Blu-Ray | Ruby taucht ab

Nachdem DreamWorks Animation im letzten Jahr mit dem Sequel zu Der gestiefelte Kater ein absoluter Überraschungserfolg gelang, legte man in diesem Jahr mit Ruby taucht ab nach – und ging damit anstandslos an den weltweiten Kinokassen baden. Woran das gelegen haben könnte, klärt unser Test zur Blu-Ray pünktlich zum Heimkinostart.

 

Studio und Vertrieb: DreamWorks Animation via Universal Pictures

Erstveröffentlichung: 2023

Veröffentlichungstermin: 12. Oktober 2023

Format: Blu-Ray | DVD

Preis: ab 13,99€*

Altersfreigabe: ab 0 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Auf den ersten Blick handelt es sich bei Ruby Gillman um einen ganz normalen Teenager – sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sie ein Monsterkraken ist. Zusammen mit ihrer Familie lebt die Sechzehnjährige in einem kleinen Küstenstädtchen und hat gerade nichts anderes im Kopf als die anstehende Schulabschlussfeier, zu der sie unbedingt ihren Schwarm Connor einladen will. Dummerweise findet die große Party auf dem Meer statt – und von dem soll sich Ruby auf Weisung ihrer Mutter um jeden Preis fernhalten. Als Connor bei der Bitte um ein Date durch ein Versehen im Ozean zu versinken droht, springt Ruby mehr oder weniger entschlossen hinterher. Zwar gelingt es ihr, Connor sicher zurück an Land zu bringen, doch zu ihrem großen Entsetzen wächst sie im Anschluss daran plötzlich zu einem turmhohen Oktopoden heran. 

Getarnt als Kanadier führt die Familie Gillman ein gutbürgerliches Leben an der Küste. Sonderlich weit gereist scheint dort niemand zu sein. | Blu-Ray

Damit geschieht, was Mama Agatha immer vermeiden wollte: Der Rest der unter Wasser lebenden Familie wird auf Ruby aufmerksam und ehe die Familie Gillman sich versieht, steht plötzlich der etwas vertrottelte Onkel Brill auf der Türschwelle und will Ruby zu einer Audienz bei ihrer Großmutter mitnehmen, die rein zufällig die Königin aller unter Wasser lebenden Kraken und deren Anverwandten ist, was ihre Nichte logischerweise zur Prinzessin und Thronfolgerin macht. Um herauszufinden, wer sie wirklich ist und welcher Welt sie ursprünglich angehört, widersetzt sich Ruby ihrer Mutter und begibt sich heimlich auf den Grund des Meeres, wo sie von der feiernden Menge opulent begrüßt wird. Und auch Großmama lässt sich nicht lange bitten und klärt ihre Nichte nach dem überschwänglichen Willkommen genauer über die komplizierte Geschichte der Kraken auf: Im andauernden Kampf gegen die bösen Meerjungfrauen entriss die ehemalige Kriegerin Martha den Fischfrauen einst einen mächtigen Dreizack, worauf diese geschlagen in den Untergrund gezwungen wurden. 

Die erste Begegnung zwischen Königin und Prinzessin fällt für Ruby ungewohnt herzlich aus. | Blu-Ray

Müde vom Krieg und nicht willens, ihrer Verantwortung als Nachfolgerin ihrer Mutter nachzukommen, entschied sich Martha anschließend für ein anonymes Familienleben an Land. Das kostbare Artefakt versteckte sie vorher an einem fast unzugänglichen Ort. Während Ruby ihre wahre Gestalt zunehmend besser beherrscht und sich unter Wasser immer wohler fühlt, freundet sie sich mit der Meerjungfrau Chelsea an, die zwar etwas eingebildet ist, darüber hinaus aber anders als behauptet keine bösen Absichten zu hegen scheint und nach Frieden für die verfeindeten Völker strebt. Von diesem noblen Vorhaben überzeugt, begibt sich Ruby auf die Suche nach dem Dreizack und tritt damit eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen los, denn Clarissa ist nicht, wer sie vorgibt zu sein. Jetzt muss Ruby nicht nur beweisen, was in ihr steckt, sondern auch ihre entzweite Familie wieder vereinen, wenn das Königreich der Kraken noch eine Zukunft haben soll…

Die Rezension

Eine gute Prämisse reicht leider nicht aus, um auch automatisch in einem guten Film zu resultieren. Trotz vielversprechender Ansätze haben die Macher um Regisseur Kirk DeMicco leider insgesamt viel zu wenig aus dem Material herausgeholt. Knapp über neunzig Minuten Laufzeit inklusive Abspann sind einfach nicht genug, um eine ganze Welt inklusive ihres über Äonen andauernden Konfliktes zwischen Kraken und Meerjungfrauen ausreichend glaubwürdig zu etablieren. Dementsprechend wirkt die Geschichte mit dem Einstieg in den Ozean auch bis zuletzt arg überhastet durchgespult. Gleiches gilt für die „Freundschaft“ zwischen Ruby und Clarissa, die einfach zu wenig Zeit bekommt, was einem den vorhersehbaren Verrat nur noch gleichgültiger erscheinen lässt. Dass sich Ruby taucht ab bevorzugt an ein jüngeres Publikum mit chronisch kurzer Aufmerksamkeitsspanne richtet, merkt man nicht nur beim allgemeinen Tempo, sondern auch aufgrund der stets überdrehten, stets lauten Art, wie die Charaktere miteinander umgehen. Mit etwas mehr Ruhe in sämtlichen Belangen hätte der Film um einiges besser sein können. 

Rubys Clique hat über all die Jahre nicht gemerkt, dass ihre beste Freundin ein Monsterkraken ist. | Blu-Ray

Dann bliebe aber immer noch das Problem der klischeebehafteten, langweiligen Charaktere. Ruby ist ein typischer Teenie aus der Generation ADHS, während sich ihr Freundeskreis aus einer Mischung von introvertierten Außenseitern zusammensetzt, bei dem natürlich auch das obligatorisch am anderen Ufer schwimmende Mitglied nicht fehlen darf. Dass am Ende ausschließlich die weiblichen Kraken zum Riesenwuchs neigen, während die Männer klein bleiben und dafür hauptsächlich in die Breite gehen…dazu muss man nicht mehr viel sagen. Ich will hier keine ideologische Diskussion vom Zaum brechen, vertrete aber sehr wohl die Meinung, dass gerade Filme mit Fokus auf jüngere Zielgruppen frei von jedweder Agenda sein sollten, egal auf welche Weise sich damit auseinandergesetzt wird. 

Den Legenden nach sind Meerjungfrauen allesamt böse Kreaturen. Bildet Chelsea da wirklich keine Ausnahme? | Blu-Ray

Auch in Sachen Animationsqualität gibt es längst bessere Filme. Alleine in dem Segment hat Spider-Man: Into the Spider-Verse die Messlatte in diesem Jahr nochmal ein ganzes Stück höhergelegt. Kunterbunte Farben alleine reichen einfach nicht mehr aus, um ein größeres Publikum in die Kinos zu locken, dafür ist das Angebot an ähnlich gestrickten Werken über letzten Jahren einfach zu groß geworden. Ruby taucht ab ist über weite Strecken einfach zu belanglos und innovationsarm gestrickt, um im hart umkämpfen Segment neben der immer stärkeren Konkurrenz bestehen zu können. Kein Wunder also, dass der Film mal eben einen finanziellen Verlust von geschätzt achtzig Millionen Dollar in die Studiokasse gerissen hat. Die Zuschauer sehnen sich nach neuen Geschichten und wollen intellektuell wieder mehr gefordert werden – was nicht nur für Erwachsene gilt, sondern ebenso für die heutzutage längst frühzeitig aufgeklärte Jugend. Erwartungen, die Ruby taucht ab leider zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form erfüllen kann. 

Das Bild

Universal Pictures verzichtet weltweit auf einen Release als 4K UHD, die Blu-Ray bleibt das Maß aller Dinge. Leider ließ sich nicht klären, ob der fertige Film als 2K Digital Intermediate oder sogar in 4K gemastered worden ist. Angesichts der Detailauflösung bei feineren Texturen gehe ich aber eher davon aus, dass Ersteres der Fall ist. Das ist natürlich noch lange kein Qualitätsurteil, sondern mehr eine Randinformation. Im Deep Dive – was sich als Wortspiel passend zum Titel unmöglich vermeiden lässt – sieht es aber insgesamt ganz gut aus. Referenzverdächtige Schärfe erreicht die Blu-Ray zwar nie, bewegt sich dahingehend aber in einem überdurchschnittlichen guten Bereich. Beim Encoding gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln, selbst in anspruchsvolleren Szenen wie den unzähligen Quallen gleich zur Eröffnung bleibt das Bild stabil. Artefakte und Co. sind mir über die komplette Sichtung keine begegnet. 

Gordon und sein dressierter Krebs ähneln sich mehr, als sie zugeben würden. Der grimmige Captain sorgt für die wenigen Lacher im Film. | Blu-Ray

Zusätzliche Punkte sammelt die Scheibe bei der Farb- und Kontrastwiedergabe. Der Film lebt maßgeblich von seinen warmen, kunterbunten Paletten und gibt diese ausnahmslos angenehm kraftvoll wieder. Neutrale Flächen kommen dagegen angenehm differenziert rüber. Sattes Schwarz gibt es vor allem in den Unterwasserszenen viel zu bestaunen und helle Flächen wirken wohldifferenziert. Ein wenig mehr Schärfe hätte der Blu-Ray gut zu Gesicht gestanden, besonders angesichts der völligen Abwesenheit von Körnung. Viel mehr kann man an der sonst gelungenen Veröffentlichung aber nicht bemängeln. In dieser Form kann man sich Ruby taucht ab bedenkenlos ins Haus holen. Schade bleibt der Verzicht auf eine 4K UHD trotzdem, denn gerade bei solchen Produktionen findet man in der Regel kaum bessere Möglichkeiten, um die Kalibrierung des heimischen Fernsehers ein bisschen auf die Probe zu stellen. 

Der Ton

Relativ unspektakulär sieht es auch bei der Klangausstattung aus. Universal liefert die deutsche Tonspur im Format Dolby Digital Plus 7.1 aus, während der O-Ton immerhin in verlustfreiem Dolby TrueHD vorliegt. Ein Unterschied, den man hören kann. Dem deutschen Ton mag es nicht so krass an Dynamik mangeln, wie es bei den identisch kodierten Abmischungen aus dem Hause Disney regelmäßig der Fall gewesen ist, eine gewisse Differenz ist im direkt Vergleich trotzdem vorhanden. Die Dialogverständlichkeit ist in beiden Fassungen gut, hapern tut es abseits davon. Generell macht Ruby taucht ab akustisch wenig aus seinen Möglichkeiten, gerade bei die Unterwasserszenen hätte ich mir eine deutlich aktivere Kulisse gewünscht.

Typisch Verwandte: Tauchen immer dann auf, wenn man es gerade absolut nicht gebrauchen kann. | Blu-Ray

Im Film wird viel basslastige Musik gespielt, die über das Heimkino gut zur Geltung kommt – manchmal so sehr, dass sie das restlichen Geschehen inklusive der guten deutschen Sprecher ein wenig übertönt, was eigentlich nicht im Sinne des Erfinders sein sollte. Die englische Spur präsentiert sich da aber ähnlich unausgegoren abgemischt, bietet aber in allen anderen Belangen mehr Klarheit und Durchsatz – selbst im Tiefbasssegment. Nichts davon ist wirklich kritisch, richtige Highlights hat der Film beim Ton aber genauso wenig anzubieten wie beim Bild. So viel Durchschnitt ist man von dem sonst so respektierten Laben einfach nicht gewohnt. 

Die Extras

Immerhin hat man beim Bonusmaterial nicht geknausert, obwohl sich die Inhalte in ihrer Aufmachung überwiegend an ein ähnlich junges Publikum richten wie der Film selbst. Neben einer Bauanleitung für ein eigenes Aquarium beinhalten die Extras auch Tutorials, mit denen man einige der Charaktere des Films nachzeichnen kann. Ein weiteres Featurette stellt den englischen Cast des Films vor, der separat davon auch nochmal an seine eigenen Abschlussbälle erinnert. 

Der Kampf um den Dreizack ist in vollem Gange. Einmal mehr stehen sich Meerjungfrauen und Kraken feindlich gegenüber. | Blu-Ray

Ebenfalls zu Wort kommen die eigentlichen Macher des Films, wobei die zahlreichen am Projekt beteiligten Frauen besonders hervorgehoben werden. Einen Teil davon darf man einmal mehr im beiliegenden Audiokommentar zum Film hören. Abgerundet werden die vielseitigen, insgesamt aber relativ kurzen Extras mit einer Handvoll Deleted Scenes, denen noch eine Einführung von Co-Regisseurin Faryn Pearl vorausgeht. 

„Ruby taucht ab ist ein gutes Beispiel dafür, dass gute Ideen nichts zwangsläufig auch in einem guten Film resultieren müssen. Dass man sich inhaltlich ordentlich beim ähnlich gefloppten Rot aus dem Hause Pixar bedient hat, hat die Erfolgsaussichten nicht gerade verbessert. Die wahren Probleme liegen aber anderswo, denn das farbenfrohe Unterwasserwerk besticht weder mit sympathischen Charakteren, noch nimmt es sich die Zeit, seine Welt vernünftig zu etablieren. Und wer seine Kinder oder sich selbst nicht neunzig Minuten unterschwelliger linker Propaganda aussetzen will, sollte um den Film sowieso einen großen Bogen machen. Bild und Ton der Blu-Ray sind in Ordnung, aber in keinem Bereich herausragend. Obendrauf gibt es facettenreiche Extras, die sich aber primär für jüngere Zuschauer eignen.“


Quelle Bildmaterial: ©2023 Universal Pictures GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Universal Pictures zur Verfügung gestellt worden.

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