4K UHD | Blu-Ray: Massive Talent

Schon seit jeher sieht sich der Beruf des Schauspielers drei gefährlichen Feinden ausgesetzt: Der Steuerfahndung. Paparazzos. Und der Angst davor, vergessen zu werden. Während mancher Vertreter dieser noblen Zunft ein tragisches Ende in Dschungelcamp und Co. findet, begegnen andere dem Zahn der Zeit mit Selbstironie und schaffen es auf diese Weise, auch im Alter noch ein treues Publikum an sich zu binden. Massive Talent erzählt die Geschichte eines Mannes auf der ewigen Suche nach dem großen Comeback…und was passieren kann, wenn man dabei an die falschen Leute gerät – und beschert seinem Hauptdarsteller Nicholas Cage damit möglicherweise genau jene Rückkehr, der auch sein fiktives Abbild so tragisch-komisch hinterherjagt. 

Studio und Vertrieb: LEONINE Studios

Erscheinungsjahr: 2022

Regie: Tom Gormican

Darsteller: Nicholas Cage, Pedro Pascal, Lily Sheen, Sharon Horgan, Neil Patrick Harris und andere

Veröffentlichungstermin: 30. September 2022

Format: 4K UHD | Blu-Ray | DVD

Preis: ab 13.59€

Altersfreigabe: ab 12 Jahren




Der Film

Ein Oscar© im Regal, Millionen auf dem Konto und ein Blockbuster nach dem nächsten: Spätestens seit Mitte der Neunziger lag Nicholas Cage die Welt zu Füßen. Doch die Zeiten haben sich geändert und eine neue Generation hat Hollywood erobert. Seitdem tingelt der ehemalige Megastar munter von einem verissenen B-Movie zum nächsten, hat tonnenweise Schulden angehäuft und seine Ehe mit Maskenbilderin Olivia (Sharon Horgan) liegt in Trümmern. Auch das Verhältnis zu seiner Tochter Addy (Lily Sheen) leidet sehr unter dem ungebrochen Kampf des gealterten Mimen gegen die Bedeutungslosigkeit, welcher sich in Zwiegesprächem mit seinem imaginären jüngeren Ich regelmäßig personifiziert.

Kein Geld, keine Familie, kein Erfolg: Nicholas Cage hat seine besten Tage scheinbar längst hinter sich.

Als Cage im letzten Moment eine aussichtsreiche Rolle verliert und man ihm wegen unbezahlter Hotelrechnungen die Bleibe kündigt, bleibt ihm nur noch ein Ausweg: Das Angebot seines Managers anzunehmen und für eine Million Dollar als Gast auf der anstehenden Geburtstagsparty von Speiseölmogul Javi (Pedro Pascal) aufzukreuzen, der auf Mallorca ein luxuriöses Anwesen besitzt. Ein paar Tage sturzbesoffen in der Sonne liegen, danach soll endgültig Schluss mit der Schauspielerei sein – das ist zumindest der Plan. Doch Javi entpuppt sich nicht nur als großer Fan, sondern hat sich auch fest in den Kopf gesetzt, einen eigenen Film mit seinem Idol in der Hauptrolle zu drehen und lässt sogar Ex-Frau und Tochter einfliegen, um seinen Star wieder auf Kurs zu bringen. 

Bezieht Gastgeber und Cage-Superfan Javi seinen Reichtum wirklich nur aus dem Ölgeschäft?

Doch verbirgt sich hinter der netten Fassade des neuen besten Freundes wirklich nur ein harmloser Plantagenbesitzer? Zwei amerikanische Regierungsbeamte halten Javi insgeheim für den Kopf eines global agierenden Waffenschieberrings und Kidnapper der Tochter eines von den U.S.A. unterstützten Präsidentschaftskandidaten. Cage soll für die beiden auf dem schwerbewachten Grundstück spionieren und Beweise für den Aufenthaltsort der Geisel finden. Dabei wird schnell klar, dass man für das Agentenhandwerk mehr braucht als eine gute schauspielerische Begabung. Als sich die Bedrohung als sehr real entpuppt und sich seine Liebsten plötzlich im Kreuzfeuer wiederfinden, muss Cage die Rolle seines Lebens spielen, um alles zu einem guten Ende zu bringen…

Die Rezension

Wissen, wann es Zeit ist, aufzuhören – ein Problem, unter dem viele große Stars der Achtziger und Neunziger leiden. Während Stallone und Schwarzenegger ihre verblieben Fans mit immer schlechteren Sequels zu ihren ikonischen Franchises plagen, sieht es für einige andere einst prominente Darsteller seit dem Ende der Videotheken deutlich schlechter aus. Ein Bruce Willis hat sich bis zu seinem krankheitsbedingten Rückzug aus dem Filmgeschäft für wirklich jeden noch so schrottigen Film hergegeben, dann oftmals nur einen gelangweilten Gastauftritt hingelegt und sich im Anschluss dennoch höchst prominent auf dem Cover platzieren lassen. Aus dem Aikido-Profi Steven Seagal ist mit den Jahren ein unbeweglicher Fleischklops geworden, der selbst kleinere Kampfeinlagen in osteuropäischen Direct-to-Video-Produktionen nicht mehr ohne Double ausführen konnte. Und von Jean-Claude van Damme hat man seit seinem kurzen Abstecher zu diversen Streamingplattformen auch längere Zeit nichts mehr gehört.

Ex-Frau Olivia und Tochter Addy sind von ihrer unfreiwilligen Einladung alles andere als begeistert.

Nicholas Cage hat zu seinen besten Zeiten wirklich alles abgeräumt, was man nur abräumen kann. Mit Filmen wie The Rock – Fels der Entscheidung, Con Air und Face/Off – Im Körper des Feindes legte der gebürtige Kalifornier quasi hintereinander drei absolute Klassiker des Actiongenres hin, alle drei Filme zählen bis zum heutigen Tag zu meinen absoluten Lieblingen. Aber auch in vielen anderen Genres zeigte sich Cage als ebenso unberechendbarer wie wandlungsfähiger Darsteller, der zwischen Action und Komödie jedes Fach beherrschte. Nachdem er auch in den frühen Zweitausendern noch gut beschäftigt war, ging es spätestens nach Beginn der Zehnerjahre stetig bergab, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Man kauft sich eben kein Schnuckelschlösschen in Deutschland, wenn man es nicht bezahlen kann. Machen wir Normalsterblichen doch auch nicht, oder? ODER?! Eben. 

Eine lebensgroße Statue von sich selbst hätte wohl jeder gerne – trotz grauenvoller Frisur.

Dass der ehemalige A-Lister nur zu gut weiß, in welchen Machwerken er mittlerweile mitspielt, hat er über die Jahre immer wieder selbst kommuniziert. Ihm ginge es nicht mehr um die Karriere, sondern um Arbeit. Und in die hängt er sich immer noch mit viel Herzblut hinein, weshalb ihm seine Fans weiterhin die Treue halten – unter anderem eben auch Tom Gornican, dem Kopf hinter Massive Talent. Die Zusammenarbeit mit seinem Idol war für den Regisseur und Drehbuchautor wie ein wahrgewordener Traum, obwohl im Vorfeld einiges an Überredungsarbeit notwendig war. Schon JCVD bewies seinerzeit, dass ein Mix aus Fakt und Fiktion in einem überaus unterhaltsamen Film resultieren kann, der die Karriere seines Hauptdarstellers ganz nebenbei eindrucksvoll zu neuem Leben erweckte. Warum sollte das also nicht erneut gelingen?

Die Regierungsbeamten wollen Javi dingfest machen, erhalten aber keinen Zugang zum Gelände.

Anders als dort steht jedoch nicht der dramatische Aspekt im Vordergrund. Von denen lässt der Film gerade einmal genügeng zu, um die überzeichnete Version von Nicholas Cage als gescheitertem Akteur, Ehemann und Vater glaubhaft etablieren zu können. Mit der Ankunft auf Mallorca verwandelt sich der Film dann in eine Buddy-Comedy, ehe am Ende die Action übernimmt. Alle drei Parts funktionieren für sich genommen sehr gut, lediglich die Übergänge wirken innerhalb der einhundertsieben Minuten Gesamtspielzeit stets etwas überhastet. Trotzdem macht Massive Talent insgesamt eine Menge Spaß, was primär an der selbstironischen und referenzreichen Auseinandersetzung mit der Karriere des Hauptdarstellers liegt, umso mehr aber an der exzellenten Chemie zwischen Nicholas Cage und Pedro Pascal. Wenn beide unter Drogeneinfluss an einer Mauer baumeln oder sich bei einem Kinderfilm zusammen die Augen ausweinen, ist das absolutes Gold.  

Wer alle Stunts in „Nur noch 60 Sekunden“ selbst absolviert hat, muss sich vor einer kleinen Verfolgungsjagd nicht fürchten.

Dass man für die Umsetzung auf ein relativ kleines Budget zurückgreifen musste, sieht man dem Film besonders zum Finale hin überdeutlich an, gemessen daran gibt es an der handwerklichen Gesamtumsetzung aber nichts zu bemängeln. Massive Talent ist ein durchgehend unterhaltsamer Film geworden, der sowohl als Komödie funktioniert, gleichzeitig aber auch als eine Hommage. Nicholas Cage ist mittlerweile achtundfünfzig Jahre alt und hat noch einiges zu bieten, das wird überdeutlich. Ich hoffe…nein, ich wünsche mir von Herzen, dass er zukünftig wieder prominenter besetzt wird und Fans sowie jene, die es noch werden wollen, in den kommenden Jahren noch mit vielen Filmen unterhält. Massive Talent legt dafür in meinen Augen jedenfalls einen sehr soliden Grundstein. 

4K UHD und Blu-Ray: Das Bild

Gedreht wurde vollständig digital, nämlich mit Kameras vom Typ ARRI Alexa LF und Mini LF, beide mit einer Maximalauflösung von 4.5K. Basierend darauf wurde in der Postproduktion ein Digital Intermediate in nativem 4K erstellt, welches den hochauflösungen Heimkinoveröffentlichungen ebenfalls als Grundlage dient. Und die zählt schon in Form der Blu-Ray zu den besseren Vertretern ihrer Art. Die Bildschärfe agiert von Anfang bis Ende auf hohem Niveau, selbst kleinere Details werden in jeder Szene prima herausgearbeitet, seien es die mediterranen Kulissen, Gesichter oder Feinheiten auf Kleidung wie z.B. das Muster von Cages Bademantel. Dabei bleibt das Bild grundsätzlich blitzsauber, lediglich in einer kurzen Einstellung kämpft das Master mit starkem Crushing. Farblich liefert die Blu-Ray passend zum Setting erdig-warme Paletten, was nicht nur zu den Anfangsszenen in Kalifornien passt, sondern auch das spätere Inselfeeling wunderbar untermalt – obwohl mir die Blu-Ray teilweise etwas zu gelblastig rüberkommt.  

Das imaginäre Ich mutiert mit der Zeit vom Freund zum Feind.

Spielraum für ein paar knallige Highlights ist aber trotzdem noch ausreichend vorhanden, obwohl dieser insgesamt überschaubar bleibt. Im Kontrastbereich fällt auf, dass die Scheibe stellenweise arg aufgehellt wurde, was in einigen Bereichen zu Überstrahlungen führen kann. Alles in allem ist das aber Kritik auf hohem Niveau. Die UHD löst in nativem 4K auf, kommt mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 und bietet zusätzlich Support für Dolby Vision und HDR10. Im direkten Vergleich legt die höherpreisige Veröffentlichung besonders in der Detailauflösung noch mal zu, macht angesichts der bereits guten Wiedergabequalität der Blu-Ray aber keine Quantensprünge. Was dagegen sehr auffällig ist: Die UHD präsentiert sich in nahezu jeder Einstellung wesentlich dunkler. Stellt man beide Formate gegenüber, entstehen komplett andere Eindrücke von der jeweiligen Tageszeit. Details gehen dadurch zwar nicht verloren, die gute Durchzeichnung bleibt überwiegend erhalten – ich kann aber gut verstehen, wenn sich potenzielle Käufer angesichts dessen lieber für die Blu-Ray entscheiden und dafür auf etwas kraftvollere, ausgeglichenere Farben und nochmals intensivierte Kontraste verzichten.

4K UHD und Blu-Ray: Der Ton

Beim Sound fällt die Diskrepanz nicht ganz so deutlich aus. LEONINE liefert für beide Formate deutsche und englische Tonspuren in Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD-Kern…wenn das doch nur immer so wäre! Weil es sich bei Massive Talent aber primär um einen dialoglastigen Film handelt, sollte man seine Erwartungen im Vorfeld trotzdem nicht zu hoch anlegen. Beiden Tonspuren liegt eine gute Räumlichkeit zugrunde, sowohl das Meeresrauschen als auch Vogelgezwitscher bleiben im Hintergrund wahrnehmbar, ohne zu dominant in die Mitte zu rücken. Die Dialogverständlichkeit ist durchgehend exzellent und spätestens im actionreichen Finale darf es dann von allen Seiten auch mal krachen. Lediglich der Subwoofer will über den gesamten Film hinweg partout nicht aus seinem Tiefschlaf erwachen und bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. 

Den ersten Preis als Doppelgänger von Al Pacino würde Nicholas Cage unter Garantie gewinnen.

Ebenso blass bleibt es im Bereich der Höhenebene, die einfach zuwenige Gelegenheiten kriegt, um sich wirklich wahrnehmbar zu präsentieren. Mit dem Landeanflug auf Mallorca kommt nach etwas über fünfzehn Minuten Laufzeit ein erster guter Höhepunkt, danach verschwindet die komplette Ebene aber abseits von weiterem Gezwitscher erstmal in der Bedeutungslosigkeit. Erst zum Finale hin wird es wieder aktiver, dann kommt zum ersten Mal der Soundtrack wahrnehmbar mit ins Spiel. Gleichzeitig produziert die deutsche Tonspur unangebracht viel Hall, wenn Dialoge mit auf die Höhenebene abgemischt werden, was im Originalton so nicht existiert. Ist ja auch kein Wunder, wenn die dazugehörige Umgebung überhaupt keinen Raum dazu offeriert.

Die Extras

An Bord beider Veröffentlichungen findet sich ein Audiokommentar des Regisseurs mitsamt Co-Autor Kevin Etten, zwei Deleted Scenes und eine kleine Fragestunde mit Cast und Crew, die wohl unmittelbar im Anschluss an eine Vorführung entstanden ist. Sieben kurze Featurettes werfen dann einen abschließenden Blick hinter die Kulissen und rücken neben den Darstellern auch andere Aspekte der Filmherstellung nochmal etwas detaillierter in den Mittelpunkt. Als Begleitmaterial geht das Gebotene absolut in Ordnung.

„Über das gegenwärtige Werk von Nicholas Cage kann man sagen, was man will. Nicht aber, dass auf das Konto des vielfach preisgekrönten Darstellers einige der wohl besten Actioner aller Zeiten gehen. In Massive Talent darf Cage nicht nur seit langer Zeit mal wieder seine humoristische Seite zur Schau stellen, sondern macht das gleich noch in einem Film, der in Teilen maßgeblich auf dessen eigenem Leben samt Schaffen aufbaut. Entstanden ist eine herrlich absurde, aber stets Anerkennung zollende Selbstfindungsgeschichte der etwas anderen Art, maßgeblich getragen von gut aufgelegten Darstellern und ganz viel Selbstironie. Blu-Ray und UHD punkten bis auf eine kurze Ausnahme mit exzellenter Bildqualität, wobei die deutlich dunkler gemasterte Scheibe in 4K nicht jeden Sehgeschmack treffen dürfte. Beim Ton darf man trotz Dolby Atmos abseits guter Dialogverständlichkeit keine großen Höhepunkte erwarten, während das mitgelieferte Bonusmaterial informativ, aber im Gesamtumfang weitestgehend überschaubar bleibt.“


Quelle Bildmaterial: ©LEONINE Studios. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von LEONINE Home Distribution zur Verfügung gestellt worden.

©2022 M-Reviews.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*