Fünf Jahre nachdem der ultranationale russische Splittergruppenführer Zhakaev dank der Zusammenarbeit britischer und amerikanischer Spezialeinheiten in einem dramatischen Einsatz getötet werden konnte, ist dessen Anhängerschar größer als je zuvor. Mittlerweile an der Regierungsmacht, wird der gefallene Terrorist von den Ultranationalisten als Märtyrer verehrt. Die Spannungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten befinden sich auf einem historischen Höhepunkt. Mitverantwortlich ist dafür vor allem Zhakaev´s ehemaliger zweiter Mann, der radikale Vladimir Makarov. Der hat mittlerweile das Kommando über die Terrorgruppe übernommen und plant, mithilfe anhaltender Anschläge einen Atomkrieg zwischen den Supermächten zu provozieren, der Russland als potenziellen Gewinner endgültig zur alles dominierenden Kraft auf dem Globus erheben soll.
Um dem schwer zu fassenden Makarov habhaft zu werden, schleust das U.S. Militär unter Führung des legendären General Shepherd den frisch aus der Ausbildung kommenden Army Ranger Joseph Allen undercover in den inneren Kreis um Makarov ein. Doch das Vorhaben scheitert: Nach einem brutalen Angriff auf den Moskauer Flughafen wird Allen enttarnt, getötet und seine Leiche als unmittelbarer Beweis für die angebliche amerikanische Aggression am Ort des Massakers zurückgelassen. Während die russische Regierung unwissend über den wahren Drahtzieher eine Invasion der U.S.A. beginnt, verfolgen die britischen SAS – Agenten „Roach“ Sanderson und „Soap“ McTavish jede noch so kleine Spur über den vermeintlichen Aufenthaltsort Makarovs, um die völlige Eskalation des Krieges doch noch verhindern zu können.
Doch im Spiel um die Macht ist nichts so, wie es scheint, denn die gefundenen Hinweise lassen darauf schließen, dass Makarov von einem hochrangigen Mitglied auf Seiten der amerikanischen Streitkräfte unterstützt worden ist. Als das Team später mitsamt eines alten Bekannten dem Verräter auf die Schlichte zu kommen droht, werden die Elitetruppen aus dem Hinterhalt fast vollständig dezimiert. Die wenigen Überlebenden müssen sich schließlich in den Untergrund begeben. Das Schicksal der Welt liegt nun in der Hand einiger weniger Männer, die als Schwerverbrecher gebrandmarkt nun selbst auf jeder nur erdenklichen Abschussliste stehen…
Kurz und knackig
Gerändert hat sich inhaltlich also nichts. Die hollywoodreif inszenierte Kampagne liefert die gleichen Charaktere, die gleiche Story und die gleichen Schauplätze des Originals und spart dabei nirgends an typischen Klischees. Wer das Original kennt weiß also, worauf er sich mit dem Remaster einlässt. Modern Warfare 2 ist ein Werk, wie es Michael Bay persönlich hätte inszenieren können. Geskriptete Events am Fließband, Dauerkugelhagel und Explosionen im Sekundentakt stellen die drei Grundpfeiler der mit gerade mal vier bis sechs Stunden umfassenden Kampagne, die dementsprechend auch in Sachen Spielzeit nicht mehr zu bieten weiß wie die Vorlage aus dem Jahr 2009. Genießbar ist das Gebotene für Actionfans aber allemal und macht auch nach stolzen elf Jahren immer noch Spaß. Der filmreife Soundtrack aus der Feder von Oscar©-Preisträger Hans Zimmer sorgt für die passende musikalische Untermalung, auch die deutschen Sprecher agieren weitestgehend auf professionellem Niveau.
Auch dieses Mal dürft ihr anders als der Rest der Welt (mit Ausnahme von Russland übrigens, wo zumindest die Version für die PlayStation 4 aufgrund „staatsfeindlicher Propaganda“ nicht erscheinen ist) in der vieldiskutierten Mission „Kein Russisch“ nicht das Feuer auf Zivilisten eröffnen, sondern müsst dem Schauspiel über weite Strecken als teilnahmsloser Zuschauer beiwohnen. Ein Antrag auf vorzeitige Listenstreichung der indizierten Importversion des Originals scheiterte 2016 am Widerstand der hiesigen Jugendschützer. Dass ein zweiter Versuch in Zeiten, wo selbst ein Mortal Kombat problemlos durch die Pädagogenkomission gelangt, durchaus erfolgversprechend gewesen wäre, hat Publisher Activision scheinbar bei der Umsetzung des Remasters nicht interessiert. Der Gewaltgrad bleibt aber im Vergleich zu allen anderen Fassungen weiterhin unangetastet. Puristen bleibt aber auch dieses Mal nur der (zum Glück problemlose) Erwerb der unzensierten Version über einen ausländischen Store.
Schickeres Getöse
Wo sich dagegen einiges geändert hat, ist der technische Aspekt. Verantwortlich für die Aufbereitung des modernen Klassikers zeigte sich einmal mehr die kanadische Spieleschmiede Beenox, die neben zahlreichen gelungenen Remastern von Titel aus dem Hause Activision auch das letztjährige Modern Warfare sowie Black Ops IIII auf den PC portiert haben. Für Modern Warfare 2 wurden nicht nur die Texturen umfangreich aufbereitet, auch die Charaktermodelle sowie sämtliche Licht- und Partikeleffekte wurden sorgfältig überarbeitet, um der Kampagne einen grafisch zeitgemäßeren Anstrich zu verleihen. Dort wo Feuer und Rauch im Spiel sind, können sich Kenner der Originalversion definitiv auf ein ordentliches Upgrade einstellen. Neutrale Innenräume wie beispielsweise Büroräume wirken dagegen auch im Remaster etwas trist und statisch. Sämtliche Missionen im halb zerstörten Washington stellen daher ein besonderes grafisches Highlight dar, auf dass man sich guten Gewissens freuen darf – auch wenn der Starkregen anders als im Vorgänger leider keinerlei optischen Einfluss auf die Waffen hat.
Der investierte Aufwand seitens der Entwickler hat sich trotzdem gelohnt, denn obwohl alleine schon bedingt durch das gleichgebliebene, mittlerweile arg veraltete Technikgrundgerüst nicht die gleiche grafische Qualität wie der aktuelle Ableger erreicht wird, präsentiert sich die Kampagne in deutlich atmosphärischerem Gewand. Die zahlreichen Areale wirken durchgehend lebendiger, detaillierter und erstrahlen zusätzlich auf sämtlichen erweiterten Konsolenmodellen erstmals in nativem 4K samt HDR10 – Support. Alles übrigens weiterhin bei sauberen 60 Frames pro Sekunde für gewohnt flüssiges Gameplay, was übrigens auch für die Standardmodelle gilt. Die müssen sich dafür aber jeweils mit 1080p zufrieden geben. Die vielen kleinen und großen Erweiterungen kommen bereits hier gut zur Geltung, das komplette Paket erhält man aber wirklich nur auf PlayStation 4 PRO und XBOX One X mit passendem Wiedergabegerät. Weiterhin lobenswert: Die wirklich SEHR kurzen Ladezeiten zwischen den einzelnen Missionen, von denen dann auch sämtliche Plattformen profitieren dürfen. Die Bedienung geht sowohl mit Maus und Tastatur als auch mit Gamepad wunderbar von der Hand.
Visuell gibt´s zwischen PC und Konsolen keinerlei nennenswerte Unterschiede. Einzige auffällige Ausnahme: Auf dem Rechenknecht handhabt das Spiel die Kantenglättung etwas besser und überragt damit selbst die erweiterten Konsolenmodelle. Denn selbst unter echtem 4K leiden Objekte im Hintergrund immer wieder sichtbar an Treppchenbildung und werden erst auf kurze Entfernung angemessen geglättet. Auf dem PC dagegen werden Ränder auch über größere Sichtabstände durchgehend sauber dargestellt. Letzendlich können sich Interessierte das Spiel aber guten Gewissens auf der Plattform ihrer Wahl anschaffen, denn weder gibt es irgendwelche Exklusivinhalte, noch ändert sich irgendwas beim Preis. Der Vertrieb der PC-Version erfolgt im übrigen wieder exklusiv über das Battle.net und geht damit den gleichen Weg wie die aktuellen Ableger auch.
Fazit und Wertung
„Stellenweise grandios überarbeitet, kann das Remaster von Call of Duty: Modern Warfare 2 doch nicht gänzlich überzeugen. Denn überarbeitete Effekte, verbesserte Texturen und viele weitere kleinere und größere Grafikerweiterungen sind letztendlich kein angemessener Ersatz für den konsequenten Wegfall des kompletten Mehrspielermodus samt Special Operations. Hier geht es einfach um Kernkomponenten, die zugunsten des aktuellen Modern Warfare gestrichen wurden. Was bleibt, ist eine cineastisch inszenierte, aber viel zu kurze Kampagne, die aufgrund chronischer Linearität kaum Wiederspielwert bietet. Und dafür sind 25€ in meinen Augen doch etwas viel. Wer das Original noch im Regal oder der virtuellen Steam-Bibliothek hat, sollte sich den Kauf also gut überlegen. Denn so schön das Remaster stellenweise auch aussieht: Inhaltlich bekommt man hier nichts essentiell Neues geboten.“
PRO:
+ Sichtbar verbesserte Grafikqualität
+ Aktualisierte Beleuchtungseffekte heben Atmosphäre stellenweise deutlich an
+ Inhaltlich immer noch eine der besten Kampagnen im Franchise
+ Saubere Performance über sämtliche Plattformen
+ Filmreifer Soundtrack
+ Überwiegend gute deutsche Sprecher
+ Sinnvolle, aber stets optional zuschaltbare Komfortverbesserungen
+ Museum aus dem Abspann kann nun frei begangen werden
+ Durchgehend zugängliche Bedienung
CONTRA:
– Mit fünf-sechs Stunden Spielzeit extrem kurz
– Streng linear, daher kaum Wiederspielwert vorhanden
– Manche Kampagnenelemente wirken heute arg klischeehaft
– Stellenweise immer noch triste Innenareale
– Waffen bleiben auch bei Regen blitzsauber
– Multiplayer und Special Operations ersatzlos gestrichen
– Deutsche Version wieder nur zensiert
– Gelegentlich auffällige Treppchenbildung bei Hintergrundobjekten (Konsolen)
GESAMTWERTUNG: 7.7/10
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