Wenn es um den ikonischen Killer Ghostface geht, ist unser Archiv mittlerweile ziemlich gut gefüllt. Und während die UHD-Premiere von Scream 3 bereits auf dem Weg zu uns ist, um uns pünktlich zum Gruselmonat Oktober das Fürchten zu lehren, ist uns ganz nebenbei aufgefallen, dass unser Portfolio ohne dessen Vorgänger nicht komplett wäre. Grund genug für uns, dem Praktikanten eine Niere zu entfernen, von dem Erlös ein Exemplar von Scream 2 als 4K UHD zu erwerben und zu prüfen, ob es die Neuauflage mit den bestehenden Veröffentlichungen aufnehmen kann.
Vertrieb: Paramount Pictures
Erstveröffentlichung: 1998
Darsteller: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette, Liev Schreiber, Jamie Kennedy und andere
Der Film
Zwei Jahre nach dem Massaker in ihrer Heimatstadt Woodsboro hat sich die Überlebende Sidney Prescott (Neve Campbell) allmählich wieder an einen normalen Alltag gewöhnt und besucht mittlerweile das College, wo sie mit dem angehenden Mediziner Derek auch einen neuen Freund an ihrer Seite hat, der anders als ihr Ex erfreulicherweise keine auffälligen Ambitionen als Serienkiller zu zeigen scheint. Doch neuer Ärger ist nicht weit entfernt, denn als bei der Vorpremiere zu Stab, der die Ereignisse von Woodsboro in Form eines klassischen Horrorfilms auf Basis des Erfolgsbuchs aus der Feder von Reporterin Gale Weathers (Courtney Cox) nacherzählt, zwei Studenten brutal von einem neuen Ghostface ermordet werden, ist das beinahe überwundene Trauma plötzlich wieder ganz nahe. Und das ist nur der Auftakt zu einer neuen Mordserie auf dem Campus, wobei es der Killer einmal mehr besonders auf Sidney und ihr nahes Umfeld abgesehen zu haben scheint.
Die Gräueltaten können nicht lange geheim gehalten werden und ehe man sich versieht, wimmelt es auf dem Schulgelände von Presse und Polizisten – darunter nicht nur Gale, welche dort die nächste heiße Story wittert, sondern auch Polizist Dewey (David Arquette), der sich immer noch nicht von seinen damals erlittenen Verletzungen erholt hat. Das große Medieninteresse hält den Killer jedoch nicht davon ab, den Bodycount ganz im Sinne der klassischen Regeln für filmische Fortsetzungen in immer schwindelerregendere Höhen zu treiben. Während Sidney unter Polizeischutz gestellt wird und trotz aller Sicherheitsbemühungen regelmäßig von Ghostface attackiert wird, taucht auch noch der einst zu Unrecht für den Mord an ihrer Mutter eingesperrte Cotton Weary (Liev Schreiber) auf der Bildfläche auf und versucht beharrlich, Wiedergutmachung einzufordern.
Je mehr Leute der Klinge des Maskenmannes zum Opfer fallen, desto mehr wird allen Beteiligten klar, dass die Opfer nicht zufällig ausgewählt worden sind. Immer neue Parallelen zu Woodsboro werden offenbart und jeder, der daran beteiligt war, könnte der Mörder sein. Während die Grenze zwischen Freund und Feind zunehmend verschwimmt und selbst engste Freunde als Täter in Frage kommen, bereitet Ghostface bereits die Bühne für seinen finalen Schlussakt vor, in dem die Heldin anders als gewohnt dieses Mal nicht mit dem Leben davonkommen soll…
Die Rezension
Nachdem es Regisseur Wes Craven gelungen war, mit Scream ein in den Neunzigern längst totgeglaubtes Genre quasi über Nacht erfolgreich wiederzubeleben und dabei ganz geschickt mit den Klischees klassischer Horrorfilme zu spielen, musste zwangsläufig eine Fortsetzung her – und das möglichst rasch, denn längst hatten auch andere Studios gemerkt, dass sich mit der Formel eine Menge Geld bei gleichzeitig relativ geringem Produktionsaufwand verdienen lässt und potenzielle Trittbrettfahrer den Markt auf lange Sicht komplett überfluten würden. Knapp ein Jahr nach dem Erstling startete Scream 2 in den Kinos und konnte sein Publikum trotz kurzer Vorlaufzeit einmal mehr überzeugen. Für das Drehbuch zeichnete sich erneut Serienschöpfer Kevin Williamson aus, der in weiser Voraussicht bereits mit der Arbeit am Sequel begonnen hatte, ehe sich überhaupt ein Erfolg abzeichnete.
Mit der kompletten Crew des Vorgängers und erneut unter Verantwortung von Wes Craven gedreht, standen die Zeichen für einen weiteren Hit ziemlich gut. Dann passierte aber etwas für die damalige Zeit ziemlich Unerwartetes, denn nachdem das komplette Skript lange vor Kinostart im Internet landete und nicht nur die gesamte Story enthüllte, sondern auch die Identität des Killers, musste das Drehbuch komplett überarbeitet werden und Teile des Films neu gedreht werden, was die Produktion weiter unter Druck setzte. Seitdem hat man es sich angewöhnt, den Darstellern bei sämtlichen Fortsetzungen nur noch die Teile des Drehbuchs auszuhändigen, welche diese unmittelbar betreffen. Und auch die amerikanischen Jugendschützer stellten sich erneut quer: Ganze acht Mal musste Craven den Film vorlegen und am Ende sogar der Produzent interferieren, ehe die strenge MPAA den Streifen endlich durchlotste. Für den Altmeister des Horrors längst ein vertrautes Szenario. Relativ vertraut fühlte sich dann auch der fertige Film an, aber auf bestmögliche Weise. Denn wo Scream überaus klug mit den Grundregeln des Genres spielte, setzte sich das Sequel als solches mit Fortsetzungen im Allgemeinen auseinander, die nach ganz eigenen Gesetzen funktionieren und konnte damit trotz ähnlicher Formel trotzdem überraschen.
Schon die Idee vom Film im Film ist klasse und ein gelungener Kommentar auf die traditionellen Mechanismen der Filmemacher in Hollywood. Scream 2 gelingt es hervorragend, über den schmalen Grad zwischen Satire und Ernsthaftigkeit zu balancieren, ohne dabei zu irgendeinem Zeitpunkt auf eine Seite abzudriften. Bis zum Ende spannend und wendungsreich, steht er seinem Vorgänger qualitativ in keinerlei Hinsicht nach, wozu das spielfreudige Ensemble rund um Serienveteranin Neve Campbell einiges beiträgt. Kritisieren kann man allenfalls, dass sich dieses Mal viel zu viele Verdächtige auf der Leinwand tummeln und keiner davon angemessen viel Zeit erhält, sich und seine möglichen Motive angemessen zu präsentieren, so dass es am Ende beinahe egal erscheint, wer sich hinter der Maske verbirgt. Da war das Original definitiv ein Eckchen besser. Was dennoch bleibt, ist ein verdammt unterhaltsamer Film, der – anders als die meisten Fortsetzungen im Genre – trotz eiliger Produktion schafft, was sonst nur wenige schaffen: Die Stärken des Vorgängers überwiegend zu wahren und dank ein paar frischer Ideen trotzdem nie repetitiv zu wirken.
4K UHD: Das Bild
Während Scream sich hierzulande seinerzeit in der ungekürzten Fassung schnell auf dem Index wiederfand und lange Zeit nur als Import aus den Nachbarländern in physischer Form erhältlich war, gab es für das Sequel von Anfang an eine Freigabe ab 18 Jahren, Kürzungen waren dafür nicht erforderlich. Die Premiere in High Definition erschien 2010 bei Kinowelt, entpuppte sich aber selbst für damalige Verhältnisse als ziemlich lieblos umgesetzter Transfer, der weder bei Bild noch Ton richtig überzeugen konnte und gefühlt nicht mehr darstellte als eine hochskalierte DVD. Ein Jahr darauf wurde Scream endlich aus dem Giftschrank gelassen und STUDIOCANAL, die Kinowelt in der Zwischenzeit komplett geschluckt hatten, witterten die Chance auf die zeitnahe Veröffentlichung einer unzensierten Trilogie. Dafür wurde das bestehende Material nochmal überarbeitet, eine richtige Offenbarung war Scream 2 in dieser Form aber ebenfalls nicht.
Überschärft, stark mit der Kompression kämpfend und Hauttöne, die selbst bei den dunkleren Typen ins Magenta abdriften: Die Blu-Ray Remastered (Slider ganz rechts) lässt stark zu wünschen übrig. Die 4K UHD (Slider ganz links) bietet ganz ohne Nachbearbeitung alleine durch die Auflösung dramatisch mehr Details und eine sehr viel natürlichere Farbgebung.
Die Historie ist also ziemlich komplex und wir sind immer noch nicht bei der Neuauflage angelangt. Spätestens hier wird es aber etwas knifflig, denn obwohl die 4K UHD sämtlichen bisher veröffentlichten Fassungen beim Bild massiv überlegen ist, bleiben doch leise Zweifel, ob es sich dabei denn auch wirklich um einen frischen Scan in nativem 4K handelt – dafür ist die Detailwiedergabe einfach nicht so herausragend, wie man es normalerweise erwarten würde. Bei allen offenen Fragen, die sich leider trotz intensiver Recherche nicht zufriedenstellend klären ließen, habe ich mich am Ende dazu entschlossen, einfach mit dem zu arbeiten, was letztendlich vorhanden ist – egal ob nun echtes 4K, hochskaliert auf Basis eines 2K Digital Intermediate und aus welcher Quelle auch immer entstammend, das Ergebnis ist entscheidend. Und hier kann man zum Glück wieder ziemlich klare Aussagen treffen. Sowohl die Erstauflage als auch das Remaster von 2011 leiden signifikant unter offensichtlicher Nachschärfung, den zahlreichen Verschmutzungen und Beschädigungen auf dem bestehenden Scan sowie einer komplett ausartenden Farb- und Kontrastwiedergabe (also eigentlich alles, was das Kritikerherz erfreut).
Die Blu-Ray Remastered (Slider ganz rechts) tendiert in dieser dunklen Szene ins Bläuliche. Die 4K UHD (Slider ganz links) differenziert farblich besser und stellt neutrale Oberflächen wie die Maske korrekt dar.
Die Neuauflage wurde erneut umfangreich remastered, dieses Mal aber scheinbar mit Sorgfalt, denn die bisher omnipräsenten Bildfehler weichen nun einem vollständig bereinigten Bild, welches zudem mit einer angenehm feinen und natürlichen Körnung aufwartet. Wie erwähnt könnte die Detailwiedergabe besser sein, die totgefilterten HD-Scheiben lässt die 4K UHD trotzdem weit hinter sich. Ausgestattet mit einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision zieht die Neuauflage dann auch in den restlichen Belangen am Altbestand vorbei. Ein komplett neues Grading darf man nicht erwarten, dafür ein wesentlich ausgeglicheneres. Die bisherigen Veröffentlichungen sind farblich oft übersaturiert, so leuchtet die Parkanlage auf dem Campus dort schon neongrün und wenn sich die Reporter zum Interview mit dem Polizeichef versammelt, zieht sich durch sämtliche Gesichter ein unschöner Magentaton. Die 4K UHD ist insgesamt nuancierter, differenzierter und ausgeglichener, liefert kraftvollere Schwarzanteile und stellt auch farbneutrale Flächen besser dar. Das dunklere Mastering steht der Neuauflage ebenfalls gut zu Gesicht, denn die alten Fassungen sind teils anstrengend hell, was die ohnehin schon heftigen Unruhen auf dem Bildschirm nur noch verstärkt.
Normalerweise sitzt Gale hier im Schatten. Auf der viel zu hellen Blu-Ray Remastered (Slider ganz rechts) ist davon nichts mehr zu sehen. Dafür sehr wohl, wie aggressiv die Körnung teils mitmischt. Die 4K UHD (Slider ganz links) ist in jeder Hinsicht ausgewogener und natürlicher.
Wer sich gefragt hat, warum wir nicht auch die beiliegende Blu-Ray zum Vergleich rangeholt haben: Das haben wir und dabei leider feststellen müssen, dass sich Paramount nicht die Arbeit gemacht hat, auf Basis des neuen Masters auch eine neue Scheibe für das reguläre HD-Segment zu pressen, sondern einfach die bereits bestehende Fassung inklusive all ihrer erwähnten Unzulänglichkeiten übernommen. Der Silberling ist also völlig inhaltsgleich zur Blu-Ray von 2011. Und das ist, wie ich finde, schon ein bisschen frech, zumal darauf auf der Verpackung kein Hinweis gegeben wird. Wer also daheim nicht über das nötige Equipment zur Wiedergabe von Medien in 4K verfügt und sich die Neuauflage in der Hoffnung gekauft hat, den Film in aufbereiteter Form wenigstens in konventionellem HD schauen zu können, muss sich auf eine böse Überraschung einstellen.
4K UHD: Der Ton
Das wird spätestens dann bizarr, wenn man sich einmal die Audioausstattung ansieht. Wo Kinowelt und STUDIOCANAL seinerzeit bereits verlustfreie Masterspuren für die deutsche und englische Fassung angeboten haben, verpasst das Label der 4K UHD kurzerhand ein Downgrade auf veraltetes Dolby Digital 5.1, wo man doch nur die recht gute Spur von der bestehenden Blu-Ray hätte übernehmen müssen, was wahrscheinlich wesentlich weniger gemacht hätte, als den kompletten Ton grundlos abzuwerten. Da kann mir auch keiner erzählen, dass dies aus Kompatibilitätsgründen geschehen ist, denn heute kann nahezu jeder Fernseher auch ohne zusätzliche Heimkinoanlage DTS enkodieren.
Im direkten Vergleich muss sich das Downgrade dann zwangsläufig der über zehn Jahre alten Masterspur unterordnen. Die bietet zwar eine anhaltend gute Dialogverständlichkeit im Center und kräftigen Tiefbass, bei der Dynamik kann sie jedoch insgesamt nicht ganz mithalten und klingt stellenweise einfach etwas dünner. Für die englische Fassung bleibt es bei der verlustfreien Masterspur. Warum man potenziellen Käufer hier derart grundlos vor den Kopf schlägt, bleibt mir wirklich ein Rätsel und macht mich tatsächlich auch sauer. Das ist einfach nur ein klassischer Fall von „Hätte nicht sein müssen, haben wir aber trotzdem so gemacht“. Sachen gibt´s, die sollte es einfach nicht geben. Unfassbar.
Die Extras
Neues Material hat es leider nicht auf die Veröffentlichung geschafft, sämtliche Extras sind bereits bekannt und liegen altersbedingt ausschließlich in Standardauflösung an Bord der Blu-Ray vor. Lediglich der hörenswerte Audiokommentar hat es mit auf die 4K UHD geschafft. Die restlichen fünfunddreißig Minuten setzen sich aus Standardmaterial wie Trailern, Outtakes und einer Handvoll Deleted Scenes zusammen, sogar Musikvideos haben auf dem Datenträger noch Platz gefunden. Für ein bisschen zusätzliches Hintergrundmaterial reicht es gerade so, Pflichtprogramm sind die dargebotenen Extras aber nicht.
„Scream 2 ist seinerzeit gelungen, was sonst kaum einem anderen Horrorfilm zuvor gelungen ist: Erfolgreich auf den Stärken des Vorgängers aufzubauen, frische Ideen einzubringen und das bestehende Universum sinnvoll zu erweitern. Dabei spart der Film erneut nicht als Selbstironie, bleibt aber im Kern trotzdem ein effektiver Slasher mit hohem Blutgehalt. Dass man sich dabei irgendwann kaum noch für die Identität des Killers interessiert: Geschenkt. Denn Spaß macht der Film auf jeden Fall und ist auch heute noch wert, immer mal wieder angesehen zu werden. Das neue Master der 4K UHD liefert dazu nun endlich auch ein angemessen gutes Bild und wischt mit den bestehenden Veröffentlichungen gnadenlos den Boden auf. Warum man der teuren Edition trotzdem nur die miese, alte Blu-Ray beigelegt hat und dann nicht einmal deren grundsoliden Ton übernommen hat, bleibt mir ein absolutes Rätsel. Die Extras bleiben ebenso inhaltsgleich, neues Material wird einem hier nicht geboten.“
Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures GmbH. All rights reserved.
Diese Rezension wurde durch unseren Praktikanten Kenny ermöglicht, den wir so schmerzhaft vermissen werden, wie das Entfernen der Niere ohne lokale Betäubung für ihn gewesen sein muss.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen.
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