Yakuza Kiwami

Eine fast überflüssige Neuauflage

Mehr und mehr Titel der beliebten Yakuza-Reihe fanden zuletzt ihren Weg auf die Nintendo Switch samt deren Nachfolger. Nach dem Director’s Cut von Yakuza 0 gibt es jetzt Nachschub für die Switch 2 – und zwar in Form von Yakuza Kiwami | Yakuza Kiwami 2. Wir haben für euch zeitnah zum Release erneut die Straßen von Kamurochō aufgemischt und beginnen natürlich dort, wo einst alles begann.

 
 
 

Publisher: SEGA

Plattform: Nintendo Switch 2 

Veröffentlichungsdatum: 13. November 2025

Preis: 29,99€*

Altersfreigabe: ab 18 Jahren

Metacritic | OpenCritic | IMDB


Echtgeldinhalte
Ungeschnitten


Hinweis: Unser Artikel bezieht sich gegenwärtig ausschließlich auf die Version für Nintendo Switch 2. Sobald die restlichen Fassungen im kommenden Monat aufschlagen, werden wir diesen Artikel zeitnahe nochmals überarbeiten.

Wie alles begann…

Um im Dschungel der teils exotischen Namensbezeichnungen überhaupt noch durchblicken zu können: Yakuza Kiwami ist ein waschechtes Remake des allersten Teils, der ursprünglich auf PlayStation 2 erschienen ist. Primär für die PlayStation 3 programmiert und zunächst exklusiv in Japan veröffentlicht, fand der Titel in technisch nochmals verbesserter Form später auch seinen Weg auf die PlayStation 4. Und genau diese Fassung schwappte dann nach und nach auch zu uns in den Westen über – zu einer Zeit übrigens, in der die Reihe hier anders als heute noch ein absoluter Geheimtipp für Kenner war. Als solcher wurde das Spiel allerdings auch von Publisher SEGA behandelt, was vor allem daran erkennbar ist, dass man dem Titel lediglich englische Untertitel zur ausschließlich japanischen Vertonung spendiert hat. Und bei so viel Text hat das sicher so manchen abgeschreckt, der keiner der beiden Sprachen wenigstens einigermaßen mächtig ist. 

Erinnerungen an bessere Zeiten: Kiryu trinkt nach getaner Arbeit mit seinem Freund Nishikiyama. | Nintendo Switch 2, Tragbarer Modus

Nun endlich steht eine erneute Veröffentlichung an, die erstmals deutsche Texte an Bord hat. Hat sich sonst irgendwas am Inhalt geändert? Nein, Yakuza Kiwami erzählt auch in dieser Form dieselbe bekannte Geschichte und hat anders als Yakuza 0: Director’s Cut keinerlei erzählerische Erweiterungen oder gar neue Modi an Bord. Der ursprüngliche erste Teil versetzt uns in die tätowierte Haut des jungen Yakuza Kazuma Kiryu. Als eher kleines, aber respektiertes Mitglied des mächtigen Tojo Clans verdiene er sein Auskommen anfänglich als Geldeintreiber im Unterhaltungsdistrikt Kamurochō und genießt nach Feierabend ein paar Drinks an der Seite seines besten Freundes und eingeschworenen Bruders Akira Nishikiyama. All das ändert sich schlagartig, als Nishiki im Affekt seinen Boss Sohei Dojima umlegt, weil der sich an der gemeinsamen Jugendliebe Yumi vergehen wollte.

Schon bald sind sämtliche Gangster in ganz Tokyo hinter den zehn Milliarden Yen her – und die kleine Haruka ist der Schlüssel dazu. | Nintendo Switch 2, Dockmodus

Um seinen Bruder zu schützen, nimmt Kiryu die Schuld für den Mord auf sich, landet dafür zehn Jahre hinter japanischen Gardinen und wird aus der Organisation ausgeschlossen. In dieser langen Zeit hat sich einiges verändert: Der einst so sensible Nishikiyama ist zum brutalen Oberhaupt seiner eigenen Familie aufgestiegen, Yumi ist spurlos verschwunden und im Hauptquartier des Tojo Clans sucht man verzweifelt nach dem Verbleib von zehn Milliarden Yen – und die halbe japanische Unterwelt gleich mit. Während Kiryu versucht, Licht in all diese Geschehnisse zu bringen und dabei schlagartig zurück in sein früheres Leben gezogen wird, bricht auf den Straßen ein immer gnadenlos geführter Krieg um die Vorherrschaft in Kamurochō aus, bei dem nicht nur die verfeindete Omi Allianz und Kiryus ewiger Rivale Majima kräftig mitmischen, sondern auch ein mächtiger Gegner von höchster Stelle. Ausgerechnet jetzt taucht auch noch die kleine Haruka auf, die tiefer in alldem drinsteckt, als sie selbst ahnt…

Griff in die Geschichte

Mit dem Aufkommen der PlayStation 2 wurde eine neue Generation Hardware eingeläutet, deren Möglichkeiten weit über denen bisheriger Plattformen lagen. Erstmals konnte man glaubhaft größere Welten gestalten und diese dazu passend mit Leben anreichern. Grand Theft Auto III hatte das vier Jahre zuvor bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt und Publisher SEGA wollte ebenfalls ein Stück von diesem überaus profitablen Genrekuchen abhaben. Unter der Leitung von Studiogründer und Serienschöpfer Toshihiro Nagoshi nahm das Projekt über einen Zeitraum von drei Jahren schließlich Gestalt an. Nagoshi wollte eine düstere, filmreife Geschichte vor möglichst realen Hintergründen erzählen, welches sich primär an das heimische Publikum richten sollte. Mit einem Budget von damals astronomischen einundzwanzig Millionen Dollar zählte Yakuza – oder Ryu Ga Gotoko, wie es im Original heißt – zu den teuersten japanischen Spielen seiner Zeit. 

Kiiiiiiiryu-chan! Majima lauert uns immer wieder auf und fordert uns zum Kampf. Eines der vielen neuen Features, die seinerzeit mit dem Remake ins Spiel gefunden haben. | Nintendo Switch 2, Dockmodus

So teuer, dass SEGA schließlich gar keine andere Wahl hatte, den Titel auch im Ausland zu veröffentlichen, wobei man sich vor allem auf den amerikanischen Markt konzentrierte und dafür unter anderem mit Mark Hamill und Michael Madsen äußert prominente Sprecher engagierte. Mit exzellenten Rezensionen in der Hinterhand scharte Yakuza dort schnell eine kleine, aber schnell wachsende Fangemeinde um sich. Vor allem die realistische Darstellung der japanischen Kultur inklusive Hostessenclubs, Spielhallen und nicht zuletzt die in weiten Teilen echten Schauplätzen nachempfundenen Schauplätze wussten zu begeistern. Der Start für eine überaus erfolgreiche Reihe war gelegt, es folgte noch ein Sequel für die PlayStation 2, ehe man sich ab Yakuza 3 schließlich der neuen PlayStation 3 zuwandte, für die insgesamt vier weitere Titel erscheinen sollten. Zum zehnjährigen Bestehen – man werkelte gerade am Prequel auf Basis einer komplett neuen Engine – kam dann die Idee auf, Spieler den Ursprung der Saga noch einmal in modernisierter Form erleben zu lassen. 

Mehrere Kampfstile helfen uns, mit jedem Gegner fertig zu werden. Die brachialen Heat-Angriffe sehen dabei immer noch herrlich brutal aus, die allgemeinen Animationen dagegen…weniger gut. | Nintendo Switch 2, tragbarer Modus

Das Ergebnis: Yakuza Kiwami! Der Beiname bedeutet übersetzt Extrem und hob den Titel nicht nur visuell, sondern auch inhaltlich auf ein komplett neues Level. Zahlreiche narrative Erweiterungen brachten mehr Tiefe in einige der im Original eher weniger beachteten Charaktere, vor allem Fanliebling Goro Majima bekam deutlich mehr Aufmerksamkeit spendiert und lauerte Kiryu in zunehmend abstruseren Situationen immer wieder auf. Das Kampfsystem übernahm man direkt aus dem Prequel, außerdem wurden komplett neue Minispiele wie Pocket Circuit Racing und MesuKing implementiert. Kiryu konnte außerdem Pool und Darts spielen, während das Gameplay bereits bestehender Randaktivitäten mit vielen sinnvollen Verbesserungen aufwartete. Der außerhalb von Japan nur auf PlayStation 4 veröffentlichte Titel löste nativ in 1080p auf und lief mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde. In dieser Form hat das Spiel neben dem Prequel maßgeblich dazu beigetragen, die Reihe im Westen erfolgreich zu machen. 

Im Osten nichts Neues

Und genau dieses Spiel findet nun wie bereits erwähnt unter anderem mit deutschen Untertitel erstmals seinen Weg auf die Nintendo Switch, während PlayStation 5, XBOX Series und PC einen Monat später ebenfalls bedient werden. Leider wird nur letzterer mit einem kostenlosen Upgrade versehen, alle anderen müssen nochmals zahlen, bestehende Spielstände können nicht übertragen werden. Das ist schon ein bisschen ärgerlich, weil sich im Kern ja nichts verändert hat. Nicht die Engine, nicht die Inhalte, es gibt wirklich nur mehr Auswahl bei den Untertiteln! Auf der anderen Seite ist der Preis von knapp dreißig Euro nicht zu viel verlangt für ein Spiel, indem man locker hundert Stunden oder mehr zubringen kann. Falls ihr den Titel bereits auf der Nintendo Switch besitzt, könnt ihr für einen Zehner upgraden. 

Kamurochō, wie es leibt und lebt. Die Stadt hat sich über die vielen Spiele immer wieder verändert, bleibt aber stets erschreckend akkurat in Hinblick auf sein echtes Vorbild. | Nintendo Switch 2, tragbarer Modus

Und ja, im Grunde ist Yakuza: Kiwami eine runde Erfahrung, der man nicht mehr wirklich etwas hinzufügen kann. Auf der anderen Seite macht man es sich doch etwas leicht, denn im anhaltenden (und höchst willkommenen) Bestreben, die älteren Teile nach und nach auf Basis der aktuellen Dragon Engine zu modernisieren, hätte man hier eigentlich direkt Nägel mit Köpfen machen können. Denn grafisch ist das mittlerweile auch über zehn Jahre alte Remake längst keine Schönheit mehr: Potthässliche NPC’s, wenig Vielfalt auf den Straßen und die allermeisten Animationen sehen mittlerweile ziemlich angestaubt aus. Das wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass die Nintendo Switch 2 im Dock nativ in 4K auflöst, während es außerhalb davon bei 1080p bleibt. Geschmeidige 60 Bilder pro Sekunde gibt’s natürlich ebenfalls und auch die Kantenglättung hinterlässt einen runderen Eindruck. 

Das Untergrund-Colosseum ist der perfekte Ort für Kyriu, um in diversen Käfigkämpfen zusätzliche Erfahrung zu gewinnen | Nintendo Switch 2, tragbarer Modus

Trotzdem hat das Spiel diese ungebrochen grandiose Atmosphäre, die Fans der japanischen Kultur immer noch so sehr in seinen Bann zu ziehen vermag. Es gibt so vieles zu tun, die Story ist wie immer filmreif und vor allem die japanischen Sprecher leisten fantastische Arbeit, wenngleich der englische Cast natürlich auch sehr gut ist, aber eben nicht einmal ansatzweise so authentisch. Oh, und der Soundtrack entspricht dieses Mal auch zu 100% der japanischen Version. Abseits der Geschichte kann man Stunden in den zahllosen Geschäften verbringen, sich mit Hostessen vergnügen oder am UFO-Catcher nach Stofftieren greifen. Der fade Nachgeschmack in Hinblick auf diese funktionelle, aber insgesamt doch arg lustlose Umsetzung bleibt dabei jedoch dauerhaft erhalten. 

„Versteht mich bitte nicht falsch: Yakuza Kiwami ist und bleibt ein grandioses Spiel! Die filmreife Geschichte, grandiose Charaktere und die zahllosen Nebenbeschäftigungen vor authentischen Kulissen laden einen immer wieder zur Rückkehr ein. Dass man das Spektakel nun zum ersten Mal mit deutschen Texten genießen kann, ist überfällig und dürfte die Reihe weiter für ein neues Publikum öffnen. Dass man das alles aber ohne grafische Verbesserungen oder neue Inhalte präsentiert, schlägt selbst im Angesicht des günstigen Preises sauer auf. Hier wäre so viel mehr machbar gewesen! Entsprechend enttäuscht lässt mich diese fast überflüssige Neuauflage zurück.“

  • Anhaltend fantastische Story auf Kinoniveau
  • …mit überlebensgroßen, facettenreichen Charakteren
  • Trotz altbackener Optik immer noch sehr atmosphärisch
  • Immenser Gesamtumfang dank zahlloser Nebenaufgaben und Minispielen
  • Zeitlos gute Bedienung und spaßige Kämpfe
  • Technisch saubere Portierung
  • Deutsche Untertitel
  • Technisch in den allermeisten Bereichen längst veraltet
  • Abseits der Untertitel keine neuen Inhalte, Anpassungen oder Erweiterungen…
  • …wofür selbst dreißig Euro schlicht zu viel verlangt sind

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise von SEGA zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen.

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