Nach dem immensen Erfolg von DOOM Anfang der Neunziger erschienen immer mehr Trittbrettfahrer, die ebenfalls gerne ein Stückchen vom Kuchen abhaben wollten. Und während die meisten davon mit Recht ganz schnell wieder in der Versenkung verschwunden sind, entwickelten andere die Ideen von Carmack, Romero und Co. gekonnt weiter. Ein solcher Titel ist Star Wars: Dark Forces, der allererste Egoshooter auf Basis von George Lucas´ Kultuniversum. Fast dreißig Jahre später gibt es den Klassiker nun als Remaster.
Entwickler: Nightdive Studios | LucasArts
Publisher: Nightdive Studios
Plattform: PC | PS4 | PS5 | XB1 | XBS | NS
Veröffentlichungsdatum: 28. Februar 2024
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB
Vor langer Zeit…
Alleine den ikonischen Titelschriftzug in Kombination mit den kristallklar aufbereiteten Midi-Sounds zu hören, löst bei mir Gänsehaut aus. Star Wars: Dark Forces Remaster entführt uns zurück in eine Ära, in der ein 15″ Monitor als pures Luxusobjekt galt und Auflösungen über 240p als Utopie betrachtet wurden. Seitdem hat sich auf technischer Ebene das ein oder andere getan. Und trotzdem galt der Urvater von Jedi Knight als seinerzeit als kleine Revolution, gelang es dem unerfahrenen Team bei LucasArts doch, woran man bei id Software noch eine ganze Weile werkeln musste, nämlich der Darstellung von mehreren übereinanderliegenden Levelebenen. So durfte man hier erstmals mit Aufzügen höher- und tiefergelegene Ebenen erkunden und auch die Kamera war komplett frei beweglich. Diese neue Form der Dreidimensionalität, gepaart mit der cineastischen Inszenierung inklusive voll vertonter Rendersequenzen legte die Messlatte für zukünftige Genrevertreter schlagartig nochmal ein ganzes Stück höher.
An der ursprünglichen Handlung hat sich mit der Neuauflage nichts geändert: In der Rolle des Söldners Kyle Katarn erhalten wir im Namen der Rebellion den Auftrag, das neueste Geheimprojekt des Imperiums – nämlich die mächtigen Dark Trooper – zu sabotieren, ehe dieses in seine finale Entwicklungsphase vorstoßen und den Widerstandskämpfern vernichtenden Schaden zufügen kann. Als ehemaliger imperialer Offizier kennt Kyle die Taktiken des Feindes ganz genau und eignet sich daher perfekt für die schwierigen Missionen, von denen es bis zum Abspann insgesamt vierzehn zu absolvieren gilt, was euch je nach Können gute sechs bis zehn Stunden beschäftigen wird. So infiltrieren wir unter anderem gegnerische Basen, sabotieren einen Minenkomplex und müssen einen Informanten aus dem Hochsicherheitsgefängnis befreien. In jedem Level gilt es, eine Handvoll Missionsziele zu erfüllen, ehe wir uns mit unserem Schiff aus dem Staub machen können. Blutig geht es dabei nie zu, für die damaligen Jugendschützer war das Ballern auf Humanoide aber trotzdem Grund genug, eine Indizierung auszusprechen, erst 2020 wurde der Titel längst überfällig aus dem Giftschrank entlassen.
Moderne Navigationshilfen wie Wegweiser und detaillierte Karten gibt es dabei jedoch nicht, was einem angesichts der teils arg verschachtelten Level nicht immer zum Vorteil gelangt. Während Kenner des Originals sich wahrscheinlich blind durch die abwechslungsreich gestalteten Areale kämpfen können, dürften sich Einsteiger mit moderneren Spielgewohnheiten häufig verlaufen. Auch auf die Implementierung eines Schnellspeichersystems haben die Wiederaufbereitunsspezialisten von Nightdive Studios zugunsten einer möglichst authentischen Erfahrung verzichtet. Sonderlich anspruchsvoll ist keine der insgesamt drei Schwierigkeitsgrade, falls ihr im Kampf für das Gute doch einmal das Zeitliche segnen solltet, werdet ihr solange am letzten Checkpoint wiederbelebt, bis euch die Extraleben ausgehen und ihr den Level im Anschluss erneut starten müsst. Ja, so war das damals! Seine Machtfertigkeiten entdeckt Kyle übrigens erst im Sequel, ein Lichtschwert dürft ihr hier also noch nicht schwingen, dafür steht euch von der klassischen Blasterpistole bishin zu diversen Schnellfeuergewehren und jeder Menge Sprengstoffen ein ausreichendes Arsenal zur Verfügung.
Rebel Yell!
Das originale Star Wars: Dark Forces basierte auf einen speziell für das Spiel entwickelten Grafikgerüst mit dem naheliegenden Namen Jedi Engine. Wenn man sich erneut in den Geist ruft, dass das Team von der Programmierung eines Shooters in etwa so viel Ahnung hatte wie die Ampelkoalition von volksnaher Politik, sind die Ergebnisse sämtlicher Bemühungen selbst heute noch sehr ansehnlich. Bis zur Veröffentlichung der ersten 3D-Beschleunigerkarten sollte es nämlich noch ein ganzes Jahr dauern, weshalb das Spiel komplett im Softwaremodus gerendert wird. Dementsprechend kommen hier wie auch in DOOM ausschließlich Sprites zum Einsatz, die sich je nach Kameraperspektive drehen, um einen dreidimensionalen Eindruck zu erzeugen, wo eigentlich gar keiner vorhanden ist. All das hat sich auch mit dem Remaster nicht verändert, dafür gibt es hier hochauflösende Texturen, eine verbesserte Beleuchtung, aufwändig erneuerte Zwischensequenzen und je nach Plattform natives 4K mit Unterstützung für bis zu 120 Hz.
Vieles davon nimmt man mit Ausnahme der Auflösung eher im Detail war. Die Entwickler waren sehr darauf bedacht, den ursprünglichen Look nicht zu sehr zu verwässern, was in erster Linie Puristen erfreuen dürfte. Die deutschen Sprachdateien stammen ebenfalls aus der Originalversion, klingen aber wie auch die authentische Sound- und Geräuschkulisse im Vergleich deutlich klarer, auch wenn sich deren ursprüngliches Alter keineswegs verbergen lässt. Leider besteht keine Möglichkeit, wie zuletzt bei Tomb Raider I-III Remastered zwischen neuer und ursprünglicher Darstellung zu wechseln. Weil es aber wohl gar nicht so einfach gewesen ist, das Spiel auf die hauseigene KEX-Engine zu portieren, darf man diesen Abstrich aber nicht zu kritisch betrachten, zumal sich die visuellen Unterschiede wie erwähnt in Grenzen halten. Grundsätzlich könnt ihr auf jeder Plattform beherzt zugreifen, selbst auf der betagten Nintendo Switch werden mit ganz wenigen Ausnahmen durchgehend geschmeidige 60 Bilder pro Sekunde erreicht.
Mit Maus und Tastatur am PC fühlt sich die Steuerung genau wie früher an, nämlich zugänglich und sehr intuitiv. Interessanter war für mich zu sehen, wie sich das Spiel denn mit Gamepad steuern würde. Hier kann ich zum Glück Entwarnung geben, denn egal ob auf XBOX oder PlayStation, das genretypische Bedienschema in Kombination mit guter Präzision, welche lediglich im Sprintmodus gerne mal etwas ins Wanken gerät funktioniert hervorragend. Besonders begeistert hat mich dabei, wie gut ein im Kern fast drei Jahrzehnte altes Spiel die Funktionen des DualSense auszunutzen weiß. Schussgeräusche werden direkt aus dem implementierten Lautsprecher wiedergegeben und auch die haptischen Trigger verhalten sich je nach gewählter Waffe anders. Circa dreißig Euro werden für das Paket fällig, was für die eher kurze Gesamtspieldauer in meinen Augen etwas viel verlangt ist. Für ein Remaster von Jedi Knight inklusive der Erweiterung Mysteries of the Sith würden die meisten Fans inklusive mir aber wahrscheinlich sofort das Doppelte auf den Tisch legen. Das wäre doch mal eine Idee für das nächste Projekt – oder, Nightdive Studios?
“Obwohl das Galaktische Imperium mittlerweile Mäuseohren trägt und eben auch geliebte Werke wie Star Wars: Dark Forces inklusive seiner Charaktere aus dem existierenden Kanon verbannt hat, macht das erste Abenteuer mit Kyle Katarn immer noch jede Menge Spaß, sofern man damit leben kann, hier “nur” ein sehr gutes Remaster eines dreißig Jahre alten Spiels serviert zu bekommen, welches trotz seines Alters immer noch eine überraschend gute Atmosphäre offeriert und sich dank modernisierter Steuerung hervorragend bedienen lässt. Für Nostalgiker und Fans des Originals ist die Neuauflage allerdings Pflichtprogramm. Ein paar Komfortoptionen hätten allerdings gerade für den Preis nicht geschadet – besonders wenn man bedenkt, dass der Ballerspaß schon nach kurzer Zeit vorbei ist.”
- Visuell solide verbesserter Klassiker
- Liebevoll überarbeitete Zwischensequenzen statt lustloser Hochskalierung via AI
- Immer noch hervorragende Star-Wars-Atmosphäre
- Flüssige Performance auf sämtlichen Plattformen
- Toll aufbereiteter Midi-Soundtack
- Modernisierte Bedienung
- Gut implementierte DualSense-Features
- Nicht uninteressante Extras
- Ursprüngliches Alter des Spiels zu jeder Zeit präsent
- Entwicklertypisch auffällige Lokalisierungsfehler
- Sprecher klingen hörbar dumpf
- Altbackenes Speichersystem
- Abseits der Gitterkarte keinerlei Navigationshilfen
- Keine Wechselmöglichkeit zwischen Remaster und Original
- Für das Gebotene insgesamt etwas zu teuer
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Nightdive Studios zur Verfügung gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
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