Die in den frühen Dreißigerjahren von Cartoonist Charles Addams erdachte Familie mit gleichem Nachnamen erfreut sich bis heute reger Beliebtheit und erreichte zuletzt mit zwei erfolgreichen Animationsfilmen erneut ein großes Publikum. Das zwei Jahre nach dem zum Überraschungshit avancierten Spielfilm von 1991 entstandene Sequel gibt es nun ebenfalls erstmals als 4K UHD. Zeit für eine Reise in das urkomische Reich des Makabren.


Studio und Vertrieb: Paramount Pictures
Erstveröffentlichung: 1993





Der Film
Neuer Horror im Hause Addams: Als Morticia (Anjelica Houston) ihrem Gatten Gomez (Raúl Juliá) quasi beiläufig verkündet, in den nächsten Augenblicken Nachwuchs zur Welt zu bringen, wird das nächste Kapitel in der skurrilen Familiensaga eingeläutet. Beim Anblick des Sohnemannes ist ein DNA-Test völlig überflüssig, denn Pubert (!) hat nicht nur den typisch-bleichen Teint der okkulten Familie geerbt, sondern auch gleich Frisur und Schnäuzer seines Vaters. Wednesday (Christina Ricci) und ihre dümmlich-dicker Bruder Pugsley fürchten um ihre Daseinsberechtigung, schließlich hat man sich überflüssigen Verwandten in den alten Zeiten einfach entledigt, wenn für sie kein Nutzen mehr bestand. Nach mehreren gescheiterten Mordversuchen wird der gestressten Morticia klar, dass sie mit der Erziehung von gleich drei eigenartigen Kindern doch etwas überfordert ist.

Gleichzeitig sehnt sich der einsame Onkel Fester (Christopher Lloyd) nach einer Frau in seinem Leben. Für beide Probleme scheint es Abhilfe zu geben, denn als das attraktive Kindermädchen Debbie (Joan Cusack) auf der Bildfläche auftaucht, ist es um den schwerreichen Glatzkopf sofort geschehen. Dass sich die Blondine so gar nicht um die Eigenarten rund um die Familie zu scheren scheint, macht sie zur perfekten – und einzigen – Kandidatin für den erwartungsgemäß herausfordernden Job. Was zu dem Zeitpunkt noch niemand ahnt: Debbie ist eine sogenannte „Schwarze Witwe“, eine Heiratsschwindlerin, die ihre Ehegatten kurz nach der Trauung umbringt und sich dann mit deren Vermögen aus dem Staub macht. Als nächstes Opfer hat sie sich ausgerechnet Fester ausgesucht. Weil die aufmerksame Wednesday schnell hinter die wahren Absichten der Femme Fatale kommt, wird sie mit ihrem Bruder kurzerhand in ein Feriencamp verfrachtet.

Während Debbie und Fester vor den Altar treten, müssen sich die Geschwister ihren schlimmsten Albträumen stellen, nämlich sauberer Luft, lächerlich privilegierten Kindern und – wahrscheinlich mit Abstand am schlimmsten von allem – Disneyfilmen. Doch was ein echter Addams ist, lässt sich weder von durchgeknallten Campleitern, noch von wiederholten Mordversuchen aufhalten. Und während Debbie durch ihren gleichermaßen resoluten wie naiven Gatten immer weiter in den Wahnsinn getrieben wird, entdeckt Wednesday ihr Herz für den schüchternen Sonderling Glicker. Als dann auch noch der Nachwuchs an blonden Locken und rosiger Haut erkrankt, droht die Familie endgültig auseinanderzubrechen…
Die Rezension
Mit knapp zweihundert Millionen Dollar weltweitem Einspielergebnis durfte sich Die Addams Family in der der Liste der erfolgreichsten Filme 1991 auf einem sensationellen siebten Platz verewigen – trotz einiger Kritik am schwachen Drehbuch und der nicht immer gänzlich überzeugenden Regie. Kritik, die sich Barry Sonnenfeld, der später im Jahrzehnt mit Men in Black erneut einen absoluten Kassenschlager abliefern sollte, zu Herzen nahm. Für Die Addams Family in verrückter Tradition wurde dieses Mal Paul Rudnick als Writer engagiert, der zu diesem Zeitpunkt eher für seine Theaterstücke und Musicals bekannt gewesen ist. Kein Wunder also, dass sich der fertige Film gelegentlich wie ein Kammerstück anfühlt, was aber keineswegs negativ gemeint sein soll. Die Darsteller des Erstlings waren alle wieder mit an Bord, lediglich die Rolle der Großmutter wurde mit Carol Kane prominent neu besetzt.

Die Geschichte wurde im Vergleich zum Erstling merklich straffer inszeniert, mit einem größeren Fokus auf schwarzem Humor inklusive pointierter Dialoge („Wünschen Sie ein Beruhigungsmittel?“ – „Nein, aber fragen Sie doch die Kinder!“) und nicht zuletzt einer guten Portion physischer Komik. Kombiniert mit den wunderbar spielfreudig aufgelegten Darstellern ist eines jener wenigen Sequels entstanden, die ihren Vorgänger in nahezu sämtlichen Aspekten übertreffen. Besonders hervorheben möchte ich die darstellerischen Leistungen von Joan Cusack, die als geldgierige Männermörderin herrlich diabolisch aufspielt, sowie einen gewohnt genial-witzigen Christopher Lloyd, welcher der Rolle des Fester etwas gleichermaßen sympathisches wie abstoßendes verleiht. Christina Ricci glänzt erneut in der Rolle der Wednesday und konnte damit ihren Status als Jungstar in Hollywood weiter ausbauen.

Schade also, dass der Film am Ende deutlich weniger gut an den Kinokassen abschnitt, als die Verantwortlichen erhofft haben, obwohl die Werbemaschinerie in Form von Videospielen und zahllosen anderen Artikeln auf Hochtouren lief. Ein dritter Teil wurde nach dem überraschenden Tod von Gomez-Darsteller Raúl Juliá im Folgejahr verständlicherweise nicht mehr umgesetzt. Wer Freude an düsteren Komödien, morbiden Charakteren und einem unschlagbar guten Ensemble hat, wird an Die Addams Family in verrückter Tradition trotz des extrem dümmlichen deutschen Titels immer noch viel Vergnügen haben.
4K UHD und Blu-Ray: Das Bild
Die Erstauswertung des Films in High Definition erfolgte bereits Ende 2019 in Form der auch diesem Set beiliegenden Blu-Ray. Wirklich gut ist die allerdings nicht und wirkt stellenweise wie eine hochskalierte DVD. Die Detailwiedergabe kann man höchstens als Mittelmäßig bezeichnen, farbliche Highlights versumpfen in der allgegenwärtigen Blaufärbung des Bildes völlig, von Natürlichkeit kann hier keine Rede sein. Dazu gesellt sich eine starke Rauschanfälligkeit, was in permanenten Unruhen resultiert. Lediglich den Kontrasten, spezifisch den Schwarzanteilen, kann man halbwegs gute Ergebnisse bescheinigen.
Für die UHD wurde ein komplett neuer Transfer vom 35mm-Analogmaterial erstellt, der hier in nativem 4K vorliegt und neben Support für HDR10 sowie Dolby Atmos auch über einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 verfügt. Was auf dem Papier schon gut klingt, sieht in der Praxis sogar noch besser als erwartet aus und stellt die bestehende Blu-Ray vollständig in den Schatten. Erst in dieser Fassung fällt auf, wie viel Liebe zum Detail die Set- und Kostümdesigner seinerzeit in die Ausstattung gesteckt haben, weil die Erstauflage schlicht nicht dazu imstande ist, diese wiederzugeben. Zudem verfügt die Neuauflage wieder über das korrekte Bildformat, wo bei der Blu-Ray zugunsten eines ausgefüllten Bildschirms etwas reingezoomt wurde.
Die neue Farbgebung mit Fokus auf mehr Ausgeglichenheit, kann sich ebenfalls sehen lassen und kann sich ohne den bisherigen Blaustich wunderbar entfalten. Statt durchgehendem Rauschen offeriert die 4K UHD ein feinkörniges und beruhigtes Bild, dass auch in dunklen Szenen nicht an Stabilität einbüßt und dank gut ausbalancierter Schwarzanteile immer noch über eine gute Durchzeichnung verfügt. Ein Upgrade in sämtlichen Belangen also, mit dem selbst Kenner noch viel Neues entdecken dürften.
4K UHD und Blu-Ray: Ton und Extras
Während der englische O-Ton im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1 vorliegt und besonders im Effektbereich innerhalb des altehrwürdigen Herrenhauses der Familie einiges an Räumlichkeit aufzuweisen hat, gibt es den deutschen Ton leider nur als Dolby Digital 2.0, also schnödem Stereo. Dabei dürfte es sich aller Wahrscheinlichkeit um die ursprüngliche Kinospur handeln, da das erweiterte Raumformat erst im Vorjahr der Premiere im Rahmen von Batman Returns erstmals zum Einsatz gelangte, aufgrund der langwierigen Umrüstung der Kinos aber erst deutlich später zum Standard wurde.

Während die Dialogverständlichkeit anhaltend gut ist und man sowohl Score als auch Effektkulisse eine grundsolide Dynamik bescheinigen kann, kommt der hier angebotene Ton zu keinem Zeitpunkt über das Niveau gängiger Fernsehausstrahlungen hinaus. Da hat die englische Spur einfach mehr anzubieten. Ähnlich dünn sieht es bei den Extras aus, die lediglich aus einem (wenngleich hörenswerten) Audiokommentar mit Regisseur und Autor sowie einem überschaubaren Making-of bestehen. Das ist zwar mehr als die alte Blu-Ray an Bord hatte und insgesamt im typischen Rahmen einer Katalogveröffentlichung aus dem Hause Paramount, ein bisschen mehr hätte es dann aber doch sein können.

„Bühne frei für die Addams Family! Auch in ihrem zweiten Kinoabenteuer mit realen Darstellern darf wieder viel gelacht werden, denn wenn Amerikas seltsamste Familie in den Wirren einer ausgewachsenen Familienkrise auf ganz eigene Weise um ihren Erhalt kämpft, bleibt garantiert kein Auge trocken – natürlich nur, sofern man dem typischen schwarzen Humor nicht abgeneigt ist. Dass der rundherum gelungene Film eine angemessene Umsetzung im Heimkino verdient hat, war überfällig. Das Warten hat sich allerdings gelohnt, denn der neue Transfer sieht einfach großartig aus und degradiert die bestehende Blu-Ray zum Tassenuntersetzer. Beim Sound muss man allerdings weiterhin mit der veralteten deutschen Tonspur Vorlieb nehmen und auch die neuen Extras sind überschaubar geraten. Dafür gibt es die Fassung bereits zum kleinen Preis.“

Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Paramount Pictures Deutschland zur Verfügung gestellt worden.
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