die Bodenhaftung zu verlieren. Dadurch hebt sich Auf der Flucht auch drei Jahrzehnte später immer noch angenehm von seinen Mitbewerbern ab. Richard Kimble ist trotz seiner gehobenen Profession ein einfacher, körperlich unscheinbarer Normalbürger und verfügt abseits seiner medizinischen Kenntnisse über keine nennenswerten Superkräfte – damit identifiziert sich das Publikum wesentlich besser als mit Rambo und Co., besonders weil dieses von Anfang an über die Unschuld des Protagonisten im Bilde ist. Doch erst durch das grandiose Zusammenspiel zwischen Harrison Ford und Tommy Lee Jones als erbittertem Gegenspieler wird die Dynamik des Films richtig entfesselt. Dadurch, dass die meisten von deren Dialogen am Set improvisiert wurden, bekommt das Geschehen noch mehr Glaubwürdigkeit. Jones ist als knallharter Verfolger eine absolute Naturgewalt, den Oscar© als Bester Nebendarsteller gab es dafür neben vielen anderen Darstellerpreisen absolut berechtigt. Das Jahre später nachgeschobene Sequel, welches dieses Mal die Figur des Samuel Gerard in den Mittelpunkt rückt, kann man dagegen aufgrund der vorhersehbaren und lückenhaften Geschichte getrost vergessen.

Dr. Nichols ist nicht gewillt, den Marshals Auskunft über seinen besten Freund Richard zu geben. | 4K UHD

Die stimmigen Bilder zum Film lieferte Kameramann Michael Chapman, der zugunsten eines größtmöglichen Realismus ganz bewusst auf künstliche Beleuchtung verzichtete. Das Mittendringefühl ist einfach allgegenwärtig und lässt einen bis zur letzten Sekunde mit den Charakteren bangen. Bei der gezeigten Kollision mit dem Zug kamen übrigens keine Miniaturen zum Einsatz, es handelt sich tatsächlich um einen praktischen Stunt, der nur ein einziges Mal durchgeführt werden konnte. Die Mühe sollte sich auszahlen: Bei vierundvierzig Millionen Dollar Produktionskosten spielte Auf der Flucht weltweit fast das zehnfache seiner Kosten ein und gilt als einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 1993. Dreißig Jahre später fühlt sich der Film abseits von Smartphones und Co. immer noch angenehm zeitlos an. Hier findet sich ganz viel von dem, was das Kino der Gegenwart längst aus den Augen verloren hat, nämlich eine gute Geschichte, passend besetzt und ganz ohne Effekthascherei erzählt. Das ist oftmals schon alles, was man für einen großen Hit benötigt. Falls ihr den Film also bisher verpasst habt: Unbedingt nachholen! 

4K UHD: Das Bild

Die Blu-Ray zum Film wurde Ende November 2006 erstmals veröffentlicht und zählt damit zu den ersten Vertretern ihrer Art. An denen wird ein brandneues Format in der Regel auch gemessen, weshalb man offenkundig auch einiges an Arbeit in den Transfer investiert hat. Gemessen an den damaligen Standards ist das Ergebnis absolut kein schlechtes, im Gegenteil. Die grundlegende Detailwiedergabe ist abseits zahlreicher, leider schon suboptimal auf Film gebannter Einstellungen grundsolide, auch die überwiegend bewusst ausgewaschenen Farben versteht der Silberling gut zu stemmen. Lediglich die Kontraste könnten im Schwarzbereich etwas kraftvoller sein. Nur mit der analogen Körnung kommt das seinerzeit zum Einsatz gebrachte Encoding im Format MPEG-2 nicht immer optimal zurecht: Kleinere Rauschwolken sind gerade auf neutralen Flächen regelmäßig zu sehen. 2014 gab es in den Vereinigten Staaten eine Neuauflage mit frischem Encoding im VC-1-Format, welche aber nur minimale Verbesserungen offerierte. Für unseren Vergleich dient uns die ursprüngliche Version, welche meines Wissens nach auch die einzige ist, die je in Deutschland vertrieben wurde. 

Wo die Blu-Ray (Slider →) beim höchsten Gebäude im Bild keine Texturen abbilden kann, zeigt die 4K UHD (Slider ←) bisher ungesehene Details. Abseits des deutlichen Auflösungsunterschiedes. Zudem zeichnet die Neuauflage dramatisch besser durch, liefert neutralere Farben und kräftigere Kontraste. 

Zum 30. Jubiläum ließ man den Film komplett neu in 4K vom 35mm-Originalnegativ abtasten, dazu spendierte man der UHD einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision. Die Ergebnisse kann man als gemischte Tüte bezeichnen, in der sich aber trotzdem das ein oder andere Leckerli verbirgt. Natürlich kann auch der neue Transfer keine Schärfe in Szenen bringen, wo von Anfang an keine vorhanden war und liegt damit on par mit der kürzlich von Paramount veröffentlichten 4K-Fassung von Die nackte Kanone. So präsentiert sich beispielsweise die Anfangsszene, in der Kimble gemeinsam mit den Mithäftlingen vom Gefängnistor zum Bus eskortiert wird, immer noch arg verwaschen und lässt kaum Feinheiten erkennen. Auch die ein oder andere Nahaufnahme kommt über die UHD ziemlich soft rüber. Überwiegend kann man die Neuauflage aber mit Abstand als überlegene Version betrachten. Alleine der Auflösungsunterschied wird an vielen Stellen überdeutlich, wie unsere (leider aufgrund von Unterschieden bei Laufzeit und Bildformat nicht völlig framegenauen) Vergleichsbilder eindrucksvoll demonstrieren. 

Das herbst-winterliche Chicago wirkt über die Blu-Ray (Slider →) viel zu warm, das Gesicht von Harrison Ford tendiert beinahe kränklich ins Orangefarbene. Das neue Grading der 4K UHD (Slider ←) passt da viel besser und differenziert farblich korrekt. Auch auflösungstechnisch wischt die Scheibe mit der Erstveröffentlichung bis in den Hintergrund hinein hemmungslos den Boden auf. 

Auch das analoge Korn wird von der UHD wesentlich besser gehändelt, die störenden Rauschcluster fallen vollständig zugunsten einer durchgehend ausgeglichenen und natürlichen Körnung weg, wovon fast jede Einstellung in irgendeiner Form profitiert. Dazu gibt es eine komplett neue Farbgebung, für die man allem Anschein nach sehr sorgfältig Szene für Szene angepasst hat. Die Blu-Ray ist überwiegend sehr warm gehalten, was überhaupt nicht zur Jahreszeit im Film passt und besonders in den urbanen Szenen einfach nur fehlplatziert rüberkommt. Die UHD wirkt hier mit ihren kühlen Paletten sehr viel stimmiger und differenziert dabei um einiges besser. Hauttöne werden über die UHD gesünder ausgegeben und Primärtöne – gut zu sehen unter anderem während der Szenen beim St. Patricks Day sowie Gerards rotem Oberteil – erstrahlen sichtbar kraftvoller. Im Kontrastbereich legt die Scheibe vor allem bei den Schwarzanteilen deutlich zu, ohne dabei in dunklen Szenen Details einzubüßen und neutrale Flächen werden anders als noch bei der Blu-Ray auch als solche dargestellt und präsentieren sich nicht mehr unschön eingefärbt. Gemessen am bestehenden Material ist das in der Summe ein deutliches Upgrade! 

4K UHD: Der Ton

Während es bei der deutschen Tonspur weiterhin nur die altbekannte Fassung im nicht mehr zeitgemäßen Format Dolby Digital 5.1 gibt, hat man für den O-Ton eine komplett neue Abmischung in Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD-Kern vorgenommen. Und wenn man die einmal vergleicht, ärgert man sich schon ziemlich über die Tatsache, dass Warner die deutschen Kunden hier wieder nur mit Sound aus der Restetonne abgespeist hat. Die dreißig Lenze hört man der hiesigen Fassung nämlich durchgehend an. Egal ob bei den Effekten, den Dialogen oder dem Soundtrack, ein gewisser Muff schwingt dabei stets mit. Das Zugunglück ist das einzig nennenswerte Highlight, denn nur hier dreht die Kulisse richtig auf und liefert neben satten Bässen auch ordentlich Aktivität über sämtliche Speaker. Beim Rest des Films agiert die Tonspur dagegen viel zu frontlastig und dünn. Daran ändert auch die jederzeit gute Dialogverständlichkeit nicht viel. 

In ihren letzten Momenten versucht Helen Kimble verzweifelt, um Hilfe zu rufen. Dadurch belastet sie ungewollt ihren Mann. | 4K UHD

Wie es richtig gehen kann, zeigt die englische Neuabmischung, welche wirklich mit einer hervorragenden Dynamik aufwartet und sehr viel räumlicher wirkt – angefangen beim atmosphärischen Soundtrack, der noch nie so klar aus den Boxen kam, wie es hier der Fall ist. Nimmt man die besagte Zugkollision als Referenzmaterial, merkt man sofort, wie viel satter die schon über die reguläre Ebene im O-Ton klingt. Kommt dann noch die zusätzliche Ebene von oben dazu, breitet sich die gesamte Kollision eindrucksvoll über den Raum aus. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein ähnlich alter Film je über eine ähnlich immersive Szene verfügt hat. So sehr, dass man unmittelbar danach nochmal zurückfahren möchte, um das Spektakel erneut zu genießen. Wenn Kimble und Gerard sich im Ablauftunnel begegnen, kommt ein toller Hall dazu, die Parade wirkt wesentlich lebendiger, Schussgeräusche wandern präzise platziert nach oben…die Liste an Beispielen dafür, wie viel besser die neue Abmischung klingt, ist lang. Dagegen säuft der deutsche Ton sanglos im Fluss ab. 

Die Extras

Neues Material gibt es leider keines, stattdessen findet man an Bord der Blu-Ray genau dieselben Extras, die es in dieser Form bereits auf bisherigen Veröffentlichungen gegeben hat – mit lediglich einer Ausnahme. Der Audiokommentar von Andrew Davis und Tommy Lee Jones ist ziemlich hörenswert, weil man dort viele Details über die Produktion in Erfahrung bringen kann. Während der Regisseur einiges beizutragen hat, ist der Darsteller leider ziemlich schweigsam und antwortet nur dann, wenn man ihn etwas fragt. Die knapp halbstünde Retrospektive ist ebenfalls wieder mit an Bord und gibt weitere interessante Einblicke in die Dreharbeiten, wobei Cast und Crew regelmäßig zu Wort kommen. 

Gerard verhört die junge Ärztin Anne, nachdem der verkleidete Kimble im Krankenhaus beiläufig ein Leben gerettet und damit ungewollte Aufmerksamkeit erregt hat.| 4K UHD

Eine weitere halbe Stunde Material fließt in eine angenehm detaillierte Aufschlüsselung der Actionszenen und wie man diese gedreht hat. Der legendäre Szene mit dem Zug wird in einem einzelnen Featurette besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Zum Abschluss gibt es noch den Kinotrailer. Der Erstauflage in High Definition lag damals noch die erste Folge des Serienrevivals aus dem Jahr 2000 bei. Gut gelaufen ist die allerdings nicht, weshalb man darauf dieses Mal einfach verzichtet hat. Sämtliche Extras mit Ausnahme der Retrospektive liegen ausschließlich in Standardauflösung mit passenden Untertiteln vor. 

„Auf der Flucht ist ein Paradebeispiel dafür, wie gut eine Serienadaption sein kann, wenn sie authentisch und mit viel Liebe zur Vorlage umgesetzt wird. Dass sich der makellos besetzte und handwerklich zeitlos inszenierte Film auch nach dreißig Jahren immer noch taufrisch anfühlt, ist definitiv eine Leistung. Man muss schon lange suchen, um im Angebot der Gegenwart einen ähnlich spannenden und gleichermaßen glaubwürdigen Film zu finden. Mit der Neuauflage in Form der 4K UHD sieht der Klassiker besser als je zuvor aus und beseitigt zahlreiche, wenn auch nicht alle Makel alter Veröffentlichungen. Den hervorragend aufbereiteten Ton gibt es aber leider nur für die englische Fassung und auch bei den Extras hätte man Fans zum 30. Geburtstag ruhig noch etwas mehr anbieten können. Das schicke Steelbook ist so gut wie ausverkauft, aber Warner wird sicher zeitnahe noch eine Amaray nachlegen – angesichts der gegenwärtigen Preise ein guter Grund, mit dem Kauf noch etwas zu warten.“


Quelle Bildmaterial: ©Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Warner Bros. Entertainment zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

©2023 M-Reviews.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*