Getestet und verfasst von General M
Quelle Bildmaterial: “Star Wars – Episode VIII, Walt Disney Pictures, UHD”
Der Film
Seit die Rebellion unter Führung von General Leia Organa (Im letzten Jahr überraschend mit nur 60 Jahren verstorben: Carrie Fisher) mit der Zerstörung der Starkiller – Basis der feindlichen “Ersten Ordnung” einen ersten Etappensieg erringen konnte, werden die übrigen Rebellenstreitkräfte erbarmungslos von General Hux und Co. durch´s All gejagt. Nachdem Fliegerass Poe Dameron (Oscar Isaac, “X-Men: Apocalypse”) auf der Flucht entgegen seiner Befehle ein ganzes Bombergeschwader für die Zerstörung eines feindlichen Schiffes geopfert hat, fällt dieser beim Führungsstab der Rebellion in Ungnade und ist gezwungen, die ihm richtig erscheinende Strategie des Angriffs weiter im Verborgenen umzusetzen. Zum Glück ist der ehemalige Sturmtruppler Finn (John Boyega, “Pacific Rim: Uprising”) gerade aus dem Koma erwacht und steht gemeinsam mit der Wartungsarbeiterin Rose Tico bereit, Dameron bei seinen Plänen zu unterstützen. Gemeinsam suchen sie nach einem Weg, die Verteidigung der Verfolger lahmzulegen.
Die Rezension
Mit stolzen 152 Minuten Laufzeit ist Episode VIII der längste bisherige Star Wars – Film, was die einen als Geschenk, andere jedoch als große Belastung ansehen mögen. Ich gehöre zur letzteren Gruppe. J.J. Abrams hat in Episode VII so viele spannende Fragen hinterlassen, von deren zumindest teilweiser Beantwortung sich die Fans eine Menge erhofft haben. Wer sind Rey´s Eltern? Was hat es mit dem geheimnisvollen Snoke auf sich? Woher kommt die seltsame Verbindung zwischen Rey und Kylo Ren? Und ist Han Solo wirklich tot? Unzählige Theorien geisterten durch die Foren dieser Welt und jede, ja wirklich je davon ist interessanter und nachvollziehbarer als das, was Rian Johnson einem letztendlich in der Fortsetzung auftischt. Offene Fragen werden mit einer solchen Belanglosigkeit und Banalität abgefrühstückt, dass man selbst George Lucas eine bessere Auflösung zugetraut hätte. Stattdessen kocht Johnson lieber sein eigenes Süppchen, führt munter neue Charaktere ein und präsentiert so am Ende ein unübersichtliches Feld voller Protagonisten und Antagonisten, deren Charaktertiefe zu jeder Zeit oberflächlich wie eine dünne Regenpfütze dahindümpelt und sich über weite Strecken sogar zurück anstatt nach vorne entwickelt.
Man möchte meinen, dass Johnson darüberhinaus grundsätzlich wenig Interesse daran gezeigt hat, den Legenden alter Tage einen würdigen Abschied zu verschaffen und ihm ebenso wenig daran gelegen war, die neuen Charaktere aus Episode VII weiter sinnvoll zu vertiefen. Dieser in meinen Augen respektlose Umgang mit allen etablierten Personen und Charakteren des bisherigen Star Wars – Universums und damit auch mit dessen Fans ist für mich abseits der repetiven Story der zentrale Kritikpunkt an Episode VIII. Mit der von Kelly Marie Tran verkörperten Rose Tico tritt dafür eine neue Figur in den Vordergrund, die aber nahezu in jeder Sekunde entweder einfach nur nervt oder durch prägnante Unsympathie glänzt. Auch halte ich Adam Driver immer noch für eine totale Fehlbesetzung als Bösewicht, einfach nur deswegen, weil er immer wenn er zu sehen ist aussieht, als würde er gleich anfangen zu weinen. Und ohnehin bietet die Handlung kaum Neues, sondern erzählt im Grunde exakt die gleiche Geschichte wie “Das Imperium schlägt zurück”, nur eben mit anderen Charakteren und Schauplätzen und ohne dabei jemals dessen Klasse zu erreichen.
Die Rebellen sind auf der Flucht, ein neuer Jedi muss gegen zahlreiche Widerstände ausgebildet werden, am Ende kommt es zu einem spektakulären Kampf. Rian Johnson leidet unter dem gleichen Problem wie seinerzeit George Lucas: Statt sich auf eine gute Geschichte und spannend inszenierte Charaktere zu konzentrieren, präsentiert er lieber unter Aufwendung aller verfügbaren Effekttechniken eine spektakuläre Materialschlacht sondergleichen, frei nach Lucas´ altem Motto: “Die Fans interessieren sich für das Spektakel, nicht für die Story”, welche zudem unter oftmals völlig unpassenden Slapstick – Einlagen leidet. Damit macht er all die guten und interessanten Ansätze von Abrams siebter Episode in 152 Minuten vollständig zunichte und hinterlässt im Vergleich zu ALLEN anderen Episoden auch keinerlei Dinge, auf die man sich in irgendeiner Form hinsichtlich Episode IX freuen möchte. Es ist mir völlig unverständlich, warum Disney Johnson danach gleich die komplette kreative Verantwortung für eine ganz neue Star Wars – Trilogie übertragen hat. Man hält Donald Trump auch nicht den Atomwaffenknopf hin und sagt: “Ha, wetten du traust dich nicht?” Neben den Fans am meisten leid tut mir hier J.J. Abrams selbst. Der wird nämlich im großen Finale wieder im Regiestuhl Platz nehmen und steht vor der nahezu unmöglichen Aufgabe, den von Johnson angerichteten Schaden irgendwie wieder auszubügeln. Und dieser Schaden ist in meinen Augen gewaltig. Trotz beeindruckender Spezialeffekte, Episode VIII ist für mich sogar noch schlechter als Episode II. Und das will wirklich was heißen.
Die UHD
Die 4K Variante der kommenden Heimkinoveröffentlichung schafft es tatsächlich, in vielerlei Hinsicht in den Bereich der absoluten Referenzklasse vorzustoßen. Die Bildschärfe ist fantastisch und offenbart selbst kleinste Randdetails, besonders aber die Schwarzwerte sind einfach nur sensationell und sorgen in den vielen Raumszenen für ein exzellentes Bild. Trotz des oft bunten, effektreichen Spektakels ist die Farbgebung nie unausgeglichen, sondern liefert in nahezu jeder Szene natürliche Darstellungen und perfekt ausbalancierte Kontraste. Von Disney ist man aber auch selten anderes gewohnt. Umso mehr überrascht es, dass man hier bei der Deutschen Tonspur auf das nur noch selten genutzte Format “Dolby Digital Plus” setzt und stattdessen nicht die aktuellen Formate DTS-X oder Dolby Atmos ausnutzt. Letzteres existiert zwar, aber eben nur für die Englische Tonspur. Zwar ist die Abmischung hervorragend und das Ergebnis immer noch eine wirklich gute Leistungsprobe für jedwedes Lautsprechersystem, dessen Ergebnis auch durchgehend dank beeindruckendem, wuchtigen Raumklang überzeugen kann, aber am Ende wäre eben doch noch etwas mehr möglich gewesen. Die Englische Atmos – Spur ist einfach etwas nuancierter und höherwertiger ausgefallen.
Bei den Extras fährt man dafür wieder das volle Paket auf und bietet alleine mit dem über 90 Minuten langen Entstehungsfeature “Der Regisseur und der Jedi” einen spannenden und sehr detaillierten Blick hinter die Kulissen. Aber auch das Feature “Gleichgewicht der Macht” ist mehr als nur ein Überfliegen wert. Zudem gibt es 14 zusätzliche Szenen, Szenenanalysen und einen besonderen Auftritt von Snoke – Darsteller Andy Serkis. All das liegt abseits des Hauptfilms, der lediglich noch den Audiokommentar an Bord hat, auf einer zusätzlichen Disc, das entsprechende Material ist aber auch in der UHD – Box nur in normalem Full HD verfügbar.
Fazit
“Müsste ich abseits der wirklich überragenden Spezialeffekte irgendetwas Gutes an der achten Episode von Star Wars benennen, wäre es wohl, dass man immerhin nicht noch Jar-Jar Binks aus der Mottenkisten geholt hat. So sehr hat mich enttäuscht, was Rian Johnson aus den vielen guten Erzählvorlagen des Vorgängers gemacht hat. Stattdessen baut er mehr auf Action, Slapstick und immer neue Charaktere, erzählt dabei aber keine neue Geschichte. Die Charakterentwicklung ist auf einem Tiefpunkt angekommen, welchen Episode IX wohl kaum mehr zu retten vermag. Da kann “Solo” ja nur besser werden. Wenigstens technisch glänzen kann das Werk: Die UHD bietet Qualität auf absolutem Referenzniveau, ist bis an den Rand voll mit interessanten Extras und auch der Ton lässt es richtig krachen, wenn auch im Deutschen nicht ganz in der Form, in der es sicher möglich gewesen wäre.”
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