Seit dem Weggang von Hideo Kojima von KONAMI stand es lange Zeit schlecht um die Zukunft von Metal Gear Solid. Mit der visuell vollständig auf Basis der Unreal Engine 5 modernisierten Neuauflage des gefeierten dritten Teils, welcher praktischerweise auch als idealer Einstieg in die Reihe fungiert, will man Snake und Co. nun neues Leben einhauchen – und scheitert dabei ausgerechnet an der katastrophalen Technik.


Entwickler: KONAMI
Publisher: KONAMI
Plattform: PC | PlayStation 5 | XBOX Series
Veröffentlichungsdatum: 28. August 2025
Preis: ab 79,99€*
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB


Kalter Krieg und heiße Action
In den Sechzigerjahren befindet sich der Kalte Krieg zwischen Ost und West auf einem vorläufigen Höhepunkt. Während Lyndon B. Johnson im Weißen Haus unfreiwillig das schwere Erbe seines ermordeten Vorgängers antreten muss, rasselt der kommunistische Parteichef Chruschtschow im Kreml fleißig mit den Säbeln. Im nuklearen Wettrüsten beider Supermächte werden insgeheim immer neue Waffen zur Abschreckung des jeweiligen Gegners entwickelt. Nun will der russische Wissenschaftler Sokolov in den Westen überlaufen und verspricht als Gegenleistung Details über seine neueste Schöpfung: Den Shagohod. Dieses schwer gepanzerte Fahrzeug kann mithilfe seines Raupenantriebes selbst schwierigstes Terrain durchqueren und auf höchster Beschleunigung problemlos eine russische Atomrakete auf das Gebiet der Vereinigten Staaten schießen.

Eine derart furchterregende Waffe würde den gesamten Westen in den Würgegriff des Kommunismus zwingen. Die Regierung entsendet den jungen Agenten Solid Snake in streng geheimer Mission in den tiefsten Dschungel, um Sokolov zu evakuieren und die Fertigstellung des Shagohod zu verhindern. Und zunächst scheint das auch zu glücken, bis sich ausgerechnet Snake’s Kameradin – eine legendäre Soldatin mit dem Codenamen „The Boss“ – als Verräterin zu erkennen gibt. Der im Zweikampf chancenlose Snake kann nur noch schwer verletzt mit ansehen, wie sich seine ehemalige Mentorin an der Seite des GRU-Oberst Volgin und ihrer alten Einheit mit Sokolov aus dem Staub macht, bevor die gesamte Forschungsanlage in einem gewaltigen Atompilz untergeht.

Im Angesicht dieser völlig neuen und kaum noch zu vertuschenden Bedrohungslage einigen sich die Oberhäupter beider Länder darauf, den gerade genesenen Snake erneut auszuschicken, um das Chaos in Ordnung zu bringen – ein Fehlschlag bedeutet Krieg. Fast völlig auf sich gestellt, bekommt es Snake im Dschungel nicht nur mit einer ganzen Armee gut ausgerüsteter Spezialeinheiten zu tun, sondern auch mit exzentrischen Supersoldaten, einer feindlichen Flora und Fauna sowie nicht zuletzt der undurchsichtigen EVA mitsamt ihren unwiderstehlichen Reizen…
Alte Schlange im neuen Gewand
Hach, was waren das für Zeiten, als noch Spiele wie Metal Gear Solid 3: Snake Eater gemacht wurden. Wo die Kerle kernig wie eine gute Scheibe Vollkornbrot waren und Frauen noch nicht aussahen wie…kernige Kerle. Und weil das so ist, kommt KONAMI natürlich auch nicht um den üblich-peinlichen Disclaimer vor Spielstart herum, in dem man sich (wenn auch in anderen Worten) dafür entschuldigt, dass man sich heutzutage nur zu bereitwillig von irgendwelchen bunthaarigen Ideologen auf der Nase herumtanzen lässt. Dabei sollte man eigentlich stolz auf ein Spiel sein, welches in den Listen meistverkaufter und bestbewerteter Spiele auf der PlayStation 2 regelmäßig ganz weit oben mitmischt.

Nun lautet die Frage natürlich, was in Metal Gear Solid Delta: Snake Eater eigentlich drinsteckt? Zugegeben, so ganz eindeutig definieren, ob es sich dabei eher um ein Remaster oder doch mehr um ein Remake handelt, lässt sich das Ergebnis nicht. KONAMI hat im Vorfeld sehr genau kommuniziert, dass man sich bei der Umsetzung mit nahezu maschineller Präzision an Abläufe und Handlung des Originals halten will – und genau das ist hier eben auch passiert. Neue erzählerische Elemente in Form von Erweiterungen, Abwandlungen etc., werdet ihr selbst dann nicht finden, wenn ihr den ursprünglichen Klassiker bis in die letzte Textur auswendig kennt. Und das ist im Grunde auch ganz in Ordnung so.
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater enthält die komplette Geschichte des Originals sowie den erst später im Rahmen der Neuauflage mit dem Beinamen „Subsistence“ enthaltenen Punktemodus. Eine Mehrspielerkomponente wurde angekündigt, wird aber erst im Herbst als kostenloser Zusatzinhalt nachgereicht.
Mir persönlich ist es als großem Fan der Reihe wichtiger, dass die ursprüngliche Vision von Hideo Kojima und seinem Team mitsamt der typischen Exzentrik seines Schöpfers erhalten bleibt, als mich mit irgendwelchen Verschlimmbesserungen im Zugzwang moderner Spielergewohnheiten abzumühen. Das bedeutet zwangsläufig natürlich auch, dass sich jüngere Spieler, welche zum ersten Mal einen Titel der erfolgreichen Reihe spielen, hier und da ein wenig an eher klassische Mechaniken gewöhnen müssen – inklusive einer nicht immer perfekten Kameraführung. Ein paar kleinere Verbesserungen gibt’s dann aber doch und die sind selbst einem alten Veteranen wie mir sehr willkommen. So haben die Macher die Oberfläche des Kommunikationssystem modernisiert und auch Tarnungen können jetzt dynamischer angelegt werden.

Der Rest ist genau das, was man sich als Fan von der Neuauflage erhofft hat, nämlich eine maßstabsgetreue Umsetzung eines geliebten Klassikers, verpackt in zeitgemäße Grafik. Und obwohl Hideo Kojima nicht am Herstellungsprozess beteiligt gewesen ist, quillt dessen Essenz doch aus jeder Pore hervor. Euch erwarten also tonnenweise, teils ellenlange Zwischensequenzen. Schräge Charaktere. Eine epische, actionreiche Geschichte mit viel Liebe zum Detail, alles aufgebaut vor einem glaubhaft inszenierten historischen Hintergrund. Dazu gelegentliche eine Prise typischer Humor und sogar eine Prise Romantik. Das alles und mehr steckt auch unter der Haube von Metal Gear Solid Delta: Snake Eater. Gute zwanzig Stunden dürfte euch die Neuauflage beschäftigen, auf höheren Schwierigkeiten sogar noch etwas mehr. Das ist etwas weniger als im Original, liegt aber daran, dass die Neuauflage grundlegend etwas temporeicher gespielt wird.

Auf der anderen Seite kann man der Neuauflage natürlich vorwerfen, dass sie ruhig noch ein paar zusätzliche Meter in Richtung eines vollwertigen Remakes hätte gehen können. Aus meiner Sicht ist das völlig unnötig, denn das Spiel ist abseits ganz weniger angestaubter Mechaniken unglaublich gut gealtert und macht in seiner ursprünglichen Fassung immer noch viel Spaß. Gerade die etwas stoische Übersicht wird durch den alternativen Kameramodus mit einer hervorragenden Alternative versehen, wenn man es denn will. Und mehr braucht es doch gar nicht! Die Geschichte lässt keine Fragen offen, knüpft geschickt Brücken zu den übrigen Teilen der Serie…man stelle sich alleine den Aufschrei der Fans vor, wenn man es gewagt hätte, das Spiel neu zu synchronisieren. Nein, manchmal ist es gut, die Dinge einfach so zu belassen, wie sie sind – und sich dafür im Idealfall nicht noch entschuldigen zu müssen.
Die Schlange frisst sich selbst
Bei so viel Lob, wenngleich auch in Teilen durch eine rosarote Fanbrille betrachtet, muss so ein Spiel doch zwangsläufig in den Neunzigerbereich vordringen. Und ja, etwas in mir hat sich im Vorfeld sicher auch gewünscht, dass es am Ende so aussehen würde. Der Grund, warum es dafür bei weitem nicht gereicht hat, lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Unreal Engine 5. Die lockt auf der einen Seite mit einer relativ zugänglichen Programmieroberfläche, straft aber auch jene, die den Umgang damit nicht hundertprozentig beherrschen, mit brutalen Leistungsproblemen ab. Und davon ist am Ende natürlich überwiegend der Konsument betroffen, welcher sich dann – wie in diesem Fall leider auch – unter anderem mit permanenten Schwankungen der Bildrate herumärgern muss.

Aber schauen wir uns das doch einmal im Detail an. Zunächst sollte gesagt werden, dass PlayStation 5 und XBOX Series X jeweils über einen Modus für Qualität und Leistung verfügen. Ersterer rendert das Spiel dynamisch bis zu einem Maximum von 1440p bei höchstens 30 Bildern pro Sekunde, während der Leistungsmodus die doppelte Bildrate anpeilt und die höchstmögliche Auflösung auf 1080p beschränkt. Und bereits dieser Umstand ist mit einigen Problemen verbunden. Das beginnt bei den chronisch schwankenden Frame Timings, wodurch es regelmäßig zum mittlerweile berüchtigten Mikrostottern über sämtliche Modi und Plattformen hinweg kommt und endet bei einer schlecht optimierten Skalierung, die es selbst heruntergebrochen auf matschige 720p nicht schafft, die jeweils angepeilten Zielbildraten wenigstens kurzzeitig zu halten. Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass Haare und Vegetation selbst aus mittlerer Distanz deutliche Artefakte aufweisen.

Auf der PlayStation 5 PRO ist das Ganze leider nur geringfügig besser. Hier wird mithilfe von PSSR versucht, die Vorzüge beider Modi alternativlos miteinander zu kombinieren, wodurch zwar das Problem mit den Artefakten der Basismodelle beseitigt wird, alles andere von den unstetigen Bildraten bis hin zu den Mikrorucklern jedoch erhalten bleibt. Obwohl uns die PC-Version zum Fall des Embargos nicht zum Test vorgelegen hat, müssen wir aus Erfahrung vermuten, dass es dort selbst mit allerbester Hardware zu ähnlichen Resultaten kommt. Das Spiel in diesem technisch katastrophalen Zustand zu veröffentlichen – erst recht zum Preis von achtzig Euro – halte ich persönlich für eine Frechheit. So muss ich euch selbst als riesiger Fan der Reihe sagen: Wartet mit dem Kauf, bis Konami die gegenwärtigen Probleme mit Patches aus der Welt geschafft hat, sofern das denn überhaupt möglich ist. Denn was nützt schon die Prachtgrafik einer Neuauflage, wenn sie sich derart unstetig verhält wie diese?

Dass man die Areale dafür ohne die bisherigen Ladezeiten durchqueren kann und von der Beleuchtung über die Szenerie bis hin zu Effekten und Charaktermodellen alles wirklich verdammt schickt aussieht, geht im Angesicht dieser zentralen Probleme allzu oft völlig unter. Gelegentliche Darstellungsprobleme bei den Zwischensequenzen und etwas unscharfe Hintergründe aufgrund von PSSR auf PlayStation 5 PRO sind da nur noch ein weiterer Tropfen auf dem kochend heißen Stein. Auf der Habenseite finden Veteranen sofort in die Steuerung rein, der Score und die englischen Sprecher agieren immer noch auf höchstem Niveau. Besonders gut gefallen hat mir, wie die Macher das haptische Feedback des DualSense ausgenutzt haben, der wirklich in fast jeder Situation irgendeine Form von Aktivität zeigt. Die gegenwärtige Erfahrung rettet aber auch das am Ende leider nicht. Schade.

„Auf dem Papier gibt mir Metal Gear Solid Delta: Snake Eater genau das, was ich mir als langjähriger Fan der Reihe auch erhofft habe: Eine inhaltsgetreue Neuauflage des weltweit gefeierten Originals, verpackt in eine zeitgemäße Optik. Dazu allenfalls kleinere Komfortverbesserungen, welche den klassischen Charme aber möglichst unangetastet lassen. Und all das hat KONAMI auch geliefert. Würde das Spiel nur nicht derartig katastrophal auf sämtlichen Konsolen laufen, wäre das ein sicherer Kandidat für eine Wertung im hohen Bereich. So kann ich euch nur inständig beschwören, vorerst auf einen Erwerb zu verzichten und abzuwarten, ob die Macher diese gravierenden Probleme über die kommenden Wochen und Monate aus der Welt schaffen können. Falls nicht, wäre die gerade wiederbelebte Reihe wohl endgültig am Ende. Und das wäre einfach furchtbar.“


- Ein Klassiker der Videospielgeschichte in neuem Gewand
- Durchgehend filmreife Inszenierung mit zeitlos toller Story und Charakteren
- Fast schon fanatische Vorlagentreue
- Schicke Licht- und Effektkulissen
- Dichte, lebendige Vegetation
- Toll animierte Charaktere
- Sinnvolle und unaufdringliche Komfortverbesserungen
- Zeitlos gelungener Mix aus Action und Stealth
- Alternative Kameraführung schafft viel alten Ärger aus der Welt
- Anhaltend hervorragende englische Sprecher
- Sauber lokalisierte deutsche Texte
- Fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
- Schnörkellose Bedienung

- Stark schwankende Bildrate, über sämtliche Modi und Plattformen…
- …welche unter Wasser oder bei Explosionen nochmal stärker zum Einbruch tendiert
- Leistungsmodus der Basismodelle mit hässlichen Artefakten bei Haaren und Vegetation
- Basismodelle aufgrund aggressiver dynamischer Skalierung mit heftigen Einbußen bei der allgemeinen Bildqualität
- Anhaltendes Mikrostottern
- Gelegentliche Darstellungsfehler innerhalb der Zwischensequenzen
- Für ein überwiegend reines Grafikupgrade viel zu teuer
- Gegenwärtig fehlende Mehrspielerkomponente


Entsprechende Rezensionsmuster sind von uns auf eigene Kosten gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
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