Der Film
So sieht das zuerst auch der aus dem Fernsehen bekannte Strafverteidiger Joe Miller (Denzel Washington, The Equalizer), der Beckett zunächst ebenfalls kategorisch als Mandanten ablehnt. Doch als er Zeuge wird, wie der bereits schwer von seiner Krankheit gezeichnete Beckett in einer Bibliothek ausgegrenzt wird, sagt er schließlich seine Hilfe zu und zerrt den Kanzleivorstand vor Gericht. Der von großem Medieninteresse begleitete Prozess belastet jedoch nicht nur den dem Tode nahen Beckett immer stärker, auch Miller, der sich im Prozessverlauf immer mehr vom Schwulenfeind zum überzeugten Kämpfer für Menschenrechte wandelt, gerät als Schwulenfreund mitsamt seiner Familie stetig stärker ins Kreuzfeuer der Öffentlichkeit und erfährt als solcher dieselbe Ablehnung wie Beckett selbst. Als dieser dann vor Gericht zusammenbricht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit…
Die Rezension
In so großem Maßstab hatte sich noch kein Film mit der AIDS – Thematik befasst wie der 1993 veröffentlichte Philadelphia. Christliche Gruppen riefen zu Protesten auf und taten alles, um den Film zu boykottieren. Kritiker bemängelten gleichzeitig, dass der Film die herrschenden Vorurteile seiner Zeit eher verstärke als diese abzubauen. Tatsächlich agiert Philadelphia bei der Darstellung von Beckett´s Beziehung zu seinem Lebensgefährten Miguel (gespielt von Antonio Banderas) überraschend zurückhaltend und erklärt kaum zufriedenstellend, dass HIV und AIDS nur Probleme der Homosexuellen waren und sind. Aber bedenkt man die Zeit seiner Entstehung und die entsprechenden gesellschaftlichen Umstände, ist der Film trotzdem ein unglaublich starkes und mutiges Plädoyer für Menschenrechte und das menschliche Leben an sich.
Tom Hanks spielt den Wandel vom erfolgreichen Anwalt auf der obersten Wolke zum sterbenskranken AIDS – Patienten mit einer solchen Überzeugung, dass man als Zuschauer zu jeder Zeit unendlich von dessen körperlichem Verfall mitgerissen und berührt wird. Dafür gab es zurecht den Oscar© für den besten Hauptdarsteller. Einen weiteren durfte sich Sänger Bruce Springsteen für seinen längst zum Evergreen avancierten Titelsongs Street of Philadelphia abholen. Und auch Denzel Washington agiert auf allerhöchstem Niveau als Joe Miller, der im Verlauf der gut 125 Minuten Spielzeit ebenfalls eine besondere Wandlung erfährt.
Betrachtet man den Film rückwirkend in der heutigen, aufgeklärten Zeit, entfaltet Philadelphia noch immer eine unglaubliche Kraft, dessen zentrale Botschaft, nämlich der Kampf gegen Diskriminierung von Kranken oder grundsätzlich Menschen mit anderem Lebensstil, heute wie damals nur als zeitlos beschrieben werden kann. Als solcher kann man ganz ohne Zweifel von einem Meisterwerk sprechen, welches man unbedingt gesehen haben sollte.
Die UHD
Zum 25. Jubiläum wurde der Klassiker neu in 4K vom 35mm – Originalnegativ abgetastet, weshalb die zumindest gegenwärtig exklusiv mit dem neuen Master bestückte UHD auch in nativer Auflösung daherkommt. Das Ergebnis stellt dann auch ein teilweise drastisches Upgrade zur alten Blu-Ray dar. Was hier alleine in Punkto Details bisher unbemerkt blieb, sorgt dafür, dass man beim Zuschauen das Gefühl hat, den Film ganz neu zu erleben. Nahaufnahmen offerieren die Sicht auf kleinste Poren und Falten, was natürlich besonders den körperlichen Abbau Beckett´s nur noch stärker zur Geltung bringt. Aber auch die besonders zu Filmbeginn vorhandenen Panoramaaufnahmen überzeugen durch ein ungekanntes Maß an Tiefenschärfe und Durchzeichnung. Da ein Großteil des Films in einem eher schwach ausgeleuchteten Gerichtssaal spielt, war ich gespannt, wie die UHD hier abliefern würde. Die Antwort: Auch hier stellt sich das Bild als durchgängig positiv dar, baut aber im Vergleich zu den helleren Szenen minimal bei der Schärfe ab. Dafür bleibt das auch dort Filmkorn sehr fein und angenehm, woran ja selbst aktuelle Veröffentlichungen momentan gelegentlich scheitern.
Auffällig ist auch die Farbgebung, die einen deutlichen Sprung zum Besseren gemacht hat. Vom gelbstichigen Bild der alten Blu-Ray kann man sich nun endlich verabschieden. Stattdessen wandert der Film hier mehr ins Grüne ab, was für deutlich natürlichere Farben sorgt und ebenso auch für eine deutlichere Abgrenzung der jeweiligen Töne bei den einzelnen Texturen im Vorder- und Hintergrund. Gelegentlich wirkt das Grün etwas zu omnipräsent, was aber wohl eher dem allgemeinen Alter des Negativs zu schulden ist, weniger Schlamperei bei der Nachbearbeitung. Dafür werden besonders die Primärfarben intensiv dargestellt. Das sieht man unter anderem gut beim Kleid von Beckett´s Verwandten, ebenso aber auch am Anfang, als Beckett das Taxi vor der Kanzlei verlässt. Auch die Kontraste sind gemessen am Alter der Arbeitsvorlage sehr gut umgesetzt. Hier hatte ich die Befürchtung, dass die grundsätzlich immer etwas dunklere UHD bei den Schwarzwerten in den Gerichtsszenen versumpfen könnte – dem ist aber zum Glück nicht der Fall. Das kann man beispielsweise gut am Richter erkennen, der in schwarzer Robe in einem ebenfalls schwarzen Stuhl sitzt, dank gut ausbalancierter Werte aber nie mit diesem verschmilzt. Alles in allem ein beeindruckes Upgrade, welches aus dem Ausgangsmaterial alles nur mögliche herausholt und sich dementsprechend zumindest in Sachen Bild eine klare Empfehlung abholen kann.
Leider eben aber nur beim Bild, denn während Rechteinhaber Sony Pictures Home Entertainment dem Film im englischen Originalton einen frischen Dolby Atmos – Mix spendiert und als Alternative zumindest eine verlustfreie DTS-HD MA 5.0 – Spur (also ohne Support für den Subwoofer) an Bord hat, muss sich der deutschsprachige Zuschauer leider mit uraltem Dolby Digital 2.0 – Ton herumplagen. Der ist nicht nur komplett frontlastig, sondern lässt im Vergleich zu den Originalspuren auch deutlich an Dynamik und Klarheit missen. Zwar sind die englischen Fassungen auch mehr Schein als Sein, aber alleine die diversen Raumklangmomente sorgen dort schon im vollbesetzten Gerichtssaal für deutlich mehr Immersion, zumal die Effektplatzierung hier bereits viel aussagekräftiger ist. Der deutsche Ton dagegen bleibt kraftlos, kommt komplett von vorne und kann sein Alter zu keinem Zeitpunkt wirklich verbergen. Bedenkt man, dass es sich hier zudem um eine Katalogveröffentlichung handelt, die aufgrund einer fehlenden Blu-Ray auch keinerlei Extras bietet, sollten sich die Verantwortlichen eigentlich bei dieser miesen Ausstattung schämen, den Film hierzulande als 25. Anniversary Edition zu bewerben. Zu so etwas gehört deutlich mehr als nur ein gutes Bild. Zumal der Preis mit knapp 35€ dafür alleine einfach nur illusionär hoch geraten ist.
Fazit
„Auch nach 25 Jahren ist Philadelphia noch ein kraftvolles Plädoyer für Menschlichkeit und Akzeptanz. Der Mensch ist schnell, wenn es darum geht, zu verurteilen und zu verabscheuen, was ihm fremd erscheint. Damals war es noch Homosexualität, HIV und AIDS. Heute sind es Fremdenfremdlichkeit sowie religiöse Vorurteile. Auch Homosexualität erfährt immer noch hohe Ablehnung in der Welt und wird dort teilweise mit dem Tode bestraft. Gegen Diskriminierung jedweder Art setzt der Film damals wie heute ein bemerkenswertes Zeichen und gehört dank durchgehend brillanter Darstellerleistungen ohnehin in jede gut sortierte Filmsammlung. Die Neuabtastung trägt dem Meisterwerk in jedem Fall Rechnung und hebt den Film gemessen an der alten Blu-Ray auf einen tollen neuen Qualitätsstandard. Das gilt dann aber auch nur für das Bild, denn deutscher Uraltton in Konservenqualität und der komplette Verzicht auf Extras machen die hierzulande als 25th Anniversary Edition dann doch zu einer teueren Mogelpackung. Schade.“
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