4K UHD | Scream 3

Drei Jahre nach dem ziemlich überhastet produzierten Vorgänger kehrte Wes Craven erneut in den Regiestuhl zurück, um seine ursprüngliche Scream-Trilogie abzuschließen. Dass Scream 3 allgemein als schlechtester Beitrag zur Reihe angesehen wird, hat mannigfaltige Gründe. Und wie könnte man die besser ergründen als innerhalb unserer Rezension zur brandneuen Neuauflage in 4K? 

 

Vertrieb: Paramount Pictures

Erstveröffentlichung: 2000

Darsteller: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette, Patrick Dempsey, Parker Posey und andere

Veröffentlichungstermin: 05. Oktober 2023

Format: 4K UHD

Preis: 34.99€*

Altersfreigabe: ab 16 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Eine Weile nach den Morden vom Windsor College betritt ein neuer Ghostface die Bühne, der es einmal mehr auf das Leben von Sidney Prescott (Neve Campbell) abgesehen hat. Die ist nach den vergangenen Ereignissen unter neuem Namen in die Anonymität abgetaucht und verbringt ihre Zeit als Telefonseelsorgerin – mit der Bewältigung von Traumata kennt sie sich schließlich besser als jeder andere aus. Um Sidney aus ihrem Versteck zu locken, ermordet der Killer den mittlerweile zum erfolgreichen Talkmaster aufgestiegenen Cotton Weary samt Freundin. Gleichzeitig laufen auf einem Studiogelände in Hollywood die Dreharbeiten zu Stab 3, einem weiteren filmischen Beitrag zu den Bluttaten von Ghostface, auf Hochtouren. Durch die jüngsten Morde steht die Produktion auf der Kippe, Regisseur Bridger und sein Cast müssen jeden Tag damit rechnen, vor die Tür gesetzt zu werden. 

Der neue Ghostface geht für den Aufenthaltsort von Sidney Prescott über Leichen, wie Cotton Weary am eigenen Leib erfahren muss. | 4K UHD

Auf Bitten von Detective Mark Kincaid (Patrick Dempsey) verfolgt Reporterin Gale Weathers (Courtney Cox) eine vom Killer ganz bewusst am Tatort hinterlassene Spur zum Studio, wo Sidneys längst verstorbene – weil von Billy Loomis ermordete – Mutter vor vielen Jahren ihre ersten Gehversuche als Schauspielerin gewagt hat. Dabei trifft Gale auch auf ihren Verflossenen Dewey (David Arquette), der ihr die Trennung immer noch nachträgt. Bei ihren gemeinsamen Ermittlungen stößt das ungleiche Paar auf eine Mauer des Schweigens und nicht nur die Studiobosse, sondern auch Horrorfilmproduzent John Milton (Lance Henriksen) scheinen ein paar Leichen im Keller zu haben, deren Existenz um jeden Preis geheim gehalten werden soll. 

Am Set von Stab 3 wird Sidney mit unschönen Erinnerungen an ihre blutige Vergangenheit konfrontiert. | 4K UHD

Während Gale und Dewey gemeinsam mit der aufdringlichen Darstellerin Jennifer (Parker Posey) den Schattenseiten von Hollywood auf den Grund gehen und dabei Unfassbares aufdecken, meuchelt sich Ghostface munter durch die Besetzung des Films und schreibt dessen Drehbuch munter nach seinen ganz persönlichen Vorstellungen um. Mit dem Auftauchen von Sidney läutet der maskierte Messerstecher mit der ikonischen Kutte das Finale zu seinem ganz persönlichen Showdown ein. Eine Party in der exklusiven Villa von Milton, wo sich alle restlichen Überlenden versammelt haben, bietet dafür die perfekte Bühne. Doch dieses Mal gelten die Regeln einer Trilogie – und an deren Ende wird nicht nur die bisher als wahr erachtete Vergangenheit grundsätzlich völlig auf den Kopf gestellt, sondern auch das Überleben der Hauptfigur kann nicht mehr gewährleistet werden… 

Die Rezension

Scream 3 unterscheidet sich spürbar von seinen Vorgängern. Weniger blutig, weniger gruselig, dafür mit mehr Fokus auf den serientypischen Humor. Nicht der Film, den Fans erwartet haben. Und sicher nicht der Film, den Regisseur Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson ursprünglich im Sinn hatten. Was also ist passiert? Wenige Monate vor den Dreharbeiten hatte das Massaker an der Columbine High School weltweites Entsetzen ausgelöst. Der Amoklauf zweier Schüler hatte zahlreiche Tote gefordert, die Ursache darin sahen viele selbsternannte Experten nicht in mangelnder Fürsorge, sondern in gewalttätigen Filmen und Videospielen. Auch im damals ohnehin schon stark verbots- und zensurgefährdeten Deutschland wurde damit eine neue Debatte losgetreten, welche sich in den Folgejahren durch lokale, ähnlich schreckliche Ereignisse in Erfurt und Winnenden sogar noch weiter vertiefen sollte. 

Welche düsteren Geheimnisse verbirgt Horrorfilmlegende John Milton? | 4K UHD

Angesichts der bestehenden Vorwürfe wollte das Studio kein zusätzliches Öl ins Feuer gießen und setzte so kurzerhand dramatische Entschärfungen bei Scream 3 durch, zeitweise wurde seitens der Produzenten sogar gefordert, komplett auf Blut und Tote zu verzichten. Dazu kam es am Ende glücklicherweise nicht, trotzdem wird im direkten Vergleich zu den beiden Vorgängern deutlich, dass der Abschluss der ursprünglichen Trilogie deutlicher zahmer zu Werke geht. Richtig brutal wird es im Grunde nie, die Todesszenen hat man spätestens beim Abspann wieder vergessen und auch das Element des Terrors – seit jeher ein Markenzeichen von Ghostface – wurde drastisch zurückgefahren. Scream 3 ist ein ganz seltsames Beispiel dessen, was ich persönlich gerne als Wohlfühlhorror bezeichne. Das sind diese Filme, die schrecklich viel Grusel versprechen und dann seltsamerweise mit einer Freigabe ab 12 Jahren im Kino landen. Ganz so schlimm ist es hier dann doch nicht, aber man kann wohl sagen, dass niemand irgendeinen Teil der Reihe anschaut, weil ihm die komödiantischen Aspekte so gut gefallen. 

Gale und…Gale ermitteln auf dem Studiogelände. Richtig grün sind sich Schauspielerin Jennifer und das Original allerdings nicht. | 4K UHD

Dass dabei ausgerechnet die Hauptdarstellerin überwiegend mit Abwesenheit glänzt, ist dem Erfolg der Reihe geschuldet. Denn nachdem sich Scream und dessen Sequel als große Erfolge an den Kinokassen entpuppten, regnete es plötzlich Rollenangebote für sämtliche Beteiligten, allen voran Neve Campbell. Die hatte deswegen gerade einmal zwanzig Tage Zeit, ihre Szenen abzudrehen, weshalb dieses Mal auch die wahrscheinlich sogar noch beliebteren Charaktere von Courtney Cox und David Arquette Gelegenheit bekamen, etwas mehr in den Vordergrund zu rücken. Die Chemie zwischen den Darstellern ist hervorragend, was wohl auch daran liegen mag, dass beide zum Zeitpunkt der Produktion miteinander verheiratet waren, nachdem sie sich am Set des ersten Teils kennengelernt und verliebt hatten. Mit Patrick Dempsey, der Jahre später zum globalen Frauenschwarm avancieren sollte, gibt es einen sympathischen Neuzugang zum Franchise und Parker Posey macht als Gale-Imitation eine Menge Spaß. Zahlreiche Gastauftritte, darunter von Jay und Silent Bob sowie der unvergessenen Carrie Fisher sorgen zusätzlich dafür, dass man der Hauptdarstellerin ihren späten Auftritt gerne verzeiht. 

Kugelsicher und wie immer brandgefährlich – wer sich hinter der Maske des Killers verbirgt, offenbart sich wie immer im (überraschend blutarmen) Finale. | 4K UHD

Und trotzdem bietet Scream 3 bei allen Einschnitten noch einen soliden Unterhaltungswert. Die erzählerischen Ansätze sind gelungen und werfen – ganz klassisch nach den Regeln einer Trilogie – ein komplett neues Licht auf die Anfänge der Reihe, während man genau diese Entwicklungen gleichzeitig augenzwinkernd parodiert. Ferner zeichnet der Film ungewollt – wie heute jeder weiß – ein erschreckendes Bild dessen, was hinter den Kulissen der Filmindustrie geschieht. Auf der Metaebene wird viel unterschwellige Kritik am ewigen Fortsetzungswahn geübt, gleichzeitig stellt das Bild eines Regisseurs, der angesichts einer Schreckenstat kurz davor ist, seinen Film zu verlieren, ebenfalls eine realitätsnahe Parallele zu den tatsächlichen Geschehnissen dar. Die Kunst, zwei fiktionale Ebenen – nämlich die Welt von Scream und die von Stab als Film im Film – so geschickt miteinander zu verbinden und dabei nach außen doch so real wirken zu lassen, ist hier hervorragend gelungen und dient besonders den neueren Ablegern immer noch als Blaupause. Scream 3 ist kein überragendes Finale, macht aus seinen Möglichkeiten aber das Beste und funktioniert innerhalb dieser Parameter so gut, wie es eben geht. 

4K UHD: Das Bild

Die Erstveröffentlichung in High Definition wurde wie schon beim Vorgänger 2010 von Kinowelt verantwortet, ehe der Verleih kurz darauf von STUDIOCANAL geschluckt worden ist. Eine ähnliche lange Veröffentlichungshistorie bleibt uns dieses Mal dankbarerweise erspart, denn egal unter welchen Banner der Film über die Folgejahre immer wieder neu veröffentlicht worden ist, inhaltlich blieb stets alles beim Alten. Für die Neuauflage hat Paramount einen frischen Scan in 4K vom ursprünglichen 35mm-Originalnegativ anfertigen lassen und diesen im Anschluss nochmal umfangreich remastered. Ausgestattet mit einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision ist ein Transfer entstanden, der sich wirklich sehenlassen kann und die alten Veröffentlichungen in den verdienten Ruhestand entlässt. Die ist nach heutigen Maßstäben nämlich kaum noch ansehnlich und leidet merklich unter einem veralteten Encoding inklusive schlechter Auflösung und zahlreichen Beschädigungen. Kräftig nachgeschärft wurde hier außerdem, was nicht selten in hässlichen Artefakten resultiert. 

Ein Paradebeispiel für alles, was bei der brutal gefilterten Blu-Ray (Slider ganz rechts) nicht stimmt: Das Muster auf dem Hemd des Regisseurs geht innerhalb der Nachschärfung komplett in Artefakten unter, die Pflanze im Hintergrund verfügt kaum noch über Zeichnung und die komplette Einstellung wird von einem unschönen Grünstich überlagert. Die 4K UHD (Slider ganz links) bietet in allen Belangen ein dramatisch besseres Bild sowie kraftvolle und wesentlich differenzierte Farben. 

Die Neuauflage bietet dagegen einen Unterschied wie Tag und Nacht. Was hier besonders in Halbtotalen und Totalen alleine durch die Grundauflösung an Details rausgekitzelt wird, ist bereits verdammt eindrucksvoll – zumal die 4K UHD vollständig ohne das filterbedingte, permanente Rauschen der Blu-Ray auskommt und mit einer natürlichen, angenehm unaufdringliche Körnung besticht, was im laufenden Bild unglaublich viel ausmacht. Gleichzeitig wurden die unzähligen Beschädigungen und Verschmutzungen digital korrigiert, die sich bisher unschön durch fast jede Einstellung gezogen haben. Die Blu-Ray hat zudem oft verheerende Schwierigkeiten bei der Farbdifferenzierung und trägt Paletten im Hintergrund regelmäßig nach vorne, wodurch Gesichter farblich munter zwischen Grün, Gelbbraun und Blau hin und her pendeln, was der Scheibe ein zusätzliches, aber sicher keineswegs gewolltes Horrorelement verpasst. Ganz anders sieht das beim neuen Transfer aus, der nicht nur deutlich kraftvollere und gesündere Farben offeriert, sondern auch korrekt differenziert – der farbliche Einheitsmatsch der Blu-Ray ist da rasch vergessen. 

Die offenbar leicht gezoomte Blu-Ray (Slider ganz rechts) wirkt auf den ersten Blick schärfer als die 4K UHD (Slider ganz links), mit Natürlichkeit hat das jedoch nichts mehr zu tun und im laufenden Bild muss die Scheibe immer wieder mit fiesem Rauschen kämpfen. Die Neuauflage bietet eine um Welten bessere Laufruhe, stellt die farbneutralen Flächen im Hintergrund korrekt dar und beseitigt auch den Negativschaden auf der Stirn von Dewey. 

Die konnte im Kontrastbereich mit grundsoliden Schwarzanteilen überzeugen, säuft dabei aber bei neutralen Flächen komplett ab. Auch das ist für die insgesamt dunkler gemasterte 4K UHD kein Problem, wie das zweite Vergleichsbild gut sichtbar herausarbeitet. Scheinbar wurde bei der Blu-Ray minimal ins Bild gezoomt, denn die Neuauflage bietet einen geringfügig erweiterten Bildausschnitt in alle Richtungen. Um das zu erkennen, muss man aber schon genau hinsehen. Selbst Spitzlichter und Beleuchtung im Allgemeinen händelt die Neuauflage besser. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Paramount sich wie auch beim Vorgänger dazu entschieden hat, den Film in dieser wunderbar restaurierten Form nicht auch neu auf Blu-Ray anzubieten. Der beiliegende Silberling ist leider inhaltsgleich zu den bereits bekannten Veröffentlichungen von STUDIOCANAL, bzw. Kinowelt, was angesichts der frappierenden Unterschiede umso schmerzhafter ist, denn ein Upgrade hätte in dem Fall auch unter den Maßstäben einer regulären HD-Veröffentlichung einigen Mehrwert geboten. 

4K UHD und Blu-Ray Remastered: Der Ton

Umso unerklärlicher ist einmal mehr, warum Paramount bei 4K UHD nicht einfach auf die bereits bestehende deutsche Masterspur zurückgegriffen hat, sondern stattdessen erneut ein Downgrade auf Dolby Digital 5.1 vorgenommen hat, während der Originalton weiterhin in altbekannter Form an Bord ist. Zugegeben, große Unterschiede gibt es abseits geringfügig schlechter ausgeprägter Dynamik im Vergleich zur Blu-Ray nicht und der Major hat in der Vergangenheit trotz aller Kritik immer wieder bewiesen, dass er aus dem veralteten Format noch überraschend stabile Ergebnisse herauskitzeln kann, mir erschließt sich nur die Notwendigkeit dieser gesamten Unternehmung nicht. Aber gut, ich habe in meiner Besprechung zu Scream 2 bereits alles gesagt, was mir dazu in den Sinn kam und dabei kann es wohl belassen. 

Kincaid baut rasch eine Bindung zu Sidney auf. Ob da in Zukunft nicht noch mehr gehen könnte? | 4K UHD

Fakt ist, dass der Film ein paar richtig schöne Momente bietet und gerade in Hinblick auf Score und Soundeffekte mit kraftvollen Bässen zuschlägt, was die wenigen echten Schockmomente ordentlich aufwertet. Die Dialoge im Center sind grundsätzlich problemlos verständlich, könnten aber für meinen Geschmack etwas mehr Dynamik vertragen. Wenn Sidney sich am Filmset in den Kulissen ihres alten Elternhauses wiederfindet und die Stimme zusammen mit der Kameraperspektive von einer Ecke in die andere wandert, klingt das auch heute noch ziemlich eindrucksvoll und schafft eine klasse Atmosphäre. Die Effekte sind gut platziert und irgendeine Form von Aktivität ist immer da. Mehr kann man von einem Horrorfilm im Grunde nicht verlangen. 

Die Extras

Sämtliches Bonusmaterial setzt sich aus bereits bekannten Inhalten vorangegangener Veröffentlichungen zusammen und liegt dementsprechend sowohl an Bord der 4K UHD als auch der beigelegten Blu-Ray ausschließlich in Standardauflösung vor. Neben dem Audiokommentar werfen die Extras einen Blick hinter die Kulissen des Films und separat auch noch einmal auf die komplette erste Trilogie.

Terror am Telefon: Ghostface macht sich auch dieses Mal einen Spaß daraus, seine Opfer in Angst und Schrecken zu versetzen. | 4K UHD

Ergänzend hinzu kommen Interviews mit Cast und Crew, einige geschnittene Szenen sowie eine Handvoll Outtakes und das alternative Ende. Der Trailer zum Film darf dabei natürlich nicht fehlen und sogar ein Musikvideo hat es noch auf die Datenträger geschafft. Nichts davon ist wirklich essentiell, gerade bei den zusätzlichen Szenen ist es nicht verwunderlich, dass die unter dem Schneidetisch liegengeblieben sind. 

„Scream 3 gilt vielen als schwächster Beitrag zur gesamten Reihe, muss jedoch als Opfer seiner Zeit gesehen werden und macht das Beste aus den damals vorgegebenen Grenzen. Erzählerisch ist den Machern ein runder Abschluss der ursprünglichen Trilogie gelungen, beim Blut- und Bodycount geht es dagegen aus bekannten Gründen arg zimperlich zu. Dafür ist die kritische Auseinandersetzung mit Hollywood und seinen Mechanismen auf der Metaebene einmal mehr überaus gelungen. Die 4K UHD wischt mit der bestehenden Blu-Ray in jedweder Hinsicht komplett den Boden auf und stellt ein sensationelles Upgrade bei der Bildqualität dar, warum Paramount beim Ton wieder einmal ein Downgrade vorgenommen hat, wissen nur die dafür Verantwortlichen. Neue Extras gibt es nicht, wer aber nicht in einigen Monaten horrende Summen für das vergriffene, streng limitierte Steelbook ausgeben will, sollte sich mit dem Kauf beeilen.“


Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Paramount zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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