Reinrassige Actioner sind bis auf wenige Ausnahmen über die letzten Jahre mehr und mehr in der Versenkung verschwunden – zumindest auf der Kinoleinwand. Eine Ausnahme stellt der recht prominent besetzte Land of Bad dar, dem man nach seiner raschen Auswertung bei Netflix nun endlich eine würdige Heimkinoauswertung spendiert hat.


Vertrieb: Capelight Pictures
Erstveröffentlichung: 2024






Der Film
Um einen vermissten CIA-Agenten aus der Hand von islamistischen Terroristen zu befreien, die in den südlichen Philippinen seit Jahrzehnten ein Schreckensregime führen, wird ein Stoßtrupp der Delta Force zur Geiselbefreiung direkt ins Feindesgebiet geflogen. Mit dabei ist auch der JTAC-Offizier Kinney (Liam Hemsworth), welcher der Mission eher zufällig zugeteilt worden ist, weil er aufgrund von Magenbeschwerden seinen Abflug von der nächstgelegenen Militärbasis verpasst hat. Der mit allerlei technischem Schnickschnack bestückte Jungspund wird von seinen Kameraden anfänglich eher mit Argwohn betrachtet, denn die Raubeine um den mit allen Wassern gewaschenen Anführer Sweet (Milo Ventimiglia) verlassen sich bei ihren Einsätzen mehr auf Köpfchen und Knarren, als auf technologischen Schnickschnack.

Während sich die Männer entschlossen ihren Weg durch den Dschungel bahnen, sitzt der altgediente Pilot Eddie Grimm (Russell Crowe) am anderen Ende der Welt in der Nellis Air Force Base und beobachtet das Geschehen gemeinsam mit seiner Kollegin Nia Branson über die Kamera seiner mit ordentlich Sprengkraft bestückten Predator-Drone. Der mittlerweile zum vierten Mal verheiratete Veteran, dem höhere Aufgaben aufgrund seiner schwierigen Art zu Vorgesetzten immer wieder verweigert worden sind, steht kurz vor der Vaterschaft und wartet gespannt auf einen Anruf aus dem Krankenhaus, während der Rest der Station begeistert vor der Glotze hockt und Basketball schaut. Als die Soldaten am Haus eines Waffenhändlers angelangt sehen, wie die Terroristen dessen Frau enthaupten und sich anschließend an seinem Sohn vergehen wollen, greift die Truppe entschlossen ein, erleidet angesichts der unerwartet hohen Verstärkung und trotz Feuerunterstützung aus der Luft schwere Verluste.

Kinney, der das Massaker scheinbar als einziger unbeschadet überlebt, muss sich nun zur Evakuierungszone durchschlagen, während die Männer von Abu Sayyaf ihm aggressiv auf den Fährten bleiben. Dank der Hilfe von Grimm gelingt es ihm tatsächlich, das Zielgebiet zu erreichen. Nachdem sich der Helikopter unter Feindbeschuss zurückziehen muss, bleibt Kinney nur noch der mühselige Weg zu einem alternativen Landeplatz, gerät dabei aber in Gefangenschaft. Befreit durch den totgeglaubten Sweet planen die beiden nun, ihre Mission zu beenden und es dabei notfalls auch mit einer Übermacht aufzunehmen. Dabei zeigt sich, dass eine gesunde Mischung aus Technik und Taktik durchaus erfolgversprechend sein kann, wobei der Anführer der Terroristen aber noch ein Wörtchen mitzureden gedenkt…
Die Rezension
Nachdem das aus Regisseur William Eubank und Writer David Frigerio bestehende Duo seine Zusammenarbeit an The Signal beendet hatte, entschloss man sich zu einer erneuten Kooperation und begann unmittelbar nach Veröffentlichung des überwiegend wohlwollend aufgenommenen Sci-Fi-Thrillers mit den Arbeiten an Land of Bad. Zur Vorbereitung auf das Projekt durften sie den Mitgliedern des echten JTAC über mehrere Wochen intensiv über die Schultern schauen. Dennoch lag das fertige Drehbuch in der Folge fast zehn Jahre lang auf Halde, ehe sich passende Geldgeber fanden. Für zusätzliche Probleme sorgte die COVID-Pandemie, wodurch nach Abschluss der knapp zweimonatigen Dreharbeiten Ende 2022 nochmal über ein Jahr vergehen sollte, ehe der Film endlich auf das Publikum losgelassen wurde. Leider nicht mit allzu großem Erfolg, denn bei einem weltweiten Einspielergebnis von gerade einmal 6.5 Millionen Dollar muss man wohl von einem ordentlichen Flop sprechen. Kein Wunder also, dass der Film recht zügig nach Kinopremiere bei Netflix ausgewertet worden ist, wo er dann doch noch sehr akzeptable Zuschauerzahlen erreichen konnte.

Dabei ist Land of Bad im Kern absolut kein schlechter Film und setzt sich in seinem Kern durchaus kritisch mit der technologischen Abhängigkeit von Soldaten im Einsatz auseinander, hebt einerseits aber auch deren Nutzen hervor. Gleichzeitig bemüht sich das Werk, generationsübergreifende Differenzen zwischen Soldaten hervorzuheben, verheddert sich am Ende aber doch etwas zu sehr im Bemühen, ein für alle Seiten möglichst zufriedenstellendes Ende zu fabrizieren, welches für meinen Geschmack dann doch etwas zu konstruiert rüberkommt. Diese inhaltlichen Schwächen kann der Film auch durch seinen großzügigen Einsatz von Explosionen und Zeitlupeneffekten nicht übertünchen – die hauchdünnen Persönlichkeiten der allermeisten Charaktere kommen erschwerend hinzu. Und der Bösewicht im Film bleibt als solcher derart blass und belanglos, dass man ihn als solchen unter seinen zahllosen niedergemähten Schergen kaum als solchen zu erkennen vermag. Man merkt, dass sich die Macher bei der Umsetzung sehr am Genreklassiker Black Hawn Down orientiert haben, dessen Tiefe erreicht Land of Bad trotz teils eindrucksvoller Bilder von Kameramann Agustin Claramount aber nie auch nur ansatzweise.

Dennoch hat mich der Film einigermaßen gut unterhalten. Mit einer Laufzeit von knapp zwei Stunden ist er gerade lange genug, um sich nicht unnötig in die Länge gezogen anzufühlen und zum Ende hin wird es sogar richtig spannend und blutig. Liam Hemsworth agiert in der Rolle des jungen und idealistischen Soldaten glaubwürdig und zeigt besonders in Szenen, wo er ganz auf sich gestellt durch den Urwald irrt, dass er seinem großen Bruder in Sachen Talent ebenbürtig ist, wenngleich ihm trotz ähnlicher physischer Präsenz dann doch etwas Charisma fehlt. Das wahre Highlight des Films ist für mich Russell Crowe, der zwar über die letzten Jahre ordentlich in die Breite gegangen ist, in der Rolle des mürrischen Drohnenpiloten aber allen anderen Darstellern außerhalb der Action komplett die Show stiehlt und dabei nebenbei noch einen ganz eigenen Kampf gegen vegane Essgewohnheiten führt. Dabei sollte man auch bedenken, dass Gladiator mittlerweile fünfundzwanzig Jahre auf dem Buckel hat und es ist toll zu sehen, dass der gebürtige Australier seitdem nichts von seiner Wandlungsfähigkeit verloren hat. Dafür alleine lohnt die Sichtung allemal.
4K UHD und Blu-Ray: Das Bild
Gedreht wurde vollständig digital, zum Einsatz kam dabei die ARRI ALEXA Mini LF, die in einer maximalen Auflösung von 4.5K aufzeichnen kann. Detaillierte Informationen zum Produktionsprozess liegen zwar keine vor, angesichts des Gesehenen kann man aber mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass das fertige Master in nativem 4K vorliegt. Die dazugehörige Blu-Ray gibt das innerhalb ihrer Möglichkeiten schon sehr gut wieder und punktet vor allem mit exzellenter Detailwiedergabe, die sogar feinste Verschmutzungen und Texturen gut sichtbar abbildet und dabei gleichermaßen in Nahaufnahmen, wie in der Totalen überzeugt. Während in der Eröffnungsszene noch ein – vermutlich zu stilistischen Zwecken eingefügtes – Bildrauschen präsent ist, verschwindet die Körnung unmittelbar darauf zugunsten einer blitzsauberen Darstellung, die für meinen persönlichen Geschmack nicht ganz so gut zum Setting passt. Wo es bei der Farbgebung anfänglich noch erdig zugeht, dominieren mit dem Übergang zum Dschungelsetting eher warme Farben.
So richtig kräftig wollen die aber nicht rüberkommen, hier haben sich die Macher bewusst für einen etwas ausgewaschenen Look entschieden, was aber völlig in Ordnung geht, weil die Differenzierung trotzdem funktioniert und – wie zum Beispiel bei den Explosionen – noch ausreichend Raum für satte Highlights bietet. Im Kontrastbereich tut sich die Blu-Ray besonders in dunklen Szenen schwer, von denen es leider einige gibt. Da versumpfen gerne mal Details, besonders am Rand lässt sich das gut beobachten. Richtig problematisch ist die Einstellung, in der Kinney in tiefster Nacht die letzten Meter zum Hubschrauber bewältigt, kurz bevor die Islamisten das Fluggerät unter Beschuss nehmen. Wer das hinnehmen kann, wird mit der Blu-Ray insgesamt gut bedient – die 4K UHD mit dem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 inklusive Support für HDR10 und Dolby Vision zeigt jedoch, dass es noch besser geht. Durch die native Auflösung werden auch letzte Details bei Vegetation, Kleidung und Gesichtstexturen messerscharf dargestellt, von denen die Blu-Ray einen kleinen Teil einfach nicht mehr erfassen kann.
Dazu gibt es kräftigere Farben, ohne den bestehenden Look groß zu verändern, ihm aber zumindest etwas mehr Tiefe zu verleihen. Dafür legt die 4K UHD bei den Schwarzanteilen kräftig zu, liefert eine deutlich bessere Differenzierung und agiert in dunklen Szenen deutlich weniger anfällig für Bildmatsch. Damit eignet sich die höherpreisige Variante optimal für Enthusiasten, die beim Filmgenuss keinerlei Kompromisse eingehen wollen.
4K UHD und Blu-Ray: Ton und Extras
Für den hiesigen Vertrieb zeichnen sich Capelight Pictures verantwortlich, bei denen man in Sachen Ausstattung für gewöhnlich Spitzenqualität erwarten darf. Die gibt es hier als verlustfreie Tonspuren für die deutsche und englische Fassung im Format DTS-HD MA 5.1. So richtig begeistert hat die mich jedoch nicht, dafür geht es für einen effektlastigen Film wie diesem einfach zu zaghaft im Niedrigtonsegment zu. Dass der Subwoofer bei den Actionsequenzen immer irgendwie präsent ist, hört man problemlos heraus, gerade bei den dicken Explosionen greift er aber einfach nicht kräftig genug zu. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass die allgemeine Abmischung sehr frontlastig geraten ist und man schon ganz nahe mit dem Ohr an die hinteren Lautsprecher gehen muss, um aus der Richtung etwas zu hören. Dafür sind die Dialoge durchgehend gut verständlich und gehen nur dann etwas unter, wenn drum herum die Post abgeht.

Im ausschließlich auf der Blu-Ray vorliegenden Bonusmaterial bleibt es überschaubar: Gerade einmal drei kurze Featurettes mit einer Gesamtlaufzeit von weniger als zehn Minuten befassen sich nochmal mit Besetzung, Geschichte und Produktion. Nichts davon ist überwiegend interessant, zumal dazu nur sehr wenig Material gezeigt wird. Dazu gibt es zwei Trailer zum Film und vier weitere Filmtipps zu anderen Veröffentlichungen aus dem Hause Capelight. Ziemlich mau also, dafür gibt’s den Film als 4K im schicken, exzellent verarbeiteten Steelbook, was zumindest eine kleine Entschädigung darstellt.

„Auch mit einigen überschüssigen Pfunden auf den Rippen zeigt Russell Crowe, wenngleich auch nicht mehr in der ersten Liga Hollywoods, dass er immer noch abliefern kann – Land of Bad ist dafür ein guter Beweis. Dass der Rest des Films überwiegend Mittelmaß darstellt und die meisten Charaktere samt Story kurz nach dem Abspann schon wieder in Vergessenheit geraten sind, ist angesichts der solide inszenierten Action schnell vergessen. Die dazugehörige Blu-Ray ist nicht schlecht, kann gegen die bessere 4K UHD aber nicht groß anstinken. Überschaubare Extras und ein insgesamt schwach abgemischter Ton kosten am Ende beide Releases einige Punkte.“

Quelle Bildmaterial: ©JTAC Productions LLC. | Capelight Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Capelight Pictures zur Verfügung gestellt worden.
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